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.Memim Anzeiger und ng. « Zeitung für Seifersdorf, Groß- und Kleinölsa, Obernaundors, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdors, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. ltröS Nummer 26. Donnerstag, den 4. März 1897. 10. Jahrgang. Aus unserer Gegend. s — Am 2. März durchschnitt sich der Waldarbeiter ^""^Karl Weise von hier auf noch unerklärte Weise mit ^»f^einem Beile die Pulsader. Man nimmt an, das; der »^Unfall durch einen unglücklichen Absturz vom sogenannten oabst-Pionierweg herbeigeführt worden ist. Der Verunglückte ^H"hat sich verblutet. k — Die Landwehrleute zweiten Aufgebots, welche in das 39. Lebensjahr vollenden — oder 1878 "P"e^m den activen Militärdienst getreten sind — treten am A Eu-^1' d. Js. zum Landsturm 2. Aufgebots über, sofern o P^.mcht die Zurückversetzung in eine jüngere Jahresklasse ver- »öbekfügt ist. (Eingesandt.) In letzter Nr. Ihrer geschätzten Zeitung befindet sich unter „Aus unserer Gegend" ein Artikel, unter- -zeichuet mit-)"-, betr. das Bi ld h au ergew erbe, welcher . Aso einseitig gehalten, daß ich Sie bitte, folgende Entgegnung ° aufzunchmen: „Daß dieser Beruf so gesundheitsschädlich und überfüllt i-g Säst, daß der Bildhauer mehr wie alle anderen Handwerker i!—^auf das Wandern angewiesen, ist durchaus unwahr. Der °tge Holzbildhauerbcruf ist der Gesundheit nicht schäd licher, als alle anderen Berufe in der Holzindustrie; im Gegentheil ist es in einer Holzbildhauerwerkstatt durchaus gesünder, als in Fabrikräumen, Maschinensülm re. Daß aber eine Werkstatt, sie möge für Bildhauer, Schuster oder 60 PsSchneider sein, kein Luftkurort ist, wird wohl Jedermann nie auch ohne den Artikelschreiber wissen. Der betr. Herr, welcher gewiß auch seine Gewerkschafts-Zeitung hält, müßte ' auch wissen, daß die Arbeitslosigkeit bei den Bild- chauern keine größere ist, als wie sie in allen andern uüle si Berufen herrscht. Aber der Bildhauer reist viel um sich rcblbeit weiter auszubilden und wegen seiner hohen Arbeitsloseu- Ü >s"ud Reise-Unterstütznng, die er von seiner Organisations (Nachdrnck verboten.) -Wß Meine offieielle Fran. Quasi! Noman von Col. Richard Henry Savage, nrrike' „Ja, erwiderte ich, „er ist ermordet worden." „Seht! Sprechen Sie doch nicht so geradezu! Was wu diü geschah dem Polizeipräsidenten in Washington?" Iwimli „Nichts! Ich glaube, er blieb nach wie vor im rvUt > Amte." „Nichts! Ach Gott, wie angenehm muß es sein, bei Uöm als Polizeipräsident zu dienen! Ihr Amerikaner .seid ein großes Volk! Das konnte hier kaum geschehen r W— heißt es: den Kopf des Verbrechers oder Deinen E" eigenen." Er seufzte leise und sagte dann nnvermittelt: ' „Aber ich muß gehen — es liegt zu viel auf mir. Seit r bä meiE Ankunft bin ich noch nicht aus den Kleidern ge- i kommen." „Ja," erwiderte ich, „ich glaube, vergangene Nacht -- r habe jch ein Stück Arbeit von Ihnen gesehen." „Wirklich? Wo?" In seinem Ton lag sowohl Frage als Verdacht. „Was wissen Sie von meiner Arbeit?" Als Antwort erzähle ich ihm, was Boris und ich ltten mitaugesehen halten, als wir in früher Morgenstunde ans de'" Jachlelub kamen. ,„Ja," rief er, „ich habe eine erwischt, aber nicht die Große — wenn ich sie einmal fassen konnte! Das wäre für mich gleichbedeutend mit einem halben Dutzend Ordeus- auszeichuuugen und erhielte mir das Vertrauen meines t Herrn für alle Zeiten! Aber sie ist sehr schlau, sehr scharfsinnig nnd ein dem Baron Friedrich ebenbürti ger Feind. Ich fürchte, ich fürchte, es wird mir nie gelingen." In komischer Verzweiflung fuhr er sich mit slAU- de* Hand durch die Haare; dann rief er mir zu: „Ich habe zu lauge verweilt — an isvoir!" An der Thüre drehte er sich noch einmal um und fragte: „Ist Ihnen aus der Fahrt von Berlin nach Eydt- kühnen kein sehr schönes Frauenzimmer aufgefallen?" oll „Mehrere." lu.v» „Wohl; aber eine mit dunklem Haar, braunen Augen, zsors mit etwas eigenthümlich Berückendem in ihrem Wesen und d mit ungemein gewinnendem Benehmen, mit der Anmuth emmleä Kindes und dem Verstand eines Diplomaten?" oo v«P „Gewiß," erwiderte ich, das Herz auf der Zunge, frei „O, Sie kennen sie! Wer ist sie?" !i. »eter „Meine Frau," rief ich mit dem Muth der Ver- bgfg zweiflung. „Ihre Frau! O ja, haha!" Damit brach er in eine Art von Gelächter aus. „Sie sind ein Schäker und kaffe erhält. An der Hand statistischer Zahlen läßt sich Nachweisen, daß der Bildhauerberuf nicht mehr überfüllt ist, als alle anderen Berufe. Zum Schluß ist in dem Artikel darauf hingewiesen, daß die Ausbildung meistens einseitig geschehe und werden die Eltern ersucht, ihre Söhne bei einem tüchtigen Meister in die Lehre zu geben. Es ist doch selbstverständlich, daß jeder Vater bemüht ist seinem Sohne eine gute Lehre angedeihen zu lassen. Wir haben in Ra benau die Erfahrung an zugereisten Bildhauer-Gehilfen (an der Mehrzahl) gemacht, daß auch an andern Orten keine Künstler ausgebildet werden; dagegen sind von Rabenau Ausgelernte sortgekommeu, die durch aus tüchtige Leute geworden sind. Wir haben ferner Ge hilfen, welche bei hiesigen Meistern ausgelernt, die ganz minimale Kräfte geblieben sind. Darum mögeu die Eltern nur genau prüfen, ob sich ihr Sohn zu diesem Geschäft eignet. Der junge Mann, welcher Bildhauer werden will, muß Anlage zum Zeichnen haben, Geschmack und Wohlgefallen an allem Schönen finden und hauptsächlich Geduld, Lust und Ausdauer besitzen. Auch ein guter Lehrmeister gehört dazu, jedoch kann derselbe kein Künstler auslernen, sondern muß sich der junge Mann selbst weiter auszubilden suchen. Dieses mögen alle Eltern beherzigen. Dem Artikel nach zu urtheilen, versieht der Schreiber desselben sehr wenig von seinem Berufe. Der Zweck des Artikels ist zwischen den Zeilen zu lesen. — Das Königliche Landgericht Freiberg verurtheilte den Dienstknecht Carl Bruno Petzold, geboren den 4. Juli 1877 zu Wilmsdorf, wegen Diebstahls zu 6 Monaten 3 Wochen Gefängniß. — In der Schule zu Martinskirchen bei Liebenwerda kamen kürzlich zwei im vierzehnten Lebensjahre stehende Schulknabeu aus Anlaß einer geringfügigen Meinungs verschiedenheit auf die Idee, sich zu duelliren- Hierbei er treiben sogar mit dem Chef der geheimen Polizei Ihren Scherz. Ihr Amerikaner wollt eben immer Euere Späße machen." Damit blinzelte er mir zu und ging. Mein Gott, was konnte das Blinzeln zu bedeuten haben? Ich fühlte, daß meine Lage verzweifelter war als je. Das Weib, das nur wie zum Spaß den Namen der Frau Lenox führte, war Baron Friedrich so wichtig, daß er all seine geistigen Fähigkeiten daran setzte, ihrer hab haft zu werden, weil er wußte, daß seine eigene Sicherheit von seinem Erfolg in diesem Punkte abhängig war. Als mir dies Alles klar wurde, sprang ich eilig auf lind zahlte meine Rechnung. Es stand bei mir fest, daß ich so schnell als möglich aus Rußland wieder hinauszu kommen suchen mußte. Um dies mit einem Anschein von Vernunft thun zu köunen, mußte ich vor allen Dingen die Angelegenheit meiner Tochter erledigen, um deren Willen ich in dies gottverfluchte Land gekommen war. Eilig verfügte ich mich zu dem Anwalt, dessen Adresse ich auf der amerikanischen Gesandtschaft erhalten hatte. Neuntes Capitel. „Da ist er ja! Gewiß kommt er geradenwegs von den gräulichen Advokaten," rief mir Helene entgegen als ich in meinen Salon trat. Ihr Ton war heiter und ihr Blick, als er dem meinen begegnete, beruhigend. „Ja," erwiderte ich, „und ich freue mich, Dir sagen zu köunen, daß alles ganz glatt geht." „Laß mich Dich Frau Weletsy vorstellen, die schon seit einer halben Stunde ans Dich wartet und mir viel von unserer lieben Marguerite erzählt hat. Olga, dies ist also mein Mann." Eine aristokratische Dame in weißem Haar, mit würdevollem, anmuthigem Wesen stand vor mir nnd be grüßte mich lächelnd, erst mit herzlichem Händedruck, und dann, indem sie mir ihre schöne Wange zum Kusse bot. „Constantin wollte mit mir zu Euch kommen, ist aber leider durch eine Sitzung des Staatsraths daran verhin dert worden," sagte sie, „doch hat er mich beauftragt, in seinem Namen auf Uebersiedelung in unser Haus zu be stehen — Eure Zimmer sind bereit." Wieder eine neue Verlegenheit! Unter keinen Um ständen durfte ich dulden, daß Helene unter Weletskh's Dach wohnte; diesmal kam sie mir aber selbst zu Hilfe, indem sie eiuwarf: „Ich habe Olga schon gesagt" — wie unbefangen und leicht sie sich der Namen meiner Ver wandten bediente! — „daß unser Aufenthalt hier nur sehr kurz sein wird." „Nur kurz?" unterbrach sie die gastfreundliche Olga. „Ich bin überzeugt, daß dies mein Mann nicht zugeben hielt der eine der Knaben von dem andern mit einem scharfen Taschenmesser einen derartig heftigen Stich in den Oberarm, daß die Kleidungsstücke durchschnitten und die Schlagader und die Sehnen stark verletzt wurden. Infolge des starken Blutverlustes ist es noch fraglich, ob der ver letzte Knabe mit dem Leben davon kommen wird. — Die größte Stahlplatte, die je aus einem Walz werk hervorgegangen ist, wurde vor Kurzem in dem Krupp- 'schen Werke in Essen hergestellt. Diese Niesen Blechtafel hatte eine Länge von 12 Meter, eine Breite von 3,4 Mir. bei einer Stärke von 32 Mill., und repräsentirte ein Ge wicht von 17 033 Kilogramm. Ein ebenfalls vor Kurzem in den Werken der Stockton Malleable Jron Company ge walzte Stahlplatte wies eine noch bedeutendere Länge auf, war aber an Flächeninhalt kleiner und wog nur 5572 Kilogramm. — Mit welchen unsäglichen Entbehrungen und Ge fahren manches Mal das Leben in den trostlosen Wüste neien des weltentlegenen Innern von Australien verbunden ist, lehrt wieder so recht ein Vorfall, der sich in Queens land zugetragen hat. Dort, in der Gegend zwischen dem Flindersflusse und dem sogenannten Castern Creek, war ein Mann, John Forbes mit Namen, damit beauftragt worden, eine Schafheerde — es waren nicht weniger als 14000 Schafe nach dem Creek zu führen. Der Mann scheint seinen Weg verfehlt zu haben, er gerieth immer tiefer in die Wüste, und als er, um die seiner Obhut an vertrauten Thiere zu retten, sich daran machte, nach Wasser zu suchen, ist er selbst zu Grunde gegangen, nachdem er, wie man hinterdrein hat konstatiren können, ein Schaf getödtet und das Blnt desselben getrunken hatte. Und von den übrigen 13 999 Thieren ist auch nicht ein ein ziges dem Tode entronnen. Sämmtlich sind sie, wie der arme Treiber, verdurstet. wird." Und damit fing sie an, uns zu erklären, welche Enttäuschung dies für ihren Gatten, sie selbst und die ganze Familie sein würde. „Leider können wir diesmal nicht länger bleiben," erwiderte ich, „sobald ich mit Constantin und dem Anwalt die einleitenden Schritte zur Ordnung von Marguerite's Verhältnissen getroffen habe, rufen mich dringende Ge schäfte nach Paris zurück, aber in vier Wochen komme ich wieder." „Wie lange bleibt Ihr jetzt?" „Vielleicht nur noch zwei Tage, und unter diesen Umständen —" „Könnt Ihr noch auf zwei Tage zu uns kommen?" schlug Olga dringend vor. „Wie, zweimal packen in zwei kurzen Tagen! Außer dem habe ich sehr viel zu thun, wenn ich Gräfin JgnatirffS Ball besuchen will- Ein neues Ballkleid und keine Kammer- jungser! Ich habe nämlich keine mitgenommen, weil ich wußte, daß wir so schnell wieder nach Paris zurückreisen müßten." „Das thut nichts, ich kann Dir eine der meinen leihen," wendete meine gastfreie Verwandte ein. Glücklicherweise wurde dieses Gespräch durch den Eintritt der Fürstinnen Palitzin unterbrochen, die gekom men waren, zu fragen, ob wir die Einladung zu dem Balle erhalten hatten, und uns aufforderten, mit ihnen dorthin zu gehen. „Es ist nur Pflicht und Freude, meine amerikanischen Verwandten in die Gesellschaft einzuführen." rief Frau Weletsky, »vorauf sich ein freundschaftlicher Streit ent spann, wer meiner „officiellen Frau" die Ehren von St. Petersburg erweisen sollte. Fräulein Dosia, die in die besagte Dame völlig verliebt zu sein schien, unterstützte die Ausführungen ihrer Schwägerin durch Küsse und Lieb kosungen aller Art. Wie lange dies gedauert haben würde, wenn jetzt nicht Sascha, hübscher'und leichtsinniger als je, herein- spazirt wäre, weiß ich nicht. „Endlich, liebe Laura," rief er und gab meinem Weib einen viel zu vetterlichen Kuß; dann hielt er plötz lich inne, sah sich um und biß sich auf die Lippen, als er seine Braut erblickte, die ziemlich unüberlegt auSrief: „Aber Sascha, Du hast mir doch gesagt, Du habest den ganzen Tag Dienst." „Gewiß, liebe Dosia, aber ich habe mich eine halbe Stunde gedrückt, weil ich doch meine amerikanischen Verwandten begrüßen mußte/' erwiderte er nachlässig. (Fortsetzung folgt.)