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SWsches. — Falsche Kalender tauchen wieder auf und werden namentlich auf dem Lande von gewissenlosen Händlern ver trieben. Ka'mder, die in den Vorjahren keinen Absatz fanden und welche man mit einem neuen passenden Umschläge ver sehen Hatz werden als echte „97er" verkauft. Also Vorsicht! — Auf den sächsischen Staatsbahnen wird man, gutem Vernehmen nach, die sog. D - Züge (Durchgangszüge) künftig zu größerer Bedeutung kommen lassen. Man ent spricht damit den Wünschen des Publikums, das eine größere Fahrgeschwindigkeit auf den großen Durchgangslinien ver langt. Hierzu aber wird eine Ersetzung der jetzigen Schienen durch sog. Goliathschienen erforderlich sein. — Die frühlingsgleichen Tage der letzten Zeitz welche das frosterstarrte Erdreich zum Aufthauen brachten und infolge dessen Wege und Stege mit größeren Schmutzschichten überzogen, haben seit Dienstag Abend wieder einer kälteren Temperatur weichen müssen. Gleichzeitig machte sich als Begleiterscheinung ein rauher Wind bemerkbar, welcher den Aufenthalt im Freien nicht gerade zu einem angenehmen ge staltete. In den Waldungen hatte sich in Verbindung damit der den Waldbestand so schwer schädigende Rauhfrost ein gestellt. Der Jugend kommt dieser abermalige Temperatur- Umschwung wie gerufen, denn nun gehen die Freuden des Schlittschuhlaufens wieder an, auf welche man seit einiger Zeit schon hat verzichten müssen. — Mittwoch kurz vor Mittag wurde der Knecht Hermann Scholz aus S o m s d o r f, der beim Fuhrwerks besitzer Pietzsch in Deuben in Diensten stand, auf der Tharander-Wilsdruffer Landstraße von dem von ihm selbst geleiteten schwerbeladenen Fuhrwerk überfahren. Scholz, der Kohlen aus dem Plauenschen Grunde in die Sebastiansche Conservenfabrik in Wilsdruff zu fahren hatte, war glücklich bis zur Grumbach er Ziegelei gekommen, hat aber ver- muthlich auf der von der Ziegelei nach Grumbach abfallenden Straße von seinem Sitze aus den Hemmschuh anziehen wollen, ist dabei vom Wagen gestürzt und derart tödtlich überfahren worden, daß der Kopf einer unförmlichen Masse geglichen hat. — Wie ein Dresdner Blatt zu berichten weiß, hat Scholz in der Schoßkelle gesessen und ist beim Anschlcisen unter die Räder gefallen, die ihm den Kopf zermalmten. — Auf seiner Wanderschaft kam der frühere Schrift setzer und jetzige Handarbeiter Otto Paul Haubold, 1873 zu Freiberg geboren, als Schriftsetzer in Tharand und Deuben thätig, am 17. Dezember 1895 in Dresden an und logirte sich in der Herberge „zur Heimath" ein. Dort entwendete er dem Dienstknecht Franke die Ausweise aus dessen Ueberziehertasche. Es lag in seiner Absicht, da er sich selbst nicht mehr im Besitz tadelloser Papiere befand, mit den fremden sein Fortkommen zu suchen. Am 9. Jan. v. I. wurde Haubold beim Betteln ergriffen. Er sündigte bei dieser Gelegenheit auf die Persönlichkeit des bestohlenen Dienstknechts. Unter Berücksichtigung des Umstandes, daß dec Angeklagte erst wenige Wochen zuvor wegen Eigenthums vergehens eine Strafe erlitten, wurde ihm eine Gefängniß- strafe von 3 Monaten auferlegt. — Am letzten Sonntag unternahmen einige Herren des „Gebirgsvereins, Sektion Plauen" einen Spaziergang über Hainsberg-Rabenau-Dippeloiswaldaer Haide (mit Bar bara-Kapelle, steinerne Messer, Wolfssäule) Obermalter nach Dippoldiswalde. Zurück durch den Weißeritzgrund nach Ha ins borg. Begünstigt vom herrlichsten Wetler bei prachtvoller Aussicht und reiner Luft gestaltete sich dieser erste Winterausflug der Sektion Plauen zu einem äußerst angenehmen. — Der Pirnaer Anz. schreibt: „Die elektrische Bahn von Dresden durch den Plauenschen Grund hat nun mehr, wie man hört, die Genehmigung der zuständigen Be hörden gefunden. Doch ist diese Genehmigung an allerlei erschwerende Bedingungen geknüpft. Darunter befindet sich z. B. auch die, daß bei Schneefall nur auf einem Gleise Salz gestreut werden darf, um die Schlittenfahrt nicht zu verhindern. Die Bahn wird die Eisenbahn-Stationen Plauen, Potschappel, Deuben, Hainsberg (außerdem Löbtau und Döhlen) berühren und dürfte der Staatsbahn bedeutende Concurren; machen. Von Deuben soll sich dann die Linie (auch elektrisch betrieben) Deuben — Po ssendorf—Kreischa—Lockwitz—Niedersedlitz abzweigen, für welche aber Eoncession bisher noch nicht er- theilt wurde." — Wir halten die Nachricht in dieser Form für verfrüht; Thatsache ist nur, daß das Finanzministerium nicht mehr gegen die Bahn ist. Da sich dasselbe für den Bau der elektrischen Bahn nach den Lößnitz-Ortschaften ent schlossen hat, unternimmt es möglicherweise auch den Bau der Dresden-Hainsberger Linie selbst, unter Bezug der Kraft aus dem elektrischen Werke des Plauenschen Grundes. Es hat den Anschein, daß die Regierung infolge des allgemeinen Verlangens nach elektrisch n Bahnen den Bau und den Be trieb solcher selbst in die Hand nehmen will. — Die nächsten Sonntag, Montag und Dienstag im Gasthofe „zum goldenen Löwen" in Niederbobritzsch stattfindende Geflügel-Ausstellung des dortigen Geflügel züchtervereins verspricht wieder eine sehr interessante zu werden. Die Prämiirung der besten Stämme findet bereits Sonnabend statt. Für Hühner wird als Preisrichter Gutsbesitzer Ernst Lantzsch in Saultitz bei Nossen und für Tauben Oberlehrer Seim in Deuben fungiren. — An der 21. Geflügel-Ausstellung in Deuben können sich auch dem Verein nicht angehörige Züchter und Liebhaber, welche im Umkreise von einer Stunde wohnen, betheiligen und sind Anmeldebogen bis zum 25. Januar beim Vorsitzenden des Vereins, Uhrmacher Gustav Männchen in Deuben, unentgeltlich zu entnehmen. — Am Donnerstag Nachmittag gegen 3 Uhr entstand in einer im Hintergebäude des Uhrmachers Heinitz in Pot schappel befindlichen Werkstelle ein Brand, welcher rasch um sich griff und das Gebäude in Asche legte. Auch die Deubener Feuerwehr rückte aus, kehrte jedoch bald wieder.zurück. — Glückauf in Potschappel schreibt: Durch ein Ver chen ist in der letzten Nummer in einer aufgenommenen Notiz, >etr. die Verhaftung von 2 hiesiger jungen Leuten, der eine Name falsch angegeben worden. Der Tischlergeselle Springer ist vollkommen unschuldig, er wurde deshalb auch nicht ver haftet, sondern sein Logiskollege Max Schenk. — Ein Dresdner Blatt berichtet über Wilsdruff 'olgendes: Vor und nach dem neuen Jahre haben zahlreiche Familien und Pensionärs nach Wohnungen gefragt. Leider waren hier solche nicht oder nur ganz ungenügende zu finden; aber nur aus dem Grunde, weil sich bisher zu wenig Sinn und Lust zu Neubauten gezeigt hat. Es fehlt an Unternehm ungsgeist, wenn gleich die Wohnungsnoth allgemein anerkannt wird. Bauland ist nach allen Seiten hin billig zu haben; Baumaterial nicht minder nahe und bequem. Wer hier den Anfang macht, wird „cher seinen Zweck erreichen. Hierzu ei noch erwähnt, daß das an sich gesund und romantisch chön gelegene Städtchen mit bedeutender Tischlerindustric elektrische Beleuchtung bietet und in das Projekt der neuen Leipzig-Dresdner elektrischen Bahn-Verbindung als Haupt- tation mit eingezeichnet ist. Außer der Bahnverbindung mit Dresden wird Wisdruff durch Neubau eine solche mit Nossen erhalten. Nicht unwesentlich dürfte noch die Be merkung sein, daß Wilsdruff den niedristen Prozentsatz an Ortsabgaben im Lande hat, nur 37 Pro;, der Staatssteuer. Eine prächtige stivoll gebaute neue Kirche mit Heizung und elektrischer Beleuchtung wird in diesem Jahre noch geweiht werden. Das nahe Elbthal und der Plauens che Grund mit Umgebung sind bequeme Ausflugsorte von hier aus, während von Dresden und Umgegend aus Touristen und Gesellschaften gar gern im gastfreundlichen hübschen Wilsdruff frohe Stunden verleben. — Für den Wilsdruffer Amtsbezirk ist ebenso wie bereits für Tharand und Umgegend die Hundesperre ver hängt worden. Ein der Tollwuth verdächtiger Hund, welcher sich bei einem Knecht im Gesicht festgebissen hatte, wurde in Blankenstein erschossen. — In der Hauptverhandlung gegen die Grundbuch führer Sekretär Oskar Clemens Letzsch und sechs Genossen in Dresden wegen Annahme von Geschenken wurde zu nächst ein Direktor der „Dresdner Baugesellschaft" ver nommen. Er bestätigte, daß die Angeklagten Rummel, Letzsch und Richter von der erwähnten Gesellschaft zur Weihnachts zeit Gratifikationen erhalten hätten, und zwar insgesammt Rummel 600 Mk., Letzsch 250 Mk. und Richter 850 Mk. Diesen Geldgeschenken lagen Briefe folgenden Inhaltes bei: „Indem wir für die in unserem Interesse gehabten Bemüh ungen vcrbindlichst danken, gestatten wir uns, Ihnen anbei ein Angebinde zu überreichen mit der Bitte, dasselbe von uns annehmen zu wollen. Wir wünschen Ihnen fröhliche Weihnachten." Der Zeuge erklärte heute, die Geschaftschaft habe mit diesen Geschenken nicht eine schnellere und promptere Erledigung der Geschäfte bezweckt, sondern den be treffenden Beamten nur eine Belohnung gewähren wollen, da dieselben mit besonders schweren Dismcnbrationcn für die Gesellschaft zu thun gehabt hätten. Die Aussagen der übrigen Zeugen sind weniger von Interesse. — Die Ausstattungsposse „Eine tolle Nacht,, erzielt im Refidenztheater noch immer ausverkaufte und volle Häuser. Trotz dieses großen Erfolges kann die Posse nur noch bis Ende dieses Monats gegeben werden, da am 1. Februar kontraktlich das Gastspiel von Frl. Jenny Groß zu beginnen hat. Frl. Groß wird zunächst in „Madame Sans-Göne" und Comtesse Guckerl" auftreten. — Auch das Weihnachts märchen „Die Wunderblume" erzielt noch ausverkaufte Häuser und wird von jetzt ab jeden Mittwoch, Sonnabend und Sonntag Nachmittags halb 4 Uhr zu ermäßigten Preisen gegeben. Die Tageskasse ist jetzt von 10—2 Uhr geöffnet. — In Dresden hatte sich der 36 Jahre alte Prokurist Ernst Gottlieb Bunzel aus Hänichen wegen Privaturkunden fälschung zu verantworten. Der Angeklagte betrieb früher in Brießnitz einen Fouragehandel. Das Geschäft ging im Jahre 1893 in den Besitz seiner Ehefrau über und Bunzel war seitdem nur Prokurist. In dieser Stellung sind von dem Angeklagten auf zehn Wechseln, die über eine Gesammtsumme von 3730 Mk. lauteten, die Acceptationsvermerkc gefälscht und die Papiere dann theils in Zahlung, theils zum Diskont gegeben worden. Bunzel hat die Fälschungen aus Noth be gangen. Das Nrtheil lautete auf 2 Jahre Gefängniß; drei Monate gelten als verbüßt. — Im letzten Bezirkstag der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde wendet sich der Vorsitzende in begrüßenden Worten an die neu in die Bezirksversammlung eingerrctenen Herren Gemeindevorstand Kleber-W e n d i s ch c a r s d o rf und Thiele-Schmiedeberg. Die Bezirksversammlung gab ihre Zustimmung zur Umbczirkung eines geringfügigen Parzellen theils aus Kleinölsa nach Großölsa (Veränderung der Verwaltungsbezirksgrenze zwischen Dippoldiswalde und Dresden-Altstadt). Weiter erfolgte die Wahl zweier Mit glieder in den Bezirksausschuß an Stelle der Herren Steyer und Klette und fiel dieselbe auf die Herren Major z. D. Friedrich auf Theisewitz und Oberförster Breitfeld in Rehefeld-Zaunhaus. Endlich wurde Rittergutsbesitzer von Lüttichau auf Bärenstein an Stelle Herrn Steyers als Be- zirksvertrcter in den Kreisausschuß gewählt. — Hinter verschlossenen Thüren wurde in Dresden gegen den in Pretzschendorf geborenen Schuhmacherge sellen Julius Otto Lehns verhandelt, der sich zu drei ver schiedenen Malen weiblichen Personen gegenüber durch un züchtige Redensarten und Handlungen des Vergehens gegen die Sittlichkeit schuldig machte. Der Angeklagte wurde zu einer Gesängnißstrafe von 4 Monaten verurtheilt und sofort in Haft genommen. — In Rathen hatte sich ein achtjähriger Knabe mit dem Rücken an einen heißen Kachelofen gelehnt, um sich zu wärmen. Bei dieser Gelegenheit waren die Kleider bis auf das Hemd verkohlt, ohne daß es das Kind merkte, und hat es sich dadurch nicht unbedeutende Brandwunden zugezogen. ' — In Oberschöna wurden auf bezirksthierärztliche Anordnung hin 6 Hunde erschossen, die am Sonntag von einem tollen Hund gebissen worden waren. Das wuthkranke Thier wurde noch an demselben Tage getötet. — In Freiberg wurde über den Geschirrführer Ernst Julius Lohse, geboren am 10. Januar 1854 in Elend bei Dippoldiswalde verhandelt. Derselbe hatte, alt er am 2. Nov. 1896 Nachmittag in der 5. Stunde mit seinem Geschirr an dem vor der Jägerkaserne belegenen Exerzierplätze in Freiberg vorübergefahrcn, auf eine daselbst Gewehrübung «usführcnde Abtheilung hineingeschrieen: „Werft doch die Dinger (Gewehre) weg, das ist doch Leuteschinderei." Wegen dieser groben Be leidigung eines Sergeanten und Aufforderung einer Abtheilung Soldaten zum Ungehorsam gegen den Vorgesetzten wurde dem Lohse, der selbst Soldat gewesen ist, die empfindliche Strafe von 5 Monaten Gefängniß zuerkannt. — Am 20. Januar Nachmittag gegen 4 Uhr wurde in Großschirma der Bahnwärter Händel von dem nachmittags 1 Uhr 42 Minuten von Nossen nach Freiberg verkehrenden Güterzuge überfahren und getötet. — Eine sonderbare HachzeitSfeier wurde kürzlich in Brockwitz bei Meißen begangen. Als Tchmauß und Tanz die bis zum grauenden Morgen gewährt hatten, vorüber waren, erhob sich der Hochzeitsvatcr zu seinem ersten Toaste — bisher hatte eitel Schweigen geherrscht — und dieses Toastes Inhalt war: „Meine lieben Gäste und Freinde! Ich dächte, 's wäre nu genug. Nu «oll'n mer Jeder be zahlen !" Staunend und — seufzend zahlen die Hochzeits- theilnehmer ihren Theil. Es kamen auf den Kopf gegen 5 Mark. — Mit herannahendem Osterfeste wird an manche Eltern die wichtige Frage herantreten, welchen Beruf lassen wir unseren Sohn am besten ergreifen? Es wird ihnen deshalb nicht unangenehm sein, wenn ihre Aufmerksamkeit auf die 1892 gegründete und seitdem in erfreulichem Wachs thum begriffene städtische Beamtenschule zu Nerchau ge lenkt wird. Sie bildet junge Leute für den Verwaltungs-, Post-, Eisenbahn und Prioatdienst aufs gründlichste und ge wissenhafteste vor. Da die genannte Anstalt keine auf hohen Gewinn zielende Privatspekulation, sondern eine von der Stadt Nerchau ins Leben gerufene und unterhaltene Schule ist, so ist ihr Fortbestand und die Gediegenheit ihrer Leistungen durch Anstellung erprobter Lehrkräfte gewährleistet. Das Hauptgewicht wird auf Deutsch gelegt, das mit 6 St. wöchentlich den Mittelpunkt des Unterrichts bildet; als fremde Sprache wird das Französisch gelehrt. Wie mannig faltig ferner die Unterrichtsfächer sind, wie sorgfältig die ge eignetsten und nothwendigsten ausgewählt wurden, das er steht man aus den Jahresberichten, die gratis und portofrei jederzeit durch die Direktion und das Kuratorium der städtischen Beamtenschule auf Wunsch zugeschickt werden. Tanes-Ereignisse. — Aus Deutsch- Ostafrika wird der in Münster i. W. erscheinenden Afrika-Zeitschrift „Kreuz und Schwert" die Er schließung von Urundi berichtet. Urundi, zwischen Uha und dem Tanganyika-See gelegen, zeigt sich bis jetzt aus allen Karten als ein leerer Raum, da noch kein Forscher oder Missionar dasselbe bereiste. Pater van der Bürgt, von der Congregation der weißen Väter, marschirte am 30. Juni vorigen Jahres aus Uschicombi mit einer Karawane ab, um das noch unbekannte Gebiet zu besetzen und dort eine Mission zu gründen. Seinem Berichte, der in Nr. 2 der genannten Zeitschrift erscheint, ist nun zu entnehmen, daß das Unter nehmen Anfangs sehr gefährlich schien; alle Träger aus Uschicombo liefen ihm an der Grenze von Urundi fort. Wider Erwarten zeigten sich aber dic Warundi überaus geehrt durch den Besuch und im Triumph ging der Marsch weiter. Am 12. August campirte die Karawane in Kamundo, von wo sie noch drei Tagcmärsche weiter marschiren wollte, um bei Musabiko, dem mächtigsten Häuptling des Landes, eine Mission zu gründen. Der Bericht enthält viele Details über die durchzogenen Länder und schildert die Urundi-Bewohner als einen kräftigen Völkerstamm, dem Sclavenjäger niemals bei kommen konnten. Das Land sei herrlich. Weitere Berichte würden folgen. — Die „Frkf. Ztg." veröffentlicht folgende Zuschrift: Meister Brahms hat ein Gedicht von Moerike „Die Schwestern" ganz entzückend als Duo für Frauenstimmen komponirt. Das textlich überaus harmlose Ding wurde im Sonntagskonzert Pbst manchem Anderen vorgetragen, aber nur vier Strophen davon. Eine fünfte (die vorletzte) blieb weg. Wissen Sie warum? — Sie lautet: Wir Schwestern zwei, wir schönen, Wir spinnen um die Wett', Wir sitzen an Einer Kunkel, Wir schlafen in Einem Bett. Von zwei Schwestern handelt sich's! Schade, daß man nicht weiß, von wem dieser hübsche Streich kommt. — Das Belastungsmaterial gegen den Chemiker Paul Rocksch in Breelau über die Vergiftung der Alma Liebich in Liebenau bei Auras am Morgen des 2l. Dezember vorigen Jahres und der Emilie Rodewald in Breslau am Abend des 15. Januar d. I. hat eine solche Höhe erreicht, daß Rocksch in beiden Fällen überführt erscheint, so daß die gerichtliche Verhandlung gegen ihn schon in kurzer Zeit er folgen dürfte. Der Alma Liebich, die infolge der auf sie eindrängenden Ereignisse hochgradig erregt «ar, hat Rocksch das Strychnin zum Selbstmvrd gegeben und dem Mädchen in romantischer Weise eingeredet, mit ihm zusammen zu sterben da sie nicht zusammen leben könnten. Er hat in Gegen wart der Bethörten einen feierlichen Abschiedsbrief an seine Frau geschrieben, worin auch der Wunsch ausgesprochen ist, „mit seiner Alma" in einem Grabe vereinigt bestattet zu «erden. Bei der Rodewald liegt dagegen ein Giftmord vor, dessen Zweck war, eine sehr unbequeme Mitwisserin aus der Welt zu schaffen.