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Wemmer Anzeiger und Nummer 23. 10. Jahrgang. Donnerstag, den 25. Februar 1897. "" Zeitung für Seifersdorf, Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßrnannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. - L.L o> a) s. Num- stein- Leim th. » . Aus unserer Gegend. Noch ruht Erde in den starren Fesseln des Winters, dessen Macht selbst das in letzter Zeit herrschende Thauwetter nicht ganz zu brechen vermocht hat. Tiefe , Stille über Feld und Wald, keine Spur keimenden Lebens. MUkf Jn hx,, Gewässern steht das Eis fest wie ein Berg. Aber nicht lange kann es dauern, dann trägt die Alles be- inn« singende Sonne den Sieg doch über den griesgrämigen ttei Hellen davon und reißt ihm ungestüm das Scepter aus den rauhen Händen. Eucaü- — Infolge des Thauwetters und Regens an den Pfg. letzten Tagen ist die Weißeritz derart angeschwollen, daß ber. es sich empfiehlt, die Kinder zu warnen sich in ihrer Nähe — zu tummeln. Voraussichtlich ist, wenn nicht stärkerer Frost 'üo Antritt, noch ein weiteres Änschwellen des Flusses zu erwarten. — Auf dem Glückauf-Schachte in Neu-Bannewitz verunglückte am Sonnabend Vormittag der Gutsbesitzer 'M- Kleber aus WendischcarSdorf beim Kohlenladen derart, daß ihm beim Lenken seines mit zwei Pferden bespannten Wagens die Pferde die linke Hand, mit der er die Deichsel leitete, gegen einen Pfeiler drückten und zermalmten. ibt der — Der reichste Mann. Ungeheurer Reichthum »ichl immer etwas Mystisch-Märchenhaftes an sich und darum „wt Wird immer wieder die Frage gestellt, wer der reichste Mann ' ist. Nun, bekanntlich sind die größten Neichthümer in Amerika zu finden, und es dürfte schwer sein, zu sagen, worin wer unter den gewaltigen Millionären dort wirklich der sind. Ochste ist. Gegenwärtig wird John D. Rockefeller als der werden "ichstk Mann der nordamerikanischen Union bezeichnet. Er 0 Ctv ist deutscher Abkunft und Hauptgründer der Standard Oil > ^chLompany, welche alles amerikanische Petroleum angekauft 6 Md Aus diesem Geschäft, an dem er mit 420 Millionen silecbcn^ark betheiligt ist, erhält er stündlich ein Einkommen von ^5 Cir.^00 M. Aus anderen Unternehmungen gewinnt er (Nachdruck verbolen.) ? Meine offieielle Frau. Roman von Col. Richard Henry Savage. istliche» ües mit Sollte ich nicht einen Blick auf die schlafende Schön- ak Profit werfen? Die Neugierde trug den Sieg davon über neinen Entschluß — ich blickte hinein. orsäure Gütiger Himmel! Das Bett war nicht berührt, das > roß l en-zimmer leer! Entsetzt wankte ich auf einen Stuhl. Was S leicht nochte geschehen sein? Sobald ich mich einigermaßen von iten fisiesem Schlag erholt hatte, durchsuchte ich alles: ihre nten zU Zchachteln und Koffer, selbst ihr Schmuck war vorhanden, üngung rber keine Helene. orsäure Wo war sie hingegangen? Was war aus ihr ge- er Be-vorden? Hatte sie versucht, sich mit ihren Mitverschwore- überallien in Verbindung zu setzen und war — verhaftet >g seit vorden? Mein Gott, am Ende war sie das stille Weib Super-zewesen, das gleich einem gebundenen Lamm in jenen 'homaS-Wagen geworfen worden war? ist, sich Bei diesem Gedanken erbebte ich, aber nicht für mich, von 6 mir für sie, denn merkwürdigerweise ärgerte ich mich bei Zudew rlledem nie über die Gefahr, der sie mich aussetzte, ob- Futter-zleich ich oft genug Lust verspürte, sie wegen ihrer nd ver-Koketterie, die mich ganz rasend machte vor unmächtiger Lisersncht, zu vernichten. ndwirth Ein Augenblick der Ueberlegung sagte mir, daß ich re auch zat nichts thun konnte, denn es wäre gefährlich gewesen, nt Kal> hre Abwesenheit im Hause bekannt zu machen. Ich stand schlech- m Falle irgend eines unerwarteten Ereignisses am un- üngung chuldigsten da, wenn ich von Helene's Abwesenheit gar Boden- uchts wußte. Schleunigst begab ich mich daher zu Bett , sicher, ind lauschte angstvoll auf Helene's Schritte. Bald that "lber der Cliquot des Jachtclubs seine Schuldigkeit und ein, um von den Schrecknissen zu träumen, die .ch meiner Lebtag nicht vergessen werde. Ach Du lieber Stoffes, Gott, welche Flitterwochen! gefärbte Achtes Capitel. Ud und , -ttunlicher Klopfen an ineiner Thür weckte mich auf und cktg wird eine frische Stimme rief: „Aber Arthur, von was träumst glimmen Du denn? Du stöhnst ja, daß nächstens das ganze Haus Asche, di- lusammenläuft!" kräuselt, Ich fuhr auf; die Sonne schien hell in mein Fenster. Asche del War war denn los mit mir, was droht mir, daß ich das wsalschten Erwachen aus diesem entsetzlichen Traum nur wie den '°u Ln Aufschub eines Todesurtheils empfand? -fern ein- „Arthur! ! steuer' Ihre Stimme! Nun besann ich mich wieder auf ,lles und sprang auf wie elektrisirt. mindestens ebensoviel. Sein Bruder, der nur die Hälfte von dieser Summe besitzt, wird zum Unterschied vom reichen Rockefeller der arme Rockefeller genannt. Eine solche Armuth kann man sich schon gefallen lassen. — Wie König Menelik von Abessinien europäische Gebräuche einführt, beweist, daß er kürzlich von einem russischen Maler ein Schlachtenbild „Die Niederlage der Italiener" anfertigen ließ und nun den renommirten Künstler Schleising in Meiningen mit einem großen Panorama- Rundgemälde beauftragt hat, welches in einem eigens hierzu hergcrichteten Gebäude aufgestellt werden soll. Wieder ein Beweis, wie weit die Thätigkeit und das Ansehen des deutschen Meisters Ruf hat. — Von einer lustigen Studentenwette, erzählt man der „Köln. Volksztg.: „Das römische Erbrecht mittels eines Frühschoppens hinunterspülend, saßen wir, neun Mann hoch, eines schönen Montags zwischen 12 und 1 Uhr im „Luxhof", als ein uns unbekannter Mediciner in's Lokal trat, sich zu uns setzte und rief: „Kellner, die Speisekarte; ich habe Hunger wie ein Wolf!" „Aber nicht so wie mein „Muckl" da," antwortete einer der Anwesenden, der erst im dritten Semester stand und sich, uin die Wirkung seines Auftretens auf Straßburger akademischem Boden zu er höhen, einen mächtigen Bullenbeißer „zugelegt" hatte. Seine Mittel erlaubten ihm das. „Der arme Kerl hat seit gestern Mittag nichts mehr zu fressen gekriegt", setzte er noch hinzu. „Hm", meinte der Mediciner, ein lustiges und äußerst ge rissenes Herrchen, indem er uns zublinzelte, „das käme doch darauf an." „Oho", machte der Andere, „nur nicht auf' schneiden!" Ein Wort gab das andere und schließlich kam zwischen den Beiden eine Wette zu Stande, wonach der Mediciner sich verpflichtete, jetzt gleich mehr im Essen zu leisten, wie „Muckt" im Fressen. Die Auswahl der Ge richte durfte er selbst treffen; aber Alles, was für einen „Arthur, lieber Schatz!" „Was giebts?" rief ich. „Das Frückstück, liebes Herz. Du bist furchtbar verschlafen — die Forellen werden kalt," rief meine Ehehälfte. Eilig kleidete ich »sich an und trat hinaus, den Wirr nissen und Gefahren des neuen Tages entgegen, die mich in der Gestalt meines „officiellen Weibes" erwarteten. Ein Bild anmuthiger Häuslichkeit saß sie an dem mit einem appetitlichen Frühstück besetzten Tisch und schenkte Thee ein. Sie trug einen koketten, pikanten Morgenrock oder ein „Theekleid", oder wie sonst die Damen jene Phantastischen Gewänder nennen mögen, worin sie dem Mann, den sie sich fernhalten, viel anmuthiger und ver führerischer erscheinen, als in vollem Staat. Vor meinem Platz lag meine A.ffenthaltSkarte, laut welcher mir ein dreiwöchentliches Verweilen in der Hauptstadt gestattet wurde. „Noch nie hast Du mich so lange warten lassen, lieber Arthur," sagte sie sanft. „Ich habe so viel zu thun, es hängt so viel — o!" Dem Kellner zu Ehren hatte auch ich meine Rolle als zärtlicher Gatte wieder ausgenommen und ihre Lippen mit einem Kuß versiegelt, gegen den sie sich nicht wehren konnte ohne Theetassen und Saucenschüsseln zu ge fährden. Erröthend sagte sie zu dem Kellner: „Wir haben alles, was wir brauchen," und dieser zog sich grinsend zurück in der Meinung, sie verlange nach einem weiteren Morgengruß. „Ach Arthur, sieh doch, ob die Thür ganz zu ist — es zieht so entsetzlich!" rief sie nun. Nachdem ich mich überzeugt hatte, daß der Mann nicht horchte, kehrte ich an den Tisch zurück, und sie flüsterte mir zu: „Was sollte denn das gräuliche Ge- schrci, das Sie im Schlaf führten? Das ganze Haus wäre zusammengelaufen, wenn ich Sie nicht geweckt hätte!" „Meine Gnädige," sagte ich zornig, „mir träumte, wir wären verhaftet worden, und ich bekäme die Knute um Ihretwillen." Ich legte ein solches Pathos in die letzten Worte, daß sie in ein krampfhaftes Gelächter ausbrach, was mich natürlich sehr ärgerte. Nachdem sie sich davon erholt hatte, flüsterte sie: „Um ein solch' schauerliches Ereigniß abzuwenden, müssen wir nun ernstlich berathen, und das können wir während des Frühstücks thun." Leise fragte ich: „Sie waren heute Nacht aus — wo?" „DaS werde ich Ihnen um Ihrer eigenen Sicherheit Hundemagen nicht paßte, wie Caviar und dergleichen, war ausgeschlossen. Wer verlor, mußte die gesummten Unkosten einer nachher von der ganzen Corona zu unternehmenden Spritzfahrt nach Kehl nebst Bowle dort bezahlen. Und nun gings los. Zunächst wurde „Muckl" seines Maul korbes entledigt, was ihn ersichtlich zu freuen schien. So dann begann der Mediciner die Speisekarte bedächtig durch zulesen und bestellte ein Beefsteak mit gebratenen Kartoffeln; für den Hund natürlich das Gleiche, denn so war es aus gemacht. Unterdessen war die Sache im Saale bekannt geworden; es hatten sich noch mehr Bekannte herange schlängelt, und es herrschte allgemeine Spannung. Daß der Medicinmann gewinnen würde, setzten wir bei seiner Schlauheit voraus; nur waren wir neugierig, wie er die Sache anfangen werde. Dem Anderen gönnten wir einigen Hereinfall schon aus dem Grunde, weil er hochfahrend war. Die beiden Beefsteaks kamen. Hup! „Muckl" war mit dem seinigen fertig, gleich darauf auch mit den Kartoffeln und leckte sich nun höchst befriedigt sein umfangreiches Maul. Der Mediciner aß seine Portion langsam auf und bestellte dann noch zwei Beefsteaks. „Muckl" machte wieder hup! und blickte erwartungsvoll dein sich mit dem Teller ent fernenden Kellner nach. Es mochte ihm wohl so Vorkom men, als ob ihm irgend welcher Verdienste halber ein Fest fressen gegeben werden sollte. Der Student kaute auch sein zweites Beefsteak ruhig zu Ende und bestellte dann zum größten Gaudium der Umstehenden kaltlächelnd zwei Stück« trockenes Schwarzbrot, wovon er das seine vergnügt auf- knubberte. „Muckl" beroch das neue Gerücht, wandte sich aber verachtungsvoll davon ab und legte sich wieder unter den Tisch. Auf das schöne Essen vorher jetzt hundsgemeines Brot, darauf zu reagiren war er weder durch gute Worte noch durch Prügel zu bewegen! Somit hatte sein Herr die Wette verloren. willen nicht sagen. Je weniger Einzelheiten meiner An gelegenheiten Ihnen bekannt sind, desto bester ist eS im Falle einer Entdeckung für Sie. Es genügt, wenn ich Ihnen mittheile, daß ich meine Sache sehr gefördert und im Hause hier keinen Verdacht erregt habe, weil alles glaubte, ich sei bei Weletsky. Nehmen Sie keine Forellen? Sie sind ganz köstlich." „Nein, danke," entgegnete ich übellaunig. Offenbar litt ihr Appetit nicht unter unseren Schwierig keiten, denn während sie gelassen weiter aß, fuhr sie fort: „Verlegenheiten aller Art stehen bevor — ein« Tasse Kaffee, Schatz?" „Nein," antwortete ich auf die letzte Frage, und auf die vorhergehende Bemerkung fragte ich: „Neue?" „Ja — diese hier." Damit hielt sie mir «ine ganze Anzahl Briefe hin. „Wir müssen uns nun über unser Verhalten schlüssig machen, und dürfen dann von dem gefaßten Beschluß auch nicht im mindesten abweichen. Soll ich in die Gesellschaft eingeführt werden oder nicht?" Damit warf sie mir ein halber Dutzend Einladungskarten u. s. w. hin, die meistens sehr vornehme Namen trugen; darunter auch eine Einladung zu dem Ball bei Jgnatieff, der eine Karte der Fürstin Palitzin beilag als Beweis, daß wir ihr diese Auszeichnung zu verdanken hatten. Lehne ich diese Einladung ab und gehe nicht in Gesellschaft, so fällt das auf und kann Verdacht erregen. Nehme ich an, so gerathen wir in die Gefahr allzu großer Oeffentlichkeit. „Wie lange bleiben Sie hier?" fragte ich. „Bis mein Werk gethan ist." „Das heißt?" „Höchstens drei Tage, obgleich ich es schon so ge fördert habe, daß ich unter Umständen schon heute Nach mittag fertig werde." „Und dann sind Sie bereit, Rußland zu verlassen, sobald ich Mittel und Wege dazu gefunden habe?" „Ja; aber werden Sie diese finden? In di« Mause falle hinein kommt man leicht — aber heraus!" Sie zuckte die Achseln. „Das erste Erforderniß dazu ist, daß kein Verdacht auf uns füllt," sagte ich ernst, „ich muß an meine Frau in Paris schreiben, 'onst könnten Telegramme kommen, die uns Ungelegenheiten bereiten würden." „Das müssen Sie sofort thun." „Aber meine Tochter? In drei Tagen ist sie hier!" „Das darf sie eben nicht." „Wie kann ich es verhindern?" „Telegraphiren Sie ihr — das können Sie ohne Gefahr, denn eine „offieielle Tochter" haben Sie ja nicht hier," scherzte sie. (Fortsetzung folgt.)