Volltext Seite (XML)
)ill, hat, Wemmer Anzeiger und > ' 'I Zeitung für Seifersdorf, ,E Groß- und Klemölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. — Sdimmer 14. Donnerstag, den 4. Februar 1897.; 10. Jahrgang. Aus unserer Gegend. will, — Der am Sonnabend Abend von hier aus beob achtete Feuerschein, rührte von dem Brande einer Scheune M, in Döbra her. — Der Turnverein zu Großölsa unternahm am Sonntag in einer größeren Anzahl Schlitten eine Parthie nach Kreischa. Im Etablissements Blasche wurde ausge spannt und ein Tänzchen arrangirt. — Während die Amtshauptmannschaft Dippoldis- >, Walde am 1. Dezember 1890 52 766 Einwohner zählte, war die Zahl derselben bis zum 1. Dezember 1895 nur auf 52998, also nur um 232, oder um 0,44 Prozent ge stiegen. Es ist dies die geringste Zunahme irgend eines Verwaltungsbezirkes in Sachsen in dem angegebenen Zeit- Mgend raume. — Der Schulvorstand in Bannewitz hat beschlossen, in Folge der wachsenden Kinderzahl dieses Ostern einen 6. Lehrer anzustellen. Dies erfordert die Einrichtung eines gvn ist. stunde» Abend durch Papa's >er be- ch, be te mit ige ge- ücisall- t Stück 6. Klassenzimmers, wozu eine im ersten Stocke befindliche Lehrerwohnung benutzt werden soll. — Jnvaliditäts- und Altersversicherung. Während die Quittungskarten für die Jnvaliditäts- und Altersver sicherung früher nur mit 52 Feldern zum Einkleben der Marken versehen waren, haben die neuen, jetzt zur Aus gabe gelangenden Karten deren 56. Selbstverständlich brauchen fortan diese Karten auch erst nach dem Eiukleben von 56 Marken zum Umtausch zu gelangen. Diejenigen Marken, die für mehr als 52 Jahreswvchen eingeklebt sind, gehen dem Inhaber der Karte natürlich nicht verloren, sondern werden ihm gut geschrieben. Die Vermehrung der Felder hat allein den Zweck, den bisherigen starken An drang beim Kartenumtausch etwas abzuschwächen. Hierbei sei bemerkt, was noch immer nicht genügend bekannt ist oder nicht genügend beachtet wird, daß im Falle einer gespielt. Nollen rn un- ierigen Lorenz dessen ), van Henry onders durch- gänz- ür die Im Tranke lckchen, )fleisch Stück, rman- i und »Warze indcn, g mit chent- schuhe Alles . Ein opfer- ie ge leucht, siesem hl für >e Ver- ! wenn vindel, h ein en der Jahr- iichard ange- se für weitere e Ge- .— in ch t en n sind garbe, ian je >er in us 50 (Nachdruck verdolen.) Meine offieielle Frau. Roman von Col. Richard Henry Savage. „Warte auf mich," sagte sic, „ich muß einen kleinen Morgenspaziergang mit Dir machen." Im nächsten Augenblick stand meine hübsche Schutz befohlene noch frischer, zierlicher und, wenn möglich, noch unwiderstehlicher als am Tag zuvor neben mir auf dem Bahnsteig. „Du lieber, guter Kerl Du, was für ein prächtiges Frühstück hast Du mir geschickt! Nein, so sollst Du mir nicht antworten," rief sie, denn schon wieder spielte ich auf ihrer erröthenden Wange den zärtlichen Gatten. Einen Augenblick später lag ihre Hand auf meinem Arm, und sie ging mit mir auf und ab, während ich ihr auseinandersetzte, welchen Plan ich für unsere Ankunft in Petersburg entworfen hatte, und fragte, in welchem Hotel sie ihren Aufenthalt zu nehmen wünsche. „Im Hotel de l'Europe," sagte sie schnell, flüsterte dann aber sofort: „Aber die Weletsky! Sie erfahren es jetzt ganz sicher!" „Warum denn?" stammelte ich. „Weil die Fürstinnen Palitzin zu den nächsten Freun den Ihrer russischen Verwandten gehören." „Sie kennen die Weletsky?" „Ganz genau! Die jüngere, die Schwester Dosia, ist mit Sascha, dem Neffen Constantin Weletsky verlobt." „Sascha? Welch' komischer Name!" „Durchaus nicht komisch — es ist das Diminutiv von Alexander. Wie wenig Sie doch von Rußland wissen," Plauderte sie weiter. „Und wieviel dagegen Sie," gab ich zurück. Verlegen sah Sie mich einen Augenblick an, dann sagte sie schmollend : „Sie sollten stolz auf mich sein, statt mich so grob zu behandeln. Die Palitzin sind ganz ver liebt in Ihre Frau." „Das wunderte mich nicht — ging mir's doch selbst nicht anders. Während wir unter den auf ihr ruhenden bewundernden Blicken des Landvolkes und der Kellner auf dem Bahnsteig weilten, erschien auch mein gastfreundlicher Reisegenosse, um wieder einzusteigen, und warf der Dame an meinem Arm einen bewundernden Blick zu, indem er mit der Hand winkte und mich offenbar mit Neid be trachtete. Al- er verschwand, fragte Frau Dick mit gleich- giltiger Stimme, wer er sei. „Ich weiß es eigentlich selbst nicht recht," erwiderte ich, „aber er hat mir das beste Frühstück vorgesetzt, das Krankheit des Versicherten keine Marken zu verwenden sind. Der Betreffende hat sich für die Zeit feiner Krankheit eine Bescheinigung ertheilen zu lassen. Die Dauer der Krank heit wird dann in die Quittungskarte eingetragen und diese Zeit gilt dann ohne Weiteres als mitversichert. Das Gleiche trifft auf die Ableistung einer Uebnng, wie auf die ganze Dienstzeit beim Militär zu. In diesen Fällen wird nach der Vorlage des Militärpasses die entsprechende Dienstzeit in die Karte eingetragen. — Von den Truppen Garibaldi's gefangen genom men wurde am 27. Januar 1871 das 2. Feldlazareth des 2. Ärmeecorps bei Dijon. Bei einer Kriegsgedenkfeier der Aerzte, welche in Berlin stattfand, wurde unter mancherlei Erlebnissen aus dem deutsch-französischen Kriege auch dieses Vorkommnisses erwähnt. Das Feldlazareth bestand mit den Aerzten, Lazarethgehilfen und Krankenträgern aus 52 Mann, welche gefangen genommen wurden, als sie auf dem Ver bandsplätze mit dem Aufsuchen und der Wegschaffung Schwerverwuudeter beschäftigt waren. Ihr Hinweis auf die Genfer Convention wurde nicht beachtet; man führte die Gefangenen nach Dijon. Es waren darunter Ober stabsarzt Dr. Hirschfeld, Stabarzt Dr. Hüdel, Dr. Wegner aus Bromberg, Dr. Behnke und Dr- Pechhammer. In Dijon wurden sie von Menotti Garibaldi empfangen und ver pflegt. Am selben Tag noch ging es mit der Bahn nach Lyon, wo die Lazarethgehilfen und Krankenträger in einen großen Saal gesperrt wurden. Am nächsten Morgen in aller Frühe sammelte sich das Volk vor dem Hause und drang auch bald in den Saal ein, um die „Prussiens" zu sehen; besonders waren die Weiber die Neugierigsten. Um von ihnen aber nicht zu sehr belästigt zu werden, stellte sich ein Soldat an die Thür mit einem Teller auf den Stuhl, und nun wurden die Gefangenen gegen ein Entree gezeigt, wobei der Soldat ein gutes Geschäft machte und der Teller bald hoch gefüllt war. Die Besucher gehörten ihrer Kleidung nach den besseren Ständen an; ihr Be nehmen deutete aber auf das Gegentheil, denn sie ließen es bei dem bloßen Ansehen nicht bewenden, sondern ver höhnten und beschimpften die Gefangenen. Um 4 Uhr Nachmittags hatte diese Ausstellung ein Ende; es ging nach dem Bahnhof zum Weitertransport nach Toulon. Auf der Straße umheulte die Gefangenen eine große Menge Volks und bewarf dieselben mit Steinen und Schmutz. Am meisten hatten darunter die an der Spitze maschirenden Aerzte zu leiden. Zum Glück kamen die Gefangenen an einem offenen Kasernenhofe vorüber, in den sie sich flüch teten. Doch auch hier wurden die Fenster eingeworfen und einzelne verwundet. Als es finster wurde, verlief sich das Volk. Spät Abends erschien ein Hauptmann, der die Mit- theilung brachte, das Volk verlange die Erschießung der Gefangenen; dies werde jedoch nicht geschehen. Er empfahl den Gefangenen, beim Ausmaschiren nach dem Bahnhöfe am nächsten Morgen so ruhig wie möglich zu sein, und auf den Zehenspitzen schlich man sich wie Diebe nach dem Bahnhof. Die Ankunft in Toulon erfolgte Abends 10 Uhr; die Gefangenen wurden in einen Keller gesperrt und mußten dort auf den harten Steinen liegen. Am nächsten Morgen ging es nach Perpignan und von da zu Fuß nach Villefranche. Dort angelangt, erhielten je zehn Ge fangene eine Schüssel mit Suppenkartoffeln, aber keine Löffel, sodaß man in Betracht des großen Hungers die Hände zu Hilfe nehmen mußte. Auf der Citadelle mußten die Gefangenen, zu denen noch Badenser und 34er Füsi liere hinzukamen, sechs Wochen zubringen. Am 1. März schlug die Befreiungsstunde. Sie wurden nach Orleans gebracht und dort dem preußischen Commandanten über geben. ich je gegessen habe, und aus dem kriechenden Wesen der Bahnbeamten schließe ich, daß er der Präsident der Linie oder wenigstens ein bedeutender Actionär ist." „Wissen Sie denn nicht, Sie unwissender Sohn des Mars, daß sämmtliche russische Bahnen Eigenthum der Negierung sind?" „Das stimmt! Also kann er kein Eisenbahnkönig sein," sagte ich lachend, „aber irgend welche Macht besitzt er doch — und Naron ist er auch — Baron Friedrich." Bei diesem letzten Wort glitt Helene's Fuß auf dem Wagentritt aus und sie sank in meine für solch' liebliche Bürde stets offenen Arme. „Was ist Ihnen?" flüsterte ich. „Nichts — ein bischen Schwindel — ein leichter Blutandrang gegen den Kopf." Das war merkwürdig, denn sie war todtenblaß; gleichwohl hob ich sie wieder in den Wagen, und im nächsten Augenblick flüsterte sie mir mit einem schwachen Versuch zu lächeln zu: „Vermuthlich sind Sie und — und Baron Friedrich beim Frühstück ganz vertrant miteinander ge worden?" „Ganz vertraut," entgegnete ich. „Ah!" Sie lehnte sich leicht an die Seite des Wagens. „Haben Sie ihm unser kleines Abenteuer erzählt?" „Ich erzähle nie etwas, was eine Dame in Unge legenheit bringen könnte." „Danke schön," sagte sie und schien etwas aufzu- athmen. „Danke, es ist mir jetzt wieder ganz wohl. Lassen Sie mich allein, dann will ich versuchen, wegen der Weletsky einen Ausweg zu finden." Nun geleitete ich sie bis an die Thür der Palitzin- schen Wagenabtheilung und hier flüsterte sie plötzlich' „Seien Sie nicht allzu herzlich gegen Ihren neuen Freund! Ich vermuthe, daß er Sie zum Frühstück eingeladen hat in der Hoffnung, den Fürstinnen Palitzin vorgestellt zu werden. Offenbar ist er ein Bourgeois und würde seinen Kopf darum geben, folch' großen Damen die Hand küssen zu dürfen. Vergessen Sie nicht, daß er nicht unseres Standes ist, Arthur, und behandeln Sie ihn auch dem gemäß." Damit glitt Sie in ihr Coupö, während ich mich wieder zu Baron Friedrich gesellte, der mir lächelnd eine herrliche Cigarre, die Gabe unseres Freundes, des Restau rateurs, anbvt. Die Glocke ertönte, die Lokomotive pfiff und tvieder war unser Zug unterwegs nach der Haupt stadt Rußlands. Da der Baron nun dainit beschäftigt war, eine Anzahl Dienstberichte oder ähnliche Papiere durchzusehen, vertiefte ich mich, so gut ich konnte, in ein Buch, obgleich sich meine Gedanken immer wieder der neuen Verwickelung zuwendeten, die ich vor mir sah. Die Fürstinnen Palitzin kannten die Weletzky, und sie hatten mich mit meiner angeblichen Frau gesehen. Wie konnte ich dies erklären? Endlich beschloß ich, im schlimmsten Fall mein Abenteuer mit Frau Dick Con stantin Weletsky anzuvertrauen, von dem ich glaubte, er sei hinlänglich Mann von Welt, um meiner rechten Frau eine Enthüllung zu ersparen, die nur Schaden stiften und ihr möglicherweise Schmerz bereiten konnte. Aus diesen Gedanken wurde ich plötzlich durch Baron Friedrich aufgeschreckt, der mich in scharfem Tone fragte: „Sind viele hübsche Damen von Berlin mit Ihnen hierher gereist?" „Keine so hübsche wie meine Frau," erklärte ich feurig. „Ein begeisterter Ehemann," sagte er und lachte dazu, „eine r«ra avis in unserer Welt. Die Stieftochter der gnädigen Frau war also mit Basile Weletsky ver- heirathet?" „Die Tochter meiner Frau," sagte ich, ihn verbessernd. „Ist Ihre Frau denn alt genug, um Großmutter sein zu können?" fragte er, sichtlich überrascht. „Oh," erwiderte ich nachlässig, „meine Frau sieht heute kaum älter aus als an dem Tage, wo ich sie ge- heirathet habe, und häufig hält man sie und meine Tochter für Schwestern — Sie würden das wohl auch thun, wenn Sie beide nebeneinander sehen könnten." „Haha," entgegnete er leichthin. „Ihr Amerikaner seid ein großartiges Volk! In Ihnen finde ich einen Ehemann, der nach zwanzig Jahren noch in seine Frau verliebt ist, und in der gnädigen Frau eine Großmutter, die aussieht wie ein junges Mädchen. Bei ihrer Schön heit und anscheinenden Jugendlichkeit begreife ich es wohl, daß der Gatte auch noch der Liebhaber ist." Damit kehrte Baron Friedrich wieder zu seinen Schriftstücken zurück. Bald darauf bestellte mir der Schaffner, meine Frau wünsche mich zu sehen, worauf ich mich in dar anstoßende Gelaß begab. Dort wurde ich von Helene aufs Reizendste empfangen und befand mich bald in angelegentlichem Ge spräch mit ihr und den beiden russischen Damen, denen ich mich von meiner besten und unterhaltendsten Seite zu zeigen bemüht war. So verging die Zeit bis wir Pokrow erreichten, wo wir den letzten, längeren Aufenthalt hatten. Hier forderte uns die ältere Fürstin Palitzin auf, ihnen bei Tisch Ge sellschaft zu leisten, was wir natürlich annahmen. (Fortsetzung folgt.)