Volltext Seite (XML)
UMmim Anmger kvkin^ cke und Zeitung für Keifersdorf, Groß- und Klemölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. Nummer 43. Donnerstag, den 15. April 1897. 10. Jahrgang. Bekanntmachung. lila), , Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einkommen- , c kmreinschütz,mg den Beitragspflichtigen bekannt gemacht Uttw0>" vordeu sind, werden in Gemäßheit der Bestimmung in Sind» «r' Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 alle ^Mionen, welche hier ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, ^nen aber die Steuerzettel nicht haben behändigt werden W anfgefordert, wegen Mittheilung des Einschätzungs- "' '^winsses sich bei der hiesigen Ortssteuereinnahme anzu- Nelden. Rabenau, am 14. April 1897. " Der Bürgermeister. ^vmiA. t k Aus unserer Gegend. unn. wr 61', gt eist Nächst wke, ider, t. (8.65 per — sowie g-Scive glatt, ge' ^ca. 2^0) ssins e!c„ ister um' r> i4j sberg - Ihre iie t und >aft kaufe» (Nachdruck Verbote».) Meine offieielle Fran. Roman von Col. Richard Henry Savage. Und warum sollte ich nun, da mein Volk wiederum bedrückt, geplündert und nackt aus Haus und Heimath vertrieben wird, — warum sollte ich da Erbarmen haben? 3hre Hand hat den Arin der Gerechtigkeit aufgehalten, weil Lie für Ihr eigenes arinseliges Leben gefürchtet haben, und das werde ich Ihnen niemals verzeihen." „Mein Gott, Helene," rief ich, „Sie können mich doch nicht hassen, wegen meines Selbsterhaltringstriebes?" „Wenden Sie ihn doch an, um uns Beide ans Ruß land hcranszubekommen," sagte sie mit höhnischer Stimme, „denn wenn je die Vorgänge von gestern Abend bekannt werden, so steht mir ein Schicksal bevor, so grausam wie das meiner Mutter, nur im Geheimen — nicht öffentlich, denn die russische Negierung hat aus dem Entsetzen und den Abscheu der ganzen gebildeten Welt die Lehre ge- zogeii, daß geheimes Knuten seinen Zweck ebenso erfüllt wie öffentliches. Ihr Schicksal, mein galanter Arthur —" „Sie brauchen mein Schicksal nicht zu erörtern — wir reisen morgen ab," unterbrach ich sie schaudernd. „Ralürlich, das ist das Beste für uns Beide! Sie werden mich bereit finden. Es wird sich mir keine zweite Gelegenheit bieten — acl, wum Sie mich nicht zurück gehalten hätten!" Verzweifelt rang sie die Hände und schluchzte: „Jetzt wäre er todt und ich !" Die Begeisterung der Märtyrer flammte in ihren Augen. Dann wendete sie sich verächtlich zu mir und schrie: „Fort! Wage nicht, mir m's Gesicht zu sehen, Du Selavenseele, die Du Dich fürchtest, für die Freiheit zu sterben." Wenn ein Weib in eine derartige Stimmung geräth, so ist es ohne Zweifel am klügsten, man läßt sie sich allein daran ergötzen. Deshalb entfernte ich mich auch, ging aus, schlenderte durch die Straßen, kaufte weitere Pulver, kam um Mitternacht nach Hause, befahl, mich um acht Uhr zu wecken, nahm diesmal nur ein einziges Pulver und vergaß meine Lage. So früh ich am nächsten Morgen auch bei der Hand war, so fand ich doch Helene schon am Frühstückstisch — heiter, gesprächig, schön! Sie schien ganz vergessen zn haben, daß sie eine Verschwörerin war und rief: „Laß mich nur meine Blumen betrachten!" Dabei deutete sie auf eine Anzahl duftiger Abjchiedsgrüße, deren einer Sascha's Karte trug. — Für die jungen Leute, welche zu Ostern die Schule ^Zerlassen, um einen Lebensberuf zu ergreifen, ist es eine ßleib's Mieterische Pflicht, sich der Schäden bewußt zu bleiben, InbonS der Aufenthalt in duinpfer Stuben- und Werkstatt- zmittei. M sitzende Lebensweise, geistige Anstrengung und zu wenig gi ^swegmig in frischer Luft an ihrer Gesundheit hervor- »/ E„^li-^n können. Um hier ein genügendes Gegengewicht bieten » Pfg. können, ist der Besuch der Turnstätten dringend er- kjöber'- Gerlich. Nur in einem gesunden Körper können sich <iT"hsiim, Lebensmuth und Schaffensfreudigkeit in dem , mache entwickeln, wie es zn dem Kampfe ums Dasein er- I orderlich ist. Die vielfach ausgesprochene Ansicht, die Ar-' Ml in einem schweren Berufe gebe genug Gelegenheit, die Mäste zu stählen, ist nicht richtig, denn die Berufsthätig- Mt ist nur einseitig und bewirkt keine harmonische Aus bildung der gesammten Muskulatur. Das aber wird er dicht durch fleißiges Turnen mit seinen mannigfachen Be- wegungsformen, Turnspielen lind Turnfahrten. Das .Turnen bietet dein Heranwachsenden Jüngling eine Quelle W vieler reiner Freuden, innerer Befriedigung und körper- uchen Wohlbefindens, daß er stets gern und regelmäßig an den Hebungen auf dem Turnplätze theilnehmen wird. Kreischa. Auf Kleinborthener Rittergutsflur in der Nähe des „Blauberges" wurde am Mittwoch Abend ein Erhängter aufgefundcn. Die Persönlichkeit des Selbst- ! Mörders konnte noch nicht fcstgestellt werden. Aus einigen im Reklame-Kalender bei ihm Vorgefundenen Notizen ist ersichtlich, daß der Mann aus Krankheit und familiärem Bekümmerniß Hand an sich gelegt hat. Derselbe wurde nach der Leichenhalle des Röhrsdorfer Friedhofes überführt. Sein Alter beträgt ungefähr 55 Jahre und kann derselbe bereits 2 Tage gehangen haben. — Vor etwa vierzehn Tagen kaufte ein Herr aus Wiesbaden in einem Cigarrengeschäft an der K—straße in Frankfurt a. M. mehrere Cigarren. Als er eine derselben anzündete, entströmte ihr ein eigenthümlicher Geruch und aus der Asche schaute ein Metallstreifchen hervor. Der betreffende Herr faltete nun die Cigarre auseinander und fand darin ein mit Draht umwickeltes Papier, welches einen Zwanzigmarkschein enthielt. Auf der Hülle stand geschrieben: „Der Cigarrendreher Eugen Mertens übergab kurz vor seinem Tode sein letztes Vermögen dieser von ihm gewickelten Cigarre. Da es eine sehr minderwerthige Sorte, so hoffe ich, daß der Schein in den Besitz eines armen Mannes geräth. Unglückliche Verhältnisse zwingen mich, mein Dasein abzukürzen. Hamburg, 19. Mai 1895." Ge naue Recherchen ergaben, daß am 21. Mai 1895 die Leiche eines Arbeiters Eugen Mertens bei Hamburg gefunden war. Da jedoch der Käufer kein armer Mann, sondern ein mittlerer Beamter war, so schenkte derselbe den Zwan zigmarkschein einer milden Stiftung. — Um die Größe der Erde anschaulich zu machen, welche 2662 geographische Cubikmeilen enthält, gicbt uns der Schriftsteller Bernstein folgende bildliche Beschreibung. Man stelle sich eine Kiste vor, die eine solche Meile lang und ebenso breit und hoch ist, und wir wollen versuche», die Kiste anzufüllen. Berlin ist zur Hand; wir nehmen die Stadt, als ob sie ein Spielzeug wäre, und werfen sie „Der arme Kerl," sagte sie mit einem reizenden Lächeln, „bat, auf die Bahn kommen und sich verab schieden zu dürfen, aber ich fürchtete, es könne ihm zu nahe gehen, und verbot es ihm deshalb." Ich antwortete ihr nicht darauf, denn ich war eifrig mit den Vorbereitungen zu unserer Abreise beschäftigt. Helenes Koffer waren beinahe gepackt, nur zum Schließen nahm sie meinen Beistand an, denn sie war auch an diesem Tag keineswegs sehr kräftig. Um zwölf Uhr fuhren wir nach dem Warschauer Bahnhof, wo wir eine halbe Stunde später anlangten. Die Menge Wagen, das geschäftige Kommen und Gehen der Menschen regte meine Lebensgeister an, so daß ich ver gnügt in mich hinein kicherte bei dem Gedanken, daß ich Baron Friedrich zum letzten Mal gesehen hatte. Unter dessen bahnte ich mir meinen Weg zum Schalter und verlangte von dem deutschen Beamten zwei Fahrkarten nach Berlin via Eydkuhnen. „Die Stummer Ihres Passes?" fragte er kurz und eilig. „Numero 7287," Er blickte auf die vor ihm liegende Liste, rieb seine Brille aus (alle Deutschen in Rußland scheinen Brillen zu tragen), guckte noch einmal auf die Liste und sagte: „Ich fürchte, hier liegt ein Jrrthum vor. Ich habe Befehl erhalten, auf den Paß 7287 keine Fahrkarten abzugeben." „O — o!" keuchte ich; dann sagte ich verzweislungs- voll: „Aber dieser Paß Nr. 7287 ist erst vor zwei Tagen ausgestellt worden, Sie müssen sich geirrt haben — 7—2—8—7." „Das ist die Zahl. Wahrscheinlich liegt ein Jrrthum vor, bis auf Weiteres »her ist es ein Ding der Unmöglichkeit für Sie, auf diesen Paß hin fortzukommen. Ain besten wenden Sie sich in dieser Sache sin das Polizeibureau. — Die Nächste!" Dies galt einer deutschen Frau mit zwcj ^ Kindern, die unmittelbar hinter mir kam. Gott weiß, wie es mir gelang, zu Helene zurüHu- gehen, ohne zusammenzubrechen, aber da, wo sonst mein- Herz geschlagen hatte, lag ein Eisklumpen in meiner Brust, und meine Füße schienen den mit Ziegelp- ge pflasterten Boden gar nicht zu erreichen. Sie richtete keine Frage an mich, sie sah mich nur an, und ihr, Gesicht wurde so weiß und starr wie das meine. „Kommen Sie mit mir," flüsterte sie; ich iührte ^sie aus der Menge heraus, und sie sagte: „Sachen Sie leise, wir werden wahrscheinlich schon beobachtet. Man hat Ihnen die Karten verweigert?" in die Kiste. Wir gehen dann nach Potsdam und heben auch alle Dörfer auf unserem Wege auf und werfen alles hinein. Noch ist der Boden nicht ganz bedeckt. Wir nehmen Paris mit all' seinen Säulen, Thürmen und Kirchen, was wenig hilft; so nehmen wir nun auch London. Auch Wien muß in die Kiste, und um den Frieden nicht zu stören, lassen wir St. Petersburg zunächst folgen. All dieser Stoff liegt auf dem Boden. Jetzt beginnen wir, alle großen und kleineren Städte, Dörfer, Forts, Meierhöfe kurz Alles zu nehmen, was Menschenhände in Europa erbaut haben und alle Schiffe, die auf dem Meere schwimmen. Es hilft nichts! Wir müssen zur neuen Welt gehen, die Pyramiden von Egypten und die Eisenbahnen und Fabriken von Amerika, hineinwerfen, und Alles, was sonst von Menschen in Asien, Afrika, Australien und Amerika gemacht worden — ach, und unsere Kiste ist noch nicht halb voll! Wir schütteln nun die Dinge ein wenig durcheinander, um sie eben zu machen, und da wir uns vorgenommen die Kiste zu füllen, so laßt uns sehen, ob wir es nicht mit Menschen thun können, und wir legen sie ein wie Heringe. Eine Reihe wird 12 000 erfordern und 4000 Reihen machen eine Lage von 48,000,000 — gerade genug für die Nordamerikaner. Um ihre Lage bequemer zu machen, betten wir zwischen jede Schicht dreißig Fuß dick Stroh und Laub, was alles Stroh lind Laub der Erde erfordern wird. Auf die Ameri kaner legen wir 3,000,000 Australier und 45,000,000 Asiaten, was die zweite Lage bildet. Es bleiben noch 80,000,000 Asiaten; wir fahren aber mit dem Einlegen fort, bis der ganze Rest der Menschheit drinnen ist — in Summe 1,400,000,000 in beiläufig dreißig Lagen. Die Kiste ist jetzt' beiläufig halb voll, und wir würden noch gegen fünfzehnmal dieselbe Zahl von Menschen brauchen, um sie zu füllen. Was sollen wir thun? Wir haben natürlich noch Thiere. Nehmen wir aber auch die ganze belebte Schöpfung, sie ist noch nicht voll; und dies Alles ist nur eine geographische Cubikmeile, von welcher die Erde 2662 enthält. „Ja; was sollen wir nun anfangen?" „Uns benehmen, wie wenn wir überzeugt wären, daß nur ein Jrrthum vorliege. Gehen Sie und verlangen Sie noch einmal Karten. Halt, ich will's thun!" Damit schritt sie auf den Schalter zu, und ich konnte sehen, daß sie dem Deutsche» derart die Meinung sagte, daß er seine blauen Augen weit aufriß. Dann kam sie zurück und flüsterte: „Schicken Sie unser Gepäck nach dem Gasthof zurück. Wir müssen thun, als seien wir wüthend über einen abgeschmackten Jrrthum der Eisenbahnbeamten." „Ich befahl, unser Gepäck zurückzubringen, winkte einen Wagen heran und sagte mit heiserer Stimme: „Hotel de l'Europe." Dann hob ich Helene in den Wagen, und wir fuhren ab. Nach einer Weile flüsterte ich ihr zu: „Sie haben doch sicher nicht erwartet, die Fahrkarten zu bekommen?" „Natürlich nicht," erwiderte sie in leichtem Ton, ob wohl ich sah, wie ihre kleine Hand zitterte, „aber ich brachte alle Spione in die Nähe des Schalters auf den Glauben, es sei nur ein Jrrthum, und wir hätten sie be kommen müssen." „Sie halten es also sür's Veste in den Gasthof zurückzukehren?" fragte ich, denn ich hatte eine tolle Angst, sie könne plötzlich aus dem Wagen springen und sich, mit mir oder ohne mich, in irgend einen nihilistischen Schlupf winkel stürzen. „Gewiß, wo sollten wir denn sonst hingehen? Weirr^ man Verdacht auf uns hat — so werden wir beobachtet und können den Spähern bei Tag gar nicht entkommen — wenn nich», so ist der Schein der Unschuld unser Trumpf." / „So glauben Sie, man habe uns di;e Fahrkarten nur aus Versehen ans unsern Paß hin niHt ausgefolgt?" fragte ich, von plötzliche AHitUng die aber durch ihre Antwort schpM" wieder vernichtet wurde.. „Nein," flüsterte sie mit leuchtenden Augen, die etwas INnbestimmtes aber Schreckliches vor sich zu sehen schienen; obgleich ihre Lippen jetzt nicht mehr bebten, „nein, ich glaube, daß sich die Mausefalle geschlossen hat — daß es den Tod bedeutet! — Arthur, vergeben Sie mir, daß ich Sie zu Grunde gerichtet habe." Damit sank sie schluchzend in meine Arine, aber die Lust, sie zu küssen, fchnn mir vergangen zu sein. Wie schnell doch die Leiden schaft schwindet, wenn man die Hand des Todes über sich fühlt! (Fortsetzung folgt.)