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Habenauer Weiger und 10. Jahrgang Sonnabend, den 24. April 1897. i«. IN8 s o <v v 8 Von unverwelklichen Lorbeern umgeben. Wird stets Dein Bild in unsern Herzen leben. Drum Heil Dir, König! Nimm den Dank der Deinen, Den heißesten für Deine deutsche That! Sieh, wie bei dieses Feiertags Erscheinen Dein Volk sich Dir mit Lieb' und Ehrfurcht naht! O mögen sich stets Glück und Ruhm vereinen Auf Deinem fernen hohen Lebenspfad, Und noch die fernste Zukunft wird einst melden Von Sachsens großem, königlichen Helden! § — Nummer 46. — Als am Donnerstag Morgen in Cosch tt tz ein Einwohner seine Stube betrat, fand er seine Frau todt vor, die Hand an sich selbst gelegt hatte- Als Grund zu diesem verhängnißvollen Schritte der jugendlichen Frau wird eine unliebsame Klatscherei angegeben, deren Ursache sie gewesen sein soll. — In der Nacht zum Sonntag brachte sich der Fleischermeister K. von Dohna, welcher mit Delirien be haftet war, Schnittwunden an den Unterschenkeln und Arinen dermaßen bei, daß er infolge des Blutverlustes starb. K. hatte kurz zuvor geäußert, noch Kälber schlachten zu müssen. — Ein sonderbarer Spuk setzt die guten Bewohner des Ortes Ragewitz bei Leisnig in Aufregung. Haar sträubend sind die Geschichten, die dort geschehen, falls man den ängstlichen Gemüthern Glauben schenken will. Allabend lich erscheint dort ein feuriges kugelförmiges Gebilde bald in dem bald in jenem Dorfthcile; geht man aus dasselbe zu, so entfernt es sich, bewegt sich über Felder und auf Bäume, Häuser, kehrt wieder zurück, um wieder zu ent weichen usw. Genug, die Erscheinung ist so surcht^ecgmd, daß die gesammte Bewohnerschaft in großer Aufregung lebt. Das „Leisn. Tagebl." sucht diese eigenthümlichen Erscheinungen aufzuklären und sagt, daß man nicht fehl- geht, wenn man annimmt, daß sich auf dem Dorfteiche oder einem anderen Tümpel Wasserstoffgase entwickeln und aufsteigen, die unter gewissen Bedingungen ein bleiches phosphorescirendes Licht zeigen, welche Lichterscheinungen unter dem Einfluß der Luftströmungen sich auf- oder ab wärts oder auch seitlich bewege,: können. Daß diese Er scheinungen bei manchen Leuten Furcht und Entsetzen er regen können, ist wohl erklärlich. Vor mehreren Jahren zeigten sich solche Erscheinungen bei Marschwitz an einer längeren Reihe von Abenden; dieselben zogen viel Neu gierige aus der Umgebung an. Aus unserer Gegend. — Für den von hier nach Lvckwitz versetzten Lehrer Richter wird Herr Holstein als Hilfslehrer nächsten Dienstag an hiesiger Schule eintreten. — Donnerstag Mittag überreichte Herr Amtshaugt- mann Dr. Schmidt, im Beisein der Herren Stadtverord neten sowie des Vorstandes und Vergnügungs-Comitees vom Militärverein, Herrn Stadtrath G. E. Hamann von hier das von Sr. Maj. König Albert verliehene Albrechts kreuz aus Anlaß des heute stattsindenden 25jährigen Ju biläums des Militärvereins und in Hinsicht auf feine durch 10 jährige Thätigkeit als Stadtrath erworbenen Verdienste um die Stadt Rabenau. — Desgleichen wurde dem Kgl. Förster Herrn Clemens hier durch Herrn Oberforstmeister Tittmann in Grillenburg das Albrechtskreuz ausgehändigt. — Vom Tode des Ertrinkens rettete dieser Tage mit eigener Lebensgefahr der Kaufmann Maasch in Pöt sch a pp el das in den hochangeschwollenen Mühlgraben gefallene dreijährige Söhnchen des Malers Schönberg, das von Käpplers Gasthof bis zum Rudvlphschen Restaurant, ca. 300 Nieter, mit fortgetrieben und bereits erstarrt war. Sofort angestellte Belebungsversuche waren von Erfolg. Mit welcher Liebe grüßen wir Dich heut'! Da zu dem hohen Fest die Fahnen prangen, Das Dich geboren einst vor langer Zeit! Mit Jubel ward der Köuigssprvß empfangen; Die schöne Hoffnung ward zur Wirklichkeit: Denn von den größten Helden, die da leben, Ward einer uns, o Fürst, in Dir gegeben! Als damals auf den blutgetränkten Auen Manch herrlich große Schlacht geschlagen ward, Auf die wir jetzt mit Stolz zurücke schauen: Warst Du es, der mit echter deutscher Art Dein Volk geführt, um den sich mit Vertrauen Die Tupfern haben allesamt geschart, Der sie als Feldherr mit der blanken Wehre Geführt zum Siege und geführt zur Ehre! Als da des Feindes stolze Adler sanken, Sein frevler Uebermuth zusammeubrach Und statt Erfüllung seiner Naubgedankeu Vom deutschen Schwerte erntete die Schmach, — Da leuchtetest Du vor, und ohne Wanken Die Mannen stürmten opferfreudig nach; Man sah Dich in der ersten Helden Mitten, Als ruhmvoll ward das Deutsche Reich erstritten. Was du in Friedenswerken dann geschaffen, Wie Du Dein Land beschützt, geliebt, beglückt. Dafür gesvrget, ohne zn erschlaffen, Das ist im Wohl des Volkes ausgedrückt. Und daß Du einst geführt Dein Volk in Waffen, Das ist der Ruhm, der Dich aufs beste schmückt: : schon Wir Uebels ends i uns Hrn. § welches ofvrt. Dank neu en mnL Zegeberf ,er Ar^ t« »M > , slim Geburtstage Köllig Alberts - Wenn stets schon aller Herzen an Dir hangen, Zeitung für Seifersdorf, Mroß- und Klemölsa, Obernaundors, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete ^7- > > L § : Maa»' :ran (Nachdruck verbolen.) n. hre 1' ter Zeit ehe»! - an u- Meine osficielle Frau. Roman von Col. Richard Henry Savage. st, r . „O ja, die einfahrenden Handelsschiffe warten auf Piloten, und die ausfahrenden warten, bis die Paß- Ritation beendet ist. Der Name und die Ladung eines eden Schiffes werden hierher telegraphirt, und es zeigt nn ^Wge und Nummer, während es langsam hinausfährt." »Und Sie haben heute Dienst am Bord? Es wird für uns sein, dies Alles zu sehen," sagte , >^ne; „vermuthlich können wir auch am Bord des einen IIÄK der anderen Schiffes gehen?" „Gewiß," erwiderte der galante Weletsky, „Sie '"Um nur befehlen." ewogeH > Während er noch sprach, verkündeten mehrere Nauch- NyaV^" daß in See gehende Dampfer von St. Petersburg - "ahten, und die Forts signalisirten sie unserm Schiff, kabelt n Mtskh's Untervfsieier trat heran, erstattete Rapport, lind ertheilte seine Befehle. , Als die Schiffe näher kamen, wurden mehrere Boote -- Ä/Mmun und legten an den großen Schiffen bei; nach emdx^r Untersuchung nahmen sie die Zollausseher auf. . nach einigen kleineren Fahrzeugen, kam ein Heißer Seefahrer herangedampft. .. »Was ist das für ein Schiff?" fragte Helene gleich- . Ja, ganz recht, das große dort." gcstclü^Äup/ schwedische Dampfer ,Dalecarliw", lautete die muß „E,. jsj s<,hr schön," sagte meine Frau. „Möchten Sie ihn gern besichtigen?" fragte Boris. »Ja, ihn so gern wie irgend ein anderes Schiff. Sie frühstückte hastig, ich aber konnte nichts essen: "ein Appetit war mir irgendwie abhanden gekommen. »Dann fuhren wir nach dem Quai, wo uns Boris schon 14.—a Nvartete, und glitten in seiner Gesellschaft auf der ruhigen s" flauen Rewa dahin, an den malerischen mit Villen und bedeckten Inseln vorüber. . . Eine Stunde später landeten wir an dem granitenen von lA Mndamm Kronstadt's, nahmen im Hotel de Russie einen U' U/e^tichm Lunch ein und befanden uns bald darauf an Bord o,.'Bsadnik, wo unS Boris als Capitän willkommen hieß. iuf diesem flinken Avisoschiff fuhren wir nun auf dem lbsusr^"schsichtigen Wasser des Finnländer Golfes dahin und suchten mehrere der großen Panzerschiffe und Außenforts, Ehrend meine Gefährtin die ganze Zeit aufs Lebhafteste l ">t dem jungen russischen Officier plauderte. I ist „Zücht wahr, alle Schiffe halten vor den Forts?" ragte sie. Eben legt er bei." „Gut! Dann gehen wir an Bord, und sie können sehen, in welcher Weise die Untersuchung vorgenommen wird," rief unser Wirth. Seine Barke war bereit; galant führte er meine Frau über die Fallrecpstreppe hinab, und ich folgte ihnen. Als wir uns dem prächtigen Dampfer näherten, ließ dieser sofort seine Fallreepstreppe herunter. Die russische Flagge, die unser Boot gehißt hatte, verkündete den dienstthuenden Officier, und der Capuän des Handelsschiffes empfing uns, den Hut in der Hand, an der Kajütentreppe. Weletsky kannte ihn und stellte ihn uns als Capitän Olafson aus Stockholm vor. Sofort bot er Helene den Arm und zeigte uns den Dampfer, während Boris sich bei uns entschuldigte und seinen Pflichten nachging. Er ließ sich die Passagierliste vorlegen, prüfte die Pässe und nahm Einsicht in die Zollregister. Während er in dieser Weise beschäftigt war, bemerkte ich zu meinem höchsten Erstaunen, daß Helene und der schwedische Capitän hastig und aufgeregt miteinander sprachen. Außer mir achtete bei dem Gedränge auf dem Verdeck und der der Abfahrt vorhergehenden Unruhe indeß Niemand darauf. Nun kam Boris zu mir zurück; seine Geschäfte waren erledigt und wir konnten gehen. Ein Pfiff ertönte. Es entstand ein hastiges Hin- und Herrennen, Plötz lich wurde ein Schrei ausgestoßen, und Helene lag ohn mächtig auf dem Deck — sie war über eiu aufgeschossenes Tau gestürzt. Die Reisenden drängten sich um sie; ich sprang an ihre Seite, Boris mir nach, aber der Capitän blieb ruhig. „Ruft den Wundarzt," befahl er, „und bringt die Dame in meine Kajüte!" Bald kam der Schiffsarzt und erstattete Bericht: Helene hatte sich den Knöchel stärkt verrenkt! „Wie stark?" fragte Boris scharf. „Sie wird doch wohl fortgebracht werden können?" „Das würde ihr furchtbare Schmerze» — vielleicht auch bauernden Schaden verursachen," erwiderte der Arzt. Nun pflogen der Capitän und der russische Lieutenant eine lebhafte Berathung, und schließlich rief der Capitän: „Aber ich muß fort! Bedenken Sie doch meine Ver sicherung, mein Schiff, meine Ladung — ich komme um meine Stelle!" Hierauf erwiderte Boris entschieden: „Aber Frau Lenox kann nicht in dieser Weise abreisen — der Oberst hat keinen Paß. Das geht durchaus nicht an!" „Doch ich habe einen Paß für mich und meine Frau mit der Erlaubniß, Rußland zu verlassen," sagte ich. „Jawohl, aber der gilt nicht für Kronstadt. Meine Befehle sind gemessen," erwiderte der junge Officier. „Aber die kranke Dame," warf der Arzt hastig ein. „Einen Augenblick," rief Boris und nahm mich beiseite. „Lieber Lenox, es ist in Rußland unerhört, Jemand abreisen zu lassen mit einem auf einen andern Weg lautenden Paß, aber ich will es in diesem Fall thun, wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, auf diesem Dampf schiff wieder mit Ihrer Frau zurückzukommen. Andern falls —" „Andernfalls?" fragte ich. Sein Blick bohrte sich fest in den meinen. „Andern falls hätte die Sache sehr ernste Folgen für mich. Sie als Linienofficier wissen, was Ungehorsam für einen Marineofficier bedeutet," entgegnete er. „Ich null mit meiner Frau reden und Ihnen in ein paar Minuten Antwort sagen." Helene lag in der Kajüte auf einem Ruhebette; ihr Gesicht war vom Schmerz verzerrt, ihr Knöchel fest ver bunden. „Ich durchschallte den schlauen Plan völlig, der ver- muthlich vergangene Nacht verabredet worden war. Der Capitän gehörte zu ihrer Verbindung und sollte ihr helfen, auf diese Weise aus Rußland zu entkommen. Ihre Sicherheit war auch die meine. Ach, die Ver suchung war groß! Aber ich wußte, daß die Annahme seines Vorschlages für den wackeren jungen Seemann, der draußen unglduldig auf und ab ging, für meinen Freund und Verwandten den Ruin bedeuten würde. Als ich die Thür hinter mir geschloffen hatte, trat ich zu ihr und flüsterte ihr in's Ohr: „Stehen Sic sofort auf! Ziehen Sic Ihren Stiefel an und verlassen Sie das Schiff mit mir." „Ich kann, nicht, Arthur! Sie sind ein Barbar lind Narr! Sehen Sie denn nicht, daß uns dies das Leben rettet?" „Ja, für uns wäre cs die Rettung, aber für ihn Cassation und Kaukasus." „Das ist einerlei! Er ist ein Russe! Selbsterhaltnng! Guter Gott, Arthur, Sie werden doch nicht die letzte Möglichkeit ans Rettung vernichten wollen? Denken Sie ail Ihre Frau! Sic werden Sie nicht Wiedersehen, wenn Sie mir nicht zu entkommen helfen!" „Nein, nein," stöhnte ich; „führen Sie mich nicht in Versuchung!" „Denken Sie auch an meine Liebe," rief sie, „denn dann werde ich Sie lieben!" Darauf brach sie in Schluchzen aus. „Ich wagte nicht zu bleiben! Man hat mir ge'agt, welche Strafe mich wartet! (Fortsetzung folgt.)