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MlbemMr Ammer u,mittet Mv Ibitnng für Seifersdorf» Groß- und Kleluölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz etc. Numnler 48. Donnerstag, den 29. April 1897. 10. Jahrgang. » 1 bei »ilitr- Ke ingctrc'^ ung vrgane sind angewiesen, gegen jeden Versuch unerlaubter Auf- oder Umzüge beziehentlich An- und Versammlungen i^kUgstms einzuschreiten. — Eine Verjährung des Anspruchs auf Jnvaliden- oder Altersrente tritt nach einer Entscheidung des Reichs- Vchsicherungsamtes nicht ein, weil eine reichsgesetzliche Be- ^mmung hierüber nicht vorhanden ist. - Seit längerer Zeit hat sich im Plauenscheu Grund, bvlnehmlich im Schindergrunde, ein Mann Herumgetrieben, der sich gegen Frauen in schamloser Weise benommen (entblößt) hat. Trotz vieler Bemühungen gelang es nicht. ausdrücklich verboten. Den Ans- und Umzügen sind nach befinden gleichzuachten sogenannte Massenspaziergänge, auch wenn sie nur gruppenweise und ohne feste Gtiede- „Die russische Gerechtigkeit," rief Laura, mein Weib, ist eine Schmach und Schande. Es ist mir alles einerlei Auö unserer Gegend. — Am Montag wurden in hiesiger Schule 47 Knaben und 31 Mädchen neu aufgenommen. Der Baron sah diesen Auftritt mit an, während ein Hücheln höchsten Glückes und Trumphes über sein Gesicht (sag; gleichwohl bemerkte ich, daß er die Asche seiner Zigarre aufgeregt abstieß. Dann fragte er plötzlich: „Oberst Lenox, wer ist diese Dame?" „Meine Frau, meine wirkliche Frau!" rief ich. „Mein Eott, Sie haben doch nicht gedacht, ich werde sie ver- leugum und den zarten Händen der russischen Gerechtig keit preisgeben?" (Nachdruck verboten.) Meine offieiette Frau. Roma» von Lol. Richard Henry Savage. — Im Verwaltungsbezirke der Königlichen Amts- Miptmannschaften Dresden-Nenstadt und Dresden-Allstadt Werden für den 1. und 2. Mai laufenden Jahres alle öffent- ichen Auf- und Umzüge, sowie alle An- und Versamm- kungen auf Straßen und Plätzen oder sonst im Freien ans Grund von 8 13 beziehentlich 8 12 des Gesetzes vom 22. November 1850, das Vereins- und Versammlungsrecht / ^tr., auch 8 1 der Verordnung vom 9. Juli 1872, den . Verkehr auf den öffentlichen Wegen betreffend, hiermit — ich will sprechen. A!S ich die telegraphische Nachricht nau / Du seiest hier gefährlich erkrankt, und ich sollte kommen und Dich pflegen, fuhr ich sofort mit dem näch- 'w u 1'^ Zug von Paris nach St. Petersburg, denn Du hattest n^un ""r ja schon in Deinem Brief von der Epidemie berichtet, . hier wüthet. Ich reiste mit dem vom amerikanischen r u u d' ^sandten ausgestellten, von der russischen Gesandtschaft M disirlen Paß, wurde aber, sobald ich über die Grenze kam, 'lam verhaftet, unter Ueberwachnng hierher gebracht und bis heute früh als Verbrecherin hier zurückgehalten. Laß »ns Leser, ^jort auf die amerikanische Gesandtschaft gehen!" en an'/ Bei diesen Worte» stieß ich ein heiseres, verzweifeltes e» .«rehs, Gelächter aus, und Baron Friedrich sagte: „Verzeihen ^dre HN, Sie, aber ich Sie und Ihren Herrn Gemahl trennen, / obgleich Sie in kurzem frei sein werden." r Lei/ »Und mein Mann!" rief sie. „Was ist mit meinem eegcwü^ Mann?" LuA Des Barons Brillengläser waren unergründlicher it" der k . M je. „Davon später," sagte er bedeutungsvoll. „Für »er z/ gestatte» Sie mir, Ihnen mein Bedauern über die und A'' Ä»en widerfahrenen Unannehmlichkeiten auszndrücken, mit aber —" er machte eine vielsagende Handbewegwtg. rden^ Ich ihr ^„0,1 letzten, verzweifelten Kuß, dann 7, - Wurde sie in das Zimmer zurückgeführt, aus de», sie ge- 16 kommen war, und die Thür schloß sich hinter ihr. O Gott, riken bezH ° Golt, ob ich sie in diesen: Leben wohl noch einmal Pf. dir Wiedersehen durfte? / Als ich meiner vielen Unterlassung«- und Begehungs- mndei: gedachte, hielt ich es nicht für unmöglich, daß ich cvtwed^ auch im andern mehr sehen würde. ft „Nun," rief Varon Friedrich, nicht mehr in sreund- Nkdkkö kchüftkichem Ton, sondern in dem der Dieners der Gerechtig keit, „Ihre Erklärung hierfür mein Herr! Ihr Geständniß! Leugnen hat keine,: Werth mehr, denn ich weiß jetzt, wer 0 Pfg." -0 „ kuster». anko. tneburg ä»ig sich bewegen. Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot werden auf Gruud 8 33 des obeuamgezogeuen Gesetzes, beziehentlich 8 1 obiger Verordnung an den Teilnehmern, Ordnern, Leitern und Rednern mit ent- iftrechender Geld- oder Gefängnißstrafe beziehentlich Hast, d'sosern im einzelnen Falle auf Grund des Neichsstraf- ßksetzbuches nicht härtere Strafe einzutreten Hal, geahndet werde,,. Die Gendarmerie und die zuständige» Pollzei- diesen sitte»losen Mensche» festzunehmen. Am Mittwoch ist dies endlich geglückt. An diesem Tage Nachmittags gegen 3 Uhr trat der Mensch auf der Straße von Zauke- roda nach Saalhausen einer vorübergehenden Frau in bezeichneter Weise entgegen. Die Frau machte hiervon in Saalhausen Meldung und der zufällig anwesende Gendarm aus Pesterwitz übernahm sofort die Verfolgung des Uebel- thäters, der denn auch bald aufgefunde» und unter Mit hilfe zweier Männer festgenommen wurde. Der sittlich verkommene Mensch bezeichnete sich als Maurer Brendel aus Dresden. — „Vör Jsebahners ward nix makt!" In Rostock erzählt man sich folgende drollige Schnurre: Kommt da jüngst ein Oberstabsarzt an der Hauptwache vorüber. Der Posten indeß, ein biederer Obotritensohii, nimmt nicht die geringste Notiz von seinem Vorgesetzten. Auf die erstaunte Frage des Oberstabsarztes, warum er denn nicht die vorgeschriebene Ehrenbezeugung mache, er hält er die unter geringschätzigem Lächeln ertheilte Antwort: „Ne, vör Jsebahners ward nix makt!" Alle Vorstellungen darüber, daß der Posten ja gar keine» „Jsebahner", sonder» einen Vorgesetzten vor sich habe, waren vergeb lich. Dieser blieb standhaft bei seiner kategorischen Be hauptung: „Ne, vör Jsebahners ward nix'makt!" und der Oberstabsarzt mußte von dannen ziehen, ohne daß es ihm gelungen wäre, dem biederen Mecklenburger eine höhere Meinung von sich beizubringen. Ob allerdings nicht später der Herr Hauptmann, der Herr Feldwebel und der Herr Unteroffizier diesen bedenklichen Mangel in den Kennlnissen Ihres Untergebenen energische Abhilfe zu schaffen gewußt haben, wagen wir freilich nicht zu behaupten. — In Marseille hat sich der städtische Gemeinderath, der in seiner überwiegenden Mehrheit aus Socialisten besteht, genöthigt gesehen, seine Zahlungen einzustellen. Die Lotterieprämie von 100,000 Francs, die am 15. Januar fällig war, ist nicht bezahlt worden und ebenso ist die erste Rate von 10 Millionen Francs, die von der zu Sielanlagen bestimmten Summe von 33 Millionen vom 28. März eingezahlt werden sollte, ebenfalls rück ständig geblieben. Der Präfect hat wiederholt ver gebens gegen die verschwenderische Wirthschaft des socia- listischen Gemeinderaths Protest eingelegt. Die Gläubiger der Stadt werden die Hülfe der Gerichte in Anspruch nehmen. — In Vetzburg bei Gießen ereignete sich bei der dortigen Gemeinderathswahl folgendes Wahlkuriosum: Der Vorsteher leitete den Wahlakt und war noch um 4 Uhr beschäftigungslos, als um diese Zeit zwei Leute eintraten, die ihrer Bürgerpflicht genügen wolltu:. Der Vorsteher begrüßte die beiden Eintretenden, wovon der eine Schirmflicker und der andere Lumpensammler war, mit folgenden Worten: „Endlich bekomme ich einmal Beschäf tigung, Ihr seid die ersten heute." Darauf erwiderte der Schirmflicker: „Hannes, do will ich die e gote Rath gewe, do wählste mcch und ich wähl deck"; und so geschah es. Am Abend gingen der Schirmflicker und der Lumpen sammler, die erst ein halbes Jahr hier wohnte::, ein stimmig aus der Urne hervor. So geschehen im Jahre des Heils 1897. — Gefälschte Schweizerpillen. Der frühere Apotheker Karl Thelen aus Esch, jetzt Inhaber eines chemischen Laboratoriums in Köln a. Nh., welcher vor einigen Tagen von der dortigen Strafkammer auf Grund des 8 14 des Gesetzes zum Schutze der Waarenbezeich- nungen zu einem Monat Gefängniß verurtheilt wurde, erhielt wegen eines weiteren Betruges eine Gefängnißstrafe von fünf Monaten. Es handelte sich diesmal um die Nachahmung von Rich. Brandt'schen Schweizerpillen, die der Angeklagte nach seinem Geständniß in Verviers anfertigte. Ihre andere Frau ist, und ich habe sie!" Ja, er hatte Recht — es konnte nichts mehr nützen, mit etwas hinter dem Berg zn halten, und hastig fing ich an, ihm meine Abenteuer von Anfang an zu erzählen, wobei er mich ab zu mit Bemerkungen unterbrach, wie: „Gut! So ist's recht! Jetzt hab' ich sie! Ich habe sie! Sie ist mein!!'" Noch ehe ich ihm aber die Einzelheiten unserer An kunft in St. Petersburg geschildert hatte, klopfte es an die Thür. „Eiiwn Augenblick," sagte Baron Friedrich und rief dann: „Herein!" Ein Unterbeamter trat ein und meldete: „Der kaiser liche Rath Constantin Weletsky wünscht Sie zu sprechen." Mit einem Blick auf mich setzte er dann noch hinzu: „Ich glaube in seiner Angelegenheit." „Sehr gut; führe ihn herein." Im nächste» Augenblick trat mein edler russischer Verwandter, Zorn im Blick, Kummer und Scham in der ganzen Haltung, hastig in's Zimmer, und ehe Baron Friedrich oder ich ein Wort hatten sagen können, begann er: „Ich kenne die Angelegenheit, die Dich hierher geführt hat, mein armer Lenox — ich kenne das entsetzliche Elend, daß ein Glied meiner Familie über Dich gebracht, aber ich verleugne und verfluche ihn um dieser Kränkung des Gastrechts willen." „Von wem sprechen Sie denn?" fragte Friedrich hastig. „Voit meinem Neffen Sascha Weletsky, der die russische Mannesehre und meine Familie dadurch geschändet hat, daß er die Frau meines Gastes entführt hat." Und der alte Edelmann wischte sich Thränen des Zornes und des Herzeleides aus den Augen, während Friedrich und ich uns ganz erstaunt anblickten. „Lieber Lenox," brach Con stantin dann wieder los, „ich habe Dich gebeten, mit Deiner Frau in meinem Hause zu wohnen. Warum hast Du meine Gastfreundschaft nicht angenommen? Hast Du denn nicht bemerkt, daß ich den Schild meines eigenen Hauses über Dein Weib halten wollte, um sie gegen die Aufmerksamkeiten, Künste und Ränke meines verruchten Neffen zu schützen, den: nichts heilig, weder Verwandtschaft noch Gastfreundschaft?" „Lieber Herr Rath," unterbrach ihn Baron Friedrich, „welch merkwürdige Geschichte erzählen Sie uns denn da?" „Ich erzähle Ihnen die Wahrheit! Heute Morgen habe ich entdeckt, daß mein Neffe, Sascha Weletsky, gestern Abend mit der Fra» dieses Herrn, meines Gastes und Verwandten, aus Rußland entflohen ist." „Unmöglich," rief Baron Friedrich, während ich ein häßliches Gelächter hervorstieß, in das der Polizeichef ein stimmte, obgleich ich sah, daß er einen Augenblick erblaßte, „Ich habe ihr seit vierundzwanzig Stunde» einen Spür hund auf die Fersen gehetzt, dem sie nicht hat entkommen können. Die Dame, von der Sie, lieber Weletsky, glaubet:, daß sie mit ihrem Neffen entflohen ist, wird in fünf Minuten hier sein und Ihnen dann zeigen, wie sehr Sie sich getäuscht haben." Aber während er noch sprach, wurde die Thür geöffnet, Baron Friedrich erbleichte und klammerte sich krampfhaft an seinem Pult an, während Constantin und ich einen Ruf des Erstaunens nicht unterdrücken konnten, denn nicht die anmuthvolle Gestalt Helenes stand gefesselt und geknebelt vor uns, sondern die geschmeidige franzö- zösische Erzieherin, Mademoiselle de Launay, deren dunkle Augen Flammen sprühten, und deren Lippe» sich, wenn sie hätte sprechen können, in einen Wuth- und Zornesaus- bruch ohnegleichen Luft gemacht haben würden. „Wen haben Sie denn hier?" stieß Constantin hervor. „Nehmen Sie dein Frauenzimmer sofort den Knebel ab," befahl Friedrich; dann sagte er hastig aber höflich: „Darf ich Sie vielleicht ersuche», Herr von Weletsky, sich eine» Augenblick zurückzuziehen?" Ich war im Begriff, meinem Verwandten zu folgen, als sich Friedrichs kleine, fette Hand auf meine Schulter legte. „Sie bleiben hier," flüsterte er, „Sie sind mein!" Und mein Herz stand still vor Schrecken, obgleich mich die kommende Unterredung aufs Lebhafteste interessirte. Sobald die de Launay wieder Herrin ihrer Zunge war, wollte sie laut geben, aber Friedrich unterbrach sie: „Still! Sie beantworten meine Fragen — kein Wort weiter! Wo ist die Person, die auf de» Paß dieses Mannes als seine Frau mit ihn: gereist ist?" „Sie ist entflohen." „Entflohen! Mein Gott! Wann? Wohin?" „Gestern Nacht, mit Sascha Weletsky." „Um wieviel Uhr?" „Um siebe» Uhr?" „Wohin?" „Das weiß ich nicht." „Warten Sie einen Augenblick! In so kurzer Zeit kann sie nicht aus unserm Bereich entkommen sein — das ist unmöglich." Dann rang er die Hände und jammerte: „Mein Gott, wem: sie aber doch entkommen ist!" Dann rief er: „Einen Telegraphisten her! Schnell! Sie kann noch nicht entkvmmcn sein. Eydtknhnez: ? Die Entfernung ist zu groß; Kronstadt — bewacht. Nur einen Ort giebt's, von den: aus sie Rußland verlassen haben kann — Wiborg!" (Fortsetzung folgt.)