Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 16.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-189701168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-18970116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-18970116
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-16
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Meber Koylenfföhe. Dr. Ochsenius in Magdeburg sprach dort in der Ab- theilung für Mineralogie und Geologie über die Bildung der Kohlenflötze. Darüber, daß Landpflanzen das Kohlenmaterial, höchst seltene Ausnahmen abgerechnet, geliefert hatten, war man längst einig, und daß ein örtlicher Pflanzenwuchs weder in Form von Baumriesen, noch in der von Torfmoosen das ungeheuere Material für Hunderte von übereinander liegenden 15 Meter mächtigen Steinkohlenbett oder für Dutzende von zusammengehörigen, bis an 50 Meter mächtigen Braun kohlenlagern gestellt haben konnte, darüber herrschte auch kein Zweifel. Daher entschieden sowohl französische, wie deutsche Geologen sich für die Annahme der Allochthenie, d. h. für die Erklärung, daß die Kohlenbilder in weiten Waldgebieten gewachsen und von ihrem Standorte aus in tiefe Becken trausportiert sein müßten, um in langen Zeit räumen das nöthige vegetabilische Haufwerk da sich an sammeln und unter Wasser- und Schlammbedeckung ver kohlen zu lassen. Nur eine Schwierigkeit schien dabei unüberwindbar, und zwar gipfelt sie in der Frage: Wie kommt es, daß die Gewässer, die stets feine suspendirte mineralische Substanzen, wie Thontrübe, Kalk, Moder, Blattreste ec., sagen wir „Sperrgut", und Gerölle, wie Sand, Kies und Grand ec., nennen wir solche „Rollgut", mit sich bringen, wie kommt es, daß die Rinnsale, die Anbringer von all diesem Gute, das einemal nur eine Kohle, das anderemal nur Thon mit feinen Blattresten (sogenannte Kräuterschiefer), wieder ein anderesmal blos sandige oder Geröllschichten absetzen, während wir u. A. im Mississippi-Delta sehen, daß alle drei Sorten regellos mit einander gemengt eingebettet werden, ohne ein reines Kohlenflötz, wie wir es zu finden gewöhnt sind, bilden zu können? Der Vortragende hatte die mechanische Sonderung der drei Gruppen der Natur bei der jungen Bildung eines Kohlenflötzchens in der Lahn bei Marburg beobachten können, und dehnte der Vollständigkeit halber das Beispiel, auf die Nogat und das frische Haff, das die Nogat auf nimmt, aus. Die Weichsel, die bei Pieckel die Nogat entläßt, bringt Spül-, Sperr- und Zollgut mit; eine sich in einer Enge oder Windung der Nogat bei niederem Wasser ansetzende Holzbarrikade verfestigt sich und läßt nur Spülgut über; das frische Haff ist durch die versandete Mündung bei Pillau so von der Ostsee abgeschnürt, daß kein Meerwasser eindringt, sondern nur Südwasser der Nogat usw. ausläuft, das Haff ist also unter dieser Annahme zu einer Strandlagune mit Süßwasser geworden, und in der versandeten Enge bei Pillau setzt sich eine ähnliche Holzbarrikade, wie flußabwärts von Pieckel, an, ein „Rechen". Was erfolgt? Das Spülgut allein gelangt über die Barrikade in das Haff und muß da sinken, eine Kräuterschieferschicht wird niedergeschlagen. Die Weichsel wächst, Sperrgut geht mit über die Barrikade, kreist im Haff, die Tontrübe des mitgenommenen Spülgutes passirt den Rechen bei Pillau, der das Sperrgut nicht durch läßt, und dieses geht zuletzt unter; eine reine Kohlenschicht lagert sich dem bereits im Grunde verhandeln n Kräuter schiefer auf. Eine Weichselhochfluth zerstört die Barrikade, Rollgut geht ein und deckt die Kohle zu, eine Ueberlage ent zieht dieselbe der späteren Zerstörung. Die Hochfluth der Weichsel oder eine Sturmfluth der Ostsee zerreißt den Rechen und beseitigt die Versandung, das Oceanwasser tritt wieder seine Herrschaft im Haff an, nimmt von der Nogat Spülgut und Sperrgut in Empfang, führt es ab und aus in die Ostsee, läßt aber über der pfammitischen Decke der Kohlen eine marine Schicht mit Seemuscheln niedergehen. Das sind die marinen Zwischenschichten, die in manchen der Kohlenschichtcomplexe gefunden werden. SWWs. — Das nächtliche Heulen der Kettenhunde kann als Erregung ruhcstörcnden Lärms betrachtet und als grober Unfug bestraft werden. Eigentlich sollten aber die Besitzer der oft jämmerlich heulenden Kettenhunde wegen Thier quälerei bestraft werden, denn diese ärmsten Thiere leiden häufig entsetzlich durch Kälte, Nässe, Hunger, Durst, Unge ziefer und Mangel an Bewegung und bringen ihr Leid durch Heulen deutlich genug zum Ausdruck. Und doch giebt es so viele hartherzige Menschen, die ihre Hunde Tag und Nacht an der Kette hängen lassen, ohne daran zu denken, wie sehr diese darunter leiden. — Ueber angebliche Feuersignale auf dem Mars, die in jüngster Zeit wieder beobachtet sein sollten, äußert sich Professor W. Förster, der Direktor der Berliner Sternwarte, auf eine Anfrage wie folgt: Die Geschichte mit den Feuer signalen auf dem Mars ist eine, wie es scheint, ziemlich regelmäßig wiederkebrcnde Zeitungsente. Es werden von Zeit zu Zeit auf dem nicht von der Sonne beleuchteten Theile der Marsoberfläche lichte Stellen gesehen, welche sensationell als Feuersignalc verkündet werden, aber sehr wahrscheinlich nichts anders sind, als entweder — wenn sie nicht zu weit von der Lichtgrenze sind — sehr hohe Berg spitzen oder, bei größeren Abständen von der Lichtgrenze, sehr hohe Wolken in der Mars-Atmosphäre. — Die kürzlich am Hohen Stein bei Plauen in folge Herzschlages plötzlich verstorbene Frau war die Schuh mach erswittwe Müller aus Kleinnaundorf. — Mit dem Bau einer elektrischen Straßenbahn von Dresden nach der Lößnitz scheint es Ernst zu werden. Veranlaßt durch die Zeitungsnotiz, daß der Staat beabsichtige den Bau der Bahn selbst auszuführen, hatte Gemeindevor stand Herz bei dem Herrn Finanzminister von Watzdorf um eine Audienz nachgesucht. Ersterer berichtet darüber: Der Herr Minister bestätigte, daß vom Finanzministerium vor einigen Tagen erst der Beschluß vor einigen Tagen gefaßt worden sei, die projektirte elektrische Straßenbahn nach den Lößnitzortschaften durch dxn Staat zu bauen. Auf die Be denken, daß dadurch der Bau an und für sich durch die erst einzuholende Zustimmung des Landtages verzögert werden würde und daß dann das Niederlößnitzer Elektrizitätswerk der Stromentnahme vermuthlich verlustig gehen würde, entgegnete der Herr Minister: „Tragen Sie keine Sorge, auch hierfür ist von uns gesorgt. Der Bau kann unverweilt beginnen, und die Firma (Kummer und Co.) muß sich verpflichten, für den Fall, daß der Landtag die erf»rderlichen Mittel nicht bewilligt, den Betrieb selbst zu übernehmen. Die Strom entnahme wird aber nach den Abmachungen der Firma auch bei staatlichem Betriebe aus dem Niederlößnitzer Werke er folgen." — Ein raffinirter Schwindler, der auch in Pirna mehrfach Gastrollen gegeben hat, ist jetzt auf längere Zeit unschädlich gemacht worden. Im Frühjahr 1895 wurden bei verschiedenen Restaurateuren größere Einbruchs-Diebstähle verübt, ohne daß es gelang, den oder die Thäter zu er mitteln. Nachdem sodann auch im Frühjahre 1896 ein Einbruch bei einem Productenhändler erfolgt war, lenkte sich infolge der verschiedenartigsten Erörterungen der Verdacht auf einen Kunstreiter, Josef Kampka, welcher unter diesem Namen bereits im Jahre 1895 mit sechs Monaten Ge- fängniß in der Umgegend von Meißen und danach wieder in Freiberg wegen Diebstahls vorbestraft worden ist. An der Hand einer Photographie und auf Grund umfänglichster Ermittelungen gelang es sodann festzustellen, daß der an gebliche Kampka, welcher inzwischen bei Dresden gewohnt hatte und nun durch die Criminal-Gendarmerie in Inster burg in Ostpreußen verhaftet wurde, einen falschen Namen trug. Sein wirklicher Name lautet Carl Friedrich Schultz, er ist 34 Jahre alt und Cigarrenmacher in Insterburg, er lernte ursprünglich aber die Bäckerei. Seine Ehefrau wohnte vor einigen Jahren in Pirna und hielt sich Schultz, als angeblicher Geschäftsreisender einer Wiener Dclicatessen- Handlung, ab und zu bei derselben auf. Er ging immer höchst nobel gekleidet; ,hne Cylinder und Glaceehaudschuhe ging es nicht, auch verausgabte er stets viel Geld. Im Dunkel der Nacht aber war aus dem noblen Herrn ein ge meiner Verbrecher geworden, der einbrach, wo es nur war und der nicht nur Gold- und Schmucksachen, sondern alles Verwerthbare mitnahm. Er wurde mit 9 Jahren Zucht haus bestraft. — In Sebnitz beschenkte eine junge Frau ihren Gatten mit dem dritten Kinde. Kurze Zeit darauf verließ die Frau bei Nacht und Nebel ihren Mann und ihre drei Kinder und fuhr mit dem Frühzuge nach Dresden, wo sic 'sich als Amme vermiethete. Der Mann hatte hiervon keine Ahnung und mußte nun, anstatt wie bisher in die Fabrik zu gehen, zu Hause bleiben und Kinder warten. In der ersten GemeinderathSsitzung in Nieder- Ha ß l a u bei Zwickau regte der Gemeindcvorstandsvertreter Hallbauer an, die wegen Nichtbestätigung des Gcmeindevor- standes gegen die vorgesetzten Behörden erhobenen Beschwer den zurückzuzichen und die Angelegenheit gütlich beizulegcn. Der Gemeinderath lehnte aber diesen Antrag ab. — In Adorf wurde am Sonntag Abend im Mühl graben die Leiche des Stadtverordnetenvorsteher Buchhändler Dölling aufgefund-n. Man nimmt an, daß Dölling verun glückt ist, anderseits glaubt man auch daran, daß ein Ver brechen vorliegt. Es sollen 900 Mk. fehlen, die Dölling in Hundertmarkscheinen besessen hat. Tages-Ereignisse. — Zu welch unerquicklichen Verhältnissen zwischen den einzelnen Gewerbetreibenden es kommen kann, wenn es gelingen sollte, die Gewerbefreiheit noch weiter einzuengen, das zeigt ein Vorgang 'in dem kleinen schlesischen Grenz städtchen Ziegen hals. Man schreibt von dort: Hier denunzirten die Kaufleute die Bäcker, daß diese mit „kauf männischen Artikeln" Handel trieben, ohne den Gewerbe schein zu besitzen. Die Folge war eine polizeiliche Bekannt machung folgenden Inhalts: „Es ist zur Anzeige gebracht worden, daß hiesige Bäcker sich mit dem gewerbsmäßigen Verkauf von kaufmännischen Artikeln, namentlich Hefe, be fassen, ohne diesen Gewerbebetrieb vorschriftsmäßig ange meldet zu haben. Zur Vermeidung polizeilicher Bestrafung wird vor weiteren derartigen Uebertrelungen des Gewerbe steuergesetzes und der Gewerbeordnung gewarnt. In der nächsten Nummer desselben Blattes macht wieder der Vo>- stand der Bäckerinnung bekannt, „daß 20 hiesige Bäcker den Verkauf von Hefe angemeldet und gleichzeitig beschlossen haben, von jetzt ab uur denjenigen Kunden die Feiertags bäckerei zu besorgen, welche die Hefe von den Bäckern ent nehmen". Die Kaufleute drohen jetzt mit der Errichtung einer Genossenschaftsbäckerei, die Bäcker aber mit der Gründung eines Konsumvereins. Und so fort mit Grazie? — 13 stark besuchte Versammlungen der Ausständigen in Halsiburg sprachen sich gegen die bedingungslose Arbeitsaufnahme als Demüthigung der Arbeiter aus. Sie nahmen sämmtlich einen Beschlußantrag an, dahin lautend, ein dauernder Friede sei nur durch einen versöhnenden, keine Partei verletzenden Abschluß erreichbar. Hierzu bieten die Arbeiter die Hand. Sie beauftragen 7 Vertreter, mit dem Arbeitgeberverbande sich in Verbindung zu setzen, und sind überzeugt, daß bei gleichem Entgegenkommen der Arbeitgeber ein befriedigender Abschluß sich werde finden lassen. — Eine Folge der letzten Volkszählung in Frank reich ist, daß sieben ländliche Wahlkreise, die nicht mehr 100 000 Einwohner zählen, eingehen, und sieben städtische, darunter ein Pariser und ein Pariser Vorortkreis, zwei Ab geordnete bekommen, weil ihre Einwohnerzahl 100 000 über schritten hat. Der Bestand der Kammer bleibt unverändert 581 Abgeordnete, aber die Vertretung verschiebt sich zu Gunsten der Großstädte. — Binnen 3 Monaten muß in Paris ein riesiges sechsstöckiges prunkvolles Geschäftshaus unter Dach gebracht und fertig sein, das an der 'Ecke der neudurchgeb, scheuen Rue Rcaumur und der Rue Saint-Denis gebaut wird. Dazu sind ungewöhnliche Vorkehrungen nothwendig. Der ganze Bauplatz, der 61 Meter lang und 20 Meter tief ist, wurde mit einem 31 Meter hohen Glaszehäuse über deckt, unter dem bei jedem Wetter und, dank dem elektrischen Lichte, auch nachts ununterbrochen gearbeitet werden kann. Das Glaszehäuse wird von riesigen Baum stämmen gestützt und besteht aus Scheiben, die gleich Ziegeln aufeinandergelegt sind und nur von Latten gehalten werden. Im Innern rollen Gerüste und Wagen auf Eisen schicnen, heben Dampfmaschinen die schweren Steine in die Höhe. Nachts spenden 30 Bogenlampen und einige Hundert kleinere elektrische Lampen volles Licht bis ein jeden Winkel hinein. Ueber tausend Arbeiter sind in zw i Beleg schaften unausgesetzt in Thätigkeit. Es ist nicht 'das erste Mal, daß unter einem solchen Glashause gebaut wird. Dcr riesige Palast des vröäit hounsis auf dem Boulevard des Italiens wurde vor etwa 15 Jahren binnen 6 Monaten gebaut, indem vorher der ganze Bauplatz mit Glas über dacht worden war. Bei Geschäftshäusern deckt der Zeitge winn durch die Miethen reichlich die Kosten der Glashüllc. — Aus Chur wird unterm 10. Januar berichtet: Ein vierjähriger Knabe in Ziziers kam gestern in einem unbewachten Augenblicke zu einigen Streichhölzchen und spielte damit in der Scheune, und im Nu war das leicht brennbare Stroh entzündet. Der Föhn hatte schon vier Tage lang mit riesiger Stärke geweht und alles so vollständig ausgetcvcknet, daß das gefräßige Element vorzügliche Nahrung fand. Als die Bewohner den Brand des Hauses gewahr wurden — sic wollten sich eben zum Mittagstische setzen — brannte das Haus schon lichterloh und sie hatten gerade noch Zeit genug, das nackte Leben zu retten. Die Nachbarn, die das Feuer eher bemerkten als die betreffenden Hausbewohner, eilten zur Rettung herbei, mußten aber bald mit Schrecken gewahr werden, daß unterdessen auch ihre Häuser lichterloh brannten, und nach einer halben Stunde brannte das ganze Dorf an allen Ecken und Enden. Da war nun keine einheitliche Rettungsaktion mehr möglich, jeder trachtete seine Habe in Sicherheit zu bringen und zu retten, was noch zu retten war. Zum Glück sprang der Föhn um, so daß die meisten Häuser der nördlichen Hälfte des Dorfes gerettet wurden, und so blieb das Feuer schließlich auf etwa ein Dritttheil des Dorfes beschränkt. Die Feuerwehr war vollständig machtlos und sie mußte trachten, ihre eigenen Requisiten in Sicherheit zu bringen. Der totale Wassermangel machte jeden Löschrcrsuch zur Unmöglichkeit. Am Abend legte sich dcr Föhn, und als er wieder heftig wurde und gerade gegen den noch verschonten Theil des Dorfes blies, waren die noch brennenden Ueberreste so zerstört, daß für das Dorf keine weitere Gefahr mehr vorhanden war. Immerhin ist auch der so angerichtete Schaden sehr groß. Abgebrannt sind im ganzen 48 Wohnhäuser und Stallungen, sowie sehr viele Obstbäume, die wegen der Dürre gleich Fackeln brannten. Verluste an Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu be klagen, ebenso wurde auch dec gejammte Viehstand gerettet, der aber wohl wird veräußert werden müssen, da es sowohl an Raum zur Unterbringung wie «uch an genügendem Futter fehlt. Obdachlos geworden sind 165 Personen, die einst weilen nothdürftig bei den vom Feuer verschont gebliebenen Bewohnern untergebracht wurden. Der Gesammtschaden be ziffert sich auf mindestens 200 000 Franks. Bei diesem Brande ist auch das alte Schloß Friedau, ein tburmartiges Gebäude aus dem 14. Jahrhundert, zerstört worden. Interessant ist ferner die Mittheilung, daß jene zwei Drittel de» Dorsts, die heute verschont geblieben, im Jahre 1767, auch während eines Föhnsturmes, total abgebrannt sind, bis zu dem sogen, alten Kloster, dem letzten Gebäude des heute verschont ge bliebenen Theiles. Mit welcher Heftigkeit auch diesmal dcr Föhn gewüthet hat, mag daraus erhellen, daß ein mit Schindeln gedecktes Haus, das nur 3 Meter von dem nächsten brennenden Hause entfernt stand, nicht im mindesten be schädigt wurde. — Der berühmte österreichische Polarforscher Julius Ritter v. Payer hielt kürzlich einen Vortrag über die auf seiner Polarfahrt gesammelten Erfahrungen, in welchem er die malerischen Reize der Gegenden des höchsten Nordens in lebendigen Formen schilderte. Er nahm dabei auch Gelegen heit, sich über die von Nansen mit Erfolg angewandte Methode des Polarreisen» auszusprechen, der er aus ver schiedenen Gründen alle Zukunft absprach. Es sind zum Theil die gleichen Einwände, die Nansen in dcr Einleitung seines Werkes „In Nacht und Eis" (Leipzig, F. A. Brock haus) widerlegt. Ein Bedenken Payers verdient jedoch be sonders hervorgehoben 'zu werden, da es für arktische Expeditionen im allgemeinen gelten mag, nur nicht für eine von Nansen vorbereitete und geleitete Polarfahrt: es ist die Gefahr der Meuterei. Nach Payer bringe das Reisen im Eise, wie es Nansens Schiff, die „Fram", bekanntlich drei Jahre hindurch gethan, wegen seiner jahrelangen Monotonie leicht einen Zustand der Schiffsmannschaft mit sich, der in Meuterei ausarten müsse. Wenn man freilich einen Gegen satz sich bilden läßt zwischen den wissenschaftlichen Mitgliedern einer Expedition und der „Schiffsmannschaft", dann mag die Wahrscheinlichkeit einer solchen Entwickelung zugestanden werden. Aber das ist ja eben das Genie Nansens, sich die rechten Leute auszusuchen und die Aufgaben während des monotonen Aufenthaltes in den Ei-wüsten richtig zu ver theilen. Welcher Zug nationaler Begeisterung durch das norwegische Volk ging, als Nansen zur Ausführung seines Planes schritt, hat er uns bereits gesagt, und von dieser Begeisterung getrieben, sind auch die 12 Mann zu Nansen gekommen. Es war aber nicht rasch verflackerndes Strohfcuer dcr Jugend, es war echte Begeisterung, die in diesen seegewohnten, meist verheiratheten Männern glühte. Die soeben erschienene, wieder reich mit Bildern ausgestattetc 4. Lieferung läßt den besten Einblick in das Zusammenleben dieser 13 Mann thun, da die Schilderung von einem Un- bctheiligten, dem Russen Trontheim, herrührt, der von Baron von Toll Nansen mit 40 Schlittenhunden nach Chabarowa entgegengeschickt worden war. „Es ist augenscheinlich, daß
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder