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Rabenauer Anzeiger : 06.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-189702068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-18970206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-18970206
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-02
- Tag 1897-02-06
-
Monat
1897-02
-
Jahr
1897
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Der AWmlden-MeitstA Im Reichstage begründete der Abg. Fischer (Soz.) den Antrag Auer, wonach die Regierungen bis zur nächsten Session einen Gesetzentwurf vorlegen sollen, wodurch die regelmäßige tägliche Arbeitszeit für alle im Lohn-, Arbeits und Dienstverhältnis im Gewerbe, in der Industrie, im Handel und ini Verkehrswesen beschäftigten Personen auf acht Stunden festgesetzt werden soll. Redner führt aus: Die Socialdemokraten verkennen nicht die Schwierigkeiten der Durchführung des Antrages. Doch sei gegenwärtig eine günstige Zeit für die Einführung des Achtstundentages. Die Industrie habe einen bedeutenden Aufschwung genommen, davon hätten aber bisher nur die Unternehmer Vortheile gehabt. Wenn man sage, eine internationale Verständigung sei erforderlich, fv erwidere seine Partei, gerade mit der nationalen Regelung des Achtstundentages müsse begonnen und dadurch die Nach ahmung der anderen Staaten geweckt werden. Die Arbeiter schutzkonferenz in Berlin sei ausgegangen wie das Hornberger Schießen. Andere Staaten seien bereits mit der Einführung des Normalarbeitstages auf einzelnen Gebieten vorgegangcn, sogar Rußland scheine uns hierin überflügeln zu wollen. Die Aussichten der internationalen Regelung seien jetzt größer als je, nachdem die jüngsten schweizerischen Anregungen von den meisten Staaten ablehnend beantwortet seien. Er sei neugierig, welche Antwort Deutschland gegeben habe. Redner weist darauf hin, daß die Berichte verschiedener Fabrikinspek toren die Verkürzung der Arbeitszeit befürworten. Die Social politik der Erlasse vom 4. Februar 1890 sei jetzt nicht vor handen für das Untcrnehmerthum. Die Regierung könne das Wort „Socialreform" aus ihrem Lexikon streichen. Die Staats bahnen seien Musterbetriebe geworden für wirthschaftliche Aus beutung. Der Achtstundentag habe sich in England verschie dentlich bewährt, auch bei uns sei in mehreren größeren Betrieben der Achtstundentag zum Vortheil der Unternehmer und der Ar beiter eingeführt. Der Achtstundentag sei keine spccivisch social demokratische Forderung; alle erfahrenen Socialpvlitiker halten seine Einführung für nothwendig. Heute vor 7 Jahren er schienen die kaiserlichen Erlasse, worin es heißt, die Arbeit müsse so geregelt werden, daß die Erhaltung der Gesundheit, die Gebote der Sittlichkeit, die wirthschaftlichen Bedürfnisse der Arbeiter und ihre Ansprüche auf gesetzliche Gleichberechti gung gewahrt bleiben. In den 7 Jahren, die seitdem ver flossen sind, ist nichts geschehen; wohl aber ist einer der größten Arbeitgeber, Freihr. v. Stumm, nach Berlin gereist, um den Kaiser scharf zu machen gegen die Socialreform. Unser Antrag will weiter nichts als das, was die kaiserlichen Erlasse als nothwendig hingestellt haben, und die Volksver tretung wird nun die Regierung an ihre Pflicht mahnen. (Beifall bei den Socialdemokratcn.) Abg. Hitze (Centrum) begründet den Gegenantrag des Centrums, der unter Hinweis auf die früheren Erlasse die Regierungen ersucht, thunlichst bald dem Reichstage einen Gesetzentwurf zum Zwecke der Beschränkung der Arbeitszeit der Arbeiter in den Fabriken auf 63 Stunden wöchentlich vorzulegen. Redner führt aus, es handele sich lediglich um eine praktische Frage. Der Zehnstundentag könne schon jetzt ohne Schädigung der Industrie gesetzlich kingeführt werden. Eine überlange Ärbeitsdauer schädige die Vollskraft und ver nichte das Familienleben. Die fortschreitende Kultur und die wirthschaftliche Entwickelung erfordern eine Beschränkung der Arbeitszeit. Ein zu rascher Uebergang zu dem Acht stundentage würde es uns unmöglich machen, auf dem Welt märkte zu konkurriren. Abg. Freiherr v. Stumm (Reichsp.) erklärt, die Be hauptung des Abg. Fischer, betreffend das „Scharfmachen", sei unwahr. Der Antrag Auer sei für die Industrie ein Schlag ins Gesicht. E'n längerer Aufenthalt der Arbeiter in den Fabriken sei jedenfalls nicht so schädlich wie das Vereinsleben mit dem Wirthshausbesuch. (Unnihe bei den Socialdemokraten.) Das englische Beispiel passe nicht; der englische Arbeiter nähre sich besser und sei auch nicht so vergnügungssüchtig. Die deutschen Arbeiter konnten aber selbst durch Prämien nicht zu größerem Fleischkonsum be wogen werden. (Lachen bei den Socialdemokraten.) Die Arbeitslosenstatistik zeige, daß eine Reservearmee von Ar beitern garnicht bestehe, um das Plus von 20 Prozent an Arbeitskräften zu decken, das durch Einführung des Acht stundentages erfordert ch würde. Wir müßten diese Arbeits kräfte der Landwirthschaft entziehen oder Kulis importiren. In das Selbstverfügungsrecht dürfe man nicht eingreifen. Wir dürfen nicht den Schwächling zu derselben Arbeit zwingen, wie den Athleten. Ich wünsche auch, daß der Bundesrath die Arbeitszeit in den gesundheitsschädlichen Be trieben regelt. Der Bundesrath hätte aber nicht mit den Bäckereien anfangen sollen, mit dem gesündesten Gewerbe, das wir haben. (Gelächter 'bei den Socialdemokraten.) Durch den Maximalarbeitstag würden die Arbeiter in eine weit schlimmere Knechtschaft gerathcn, als diejenige des schlimmsten Arbeitgebers. Abg. Heyl v. Herrnsheim (nat.-lib.) bemerkt, die Ein führung des Zehnstundentages würde die kleinen Betriebe sehr viel schädigen und nur den großen Betrieben nützen. Die Beschränkung der Arbeitszeit dürfte nicht allgemein ge setzlich eingeführt werden. Die Verhältnisse anderer Staaten ließen sich auf die unsrigen nicht ohne weiteres anwenden. Die Arbeiter wünschten weniger eine Verkürzung der Arbeits zeit, als eine gleichmäßige Dauer der Beschäftigung. An gesichts der Zollpolitik anderer Länder dürfte unsere Industrie nicht durch Vermehrung der Produktionskosten geschwächt werden. Er wolle bei dieser Gelegenheit die Hoffnung aus sprechen, daß der versprochene neue autonome Zolltarif bald vorgelegt werde. Schädlich für den Arbeiter seien nur die Ueberstunden. Alle seine Freunde seien darin einig, daß die Bestrebungen des Pastors Naumann nicht zu billigen seien; wie wenig empfehlenswert!) sie seien, zeigen die jüngsten Verhandlungen in Bochum. Abg. Dr. Schneider (fr. Volksp.) führt aus, mit der Verkürzung der Arbeitszeit könne man wohl einverstanden sein; die Frage dürfte aber nicht gesetzlich und schablonen Haft geregelt werden. Der beste Weg zur Erreichung der Abkürzung der Arbeitszeit sei die Freiheit in der Gestaltung der Arbeitsverträge. Ag. Bindewald (d. Reformp.) bemerkt, man möge dem Handwerk die Zwangsinnunq geben, dann würde sich auch die Lohnfrage und die Arbeitszeit besser regeln. Der Acht stundentag sei recht schön; er müsse dann aber auch allen Menschen zu theil werden, auch dem Staatsbürger, der gern seine Steuern zahle, aber viel schlechter daran sei, als viele Industriearbeiter. Dem Antrag Hitze stehe seine Partei sympathisch gegenüber. SWWs. — Von den Wahlkreisen des platten Landes haben in diesem Jahre Neuwahlen vorzunehmen unter anderen der l O. Kreis (Dresden Land links der Elbe) für den Abgeord neten Tischler Schulze-Cossebaude (Soc.) und der 16. Kreis für den Abgeordneten Produktenhändler Horn-Löbtau (Soc.) — Eine außergewöhnliche Rohheit ließ sich der 37 Jahre alte, jetzt in Neu-Döltzschcn wohnhafte Steinbrecher Daniel Sperlich zu Schulden kommen. S. bewohnte früher ein Quarlier im Hause des blinden Seilers Bachmann in Neu-Burgk, bei dem sich noch zwei andere blinde Seiler Namens Werner und Fränzel aushalten. Am 13. September v. Js. entspann sich zwischen Sperlich und den drei Blinden ein heftiger Streit, in dessen Verlauf Letztere von ihrem Gegner mit den Worten: „Ihr elenden blinden Krüppel!" beschimpft und außerdem in gemeiner Manier be droht wurden. Bei dieser Gelegenheit warf der Angeklagte die Thüre zur Wohnung Bachmann's wiederholt mit solcher Kraft zu, daß der dazwischenstehende Zeuge B. erheblich am Kopfe verletzt wurde und acht Tage lang unfähig war, die ihm als Blinder noch möglichen Seilerarbeiten zu verrichten. Das Schöffengericht Döhlen fand nur eine fahrlässige Körperverletzung für erwiesen und belegte Sperlich dieserhalb sowie wegen Bedrohung und Beleidigung mit 2 Wochen 4 Tagen Gefängniß. Außerdem wurde der Angeklagte wegen groben Unfugs und ruhestörenden Lärmes zu 36 M. Geld strafe rc., sowie zur Tragung einer Buße von 15 M., zahl bar an den Verletzten Bachmann, verurtheilt. Sperlich focht das Urtheil mit Berufung an, weil ihm die Strafe zu hoch erschien, und die König!. Staatsanwaltschaft machte von dem selben Rechtsmittel mit Kem Anträge Gebrauch, den Ange klagten wegen vorsätzlicher Körperverletzung mit einer monate langen Freiheitsstrafe zu belegen. Der Gerichtshof zweiter Instanz trat den Ausführungen des Anklägers bei und er kannte nunmehr auf 3 Monate Gefängniß und 1 Woche Haft. — Vor dem Landgericht Dresden erschienen der Hand arbeiter Michael Scymczak und der Handarbeiter Josef Hildebrand aus Sch w eins d o rf, um sich wegen Körper verletzung zu verantworten. Am 11. Dezember v. I. ge- ricthen die Angeklagten in einer Schwankwirthschaft mit den Gästen in Streitigkeiten, die schließlich in Thätlichkeiten über gingen. Bei dieser Gelegenheit stach Scymczaf den Zimmer- gesellcn Partzsch und den Tischlergesellen Sprinckmann mit einem Messer in den Hinterkopf. Hildebrand hat den Heugen Sprinckmann ebenfalls in roher Weise mißhandelt. Die Verletzten mußten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Hildebrand wurde zu 3 Monaten Gefängniß, Scymczak zu einer Gefängnißstrafe von 1 Jahr 6 Monaten verurtheilt; beide haben auch dem Zeugen Sprinckmann eine Buße von 84 Mk. zu zahlen. — Der in Bannewitz wohnende Obercokser Göhler erhielt von der Direktion des Hänichener Steinkohlenbau- Vereins für ununterbrochene 25 jährige treue Arbeit ein Ehrengeschenk rvn 75 Mk. ausgezahlt. — Eine Anzahl Leidtragender aus Kaitz, welche mittelst Schlitten dieser Tage von einem Begräbnis; im Kirchorte Leubnitz zurückkehrten, geriethen insofern in ernste Gefahr, als die Pferde scheu wurden und sammtliche Insassen aus dem zertrümmerten Schlitten geschleudert wurden. Eine Frau ward besinnungslos aufgehoben, doch scheinen schwere Verletzungen nicht vorgekommen zu sein — Der als vermißt genieldete 17 jährige Maler Vieweg aus Löbtau befindet sich im Dresdner Siechenhause. — In den in der Nähe der Bauwiese bei Dresd en gelegenen sogenannten Borsdorfer Steinbrüchen ereignete sich am Dienstag Nachmittag ein gräßlicher Unglücksfall. Es hatten daselbst 4 Arbeiter der Anordnung ihres Arbeitgebers zuwider ihre Arbeit trotz allen Thauwetters fortgesetzt. Da löste sich plötzlich eine Wand los und begrub die Ar beiter, die eben im Begriff waren, ihr Tagewerk ruhen zu lassen, unter ihren Trümmern. Während nur zwei der Un glücklichen fast wie ein Wunder völlig unverletzt mit dem bloßen Schrecken davonkamen, wurden die beiden anderen von den hereinbrechenden Gesteinsmassen vollständig zermalmt, so daß man nur ihre entsetzlich verstümmelten Leichname zu bergen vermochte. Die Leichen der beiden tödtlich verun glückten braven Arbeiter, ein Wittwer, aus Lindenau und ein unverheirathcter böhmischer Arbeiter, fanden zunächst in der Todtenhalle in Reichenberg Unterkunft. — Eine interessante Hauptverhandlung spielte sich am 29. v. M. vor dem königl. Landgerichte in Zwickau als Berufungsinstanz ab. Die 25 Jahre alte Ehefrau Gerber aus Planitz ist mehrfach in spiritistischen Versammlungen als Medium aufgetreten, hat Geistesabwesenheit und Ver kehr mit den Geistern simulirt und dadurch die Ver sammelten getäuscht. Das königl. Schöffengericht verurtheilte sie wegen groben Unfuges zu 60 Mk. Geldstrafe, wogegen sie Berufung erhob. In der Hauptverhandlung stellte sich die Gerber wieder, als sei sie in „Traum" verfallen und als predigten Geister durch sie. Als aber der Gerichtsvor sitzende ihre Entfernung aus dem Vcrhandlungssaale an ordnete, erwachte die Gerber schnell zur Wirklichkeit. Das Landgericht verwarf ihre Berufung. — Der Häuer Karl Ernst Einert verunglückte in einem Schockte des Zwickauer Reviers tödlich, mdem er von einem Kohlenhunte an einen Gegenstand gedrückt wurde, wobei er einen Schädelbruch erlitt. — Die Leipziger Industrie- und Gewerbeausstell ung wird am 24. April d. I., mittags 1 Uhr von Sr. Majestät König Albert von Sachsen persönlich eröffnet werden. Nur wenige Monate trennen uns also noch von dem Zeitpunkte, an welchem das große Leipziger Unternehmen einem weiten Publikum zugänglich gemacht werden soll, um diesem zu zeigen, was Industrie und Handwerk in Sachsen und Thüringen leisten. Unter den Industrien des Leipziger Ausstellungsgebietes steht die Textilindustr'e mit in der ersten Linie. Es ist darum auch erklärlich, daß man gerade in Hinsicht auf die Bethciligung dieser Industrie große Er wartungen an die Leipziger Ausstellung stellt. Die Leipziger Ausstellung wird denn auch die Textilindustrie in einer Großartigkeit vorführen, wie noch nie eine Ausstellung zuvor. Ein eigenes Gebäude wird auf dem Ausstellungsplatze er richtet, in welchem vor den Augen des Publikums der Roh stoff zum fertigen Fabrikat verarbeitet werden soll. Außer-! dem gelangen auch die verschiedensten fertigen Erzeugnisse der Texliliudustrie zur Ausstellung. — Zu der schon er wähnten, auf der Leipziger Ausstellung vorzuführendcn. Deutsch-Ostafrikanischen Ausstellung werden, nachdem das Auswärtige Amt zu Berlin dazu die Genehmigung crtheilt' hat, mit Erlaubnis des Kaiserlicken Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika 50 Eingeborene aus den Kolonien nach; Leipzig ausgeführt werden, um sich hier in ihren Sitten und' Gebräuchen zu zeigen. Daß dieser Theil der Leipzigers Ausstellung ein großes Interesse erwecken wird, ist wohl vorauszusehen. TlMS-Erchmfie. — Der deutsche Reichstag begann am 3. Febr. die 1. Berathunq des Entwurfs einer Grundbuch-Ordnung. Staatssekretär Dr. Nieberding erklärte: Der vorliegende Entwurf bringt ein schwieriges Gebiet des bürgerlichen Rechtes zur Durchführung : das Jmmobiliar-Sachrecht. Wir müssen vorsichtig vorgehen, da wir in das bestehende Recht eingreifen müssen. Das Liegenschaftsrecht berubt auf dem Grundsätze, daß der Grundbesitz in die öffentlichen gücher eingetragen werden soll. Im Einführungs-Gesetz zum bürgerlichen Gesetzbuche sind die Modalitäten der Eintrag ung den Einzelstaaten übertragen, aber das materielle Recht soll ein einheitliches bleiben und bedarf der einheitlichen Festsetzung im Hinblick auf den Bodencrcdit, die Rechtswirk ung der Eintragung und die Geltendmachung von Verwahr ungen gegen die Eintragung. — Die Anarchisten in Berlin batten kürzlich eine öffentliche Versammlung einberufen, um Stellung zu nehmen zu den in Spanien verübten „Greuelthaten" an den des Bombenanschlags von Barcelona beschuldigten Anarchisten. An der Hand von Briefen, die angeblich von einen, spanischen Gesängnißaufseher an ein französisches Blatt ge schrieben und in den „Socialist" ütergegangen sind, be richtete der Anarchist Pablowitsch von Greueln, wie sie ärger die JnquisttionSzeit des Mittelalters nicht aufgewiesen habe. Unter dem Verdacht, an dem am 7. Juni v. I. bei einet Prozession in Barcelona vollführten Bombenanschlag betheiligt zu sein, seien 380 Personen eingesperrt und zur Erzwing ung eines Geständnisses so schrecklich gefoltert worden, das schließlich selbst die dem Kriegsgericht beigegebcncn Offizier! ihren Vorgesetzten entrüstet zugerufen hätten: „Schurken und Lumpen seid ihr!" Von den Angeklagten seien 8 zur» Tode und 67 zu insgesammt 1016 Jahren, also durch schnittlich 15 Jahren Einschließung verurtheilt, während ein! größere Anzahl den Qualen der Tortur erlegen und die Leichen dem Flusse überantwortet seien. Die Schilderungen erregten den größten Unwillen der Versammlung. De! socialdemokratischen Führern machte man den Vcrwurf, daß sie seit einem Bierteljahrhundert die Taschen der Arbeiter schaft leerten, aber eS nicht einmal der Mühe Werth hielten nie Sache der unglücklichen spanischen Opfer im Parlament zur Sprache zu bringen. Es wurde angeregt, eine groft Bewegung unter der deutschen Arbeiterberölkerung ins Lebe» zu rufen, um dadurch möglicherweise einen Druck auf di! spanischen Machthaber auszuüben. — Zum Prozeß Witte-Stöcker in Berlin schreib man dem naticnalliberalen „Hannoverschen Kurier" : D'' Gerichtsverhandlung bot manches Interessante, obwohl st wesentlich Neues nicht zu Tage förderte. Grundverschieden war die Haltung der beiden Streitenden vor Gericht. Ich muß gestehen, das Auftreten Stöckers war ein der Stelle wo er stand, nicht würdiges und den unbefangenen Zuhörd und Zuschauer direkt abstoßendes. Wenn sich etwas für ih! Peinliches zutrug, und das war sehr ost der Fall, da»! suchte er sich durch ein halb überlegenes, halb höhnisch^ Lachen darüber hinwegzuhelfen. Dieses Lachen, das minve> gebildeten Verbrechern auf der Anklagebank als Zeichen bi sondcrer Frechheit ausgelegt zu werden pflegt, stand den wi aus rohem Hol; grob herausgehauencn Gesichtzügen Stöcke^ nicht weniger als schön. Es war zu begreifen, wie Rechts anwalt Lenzmann, von plötzlicher Empörung eifaßt, cinm« Herrn Stöcker mit halblauter Stimme — diese drastisct i Szene ist leider von den meisten Zuhörern nicht bemerk worden — das Lachen mit derben Worten untersagte. I! klebrigen spielte sich Stöcker auf den sanftmüthigen, arglose! von allen Seiten, speziell von der schlechten Presse, u! schuldig verfolgten christlichen Dulder hinaus. Nur ! einem Punkte kann auch Herr Stöcker sich nicht beherrsche! im Wechseln der Farbe, uno diese wechselt oft — besonder als ihm Herr Lenzmann den Spiegel vorhielt —, und wis alle Nüancen zwischen aschfahl und Hochroth auf. LN anders stand Pastor Witte da. Neben dem vierschrötige! derben, plumpen Volkstribunen mit listigem Augenzwinket ein zierlicher, beweglicher Herr mit einem ebenso interessant wie sympathischen Charakter köpf, mit einem klugen und gst müthigen Augenpaar, über dem die schneeweißen Auge! braunen sich energisch und hoch wölben. Das schneeweiß Haupt- und Barthaar trägt er nach etwas alterthümlich' Manier breit frisirt. Solche edelgesinnten Köpfe sieht nt zuweilen auf Oelbildern aus dem 17. und 18. Jahrhundert Und d Gefahr spricht in fori der T> Schicks will, wahnsi Rächst nicht ! Stöcke stört" entsetzt wohl, ung v agrars dem § den 8 landw war. größte sind, mit ( toten kein l lich ! die w tote l zufüh silbsts Luise gier, zehen, dem und hat - eine des l folge keiner schwe ist. Sohl körpe Söhr an d g'sch' in d heit jetzt den Nrth spres dem gesta mon theil Gen Blü gega Zig' nach daß vern plötz sie - weil sichi bitt. wiri in in gerr Abt ein hat Kre M. Da nie! Ass noc grü Re rev zu, Sr Kc Ve ste T
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