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Wemlm Ameiger meines und diummer 41 10. Jahrgang Sonnabend, den 10. April 1897. Hülle am und seine Frau, die den Ball schon vor der Mazurka ver- schristlicher ein, deren allgemeines Constantin Meyer, ich reise in Kolonialwaaren!" — Das europäische Konzert. Allen Lheil- k. !97. frau. Nun liefen eine Menge persönlicher und Erkundigungen nach dem Befinden der Dame Schönheit und Anmnth auf dem gestrigen Ball Aufsehen erregt hatten. Unter den ersten Besuchern befanden sich Niemand wußte, woher rind wohin, auf die Einigung ein Er hatte die Alternative: „Geld oder Bäume" anscheinend gut verstanden. Bei der Licitation kam man zu mäßigem Preise zu dem begehrten Holz. Flngs wurde nun eine Privatversteigerung abgehalten, bei der etwa 3000 Mark Ueberschuß zur Nertheilung gelangen konnten. ES kamen auf den Mann a'so etwa 170 Mark. Das Geld wurde sofort ausgezahlt. Der Fremde Ivar während der Ver steigerung spurlos verschwunden. Als man mit der Ver- theilnng des Ueberschusses schon zu Ende war und nach dem Nothbärtigen fragte, erschien dieser im Zimmer. „Hier, mein Herr, ist Ihr Geld, wo stecken Sie denn?" schallte es ihm entgegen. Einen Augenblick flog ein Schimmer, wie von Verdutztsein über die Züge des Fremden, dann zählte er bedächtig das Geld, steckte es ins Portefeuille und meinte dann mit treuherzigem Tone: „Mein Name ist Die „Berliner n und umen- letzten meä- rffig neinen chen. 7. ltwe lassen und erst heute Morgen von Frau Lenox' Erkran kung Kenntniß erhalten hatten; mit ihnen kam auch die Fürstin Palitzin. Allen Besuchern sagte ich, meine Frau leide an einem leichten, ganz ungefährlichen Herzfehler, sie habe sich durch das Tanzeu überanstrengt, werde aber morgen, wo wir abzureisen gedächten, wieder völlig hergcstellt sein. Leider sei sie im Augenblick noch zu erschöpft, um Jemand sehen zu können. Sobald diese Besuche sich entfernt hatten, hielt ich andere dadurch fern, daß ich diese Mitteilung in's Bureau hinunterschickte und sagen ließ, wir seien für Niemand zu sprechen. Dann fuhr ich eilig nach der amerikanischen Gesandt schaft, um nach Briefen zu fragen, denn allmählich kam es mir auch wieder zum Bewußtsein, daß jede Stunde meines Verweilens in St. Petersburg neue Gefahren brachte. Es konnten Briefe von meiner Frau in Paris eintreffen, meine Tochter konnte meinen Anordnungen un geachtet doch kommen und mich verrathen. Auf der Gesandtschaft fand ich nur einen kurzen Brief von Marguerite, worin sie sich beklagte, daß ich sie während meines Aufenthalts in St. Petersburg nicht dort hin kommen lassen wolle, aber versprach, weitere Nachricht abzuwarten. So war also die unmittelbare Gefahr der Entdeckung wieder etwas ferner gerückt, und ich kehrte mit leichterem Herzen in den Gasthof zurück. Als ich durch das Bureau ging, traf ich Baron Friedrich, der mir entgegenrief: „Soeben habe ich mich nach dem Befinden der gnädigen Frau erkundigt, mein lieber Oberst, und sreue mich zu hören, daß es ihr soweit besser geht, wenn sie auch noch nicht im Stande ist, abzureisen." „Nein," entgegnete ich, „wir reisen erst morgen." „Direct nach Paris?" fragte er, mit scherzhafter Be tonung des Wortes Paris, die mich erschreckte. „Konnte das etwas zu bedeuten haben ?" überlegte ich ans dem Weg nach unsern Zimmern, schob aber dann Alles auf meine Nerven. Dann warf ich mich auf ein Sopha und schlief ein; es war schon spät am Nachmittag, als ich erwachte. Köst lich ! Der Schlaf hatte mir neue Kraft gegeben und mich über acht Stunden der Erwartung hinweggetäuscht. Nation" erinnert mit Hinsicht auf die Lage im Orient an die folgende von Grillparzer's politischen Fabeln (Werke I. S. 255, 1872): „Der Esel und der Wolf im Streit, sie greifen zum Gewehr, Da treten als Vermittler ein die Nachbarn rings umher, Der Stockfisch und das Murmelthier, der Marder u.derFuchs, Dem Langohr fern und nah verwandt, sie bieten Hülfe flugs. Doch dreinzuschlagen eh' es Noth, wär' eben doch zu toll: Man zieht dem Esel ab die Haut und schreibt ein Protokoll. — Glycerin als Gurgelmittel dürfte nur Wenigen bekannt sein und doch genügt ein kleiner Löffel reinen Glycerins in einem Glase heißen Wassers, um ein gutes Gurgelwasser herzustellen, das bei mehrmaligem Gebrauch Heiserkeit und Halsschmerzen schnell vertilgt. ein. „Ich bin im Begriff, mein Essen zu bestellen, es wäre besten, Sie leisteten mir Gesellschaft, Kleine." Traurig schüttelte sie den Kopf. (Fortsetzung folgt-) grimmig ein: „— daß Sie Baron Friedrich den gewünsch ten Beweis selbst beibringen können." Darauf rief sie kurz angebunden: „Halten Sie mich nicht mehr zurück! Ich kann nicht länger bleiben!" „Erst wird noch ein kleiner Vertrag zwischen uns abgeschlossen," erklärte ich, „ich will Ihnen gestatten, sich zu entfernen, ohne Sie bei der Polizei anznzeigen, wenn Sie verspreche», mir jede verdächtige Bewegung Saschas mitzntheilen, falls diese gegen die Ehre meiner Gattin ge richtet sein sollte." „Ja," rief sie verzweifelt, sowohl um Jhret- als auch nm meinetwillen." Nun schloß ich die Thür ans und ließ sie gehen. Zu Helene zurückgekehrt, sand ich diese noch immer krank, von tödlicher Uebelkeit und Alhemnoth befallen, aber ver nünftig und von Nachsucht erfüllt. Ich freute mich darüber, denn nun wußte ich gewiß, daß die Macht des Opiums, dank der Französin, durch die Massage des Hasses gebrochen war. Vierzehntes Capitel. Nun brach ich beinahe zusammen, denn die körperliche gemüthliche nnd geistige Anstrengung dieser außergewöhn lichen Nacht hatten mich erschöpft. Da ich aber mit einer ganz wunderbaren Spann kraft des Körpers nnd des Geistes begabt bin, genügten einige Cognac's und eine kalte Abwaschung, um mich wieder zu erfrischen; ich kleidete mich um und war nun gerüstet, den Schwierigkeiten und Verwicklungen des heutigen Tages entgegenzutreten. Während meines Frühstücks entwarf ich mir einen Plan für mein Vorgehen. Er war sehr einfach: sobald Helene wohl genug war zu reisen, mußte ich sie aus Rußland entfernen. Allein wagte ich nicht zu gehen, weil meine Gattin so öffentlich erkrankt war, daß es Verdacht erregen konnte, wenn ich sie jetzt allein ließ. Als ich nach meiner Kranken sah, lag sie im Schlummer, aber es war ein Schlaf der Erschöpfung — kein Opium schlaf. Als ich ihre bleiche Schönheit betrachtete, sagte ich mir mit sinkendem Muth, daß sie jedenfalls zu krank sei, um heute das Bett verlassen zu können, aber morgen mußte sie durchaus mit mir abreisen, denn es wäre Wahn sinn gewesen, länger zu bleiben. lung zu treten hat. Die Wahl der Kommission erfolgt sofort. Mit größter Zufriedenheit wird von dem Schreiben des Herrn Bürgermeister Wittig Kenntniß genommen, welches die letzte Petition an hiesigen Stadtgemeinderath, das ansammeln der Kinder bei Beerdiannge», betrifft. Freudig begrüßt wird die Einladung des Msigen Königlich Sächs. Militärvereins zu seinem 25 jkihrigen Jubiläum und rege Betheiligung versprochen. Ferner wird be schlossen Herrn Lehrer Richter für seine Bemühungen zu seiner Hochzeit als Zeichen der Anerkennung ein Ge schenk zu überreichen und damit 2 Herren beauftragt. So dann wird noch zum Schluß beantragt und beschlossen jede Monatsversammlung im „Rabenauer Anzeiger" bekannt zu machen. Da die Zeit schon sehr vorgeschritten, meldet sich unter „Verschiedenes" niemand zum Wort- Schluß der Sitzung Uhr. — Am Mittwoch Nachmittag verunglückte in Possen dorf der Geschirrführer Robert Jäppelt infolge Durchgehens der Pferde. Die Verletzungen sind derart schwere, daß sich die Unterbringung J.'s in das Krankenhaus zu Dresden nothwendig machte. — Ein lustiges Stücklein ist kürzlich nicht weit von Landsberg a. W. bei einer Holzauction in den königlichen Forsten passirt. Es hatten sich 18 Herren zu der Lici tation eingefunden, bei welcher es sich um den Erwerb von Eichenstämmen handelte. Diese Holzhändler waren theils aus Landsberg, theils aus der Umgegend, weiter aus Stettin, Berlin und Hamburg gekommen. Das Holz war preis- werth. Jeder wollte einiges davon haben. Um nun nicht gegenseitig sich zn überbieten, versuchte man eine Einigung herbeizuführen, welche auch gelang. Plötzlich war auch ein rothbärtiger Herr auf der Bildfläche erschienen. Man mußte auch mit ihm rechnen, stellte ihm die Sache vor, und mit größter Bereitwilligkeit ging der Fremde, von dem Zeitung für Seifersdorf, ^roß- und Kleinölsa, Obernaundors, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete (Nachdruck verboten.) Meine officielle Fran. Rmmm von (Lol. Richard Henry Savage. Aus unserer Gegend. . — Militär-Concert in Rabenau. Nächsten dm 11. April, von Abends 7 Uhr an, wird auf ,r „König Albert-Höhe" das Trompeterchvr des Königlich 1. Königs-Hnsaren-Regiments Nr. 18 aus Großen- wi concertiren. Das Programm ist sehr reichhaltig und ^ählt. Das Trompeterchor unter der Leitung des Herrn "Wstrompeter Müller concertirte wiederholt vor den aller- Men Herrschaften nnd erhielt mehrmals ganz besondere ^obigungen und Auszeichnungen von Sr. Majestät dein Ästchen Kaiser, Sr. Majestät dem König Albert und an- -^ti regierenden Fürstlichkeiten. Vor einigen Jahren, ^geutlich der so glänzend verlaufenen großen Parade ü den, Alaunplatze in Dresden, drückte Kaiser Wilhelm .er anderem anch sein besonderes Wohlgefallen über schmucken Husaren, lowie über die wohlklingende . zum Parademarsch im Schritt aus. Die Großen- Husaren concertirten bereits letzte Kirmes auf der ^»>g Albert-Höhe". Das damalige Concert war sehr hlreich besucht, und dürfte dies auch Sonntag der Fall Wie mochte sich meine Patientin befinden? Ich klopfte an ihre Thür und trat auf eine leise Anffordernng hin '' „ — Bei zahlreicher Betheiligung hielt der hiesige urgerverein am Dienstag Abend im „Amtshof" Atts- tue Monatsversammlung ab. Der Vorsitzende, Herr eröffnete die Sitzung halb 9 Uhr. Nachdem der Mchrer Protokoll letzter Versammlung vvrge- n h^ ^w, verliest der Vorsitzende die Antwort, welche auf die , ew'm vmn Verein an die Kirchen-Jnspectivn erfolgt ist. "er allgemeiner Aufregung wird nach längerer Debatte gossen xj„x Kommission zu wählen, welche mit Herrn Amtshauptmann Dr. Schmidt sowie Herrn Mfftorialrath vr. Benz mit den nöthigen, den, Verein mav>' ^bot stehenden Unterlagen in persönliche Unterhand oppitz — -— Helenens Augen bekamen wieder Ausdruck, die Pu- pn wurden normal, und ein schrecklicher, vorwurfsvoller sagte mir, daß sie wußte, was geschehen war. Guter Gott, sie war in, Begriff zu sprechen! Rasch faßte ich die Französin bei den Schultern und sie dnrch den Salon in mein Schlafzimmer hinüber, einschloß, denn von dort konnte sie uns nicht >g. Helenens Augen hatten noch immer denselben Ans- >ck, als ich zu ihr zurückkam. Sie schwankte auf mich flvhnte: „Du Elender! Du hast dieses Landes -kv's ffuung auf Freiheit vernichtet!" „ „Meine Liebe," sagte ich, „diese Hoffnung auf Frei- " t hätte die Gewißheit meines Todes in sich getragen, 'th beabsichtige keineswegs, einen Selbstmord zu be- ali d^tw" rare„Was ist Dein armseliges Leben im Vergleich zn enkoff Freiheit von neunzig Millionen Menschen?" flüsterte Ein „euer tödtlicher Blick zuckte in ihren Augen auf, ' sie rief: „O, wie ich Dich hasse!" Dann übergab sich fürchterlich. sich sich zwang sie, noch mehr Kaffee und noch etwas maEladE z» nehmen, und ließ sie dann allein, denn ich E daß fle sich hinlänglich erholt hatte, um allen gegenüber zu schweigen — mochte sie mir dann „ Dfeu, was sie wollte. >en lc^ Nu» schloß ich mein Schlafzimmer auf, wo ich die sich Launay voll Angst und Sorgen fand. „Lassen Sie e" e/h sort," rief sie, „ich muß jetzt nach Hause gehen!" ich „Erst beantworten Sie mir noch einige Fragen," ers pifie ich, „und dann treffen wir Beide ein kleines Uebcr- de i »'^kommen miteinander." „Nein, nein, ich kann nicht bleiben! Wenn die )erew"'.'^öky meine Abwesenheit entdecken, verliere ich meine esNh^Re, nnd dies würde mir die Unzufriedenheit Baron > zu 0drich'S juzichen, der mich dorthin gebracht hat." „Warum hat er Sie zu der Familie Weletsky ge- M. ! S,e zögerte. mist „Antworten Sie!" schrie ich sie an. „Ich glaube, es geschah auf Frau Fürstin Palitzin's Uchen, die einen Beweis für Saschas Untreue gegen Verlobte zu erhalten wünschte. Ich beobachtete ihn lernte ihn dadurch lieben: er ist so bezaubernd, so ' Jckend, daß —" sie rang die Hände, und ich warf