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Aibeimm Anzeiger >fg. an - Und Nummer 47. 10. Jahrgang. Dienstag, den 27. April 1897. Aus unserer Gegend. mkaüoir Teilnahme geschenkt, und als endlich die letzten Klänge konnte und leitete daraus die ernste Mahnung ab, der gut gespielten Musik verhallt waren, trugen die Theil- Zukunft die Treue, als der Tugenden höchste, alle- nehmer die Erinnerung mit sich fort köstliche Stunden, 'm Herzen zu bewahren. Nach Beendigung des Gottes- welche bei keinem derselben je erloschen werden, verlebt zu ^"Rs zog dje Versammlung nach dem Amtshof, woselbst haben. Feier ihre Fortsetzung fand. Nach einer warmen Be- — Die Schulglocke rust die Jugend zur Schule, gr"fnmg durch den Vorsitzenden, Herrn Stadtrath Hamann, die Rekruten sowohl, wie die, welche schon in höheren j tten mau- los!' :ise! Ü 42. : Hosen, isen ab. äuschung an welche derselbe ein mit Begeisterung aufgenommenes Hoch auf Se. Majestät den König Albert knüpfte, in dessen Anschluß die Sachsenhymne gesungen wurde, sprach Herr Lehrer Viehrig über die Entstehung und den Verlauf des Jubelvereins bis auf die heutige Zeit und schloß mit einem nicht enden wollenden Hoch auf Se. Majestät den Kaiser. Hierauf folgte der Gesang des Liedes „Deutschland, Deutsch land über Alles," worauf der Herr Vorsitzende eine Chronik des Vereins vortrug, welche die hervorragendsten Momente aus dessen Verlauf umfaßte, auf deren interessante Einzeln- heiten wir in einer späteren Nummer zurückkommen werden. Sodann wurde» von den verschiedenen kameradlichen und anderen Vereinen die dem Jubelar gewidmeten Ehrengaben überreicht, welche in Fahnennägeln, Fürstenbildnissen, einem Schreibzeug, einer Präsidentenglocke, sowie einer künstlerisch illustrirten „Geschichte des Krieges von 1870/1871 bestan den. Hierbei wurde den drei noch lebenden Vorstands mitgliedern aus der Zeit der Gründung des Vereins, Herren Hamann, Klippel und Franz je eine vom Militär- Vereins-Bund gestiftete Ehrentafel überreicht sowie eine Votivtafel ausgestellt, welche die Namen der 14 noch am Leben befindlichen Vereinsmitglicdcr aus jener Zeit enthielt. Dieselben erhielten von 3 jungen Damen als besondere Ehrengabe je einen silbernen Eichenzweig an die Brnst ge heftet. Nach einer von Herrn Cantor Burkhardt gesprochenen Dankrede begann der aus Liedern und Ansprachen bestan dene Cominers, welcher durch gesangliche Vorträge der Vereine „Apollo" und „Doppelquartett" wesentlich verschönt wurde. Dem sodann beginnenden Ball wurde die regste Semestern stehen. Weihen wir heute den Rekruten der Schule einige Worte. Außerordentlich viel, aber oft genug mit Unrecht, ist von der Ueberbürdung der Kinder ge schrieben und gesprochen, und namentlich galt es den kleinen Herren und Damen, die ihre Schullaufbahn beginnen. Aber die verehrten Eltern, die gleich mit dem Ueberbür- dungsthema bei der Hand sind, finden cs ganz unbedenk lich, wenn die Kleinen an Abenden weitausgedehnten Ver gnügungen beiwohnen, Bier trinken und ganz vergessen, daß am andern Morgen wieder Schule ist. Mit Recht wenden sich auch die Schulbehörden neuerdings mit aller Schärfe gegen die Theilnahme von Kindern an Bühnenvorstellungen. Alles so etwas greift das Kind weit mehr an, wie die so genannte Ueberbürdung, dadurch wird dem Kinde erst die Erledigung der Schulaufgaben eine Last. Wenn in späteren Schuljahren mit den Kindern so häufig unliebsame Er fahrungen gemacht werden, so hat das nur zu häufig darin seinen Grund, daß der Schulbeginn nicht richtig ernst ge- nommen wird. Die Schule ist keine Kleinkinderbewahr anstalt, wie besonders viele verehrte Mütter denken, son dern eine Erziehungsanstalt, in der von vornherein ruhig und milde zwar, aber auch fest vorgegangen werden muß, weil die Kinder ihren Lehrer nur dann schätzen und ehren, wenn sie Respekt vor ihm haben. Wenn Jeder Kinder unterrichten sollte und könnte, würden nette Dinge heraus- kvmmen, darum müssen die Schul-Rekruten von Anfang an streng gehalten werden, den Weisungen der Schule zu folgen. Ob sie blonde Locken und blaue Augen haben und allerliebste kleine Geschöpfe, süß und sonst noch etwas sind, das kommt für die Schule gar nicht in Betracht, auch das netteste Kind soll deshalb doch tüchtig lernen und ein brauchbarer Mensch werden. Die Schule weist den Kindern den Weg, sie auf diesem Wege zu halten, ist Elternsorge. i — Einen Ehrentag in vollster Bedeutung feierte am Ergangenen Freitag der hiesige König!. Sächsische Mili- färverein. Es war dies der Tag, an welchem vor ., Jahren die Gründung desselben stattgefunden. Scho» M 6 Uhr zeigte ein Weckruf, bei welchem gleichzeitig am Kriegerdenkmal ei» Lorbeerkranz niedergelegt wurde, den . eginn des festlichen Tages an. Nachmittags 3—4 Uhr land der Empfang der aus Nah und Fer» ei»getrvffe»e» Awieraden, der städtische» Behörde, des Bezirkvorstehers Schram, zugleich als Vertreter des Mililärvereius-Buudes °^e dec geladenen hiesige» Vereine und Corperatione» sM. Dieselben ordnete» sich sodann zu einem Zuge nach Friedhof um den daselbst schlafenden Kriegern eine ^dächmißfeier zu bringen. I» diesem Augenblick durch wach die Sonne, gleichsam als wolle sie der ernste» Feier W" himmlichen Segen verleihen, in vollem Glanze das bis dahin sie verhüllende Gewölk, was auf die Versammlimg Kien unbeschreibliche», tiefe» Eindruck machte, und es blieb ""ch das Gestirn dem Feste bis zum Ende treu. Am Ziele ""gelangt, gruppirte sich der Zug um die Wests, ile der pahelle und alsbald begann nach einem allgemeinen Ge- 1""g Herr Pfarrer Dr. Lehmann aus Deuben die Predigt, W^che aus dem Herzen kam und zu dem Herzen drang, w^aer halte seine» treffliche» Worte» den Bibeltext „Ein .sker Diann wird viel gesegnet" zu Grunde gelegt und ffÄte ans, wie mir durch die deutsche Treue der Ent- ^lastnen in Gemeinschaft mit den »och lebenden Kameraden deutschen Heeres das herrliche deutsche Kaiserreich ent- Zeitung für Seifersdorf» Groß- und Kleuwlsa, Obernaundors, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdocf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete u. höher - an iik. 9- , Kessel zöge v- von M Mk. O yi an 4- a" )vn Alt ,, " WN. o. «urg. (Nachdruck verboien.) Meine offieielle Fran. i., ii.» Non,an von Col. Richard Henry Savage, in. A _ . 7»- eme, ..„Mein Gott, ich wage es nicht! Ich fürchte mich! . K zu entsetzlich, als daß ich es Ihne» sagen könnte, i Um Gottes willen, haben Sie Mitleid mit mir!" Dabei (io Pis kng sic djx Hände in tödtlicher Angst. »Stehe» Sie auf," sagte ich streng, „ziehen Sie ckOuclg' ^Äen Stiefel an, oder ich sage Boris Alles, und er wird Pflicht thun." —. Sie erhob sich, blickte mir fest in's Gesicht, seufzte, Nau. , § "e sah, daß ich unerschütterlich war, und flüsterte dann stediack' . chigter: „G^! Die Komödie ist zu Ende — jetzt be- Mnt das Trauerspiel! Sage» Sie Capitä» Boris, ich er /. '"ich soweit erholt, daß Sie mich i» sein Boot a todtch^"^rtragen könnten." Dann brach Sie in ein hyste- st Hcm Gelächter aus und sagte zu meiner Verwunderung: »eben. haben den einen Bruder gerettet und vernichten den a Eff^ Aber eS ist schließlich besser so, der Seemann z T oll bedeutend mehr als der Herr Major von der Leib- Zivei Minuten später half niir Boris, dem sichtlich qt e>^ ivom Herzen gefallen war, Helene in sein Boot iakistek ^"'""^tragen, ^,äyrmd der schwedische Capitä» u»d sei» l all, verwundert nachstarrten. targa^ Nach einer halben Stunde hoben wir Helene, die sich ""germaßen erholt halte, in eine» Wagen, der uns nach ver Bahn brachte. Während der Fahrt nach St. Peters- arkt "rg sah Helene oft auf die Uhr; sic schien es gar nicht ^warten z» könne», wieder in ihre Gemächer zu kommen, s »Schnell nach dem Gasthof," rief sie; „ich bi» "Mbar hrmgrig; — Sie »icht auch, Arthur? Ehe "ff heute Morgen gingen, habe ich ans sechs Uhr das , bestellt, aber allerdings gehofft, wir würden nicht »au- da se»,, um es zu uns zu nehmen." . wir »ach Hause kamen, fanden wir den Tisch ra: Meckt und das Essen bereit. Helene ging in ihr Zimmer Md ich in das meine, aber während ich meine Haare durstete, fiel ein kleines Stückchen Papier aus der Bürste 9m Ich hob es auf und las: „Geben Sie heute veud wohl acht auf Ihre Fra»; ich glaube, daß Sascha He entführen will." Die Handschrift war die nämliche wie vor zwei sr ^en — die der französischen Erzieherin. Schwei w-, Teufel soll ihn holen! Und wenn ich auch 7i9, ß? "ii Lebe» auf'- Spiel setze — Sascha soll nicht über mich triumphiren," sagte ich zu mir selbst und trat in den Salon. Als ich diese Botschaft mit Helenes List auf dem Schiff in Verbindung brachte, wurde ich mißtrauisch. Offenbar beabsichtigte sie, mich hier zu verlassen und allein der russischen Polizei pceiszugeben. Das Essen verlief ohne besondere Ereignisse, nur wurde ich »ach dem Kaffee »»gewöhnlich schläfrig. Ich kämpfte dagegen an, aber vergeblich, und es war mir, als übe heute die genossene Mahlzeit die nämliche Wirkung auf mich aus, wie sonst meine Pulver. Das Zimmer verschwamm mir vor den Augen, aber durch den Nebel sah ich Saschas Gesicht. Ich wollte aufspringen, ihn am Kragen nehmen nnd schüttel», weil er es wagte, hier zu sei». Dan» hörte ich ein leises Klingen in der Luft, und eine weibliche Stimme — ihre Stimme — sagte: „Nein, ich habe ihm nicht zu viel gegeben — »icht so viel wie er mir." Da»» überkam mich ei» Gefühl der Wo»»e und ich verlor das Bewußtsein. Sechzehntes Capitel. Es war Morgen. Jemand berührte mich an der Schulter und sagte: „Verzeihen Sie, ich habe eine Botschaft von Baron Friedrich." Ein Mann in Civilkleidung stand neben mir. Ich wußte sofort, daß jetzt der Augenblick gekommen war — ich befand mich in de» Händen der russischen Gerechtigkeit. Der Mann sagte höflich: „Ich würde Sie »icht geweckt habe», Herr Oberst, aber mei» Befehl ist ge messen und duldet keinen Aufschub. Wollen der Herr Oberst die Güte haben, aufzustehen ? Ich hoffe, die Sache wird so schnell erledigt sein, daß Sie zum Frühstück wieder hier sein können." Ach Gott, als ich das Bett verließ, wußte ich, daß ich in diesem Gasthof nie mehr frühstücken würde! Mein Herz war ganz erstarrt, kalte Schauder überliefen mich — vor mir lag nur noch der Untergang. Sobald ich fertig war, ersuchte mich der Herr, ihm zu folgen, und wir traten miteinander in den Salon, wo zwei andere Männer in Civilkleidern saßen und offenbar auf Befehle wartete». Ich hatte gedacht, Helme hier zu finde», vielleicht mit Fessel» um die schöne» Handgelenke und einem Knebel in ihre» hübsche» Mund, aber sie war »icht zu sehe». Gleichwohl wichte ich, daß sie sich ebe» so sicher m der Gewalt dieser Männer befand wie ich, denn ihr tiefes, kräftiges Athmen drang aus dem Nebenzimmer zu mir; sobald sie erwachte, sah sie sich in den Klaue» der russi schen Gerechtigkeit. Ich Ivar im Begriff, sie anzuredm, als der Herr an meiner Seite sagte: „Bitte, folgen Sie mir sogleich, ohne die gnädige Frau zu benachrichtigen, so lautet mein Befehl." So folgte ich ihm denn und stieg in den Wagen, der im Hof des Gasthofes wartete, und uns auf die Polizei- direction brachte. Hier wurde ich an Wachen vorbei die Treppe hinauf und in ein behagliches Arbeitszimmer ge führt. Äußer der Thür, durch die ich eingetreten war, führten noch zwei andere in das Gemach. Hier saß Baron Friedrich an seinem Pult, nnd einige Gendarme standen wartend daneben. Er entließ diese, sprang auf und sagte: „Mein lieber Oberst, Sie müssen entschuldige», daß ich Sie scho» vor dem Frühstück bemühe; ich hoffe aber, daß wir die Sache i» einigen Minute» erledigt haben. Bitte, bedienen Sie sich." Damit bot er mir eine Cigarre an, die ich, um Un befangenheit zu heuchel», zu rauchen anfing, aber ohne besonderen Genuß. Als er dies sah, lachte er leise und bemerkte: „Ja, ja, so gut sind sie freilich nicht, wie die, die wir auf dem Wege von Wilna hierher rauchten. Aber wir wolle» zur Sache kommen, denn Sie werde» sich nach Ihrem Frühstück sehne». Es handelt sich um eine von der Polizei gefänglich eingezogene Dame, die auf einen Paß reist, der besagt, sie sei Ihre Frau- Natürlich wissen wir, daß Sie Ihre Fra» im Hotel de l'Europe bei sich habe», u»d so wurde die Betrügerin hierher gebracht, damit Sie erkläre», Sie sei »icht Ihre Fran, lind wir sie dann dementsprechend als mit falschem Passe reisend be handeln können." Diese dem Anschein »ach so gütigen, in Wirklichkeit so schrecklichen Worte, erfüllten mich mit Entsetzen. Mein Herz klopfte zum Zerspringen, doch dauerte die Ungewiß heit nicht lange. Der Baron leutete und befahl, die draußen wartende Dame vorzuführen. Im nächsten Augenblick ging die Thür auf, und eine Dame im hübschen Reiseanzug trat aufgeregt und empört herein. „Welch neue Unverschämtheit ist dies nun wieder?" rief sie, schrie aber sofort auf: „Arthur, Gott sei Dank, Du lebst! Ich fürchtete nach Deinem Telegramm, Du seist gestorben!" Und meine wirkliche Frau, — mein Blauäuglein von Paris — hatte sich schluchzend in meine Arme geworfen und war nahe daran, mit ihren Thränen, Liebkosungen und Schmeichelnamen mein schlechtes Herz zu brechen, das sie sieben Tage lang über den schönen Augen einer ander» vergessen hatte. (Fortsetzung folgt.)