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Aabenauer Anzeiger —' und Zeitung für Seifersdorf, ^IGroß- und Klemölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. E* r- — müthsbewegung zu stehen schien. Ihre Gestalt wuchs zu sehends und sah vornehin und gebietend aus, und ihre Augen leuchteten in einem Feuer, das ich der verfluchten weiblichen Eitelkeit zuschrieb. „Gleichwohl rufen mich meine Geschäfte nach Paris zurück," erwiderte ich kurz, „nud ich nehme meine Frau immer mit mir. Ich weiß, man glaubt, wir amerika nischen Ehemänner gestatten unseren Frauen jede Freiheit, aber —" „Aber bis morgen wird sie's Ihnen schon abge schmeichelt haben," lachte unsere Wirthin, „versprechen Sie mir, daß Sie das thun wollen, Frau Lenox." „Ich werde — Ihnen morgen — schreiben," er widerte meine Gemahlin langsam, fast stammelnd. „O, ich weiß gewiß, daß es Ihnen gelingen wird." „Diesmal nicht," sagte ich mit einer Strenge, die die Fürstin veranlaßte, mich rind Sascha abwechslungs weise anzuschen, welch letzterer eben herankam, um noch sein gewohntes „letztes Wort" mit la bslw zu sprechen. Eilig führte ich Helene die Treppe hinab, schob sie in den Wagen und fuhr fort, ehe der unter nehmende junge Offizier uns hatte nachkommen können. Durch die Mittheilnng der Fürstin war meine Fran sehr nachdenklich gestimmt worden, wenigstens sprach sie kaum ein paar Worte ans unserer Fahrt nach Hause, und ich geleitete sie — weil ich ärgerlich darüber war, daß sie den ganzen Abend keinen Blick für mich gehabt hatte — ruhig nach unseren Zimmern und sagte dann anzüg lich: „Sie wissen, daß ich die Pässe habe?" - „Ja—a." „Wir fahren um ein Uhr ab — sorgen Sie also — daß Ihre Koffer fertig sind." „Ja—a—a." „Sie schien mich kaum zu hören. „Gut also, so schlafen Sie denn wohl," sagte ich. „Gute Nacht," erwiderte sie und begab sich in ihr Zimmer, wobei es mir anffiel, daß sie in dem Gaslicht viel blasser aussah als im Schein der Wachskerzen bei der Fürstin. Ich ging nun noch in den Jachtklub und verlor so viel Geld, daß ich, als ich in der Morgendämmerung heimwärts wanderte, das Gefühl hatte, es stehe mir auch noch ein anderes Mißgeschick bevor als das Pech im Kartenspiel. Im Büreau des Hotels befahl ich, mich um zehn Uhr zu wecken, so daß ich dann noch drei Stunden Zeit vor mir hatte, um zu packen und zu frühstücken, und sie, die meine Gefahr, mein Kummer und mein Entzücken war, in den Zug zu befördern. Da ich sicher war, in meiner augenblicklichen Ge- müthsverfaffnng nicht schlafen zu können, nahm ich zwei Pulver iir der Meinung, nach sechs Stunden Schlaf durch das Klopfen um zehn Uhr leicht wach zu werden. Als ich mich durch unser Empfangszimmer in mein Schlafgemach begab, sah ich, daß noch Licht durch Helenens Schlüsselloch schimmerte. „Haha," kicherte ich, „sie hat mehr zu Packen als ich und hat die Nacht dazu ver wendet." Dann huschte ich in mein Bett, und das Opium ver schaffte meinem müden Geist endlich Ruhe. Gesegnet sei der Mohn! Im Schlaf hörte ich allerlei Stimmen und Geräusche. Es träumte mir, man klopfe an meine Thür und Jemand rief: „Es ist zehn Uhr," dann hörte ich noch mehr Lärm und eine Stimme rief: „'s ist elf Uhr, Sie müssen dazu thun, gnädiger Herr," worauf ich mit groben türkischen Worten erwiderte. Dann kam ein lieblicherer Traum: Helene in einem duftigen Gewand beugte sich mit sanftem reumüthigem Kuß über mich und flüsterte mir Abschieds worte zu und drückte mir ein zierliches kleines Briefchen in die Hand — und dann wurde ich vom Hausknecht wach geklopft. „'s ist zwölf Uhr, gnädiger Herr!" „Zwölf Uhr! Ich habe doch gesagt, man solle mich um zehn Uhr wecken!" „Das habe ich auch gethan, aber der gnädige Herr waren nicht wach zu bekommen; dann habe ich's um elf Uhr wieder versucht, und als die gnädige Frau ausgingen, sagte sie, ich dürfe den gnädigen Herrn unter gar keiner Bedingung länger als bis zwölf Uhr schlafen lassen." „Schon gut," rief ich und sprang lebhaft und ver gnügt aus dem Bett — ich durfte ja St. Petersburg ver lassen! Es gereichte noch, meine Sachen zusammenzuraffen, mein Frühstück zu verschlingen! und den Zug zu erreichen- Zum Teufel mit diesen Pulvern! Offenbar war Helene schon zur Abreise gerüstet. Aber o Himmel, was hielt ich in der Hand! Ein zer knittertes Papier, worauf in Helenens Schrift die flüchtig hingekritzelten Zeilen zu lesen standen: (Fortsetzung folgt.) Nummer34. Ikers. te. D" nd bin, meine«' (Nachdruck verboten.) Meine offieielle Fran. Nomän von Lol. Richard Henry Savage. Aus unserer Gegend. ——— Wie tief die Liebe zu unserm Kaiser Wilhelm I. wch in Rabenau Wurzel geschlagen, bewies die am 22. r Lose"''.'. der Stadlbehörde veranstaltete Feier zum 100- eisen Ihrigen Geburtstag des unvergeßlichen Fürsten. Nachdem umschlichen am frühen Morgen zahlreiche Flaggen der freudigen üntheilnahme der Bewohnerschaft am festlichen Tage Aus- , stuck verliehen hatte, begann bei einbrechender Dunkelheit 'we Illumination der Straßen, wie sie die Stadt wohl brikatio» "Sher noch nicht gesehen. Insbesondere strahlte das Rath- -"Ans in höchst geschmackvoll arrangirtem Glanze und viele sirivathäuser wetteiferten in feenhafter Ausführung der Bw Lichtfülle. Inzwischen versammelte sich die geladene reichs- reue Bürgerschaft im Saale des Amtshofes unter Vorsitz lern Herrn Bürgermeisters Wittig zu einem solennen Fest- . ' vnnners. Nach Eröffnung desselben durch seinen Präses "st auf das daran sich anschließende, von den vereinigten oUlg^fiesangvercinen „Apollo" und „Dvppelquartett" vorgetragenc ,Dankgebet" von Kremser hielt Herr Lehrer Poser die , Mretn, in welcher derselbe mit beredten Worten den schick- § L alsreichen Lebenslauf des hohen Gefeierten schilderte und - einein Hoch auf den jetzigen Kaiser Wilhelm II. schloß. » ferner brachte Herr Bürgermeister Wittig in begeisterter no s>^ ein Hoch auf den Fürsten des Sachsenlandes, den _? >lönig Albert aus und Herr Lehrer Viehrig gedachte so- '"sw M schwungvollen Ausdrücken des alten Reichskanzlers " Fuedrichsruh. Hierauf toastete Herr Schuldirector Hennicke en e""wt tief empfundenen Worten auf Las deutsche Hecr U, nid Mitkämpfer von 1870. Schließlich brachte Herr Lehrer 24o dichter ein Hoch auf die deutsche Jugend, welche er als "e eigentliche Wacht am Rhein bezeichnete. Die Zwischen- "wsen wurden durch gelungene Vorträge der genannten hon scheiden Gesangvereine, durch allgemeine patriotische Gesänge llllmMowic durch Concertstücke Seitens des Stadtmusikchors a garist)erklotz trefflich ausgefüllt. Einzelnes daraus hervvr- iz man nheben, erscheint bei der Fülle und Vorzüglichkeit des ich und Lanzen unmöglich und deshalb sei uns nur noch der Hin an de" oeiz gestattet, daß der in herrlichster Stimmung verlaufene meä- ———— Donnerstag, den 25. März 1897. Abend wiederum ein glänzendes Zeugniß abgelegt hat von der unwandelbaren Treue unserer Bürgerschaft zu Kaiser und Reich. — Neber das Vermögen des Möbelfabrikanten Her mann Wilhelm Sengstacke in Rabenau ist das Kon kursverfahren eröffnet worden. Der Ortsrichter Kunath in Rabenau wurde zum Konkursverwalter ernannt. Kou- kursfvrdernngen sind bis zum 17. April 1897 bei dem Gerichte zu Tharandt anzumelden. — Neber die hier am nächsten Sonnabend, den 27. März, im Saale der König Albert-Höhe auftretende berühmte und beliebte Throler Konzert-Gesellschaft Hans Hoff schreibt man aus Olbernhau gelegentlich eines Gast spiels wie folgt: „In dem gestern Abend im Hotel Gerichts schenke abgehaltenen Konzert der Throler Konzert-Gesell schaft Hans Hoff erwarb sich dieselbe reichen Beifall. Der gute Ruf, welcher der Gesellschaft vorausging, hatte den Saal dicht gefüllt, und die Vorführungen erfüllten die Er wartungen der Hörer vollständig. Die Vorträge waren ausnahmslos gut uud durch ihre Eigenart wirkungsvoll, das Programm auch reich an Abwechslung. Herr Hoff besitzt eine weiche und klangvolle Baritonstimme und trug die ernsten Gesänge mit tiefer Empfindung uud auch die heiteren mit vielem Ausdruck vor. Die beiden Sängerinnen Frl. Mirzl und Res'l erfreuten das Publikum durch ihre wirklich frischen und anmuthenden Stimmen, welche auch in dem sehr gut vorgetragenen Duett zur besten Wirkung gelangten. Das gleiche Lob verdienen die mit vielem Ver- ständniß vorgetragenen Chöre. Für die Instrumente besitzt die Gesellschaft gleichfalls gute Kräfte. Die Vorträge des Herrn Hans Hoff auf dem Holz- und Strohinstrument fanden den verdienten, sehr lebhaften Beifall, und die aller orts sehr beliebt gewordene Zither war gleichfalls in recht guten Händen. Die Gesellschaft vertritt die eigenartige Musik der Throler Bevölkerung in trefflicher Weise und versteht es namentlich anch schon durch den Vortrag der einfachsten heiteren Gesänge die Hörer angenehm zu unter halten. Das Publikum war sichtlich befriedigt und hielt 10. Jahrgang. mit seinem Beifall nicht zurück." (Näheres siehe Inserat.) — Eine öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses ist auf Freitag, den 26. März 1897, Vormittags 10 Uhr, anberaumt worden. — Für die Zeit der Erkrankung des Friedensrichters Kästner ist Herr Mühlenbesitzer Gemeindevorstand Mehnert als stellvertretender Friedensrichter für Hainsberg und Eckersdorf verpflichtet worden. — An Stelle des wegen Unterschlagung und Urkunden fälschung zur Haft gebrachte» Raths- bezw. Polizei- Expedienten und gleichzeitig stellvertretenden Spar- und Stadtkassenbeamten Siegert von Tharandt ist der bereits daselbst angestellte Rathsschreiber Max Binnewerg vom dasigen Stadtrathe einstimmig gewählt und eidlich in Pflicht genommen worden. Um die durch vorbezeichnete Ausrückung znr Erledigung gekommen Schreiberstclle waren nicht weniger als 60 Bewerber aufgetreten. — Das Gewitter am vergangenen Donnerstag entlud sich in der Gegend des Luchbergs. In Johnsbach bei Glashütte entzündete der Blitz das Hamann'sche Gut und während des Brandes stand der 60jährige Auszügler des Nachbargutes, Namens Vogler mit seinem 6jährigen Enkel am Fenerheerd- Als die Gluth auch Voglers Wohnung ergriff, eilte er zur Bergung seines Eigenthums nach Hause, wobei ihm der Kleine nachlief. Leider wurde ihnen der Rückweg durch Ueberhandnahme des Feuers abgeschnitten und so kamen Großvater und Enkel in den Flammen um. Dadurch wurde jener Tag Voglers Geburts-, Trauungs- und Sterbetag. Ein Mitbewohner des Hauses, Namens Schwenke war bereits vom Rauche halb erstickt mit ge brochenem Fuße ohnmächtig zu Boden gesunken, als er von dem seinen Nater suchenden 20 jährigen Sohne Voglers noch rechtzeitig den Gluthen entrissen wurde und somit fand statt des Vaters ein fremder Rettung aus den Flam men. Bei der Beerdigung der beiden Unglücklichen haben sich im Kreise der Hinterbliebenen herzzerreißende Semen abgespielt. rlrzt i" Die einzige, die über meine reizenden Geschichten nicht eichte, deren sanfte Augen traurig auf Sascha rnhlen, Nie D^hwid und ausschließlich meiner vffieiellen - chehäffte an seiner Seite widmete, war die Prinzessin )osia. Da man aber in Rußland von einem Ehemann nicht Ovartet, daß er in Gesellschaft ein allzu scharfes Auge "I stiue Frau hat, fügte ich mich der Sitte und widmete "sh außer dem Champagner auch den verschiedenen Hualitä- äffischen Schönheiten, nud zwar das letztere mit einem «ui Icell -rfvlg, der bei einem längeren Aufenthalt jedenfalls hätte 'cht befriedigend werden können. Zwischen hinein dachte h aber immer wieder: Morgen Mittg nm ein Uhr ist n durch "sts ständige Schwanken zwischen Eifersncht und Ent- Zu Ende. Schließlich ging die Zeit, bis wir uns lrUUlt- vn unserer Wirthin verabschieden mußten, ganz erträg- " ch herum. . »Es war eine ganz reizende Gesellschaft, liebe Fürstin," sttete Helene, „vermuthlich aber auch meine letzte in iußland." „Was soll das heißen?" fragte Frau Palitzin ver- mndert. e Nmw cstein- i Lein» eitle. Stoffes, ! VerföO gefärbte >ald uns Ärmlicher ckig wird glimme» bstofs er- Asche, die kräuselt, llsche der (fälschte» wg (k.u.k. wn ihre» :fern ei»- steuer' „Vermuthlich," mischte ich mich in das Gespräch, nimmt meine Frau Bezug darauf, daß ich meinen Paß ' der Tasche habe, nm Morgen von St. Petersburg ab- rmsm." „Und Sie wollen Ihre Frau mitnehmen! Das leide h nicht," rief die Prinzessin hastig. „Morgen Abend ist kr zzguatieff'sche Ball in der ,Lalle <1s bloblssssst einer er interessantesten im ganzen Winter. Herr Oberst, Sie urfen Ihre Frau nicht um dies Vergnügen bringen, hon weil — aber sagt Beide Niemand ein Wort davon - der Zar selbst hinkommen wird, obgleich es noch Hof- eheünniß ist. Der Kaiser theilt seine Absicht, an einer stivatgesellschaft theilzunehmen, ans Vorsicht nie vor dem Gmmten Tage init, aber ich glaube, daß ich Ihrer irau sicher eine Vorstellung beim Zaren versprechen nm, und das'wird das größte Ereigniß ihres Lebens in!" „Das größte Ereigniß meines Lebens," wiederholte elene, die plötzlich unter dem Einfluß einer heftigen Ge-