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Freitag —Nr. 340 —— «. December ISS». MW Leipziger Allgemeine Zeitung. MM In» imi> Vu«,ande« .. . ' «Wahrbeit und Recht, Fr«ih«it und Gesetz!. Portugal. (j-Liffabon.) — Spanien. E Madrid.) — GroHbritannien. — Frankreich. (f Paris.) — Deutschland, (sfLus Baiern; --Dresden; Osnabrück; Kassel; Luxemburg.) — Preußen. ()(Berlin; N Berlin; ^Posen.) — Dsteetch. (DWien; * Presburg.) — Ber einigte Staaten von Nordamerika. C Neuyork:) — Ankündigungen. Portugal. ^ieissatwn, 17. Nov. Die Art Contrerevolution, welche sich in Spanien vorbereitet, hat man hier seit lange vorausgesehen. Man muß gestehen, daß diesem merkwürdigen ErÄgniß in Portugal Anzei chen und Thatsachen ähnlicher Natur vorausgegangen oder dasselbe begleitet haben. Seitdem 1837 der Ultraliberalismüs die Waffen in der Hand besiegt worden, ist eine Reaction eingetreten, und wären nicht auswärtige Berwickelungen vorhanden, so hätten die gemäßigten Li beralen, die Cartisten oder etwas dem Ähnliches gewiß wieder die Zügel der Regierung ergriffen. Man muß wissen, daß in inner» Fragen kein Journal der Hauptstadt eine aufrichtige Überzeugung auSspricht; ihre Sprache ist selbst nicht immer der Ausdruck einer Partei, sondern am häufigsten nur einiger.hervorragenden Personalitä ten. Wenn ich deshalb Ihre Aufmerksamkeit auf einen Artikel des Cor- reo, eine« im Übrigen trefflich redigirten Journals, lenke, das für das Organ der Cartisten gilt, so geschieht dies, ohne daß ich behaupte, di« darin ausgesprochene Meinung sei die der Majorität dieser Par tei. „Mit Einem Worte, äußert da« erwähnte Blatt, wir sind über zeugt, daß das Beispiel Portugals für Espartero nicht verloren gehen wird. Diejenigen, welche ihrem Lande die größten Dienste erwie sen, selbst Dom Pedro und die beiden Marschälle nicht ausgenom men, haben von den portugiesischen «Patrioten» die Belohnung em pfangen, von der wir Alle Zeugen gewesen sind. Das Programm die- str Patrioten ist iw drr gqnzen Halbinsel ein und dasselbe: «s ist das Programm der rochen Mütze ; und wenn Espartero sich durch die Clubs leiten läßt, so mag er dieselbe Belohnung erwarten. Was auch der Erfolg dessen sein wird, was in Spanien vorgeht, es wird bald sei nen Einfluß auf Portugal äußer», und man wird endlich, wenn wir uns nicht täuschen, den Zweck erreichen, welchen sich der gesunde Theil der beiden Nationen vorsetzt: die Stabilität, die Ordnung und ein« B«endigung der Excesse." Die Journale der Septembristen, der " National, der Procurador dos Povos, der Athlet, das Paqueboot rc., sprechen in entgegengesetztem Sinn, aber eS herrscht in dieser Pole mik ein solcher innerlicher Groll, daß man voraussetzen darf, es be reit« sich von einer oder der andern Seite etwas vor. — Nach ver traulichen Mittheilungen möchte «S scheinen, als habe der heilige Stuhl zur Bedingung der Eröffnung freundschaftlicher Verhältnisse mit Portugal die Festsetzung einer Pension für Dom Miguel ge macht, die hinreichend wäre, denselben seinem Range gemäß leben zu lassen. — Di« militairischen Operationen gegen di« miguelistischen Banden in Alemtrjo sind durch die Gefangennehmung des jüngern Remechido, Sohnes des berüchtigten GuerriUaführers, sehr verein facht worden. Derselbe glaubte in der letzten Zeit den Tod seines Vaters durch Handlungen der barbarischsten Grausamkeit rächen zu müssen. Man hätte ihm den summarischen Proceß gemacht, wenn man nicht wichtig« Enthüllungen von ihm zu erlangen hoffte. Ei nig« andere Miguelisten, di«.mit ihm, die Massen in der Hand, ge- fangen wurden, sind bereits erschossen worden. Spant e * Madrid, 23. Nov. Das neue Ministerium scheint sich , «in System gebildet zu haben und tritt, seinen Gegnern gegenüber, mit Entschlossenheit auf. Der ängstlichen Unthätigkeit ist rasche Bewe gung gefolgt. Binnen drei Tagen erfolgt« die Auflösung d«r Cor te«, da« Decket, durch welches d«n baskischen Provinzen und Na varra di« Ausübung ihrer wichtigsten und volkSchümlichsten Vor- rtchte wieher zugestanden wurde, und di« Ernennung mehrer den Exaltirten sehr vrrhaßtm Personen zu Generalcapitains der wichtig sten Provinzen. Der General San' Juanena, der im vorigen Jahre den Ausstand von Sevilla ohne Blutvergießen zu dämpfen wußte, ist an die Stelle des zum Kriegsminister beförderten Generals Nar- vaez als Generalcapitain von Neucastilien hierher nach Madrid be rufen, und der General Villalobos, bisher Gouverneur von Cadiz, zum Generalcapitain von Andalusien ernannt worden. Das größte Befremden aber erregte die Ernennung des bekannten, jetzt hier an wesenden Generals Llauder zum Generalcapitain von Granada, welche in der vorgestrigen Gaceta erschien. (Nr. 33S.) Man erstaunte, daß ein so unabhängiger, so reicher und über seine eignen Interessen so unter richteter Mann wie der General Llauder sich entschlossen haben sollte, seine friedliche Zurückgezogenheit mit dem Oberbefehl einer Provinz zu vertauschen, deren Einwohner für den Auswurf der spanischen Bevölkerung gelten. Wer aber am meisten über diese Ernennung erstaunte, war der General Llauder selbst. Der Kriegsminister hatte nämlich solche Eile, daß er jene Ernennung ausfertigt«, eh« er noch den General von der ihm zugedachten Ehre unterrichtet hatte. Al« die Freunde des Letztem ihm Glück wünschten und sich aus das in der Gaceta erschienene Decret beriefen, erklärte er, daß die Ernen nung gänzlich ohne sein Vorwissen geschehen sei und daß ihm seine Gesundheitsumstände nicht erlaubten, jenes ehrenvoll« Amt zu über nehmen. In Folge dieser Weigerung hat nunmehr der Kriegsmini, ster seinen alten Freund, den General Aldama, zum Generalcapitain von Granada ernannt, und diesen soll der General D. Jose de la Hera , ebenfalls «in alter Waffengefährt« des KriegsministerS, als Generalcapitain der Balearen ersitzen! Auch der^Wterbefehlshaber von Valentin, Don Facundo Infante, eine der Hauptstützen dec exaltirten Partei, hat seine Abberufung erhalten, und da gestern ein Offizier vöm Generalstabe mit Depeschen nach Catalonien befördert wurde, so gibt man sich der Erwartung hin, daß er dem dort be fehligenden Generalcapitain Valdes, auf dessen Abberufung die Mo- derirten und die Einwohner von Barcelona selbst mit lautem Ge schrei bestehen, seine ^Entlassung überbringe. Es könnte indessen sein, dgß jener Offizier mit Vollmachten abgegangen wäre, welche auf die Unterhandlungen Bezug hätten, die man mit dem Karlistenchef Segarra anzuknüpfen hofft. Der Herzog de la Victoria soll sich ebenfalls noch immer der Hoffnung hingeben, den Widerstand Cabrera's ohne weiteres Blutvergießen beseitigen zu können. Die rauhe Witterung setzt jedenfalls seinen Bewegungen große Schwie rigkeiten entgegen. Wir sehen hier die vor uns liegenden Ge- birgk der Somosierra zur Hälfte mit Schnee bedeckt und können uns daher nicht wundern, wenn die Soldaten Espartero's in den rauhen Gebirgsgegenden von Niederaragonien vor Kälte umkommen. Man schreibt von dort, daß sie zum Theil in Fuß hohem Schnee gelagert und dabei den Überfällen karlistischer Streifcorps ausgesetzt sind. Ich bemerke Ihnen dabei, daß die spanische Infanterie keinen Mantel kennt, und ganze Bataillone auch im Winter nur niit l«inin«n Beinkleidern versehen sind. Dennoch ist dem Spanier die Kälte nicht so empfindlich wie übermäßig« Hitz«. — Ein karlistisches Corps von dr«i Bataillon«« und 500 M. Reiterei ist über den Jücar gegangen und in die Provinz Albacete eingedrung«n. Der dortige Generalcomman- dant, Don Francisco Valdes, von der Stärke des Feindes nicht unter richtet, griff jene Truppen auf ein« unbesonnene Weise mit zwei Schwadronen a,n und erlitt eine vollständige Niederlage ; nur 60 M. und er selbst konnten sich retten, 136 der Seinigen blieben todt auf dem Kampfplatze zurück. Dergleichen Vorfälle sind eben nicht geeig net , das Vertrauen, welches die Bevölkerung auf die Fähigkeit dec Generale setzt, zu erhöhen; zum Glück hat die Regierung sogleich Truppen aus der Manch« nach jener Gegend abschicken können, und di« Karlisten haben sich zurückgezogen. — Die gestrige Gaceta ent hält hie amtlich« AnAige, daß d«r König d«r Niederland« die Regie-