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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES H YGI E N E-MU S EU M Donnerstag, den 12. Mai 1966, 19.30 Uhr 5. Abend im Anrecht C für Betriebe Freitag, den 13. Mai 1966, 19.30 Uhr Sonnabend, den 14. Mai 1966, 19.30 Uhr Sonntag, den 15. Mai 1966, 19.30 Uhr 10. Philharmonisches Konzert Dirigent: Dieter-Gerhardt Worm, Berlin Solistin: Diana Taky-Deen, Libanon DIANA TAKY-DEEN studierte an der Musik akademie in Manila (Philippinen). Nach ihrem Debüt erhielt sic hohe Auszeichnungen des Nationalkonservatoriums Beirut, an dem sie heute eine Professur für Klavierspicl innehat. und vervollkommnete ihr Können mehrfach an berühmten europäischen Instituten, so in Paris, Rom und Siena, vor allem bei Guido Agosti und Alfred Cortot. Als Solistin ist Diana Taky- Deen seit 1948 im Fernen und Mittleren Osten sowie in verschiedenen europäischen Haupt städten bekannt geworden. Sie musizierte mit außergewöhnlichem Erfolg u. a. in Beirut, Kairo, Istambul, Ankara, Rom, Baalbek. 1963/64 führte die libanesische Künstlerin, die in ihrem Heimatland zahlreiche wichtige künst lerisch-organisatorische Ämter bekleidet und für ihre Leistungen mit hohen Ehrungen bedacht wurde, eine Europa-Tournee durch und kon zertierte in den wichtigsten Städten West deutschlands, in Schweden, England, Frankreich und Italien. Benjamin Britten geb. 1913 Sinfonietta op. 1 Poco presto e agitato Variationen (Andante lento) Tarantella (Presto vivace) Zum ersten Male Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester d-Moll KV 466 1756-1791 Allegro Romanze Rondo (Allegro assai) PAUSE Joseph Haydn 1732-1809 Sinfonie Nr. 102 B-Dur Largo - Allegro vivace Adagio Menuetto (Allegro) Finale (Presto) DIETER-GERHARDT WORM wurde im Jahre 1930 in Zittau geboren. Er studierte Dirigieren und Musikwissenschaft in Dresden, Weimar und Berlin. Seit 1956 ist er als Leiter der Etcrna- Produktion beim VEB Deutsche Schallplatten Berlin tätig. Dieter-Gerhardt Worm dirigierte führende Orchester unserer Republik, u. a. das Gcwandhausorchestcr Leipzig, das Städtische Berliner Sinfonieorchester und das Orchester des Landestheaters Halle. Mehrfach leitete er seit 1962 Konzerte der Dresdner Philharmonie. ZUR EINFÜHRUNG „Ich bin in erster Linie und am meisten Künstler, und als Künstler will ich der Gemein schaft dienen, nicht ins Leere hineinschrcibcn. Ich finde es als Komponist wertvoll zu wissen, wie die Zuhörer auf die Musik reagieren.“ Diese Worte Benjamin Brittens, des zweifellos bedeutendsten zeitgenössischen englischen Komponisten, geben interessanten Aufschluß über seine Einstellung zum Verhältnis Künstler und Publikum. Die enge Verbundenheit mit dem Hörerkreis erscheint ihm also für den schöpferischen und nach schaffenden Musiker lebensnotwendig. Aus solcher Einsicht resultiert aber auch jenes ganz bezeichnende Merkmal seines Schaffens, das in der Gegenwartsmusik der kapita listischen Länder durchaus nicht häufig anzutreffen ist: Brittens spontane schöpferische Kraft, sein lyrisch-melodischer Empfindungsreichtum, sein handwerklich müheloses Gestaltungsvermögen haben seine Musik in die Lage versetzt, die in westlichen Ländern leider noch oft bestehende Kluft zwischen Künstler und Gesellschaft zu überbrücken. Seine Musik hat nicht nur in England, sondern auch im internationalen Maßstab größten Widerhall bei breitesten Hörerschichten gefunden. Obwohl der englische Komponist in erster Linie ein hochbegabter Musikdramatiker mit erstaunlichem Theaterinstinkt ist („Albert Hering“, „Peter Grimes“, „Raub der Lukretia“, „Billy Budd“, „Gloriana“, „Bettleroper“, „Sommernachtstraum“ u. a.), konnte er auch im Konzertsaal nachhaltige Erfolge erringen (Orchesterwerke, Konzerte, Vokal- und Kammermusikwerke). Dieser vielseitige Musiker führt die Tradition der englischen Musik fort, die beinahe 250 Jahre lang, seit dem Tode Henry Purcells (1659 - 1695), des größten englischen Barock komponisten, unterbrochen war. Brittens Sinfonietta op. 1 entstand noch während seines Studiums bei John Ireland am Royal College of Music, das er erst im Sommer 1934 verließ. Der 19jährige Komponist schrieb das Stück zwischen dem 20. Juni und dem 9. Juli 1932. Die Uraufführung erfolgte am 31. Januar 1933 in einem Konzert für moderne Musik. Es war Brittens erstes Werk, das publiziert und öffentlich aufgeführt wurde. „Meine Neigung ging immer zu den klaren und sauberen, den ,schlanken’ Tönen von, sagen wir, Mozart oder Verdi oder auch Mahler, ja sogar Tschaikowski, wenn er zurück haltend, aber doch temperamentvoll gespielt wird“, sagte Britten einmal, und es ist daher nicht überraschend, daß er sich häufig für eine sparsame, durchsichtige Kammcr- orchesterbesctzung entschied, wie auch im Falle der Sinfonietta, die eine Kammer sinfonie für zehn Instrumente darstellt. Dieses frühe Werk weist überdies eine erstaun liche Meisterschaft in der Auseinandersetzung mit dem sinfonischen Zyklus auf, dessen Forderungen getreulich erfüllt wurden. So weicht die Sinfonietta am wenigsten unter seinen Sinfonien (Simple Symphony, Sinfonia da Requiem, Spring Symphony) von der klassischen Gestalt ab. Die Verarbeitung des thematischen Materials erfolgt intensiv und vollständig, wenn auch die Sprache des Komponisten in der Sinfonietta noch nicht so ausgeprägt ist wie in späteren Werken. Als ein Vorklang auf kommende Ereignisse der Brittenschcn Stilwclt wirkt etwa der Klang der wechselnden Nonen und Septimen, die z. B. aus dem Hauptmotiv des ersten Satzes abgeleitet werden. Die ersten Takte des Einleitungssatzcs (Poco presto c agitato) führen nicht weniger als fünf Motive ein, die das Material für alle drei Sätze des Werkes liefern, wobei die Motive untereinander verwandt sind und das erste Motiv der Kern alles Folgenden ist. Die Exposition der Motive erfolgt über einem Orgelpunkt B - A, einem Intervall, das