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Hegen hat nun die Regierung ein einziges, und wie sieLselbst^zu ver stehen gibt, ein schwaches Organ, den „Östlichen Beobachter", berauch unter dem Titel Thurgauer Zeitung auftritt. Ob derselbe in Zürich »der Frauenfeld heimisch sei, möchte weniger schwer seinen bestim men als die Frage, wer denselben eigentlich schreibe. Seine nahe Verwandte, die mit Aufmerksamkeit abgefaßte Baseler Zeitung, machte dem Vetter aus. Osten schon vor aller Welt über lseine Nachlässig keit derbe Vorwürfe, wie er denn in der guten Gesellschaft seiner politischen Freunde nicht gern gesehen ist, da er in den September tagen zu grell revolutionirte. Die der neuen Ordnung der Dinge ergebene Zürcher Freitagszeitung, welche gewöhnlich die Bürkli- Zeitung von ihrem weiland Gründer Her heißt, steht unter dem Ein flüsse des Glaubenscomite; in ihr spiegeln sich die Directoren dieses religiös - politischen Clubs ab; da sind zur Auferbauung des „hehren" christlichen Volkes die Farben immer reckst lebhaft, die Verdächtigun gen gegen die Gegner nicht mit unzeitiger Sparsamkeit angebracht; der 6. Sept, ist ein Erlösungstag, und die Drüsseln der pfäfsikoner Bauern ebenso unwiderlegbare als siegreiche theologische Argumente. Die neuen Regierenden ersehen sich aus ihr die Stimmung-!des Cen tralclubs, in ihren Spalten lesen sie gutes oder schlechtes^Wetler. Wir für unsere Person wünschten dieser Zeitung recht viel Gutes, d. h. daß sie in Deutschland einige Tausend Abonnenten fände; aus Ton und Inhalt derselben ersähe die öffentliche Meinung, was mit dem 6. Sept, erstrebt ward. Gegen die beiden lebensfrohen und rüstigen Gegner, deren Abonnentenzahl mit jeder Woche Awächst,, gegen den Republikaner und den Landboten, wollen nun die ein flußreichsten Männer.der Septemberregierung einen neuen Kämpen wappnen, der eine gouvernemental-conservative Stellung einnähme. Wir billigen dies sehr; einmal erregen die stets siegreichen An griffe der beiden Blätter bei dem zu ungleichen Kampf einüMit- leiden, ferner gewinnt die historische Wahrheit dabei, und drit tens wäre es recht gut, wenn sich eine neue Parti«/ die der Gouvernementalconservativen, bildete. Wir verstehen nun aber dies «icht.so, daß man vorher eine Revolution durch Gewaltthat in Gang zu setzen sich anstrenge, sodann die Lenker des Organismus verjage, endlich den Gestürzten noch alles Schimpfliche nachsage; nein, diese konservative Partei hätte vor Allem zu sorgen, daß den heiligen Gütern, dem Gesetz und der Verfassung, ihr durchgreifendes Ansehen restituirt, der Canton Zürich der Doppelgänger der Regie rung entledigt, und die Männer aller Parteien, welche Talent, Wis senschaft und Erfahrung befähigen, wieder gesetzliche^ Einfluß in un serm Staatsleben erhielten. Über die Gründung jenes konservati ven Blattes werden seit etwa acht Tagen lebhafte Unterhandlungen gepflogen; das Schwierigste dabei ist, einen seiner Aufgabe gewachse nen Redacteur zu finden, da diese Thätigkeit in der Schweiz wol genug Dornen, aber wenig Rosen bringt; es gab schon viele Ab lehnungen wegen der Pathenstelle bei dem Kinde. Eine weit wichtigere Folge aber des geschilderten Standes unserer Tagespresse ist, was man sich jetzt in gewissen Kreisen zuflüstert/ daß dem nächsten gro ßen Rath ein Gesetzentwurf über die Presse vorgelegt, werde, wodurch diese in Bande und Fesseln kommen solle. Wir habenlgegcn die rohe Zügellosigkeit der schweizerischen Presse uns immer tadelnd er hoben ; aber nicht nur treibt es eine Partei wie die andere, und die jeweilig siegende Partei am ärgsten, sodaß wir an die Ungeschlacht- heit des Demos, wie Aristophanes ihn malt, täglich von allen Sei ten her gemahnt werden, und diejenigen öffentlichen Blätter, welche halboffieiell waren oder sind, der Charybdis gleichen, nachdem man der Scylla der Opposition glücklich entgangen ist; sondern ein sol ches Gesetz sür Bindung der Presse würde in diesem Lande zunächst Lie Folge haben, daß immer der zur Zeit Mächtigste im Lustgarten der Beschimpfungen sich ungenirt ergehen kann, die schwächere Partei aber mit dem Mundkorbe bedacht wird. Was sür eine Figur dieses Gesetz in der Mitte unserer neuen Institutionen spielen werde, wie es mit unsern Sitten und unserer Geschichte sich ver trage, lassen wir hier unerörtert, da vor Allem nur bemerkt werden muß, daß Niemand besser wissen mag als die Manner vom 6. Sept., wie verderblich bei uns die Presse wirken kann, wenn sie sich eines VolkSvorurtheils in untergrabender Tendenz bemächtigt. Officielles jst in dieser Sache noch nichts geschehen, und wir hoffen , daß die Verständigern das Project in der Geburt zu vereiteln wissen, wo durch die jetzige Ordnung der Dinge wieder gefährdet würde, welche, wie sie auch sein mag, wir neuen Stürmen vorziehen. — Um zum Schlüsse noch eines erfreulichern Gegenstandes zu gedenken, melde ich Ihnen, daß der berühmte Landschaftsmaler Wolfensberger von Wien, wo seine künstlerischen Verdienst« glänzend« Anerkennung fan den, nach Paris gehen wird, um dort die Sammlung seiner griechi schen und orientalischen Bilder auszustellen. Rußland und Male«. Petersburg, 23. Nov. Der Kaiser hat nachstehenden Ukas vom so. Oct. an den dirigirenden Senat erlassen: „In Folge der im Reichsralhe durchgesehenen Unterlegung des Finanzministers be fehlen Wir: das den Kaufleuten dritter Gilde für die Jahre 183-1 —36 verliehene und darauf bis zum l. Jan. 1840 verlängerte Recht, alle Arten von Waaren auf der europäischen Landgrenze zu verfüh ren, die im Tarif nicht verboten sind, wird ihnen noch bis zum I. Jan/1844 nach der frühem Grundlage auszuüben gestattet; jedoch nur unter der Bedingung, daß diese von einem Kaufmann« dritt«r Gilde bewirkte Waarenausfuhr im Jahreslaufe nicht die Summe von 120,000 Rubeln übersteige ; übersteigt der Export diese Summe, so ist er zur Erlegung einer doppelten Steuer nach der höher» Gilde verpflichtet; hat er demnach Waaren für den Betrag von 300,000 Rub. verführt, so ist von ihm -die doppelte Steuer von der zweiten Gilde zu fodern; hat er einen noch höhern Waarenbetrag verführt, so zahlt er die doppelte Steuer von der ersten Handelsgilde. Der dirigi- rende Senat wird nicht unterlassen, zur Vollziehung dieses Gegen standes die von ihm abhängigen Verfügungen zu treffen." — Die Actien von de^ projectirten und bereits in der Ausführung begriffe nen Eisenbahn von Libau bis zum Niemen sind, eingehenden Nach richten zufolge, schon alle vergriffen und befinden sich fast alle nur in den Händen der Engländer. (H. C.) Petersburg, 26. Nov. Unsere Blätter enthalten einen vom 12. <Lrepr. dannen Bericht au- Teheran über die glänzende Art und Weise, wie dort vom russischen Gesandten am persischen Hose das Geburtsfest des Großfürsten-Thronfolgers durch ein Gastmahl und eine Illumination gefeiert worden ist. — In einigen Wochen wird das Personal, bas bestimmt ist, unsere in Peking bestehende geistliche Mission zu ergänzen, die Reise von hier dahin anlreten. Dieses Personal wird bekanntlich alle zehn Jahre geändert. Di« letzte Mis sion ward im Jahr 1830 abgeferligt. Die gegenwärtige wird in den ersten Monaten des nächsten Jahres den Ort ihrer Bestimmung erreichen. D>e Akademie der Wissenschaften hat diese Gelegenheit- be nutzt, die gegenwärtigen Glieder der Mission mit mehren wissen schaftlichen Instructionen und Aufträgen zu versehen; so erhält der ihr beigegebene, an der Universität Kasan attachiyte Candidat Was siljew der sich in Peking dem Studium der tibetschen und Sanskrit- Sprache widmen wird, eine auf diese Studien bezügliche Instruction; der Student Gaschkewitsch ist in den letzten Monaten auf unserer Centralsternwarte zu Pulkowa in den Theilen der Astronomie ver vollkommnet worden, welche in China am meisten geachtet werden, ebenso in den zur Anfertigung eines Kalenders nöthigen Berechnun gen. Mehre Akademiker, wie die Herren v. Baer, Brandt, Trinius und Schmidt, habe» Instructionen für die im nächsten Jahr aus China hierher zurückkehrenden Glieder der Mission entworfen, welche ihnen die Wahl der wissenschaftlichen Gegenstände andeuten, die sie von dort für die Akademie mitzubringen, und welche Forschungen sie noch während ihres Aufenthaltes in Peking anzustellen haben. — Der Finanzminister überreichte in diesen Tagen der Akademie der Wissenschaften 30 silberne Münzen aus der Dynastie der Schahs von Schirwan, namentlich aus der zweiten Familie der Fürsten die ses Namens, welche vom Ende des 12. bis zür Mitte des 16. Jahr hunderts unserer Zeitrechnung regiert hat. Diese Münzen wurden zu Anfang dieses Jahres in Schirwan zwischen den Dörfern Tiedjan und Sargaran gefunden und durch den Oberbefehlshaber der trans kaukasischen Provinzen, den General Golowin, dem Finanzminister eingeschickl. — Hr. Bölhlingk ist im Auftrage der Akademie der Wissenschaften mit geognostischen Forschung n in Lappland' beschäf tigt. Nach dem letzten Schreiben, das sie von ihm aus Kola bezog, beabsichtigte er seinen Weg nach Osten längs der Küste fortzusetzen, während sein Reisegefährte, Hr. Schrenk, tiefer in das Innere hes Landes eindringen wollte. Börsen Nachrichtens London, 28 Nov. 3«/, Stocks SO'/,; 57, Span. Ard. 23'/,; 3"/. Porl. 21'/,; 2'/,"/»Holl. Int. 52'/». Pans,30. Nov. 57, III. 65; 3°/, 82. 10; 57»Neap. 103. 25; 57» Span. Act. 25-/,; 37» Port. 22, Belg. B.-A. 747.50; St.. Germ. 547. 50; Vers.-E. rechts 472. 50; Vers.-E- links 295. Wien, I. Dec. W. B.-Act. 1674. Hamburg, 2. Dec. W. B.-Act. 4655; 37, Dän. - Engl. 707»; 57» Russ. C«rt. 1017»; 2-/7» Holl. Int. 50'/,. Frankturt a. M., 3. Dec. 57» Met. I06'7^G.; 47» Met. 99-^G.; 37, Met. 79'/, G.; W. B.-Act. 1997 G.; W. 500 - Fl. - L. 1447, G.; 27,7, Holl. Int. 50'7„G.; Laun-E. 271'/, G. Herlin, 4. Dec. 47, St.-Sch.-Schein« 1037,; Seehdlg.- Präm.-Sch. 71; W. B.-Act. 1145; Polm N)O-Fl.-L. 70 r Poln -500- Fl.-L. 78'/«; Berlin.-Potsdam. E. 104'/,; Berlin-Sächs. E. 92. Redigirt unter Verantwortlichkeitder Verlagshandlung. Druck und Verlag von F. W. Brockhaus in Leipzig.