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„ Memim Ameiger und Zng. Zkilnny für Seifersdorf, », Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz etc. sür Ho^ LL- Nunmier 27. Sonnabend, dm 6. März 1897. 10. Jahrgang. Vermischtes. >v, Fabrikats sb»1 ntröS ruckt zu seinem größten Schrecken, daß er sich in einem fremden Ort befindet. Unterdessen beginnt es zu dämmern, und nun hat er noch die Schadenfreude einiger Bäckerjungen zu erdulden, die sich um den „fremden Wächter der Nacht" versammelten. Wohl oder übel muß er den 14 Kilometer langen Weg nach B., seine Pieke als Stock benutzend, zu Fuß antreten. Ob die Bewohner des Städtchens B. ihren Nachtwächter vermißt haben? In jener stürmischen Nacht Wohl schwerlich. — Im Görlitzer Gerichts-Gesängniß gestorben ist der im October v. I. vom Schwurgericht zum Tode verurtheilte Krämer Emil Pufe aus Horka O.-L. Der Fall hatte da mals allgemeines Aufsehen erregt, da die Mordthat, wegen welcher Ruse verurtheilt wurde, länger als 16 Jahre zu rücklag. Pufe hatte iu der Nacht zum 3. März 1880 seine damalige Geliebte, ein Mädchen von 22 Jahren, in seine , Schlafkammer zu locken gewußt, dort das bedauernswerthe Mädchen erwürgt und dann die Leiche an ein kleines lobt Besitzer an und fuhr uach dem 14 Kilonieter entfernten F., ohne zu ahnen, was für einen sonderbaren Fahrgast er im Schlitten habe. In F. angekommen, erwachte ' der Schützer der Nachtruhe; schlaftrunken und erstaunt über die seltsame Umgebung greift er pflichtschuldigst nach seiner Pfeife, um seines Amtes zu walten. Da merkt er lbenai> Pabst. — Folgendes nächtliche Abenteuer ist kürzlich einem Nachtwächter des kleinen Städtchens B. im Regierungs bezirk Marienwerder zugestoßen: Er legte sich, ermüdet von seinem Rundgange, in einer der letzten stürmischen Nächte in einen auf der Straße stehenden mit Stroh beladenen Schlitten, der einem Fuhrmann aus F. gehörte und dessen Besitzer ausgespannt hatte, um den Morgen abzuwarten. Unser Nachtwächter verfiel im warmen Strohlager in einen tiefen Schlaf. Ehe er erwachte, spannte der Fuhrwerks- Bäumchen aufgehängt. Der damals mit der Untersuchung beauftragte Amtsrichter von Gersdorff wurde während der Verhandlungen von einer schweren Nervenkrankheit befallen und mußte in eine Heilanstalt gebracht werden. Die wei teren Ermittelungen waren damals zu Gunsten des sehr verdächtigen Pufe ausgefallen. Erst 16 Jahre später, im Frühjahre v. I., wurden in dieser Angelegenheit infolge einer anonymen Postkarte von Neuem Ermittelungen an gestellt, die zur baldigen Verhaftung des Pufe führten. Am 17. April v. I. hatte sich- Pufe wegen Mordes zu verant worten, er wurde damals jedoch nur des Todtschlags für überführt erachtet und da in diesem Falle Verjährung ein getreten ivar, mußte Pufe auf freien Fuß gesetzt werden. Später stellte sich jedoch heraus, daß ein Hauptbelastungs zeuge in der Schwurgerichtsverhandlung vom 17. April einen Meineid geleistet hatte, der dann in der nächsten Schwurgerichtsperiode zu acht Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde. Nun wurde gegen Pufe ein neues Verfahren «in- geleitet, das im October zu seiner Verurtheiluug führte, obwohl er das Verbrechen beharrlich leugnete. Kurz vor seinem Tode machte der Anstaltsarzt den Pufe auf sein nahes Ende aufmerksam, worauf er nach dem Staatsan walt verlangte. Bevor dieser jedoch eintraf, war Pufe gestorben; man nimmt an, daß er dem Staatsanwalt ein Geständniß hat ablegen wollen. — Mißgeburten. Wie der „Obervogtl. Anz." berichtet, hat ein geistig beschränktes Mädchen, in der Umgegend von Marktneukirchen wohnhaft, drei behaarten Geschöpfen das Leben gegeben. Wann soll Thomasmehl angewandt werden? Die Annahme, Thomasschlackenmehl müsse geraume Zeit im Boden lagern und sich mit den Bestandtheilen derselben umsetzen, um in einen löslichen Zustand über geführt zu werden, ist nach zahlreich ausgeführten Ver suchen vollständig unrichtig. Es ist durchaus nicht noth wendig, die Anwendung des Thomasmehles auf die Winter früchte zu beschränken, oder dasselbe, wenn eS zur Düng ung der Frühjahrssaaten dienen soll, bereits im Herbste auszustreuen. Es äußert vielmehr, wie zahlreich vorliegende Versuche beweisen, ebensogut seine Wirksamkeit, wenn e- im Frühjahr zur Verwendung kommt; nur muß eS dann mit dem Boden innig vermischt werden. Allerdings be steht ein großer Vorzug des Thomasmehles darin, daß wir es im Herbste und im Laufe des Winters bereits aus streuen können, also dieser Arbeit im Frühjahr uns ent hoben sehen, eine Erleichterung bei der Frühjahrsbestellung, die der praktische Landwirth wohl zu schützen weiß. Ist aber das Ausstreuen aus irgend einem Grunde unterblieben, so soll man sich nicht etwa durch die Besorgniß, daß das Thomasichlackenmehl nicht genügend wirksam sich zeigen würde, von der Anwendung im Frühjahr abhalten lassen. Bei dieser Gelegenheit kann vielleicht auch darauf hingewiesen werden, daß die Wirksamkeit des ThomaS- schlackenmehles durchaus nicht von der Bodenbeschaffenheit abhängig ist. Wenn man ursprünglich geglaubt hat, daß es hauptsächlich ein Düngemittel für Sand- und Moor boden sei, so ist man jetzt längst zu der Ueberzeugung ge kommen, daß eS auch auf anderen Bodenarten zu empfeh len, besonders wo es sich um den Anbau von Hülsen früchten handelt, oder wo Klee in Getreide eingesät werden foll, kann es sich überhaupt nur um Anwendung von Thomasmehl handeln, da dieses ein specifisches Dünge mittel für sämmtliche Leguminosen ist. Es zeigt eben eine gleichmäßige Wirkung für längere Zeit, was für derartige Kulturen von besonderer Bedeutung ist. war aber Sascha am häufigsten an der Seite meiner Ich selbst saß meistens neben Frau Welelsky und berieth mit ihr und der Fürstin Palitzin über die zweck mäßigste Eintheilnng der kurzen Zeit unseres Aufenthalts in der Hauptstadt, wobei ich wohl bemerkte, daß Olga keine Einwendung gegen unsere baldige Abreise mehr machte, seit sie ihren hübschen Neffen an der Seite meiner Frau beobachtet hatte. Es wurde verabredet, daß wir diesen Abend im engsten Familienkreise bei Weletsky und Blicken, ohne die traurigen Augen seiner jungen Braut zu beachten, die er vernachlässigt in einer Ecke sitzen ließ. Nachdem er sich einen Augenblick an der allgemeinen Unterhaltung betheiligt hatte, führte er aber die junge Dame beiseite, offenbar um seinen Frieden mit ihr zu machen, wenigstens hörte ich ihn im Vorbeigehen sagen: „Aber sie ist ja Großmutter — eine Großmutter, liebe kleine Dosia." „Ja, aber eine so reizende," flüsterte die schöne, junge Russin. Mittlerweile waren die Karten mehrerer Verwandter der Weletsky und einiger der uns auf dem Bahnhof vor gestellten Bekannten der Fürstin Palitzin heraufgebracht worden, und bald war unser Zimmer voll hübscher Damen und vornehmer Männer, unter denen sich meine „officielle Frau mit einer Anmuth und Liebenswürdigkeit bewegte, die alle Herzen gewann. Auch der Secretär unserer Ge sandtschaft war erschienen, weil er von den Erfolgen seiner Landsmännin gehört hatte. Von allen anwesenden Herren »ruff 7. ück und hen alt, Waare e Butter kos' 2,80-» 3,60-5 gleiten sollten. Plötzlich sprang ich verwundert auf. Iu dem Gemach stand ein hübsches Clavier, an das Fräulein Dosia meine Frau herangeschmeichelt halte, nach dem sie cs müde geworden war, zuzusehen, wie ihr Ver lobter einer anderen huldigte, und nun hörte ich Helene freundlich sagen: „Meine Stimme wollen Sie hören? Gerne, nur bin ich ein wenig außer Uebung. — Nein, danke, ich singe ohne Noten, dann brauche ich auch keinen Cavalier zum umblüttern." Die letztere Bemerkung galt dem dienstbereiten Sascha. Börse Aeißwiij^ , AeißwÄ v Kilogra^ bischer, le, pro schlesisches I55-V (Nachdruck verboten.) Meine ofsieielle Fran. Roman von Col. Richard Henry Savage. Jin nächsten Augenblick erklang „Düs Luvannos Kiver« mit der ganzen rührenden Lieblichkeit, die die Nilsson in diese alte Negermelodie zu legen pflegte. Wir 18,50, Ffs üe, pro , ! 9,00, i( pamm rsteuert, ! mit 50 ) Ml. » 0 Kilogra^ r 120-1^ über Einqua»( 100-l« pro 170-^ 1000 , . , . . n po ü' officiellen Frau zu sehen, ihm wandte sie sich am öftersten fremder ' zu, und er überschüttete sie mit Huldigungen in Worten ramm IM . ^!_ . : c» --! -UM-er -175. anz besapi, : 165-1' ) Kilogra^ sskuchen, 1 10,50. preßte 15, > 100 Weizens k: DrE wen: KM Lemmelm , lermund»'' speisen und die Fürstin auf den Ball bei Jgnatieff be- st, pro ' ier Maä< >tr. 0 23/ riefen Alle nach mehr, und nun sang diese reichbegabte Verschwörerin „Homs, svsst domo" so ungekünstelt, aber so rührend, so göttlich schön, daß man die Patti zu hören glaubte und wir noch Alle schweigend dasaßen, als der letzte Ton längst verklungen war- Nach einem Sturm von begeistertem Beifall für die so himmlisch gesungenen amerikanischen Lieder und einem Strome von Einladungen empfahlen sich alle unsere Gäste — selbst Sascha. Es war so kurz vor Essenszeit, daß es auch für ihn Pflicht der Höflichkeit war, sich zu ent fernen. Als er ging, geleitete Helene eben die letzte Dame bis zur Thür, und ich vernahm die Worte: „Vergessen Sie mich gewiß nicht, wenn Sie diesen Winter nach Paris kommen — hier ist meine französische Adresse." Dabei brachte sie ein mit einem künstlerisch ausgeführten Mono gramm verziertes Etui zum Vorschein und händigte der Dame eine Karte ein. Die Dame verschwand und ich stand sprachlos da über diesen Vorgang; sobald wir allein waren, flüsterte ich Helene zu: „Nun haben Sie sich verrathcn!" „Wieso?" sagte sie gleichgiltig. „Wieso? Indem Sie dieser Russin Ihre Karte gaben sobald sie dieselbe liest, ist Alles entdeckt." „Glauben Sie wirklich, daß dies io gefährlich ist?" sagte sie und lachte. Gucken Sie sich doch die Sache näher an." Damit hielt sie mir das Etui hin, das die Anfangs buchstaben des Namens meiner rechten Gattin trug: „L. M. L." und Karten enthielt, wie sie meine Laura in Paris gebrauchte: Nrs. ^.rtbur L. I>siiox „Sie sehen, die habe ich mir noch in Paris für meine russische Reise drucken lassen. Ich halte etwas auf der artige Kleinigkeiten, Archurchen," flötete die schöne Ver schwörerin. Ich erwiderte nichts, denn ich war ganz ver blüfft über diese Schlauheit und Vorsicht. Gleich darauf rief sie: „Und wie gefallen Ihnen denn meine amerikanischen Lieder?" „Sie singen wie eine Primadonna," sagte ich entzückt, „aber woher kennen Sie diese Lieder meiner Heimath?" „Ich habe sie gelernt für die Nolle, die ich spiele, für die Nolle der Mrs. Arthur B- Lenox, la bolw Timörieaino," erklärte dies merkwürdige Wesen. „O, ich kann noch mindestens ein Dutzend anderer Negerlieder und auch das ,8tar 8z>anAlsä Lannor.' Wollen Sie's gerne hören?" Damit fing sie an, dieses patriotische Lied zu singen, während ich bei dem Gedanken stöhnte, wie gerne ich mich wieder unter dem schützenden Sternenbanner besände — weit weg von dem Doppeladler der kaiserlichen Flagge Rußlands. „Nun habe ich aber ein ernstes Wort mit Ihnen zu reden in einer Privatangelegenheit," sagte ich. „Das wäre?" „In erster Linie, Sascha —" „Jetzt nicht," entgegnete sie mit einem Blick auf ihre Uhr. „Ich habe eben noch Zeit genug, mich zum Essen anzukleiden." „Damit lief sie in ihr Zimmer, blieb aber unter der Thüre stehen und rief mir zu: „Sei nur ruhig! ES ist heute Alles ganz gut gegangen. Nun schlüpfe man schnell in Deinen Frack, wie ein herziger, lieber Ehemann." „Wie ein verliebter Ehemann!" gab ich zurück, worauf sie die Thüre zuwarf, und ich ihrem Nathe folgte und mich ebenfalls ankleidete. Eine Stunde später standen wir miteinander auf dem englischen Quai — hinter uns die schöne Newa, vor uns die gastlichen Pforten der Weletsky, die ich mit Erröthen überschritt, denn ich gestattete dem Weib an meiner Seite, an Stelle von Marguerites Mutter die Aufmerksamkeiten und Liebe ihrer Verwandten entgegenzunehmen. Allein nach und nach wurde ich hartschlägig, und so mußte ich innerlich lachen, als der Lakai Herrn und Frau Oberst Lenox anmeldete und uns ins Empfangs zimmer führte. Hier fanden wir die ganze Familie versammelt: Constantin, Olga, Sascha und Boris, ferner die beiden Söhne Constantins, von denen der eine Page am Hof, der andere kaiserlicher Kadett war, und ein herziges neun jähriges Mädchen, seine Tochter. Dies reizende Kind, Namens Sophie, war von seiner Gouvernante begleitet, einer schönen, jungen Französin von hübscher, geschmeidiger Gestalt in einem ziemlich tief ausgeschnittenen Kleid, die uns von unserer Wirthin als „Mademoiselle Eugönie de Launay" vorgestellt wurde. Während ich mit dem Hausherrn plauderte, beobach tete ich, wie es Helene verstand, ganz unmerklich die Herzen aller Anwesenden zu gewinnen, ganz besonders die der Jüngsten. Der Page war den ganzen Abend über ihr Page, der Kadett glänzte ihr zu Ehren mit den fein sten militärischen Formen, während sich die kleine Sophie in ihren Schvvß drückte und sie — sehr zu ihrem Leid wesen — „Großmama" nannte. „Sie ist nicht Deine Großmama," sagte Olga und lachte. (Fortsetzung folgt.)