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Memuer Aiyeiger und ! Zeitung für Seifersdorf, SH und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz etc. Nummer 25 Aus unserer Gegend. — Der seit Kurzem in unserer Stadt bestehende Verschönerungs-Verein, welcher unter der Lei- !^« t»ng unseres Herrn Bürgermeisters Wittig steht und I r! ^hsmche Betheiligung gefunden hat, sucht seine vornehmste Aufgabe darin, das znm Vergnügen reisende und ange nehme Sommerfrische suchende Publikum auf das mit so reichen Naturschönheiten umgebene Rabenau, dessen Stlihl- U^^industrie jetzt in Folge der trefflichen Wasserleitung und der Zuführung electrischer Kraft wieder einen sichtbaren 18 Aufschwung zu nehmen im Begriffe steht, aufmerksam zu ö, machen. Obigem Vereine aber bleibt ein großes Feld zu (Höchstfällen, um die schöne Umgebung durch Schaffung von Anlagen und gangbaren Wegen noch zugängiger zu machen. — Mit großer Spannung sieht man dem nächsten Dvnners- - ^tag zu begehenden Stiftungsfeste dieses Vereins entgegen; u denn da haben sich die ausgezeichnetsten Kräfte vereinigt, .rz'ch" um durch Aufführung einiger geistreicher und humorsprn- uu, so delnder Einakter die Erschienenen angenehm zu unterhalten; schon die Namen der Mitwirkenden sprechen für ein glän zendes Gelingen. d d F — Das am vergangenen Sonntage auf der „König Alberthöhe" abgehaltene Kränzchen des Turnvereins „Vor- BiiiiNwärts" war außerordentlich zahlreich besucht. Trotzdem '""^war die Heiterkeit eine allgemeine und wurde noch erhöht .durch den gelungenen Vonrag einer militärischen Jnstruk- slivnsstunde und eines Nießeouplets. Dem Tanze wurde er Hingle gehuldigt, welche bis zum Schluß den ^Frohsinn auf gleicher Höhe hielt. — Zu dem electrischen Strom, der jetzt unsere Stadt mit seinem leuchtenden Schein erfüllt und der menschliche» ' Kraft sich hülfreich zur Seite stellt, hat sich nunmehr auch sattelt kille elecirische Uhr gesellt, welche Herr Uhrmacher vrgenstern in den letzten Tagen vor seinem Geschäfts Dienstag, den 2. März 1897. lokal angebracht hat. Dieselbe läßt, gleich den Bahnhofs- Uhren, die Zeiger minutenweise weiter springen, und deutet mit der Genauigkeit der Sonne die Stunde an, indem sie damit gleichzeitig den gedankenlosen Menschen an die Flüch tigkeit der Zeit mahnt. Die in wenigen Jahren getroffenen segensreichen Einrichtungen unserer lieben Stadt, als da sind: Rathhausbau, Wasserwerk, Schleusen-Anlage und electrische Installation, zu welchem demnächst die Verbesserung der Straßen kommen wird, bedeuten einen hohen kulturellen Fortschritt und Angesichts alles dessen gelangt man zu dem Urtheil, daß man das ei» halbes Jahrhundert lang Ver säumte mit richtigem Erkenntniß, in Verbindung mit Hin gabe und Ausdauer in verhältnißmäßig kurzer Zeit nach zuholen verstanden hat. — Wie schwer fällt es in heutiger Zeit den Eltern, für ihre Söhne einen passenden Beruf zu finden und wie vielfach werden sie in ihrer Wahl getäuscht. Hier einiges über das Bildhauerhandwerk. Von dieser Profession versprechen sich die Eltern oft sehr viel, ohne aber die Schatten seiten zu kennen. Nicht allein, daß dieser Beruf überfüllt, er ist auch in seiner Eigenheit der Gesundheit schädlich. Kein Gehilfe einer anderen Branche ist mehr auf das Wan dern angewiesen, als gerade der Bildhauer, was die schlechten Arbeitsverhältnisse mit sich bringen. Sehr oft findet man auch den Grund darin, daß der Bildhauer statt einer viel seitigen gründlichen Ausbildung, nur eine geringe einseitige genossen hat. Darum heißt es vorsichtig sein und darauf zu achten, daß der Junge, welcher sich diesem Berufe widmet, bei einem wirklich tüchtigen Meister untergebracht wird, um nach beendeter Lehrzeit ein leichteres Durchkommen zu finden. — In Tharaud scheinen sich die Forststudenten über die eingeführte Polizeistunde beruhigt zu haben, nach dem ihnen bei Verhandlungen die baldige Wiederaufhebung 10. Jahrgang. derselben (für den Fall der Beruhigung) in Aussicht gestellt worden war. Erst hatten dieselben nach Eintritt der Po lizeistunde einen großen Bierzug durch die Stadt geplant, „Frösche" explodirten allabendlich, und was dergleichen Allotria mehr waren, zum Schrecken der Tharander Nacht wächter, die allerdings mit den Studenten wenig anzu fangen wußten. — In Tharand ist am Sonnabend der dortige Raths-Expedient in Haft genommen worden, der sich ver schiedener Veruntreuungen schuldig gemacht hat. Es han delt sich dabei um unterschlagene Steuer- und Sparkassen- gclder im Betrage von ca- 600 Mk. Dazu kommen noch verschiedene kleinere Beträge, um die er den dortigen Fecht verein schädigte. — Am Mittwoch Abend verunglückte im Walzwerk der Sächs. Gußstahlsabrik in Döhlen der Walzer Herfurth aus Neucoschütz dadurch, daß ihm ein glühender Stahlstab von 5 Quadratmillimeter durch die linke Hand ging. — In dem so reizend gelegenen Dorfe Oberwartha- Cossebaude, das im Sommer das Ziel eines immer mehr zunehmenden Touristenstromes bildet, sind nicht nur verschiedene Baustellen wieder verkauft worden, auf denen sich bald schmucke Häuser und Villen erheben werden, son dern es ist auch die behördliche Concession zum Baue eines großartigen Restaurant-Etablissements an bevorzugter und aussichtsreicher Stelle des herrlichen und waldreichen Amsel grundes gegeben, worden. Um so fühlbarer macht sich in diesem Dorse ^er Mangel eines Bäckers und eines Fleischers geltend, die ihr gutes Auskommen finden würden. Billiges Bauen ist daselbst ermöglicht. — Falsche Zweimarkstücke mit der Jahreszahl 1883 und dem Münzzeichen sind gegenwärtig im Umlauf. Außerdem bat ich sie, ibrer Mutter nur durch mich :ein und außer einem Jungen, der einen Drachen steigen ieß, war niemand zu sehe». Vielleicht aber war der dcnMDrache ein Signal! Meine Schritte beflügelten sich, ich Nhmete schwer, und trotz der scharfen Kälte lief der Lchweiß an mir herab. Ach Gott, man braucht Zeit >azu, ein gleichmüthiger Verbrecher zu werde»! Während ich weiter schritt, überlegte ich. Drei Tage mußte ich wenigstens in St. Petersburg »leiben — früher konnte ich nicht fort. Von bekannten 0ono^ ntig. Ä . Balg»» Hag. po» 12 gre» (Nachdruck verbalen.) Meine ofsiciette Fran. Roman von Col. Richard Henry Savage. M. 5,schreiben, um sich dadurch die halbe Mühe zu sparen. Ferner versprach ich, sie in Bälde zu besuchen, hieß sie chi mit >äbcr jetzt nicht nach Petersburg kommen, weil es sich für a^äu^sie wchl passe» würde, so lang man ihre Geschäftsange- umlegen heilen täglich erörterte, bei Weletskh zu wohnen, und Ui8dur0ls andererseits auch nicht anginge, sich von ihnen fern zu chalten. Nachdem ich sie nochmals gewarnt hatte, an irgend Jemand Anderen als air mich zu schreiben, ver- sprach ich ihr, ihre Mutter später selbst zu einem Besuch mach Rjäfan zu begleiten, da ich fände, daß keine Dame „ Allein von Paris nach St. Petersburg reisen sollte. Für einen Mann, der erbebte, so oft eine Thür ging - gder eine Schueidermamsell im Nebenzimmer bei ihrer eburg. ^rbeit lachte oder kreischte, war dies alles eigentlich recht ichöir ausgcdacht. . Kaum war ich fertig, so kam Helene wieder zu mir ^"^>erein. „Mein Ballkleid wird ein wahres Wunderwerk werden," enau. ,jes sie und fragte dann etwas leiser nach meinen Briesen, . 18, l^ie ich ihr übergab. „Ihre Hand ist feucht — Sje sind aufgeregt — ZimmeSie fiebern!" bemerkte sie. „Nun gehen Sie ganz ruhig l Borlm.n den Gasthof zurück, oder noch besser — begeben Sie Gusülfich in den Jachtclub und vergessen Sie diesen Ort. Die Briefe werden besorgt werden. Ich — ich komme erst .twas später nach Hause. Falls Sie Vetter Sascha sehen, larkt p sagen Sie ihm, er solle nicht vor fünf Uhr kommen. Ich muß vorher noch Toilette für ihn machen." ", 6 Sv's Zornig willigte ich ein. Als ich dann aus dein e'"°- ^Laden trat, sah ich mich vorsichtig um; die Luft schien md unbekannten Gefahren umringt, mußte ich meine sterven in die Zucht nehmen und so kaltblütig wie jener VorwväNihilist werden, der an einer philosophischen Abhandlung Schwäifschrjeb, während er eine Dhnamitbombe anfertigte. Jawohl, 5141 mußte lernen, eine chiffrirte Depesche als Fidibus zu benutzen, während ich mit dem Oberhaupt der Polizei plauderte. Ich mußte — Plötzlich unterbrach mich eine bekannte Stimme in meinen guten Vorsätzen: „Da kommt ja mein Freund, Oberst Lenox." „Allbarmherziger! Der Polizeichef in Person!" Baron Friedrich stand vor mir. Gott sei Dank, daß mein gewaltiges Ausschreiten mindestens eine Meile Zwischenraum zwischen mich und den verdächtigen Mode- waarenladen gebracht hatte. In diesem Augenblicke befand ich mich in einer belebten Straße, wo jeder neugierige Fremde getroffen werden konnte. Nach meinem eben gefaßten Entschluß handelnd, sagte ich höflichst: „Sehr erfreut, Sie zu sehen, Baron Friedrich," und nach einem Blick auf meine Uhr- „Sie haben mich gestern mit dem besten Frühstück der Welt beivirthet und gestatten mir vielleicht heut, Ihnen einen so guten Lunch anzubieten, als er in St. Petersburg zu haben ist." „Bravo!" rief er. Ich kann Ihnen das beste kleine Restaurant in St. Petersburg zeigen, das Sie nie entdeckt hätten, und wären Sie ein paar Monat« lang hier ge blieben." Er plauderte über gleichgiltige Gegenstände, während ich mir einbildete, mein sichtlicher Wunsch, mit dem Ober haupt der geheimen Polizei zusammen zu sein, werde jeden etwaigen Verdacht von mir ablenken." Ein kurzer Weg brachte uns dem bezeichneten Lokal: „kieboir, Ro8taurant Als ich mich in der engen, nieder« Straße umsah, sagte ich: „Ich gebe zu, daß ich mich allein nie hierher gefunden hätte." Eine ungeduldige Handbewegung des Barons hieß mich eintreten, und bald saßen wir an einem zierlichen Tisch in einem zierlichen Separatzimmer und nicht ohne Interesse machte ich die Wahrnehmung, daß dem allmäch tigen Oberhaupt der dritten Section hier nicht mehr Auf merksamkeit erwiesen wurde, als jedem anderen Sterb lichen auch. Der Kellner verschwand mit unserer Bestellung, und ich sagte: „Hier kennt man Sie, wie es scheint, nicht." „Nein," sagte er mit einem Grinsen, „aber Sie haben unterdessen rausgefunden wer ich bin. Ich gehe nie zweimal nacheinander in das nämliche Lokal. Würde der kleine Friedrich regelmäßig in dem nämlichen Wirths- haus speisen, so wäre er einen schönen Tages vielleicht vergiftet." Da ich beim ersten Frühstück nichts gegessen hatte, war ich über das allgegenwärtige französische Brod herge fallen, aber bei diesen verhängnißvollen Worten ließ ich meine Hand sinken- „Hoho," kicherte er, „der Appetit ist Ihnen vergan gen, armer Freund." Mühsam stammelte ich hervor, daß ich noch ganz anderen Dingen die Stirn bieten würde, um mich seiner Gesellschaft zu erfreuen. „Na, dann bieten Sie sie einmal diesem hier," gab er zurück und machte sich über das Frühstück her, das eben aufgetragen wurde. Durch sein Vertrauen ermuthigt, folgte ich seinem Beispiel und fand die Mahlzeit ganz vortrefflich. Während einer Panse zwischen den verschiedenen Gängen bemerkte er: „Lieber Freund, Sie sehen nicht gut aus." „Nein, ich habe vergangene Nacht nicht viel ge schlafen." „Ah!" „Ich war im Jachtclub." „Und das Ergebniß —?" Ich zog eine Hand voll Rubelscheine hervor. „Sie haben Glück gehabt! Und Ihre Frau Ge mahlin duldet diese nächtlichen Ausschweifungen? Uebrigens — wie befindet sie sich? Reizend, wie ge wöhnlich?" „Nein, Einkäufe machend, wie gewöhnlich." „Sie sind witzig!" „Aber wahr; sie will ein neues Kleid für den Ball bei der Gräfin Jgnatieff." „Oho! So bald schwimmen Sie im großen Strom!" rief Friedrich mit einem verlangenden Blick. „Vielleicht komme ich auch hin." „Wirklich?" „Gewiß, falls der Zar das Fest mit seiner Gegen wart beehren sollte." Ein unstäter, unbehaglicher, ja fast gehetzter Ausdruck legte sich dabei über das fette Gesicht des kleinen Mannes. „Sie selbst sehen auch nicht übermäßig wohl auS," sagte ich. „Nein," erwiderte er, „um Ihnen die Wahrheit zu sagen — die Angst und Aufregung, die meine Stellung mit sich bringen, sind zu groß. Ich komme mir vor, wie ein Junge, der die Fliegen vom Fleisch abwehren soll, aber es sind ihrer gar zu viele, und eines schönen Tages kann mir eine entgehen, dann —" „Wird das Fleisch zu Schaden kommen," unterbrach ich ihn. „Ach Gott, und der Junge ebenfalls," sagte er mit einem komischen Achselzucken seiner Schultern; dann fuhr er fort: „Vor ein Paar Jahren stieß drüben bei Ihnen dem Präsidenten Garfield ein Unfall zu, nicht wahr?" (Fortsetzung folgt.)