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Mittwoch »eftrllungm werden angenommen von al len Postämtern de« 3» » und Auslandes. ' Nr3ltt 6 November L83S Leipziger Allgemeine Zeitung. UW- " I'/i Gr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!. -Spanien. — Großbritannien. — Frankreich, ( f Paris; ff Paris.) — Deutschland. (""München; * Augsburg; f Erlangen; »Frankfurt a. M.) — Arakan. ("Krakau.) — Preußen. ("Berlin.) — Ostreich. (Wien.) — Schweiz. (Zürich; Freiburg; Wallis.) — Ägypten. (Alexandrien.) — Ankündigungen. Spa a t e n. Madrid, 24. Oct. In der gestrigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde der mit Abfassung des Adreßentwurfes auf die Thronrede beauf tragten Commission folgendes Amendement dazu eingereicht: „Alle Be mühungen werden fruchtlos bleiben, wenn die Minister nicht auf dasselbe Ziel losschreiten, und die Verwaltung ist nur insofern mög lich, als sie, in sich gleichförmig und mit den konstitutionellen Grund sätzen übereinstimmend, nur den einzigen Zweck verfolgt: die öffent liche Wohlfahrt." Hierauf begannen die Erörterungen über den Adreßentwurf. Eine große Anzahl Deputirter, besonders von der Oppositionspartei, verlangte das Wort. Der erste Redner, welcher gegen den Entwurf sprach, war Hr. Gonzalez Alonzo, der denselben einer strengen Kritik unterwarf, aber sich der Angriffe gegen die Mi nister enthielt. In der heutigen Sitzung dauerten die Debatten fort, ohne daß bei Abgang der Post etwas entschieden gewesen wäre. — Es sind neue Ministerlisten im Umlaufe. Für das Marinemi nisterium bezeichnet man den General Lahera, einen der ältesten Waffengefährlen Espartero's, und für das Ministerium des Innern Hm. Armenduriz oder Hrn. Benavides. Eine solche Modifikation des Cabinets würde den Federungen der exaltirten Majorität in den Kammern nicht genug thun. Von der andern Seite versichert man, daß die Herren Olozaga und Sancho die Progressistenpartei in zwei Theile gespalten, die exaltirten und gemäßigten Fortschrittsmänner. Die erwähnten Äbgeordneten sollen sich an die Spitze dex letztem Fraktion gestellt, die Besorgnisse der Königin beschwichtigt und den Federungen des diplomatischen Corps entsprochen haben. Da sie sich von den gefährlichen Exaltirten losgesagt, so glaubt man, daß ein Ministerium aus folgenden Männern gebildet werden wird: Olozaga als Conseilprästbent und Minister des Auswärtigen; Alaix, Minister des Kriegs; Cantero, Finanzminister; Sancho, Minister des In nern; Cortino, Minister der Gnaden und Justiz; das Portefeuille der Marine ist noch nicht vergeben. Noch weiß man nicht/ ob-ein solches Cabinet die Majorität in den Cortes erhalten wird. Die Diskussion der Adresse kann allein Aufschluß darüber geben. GroHbritannie«. London, 29. Oct. Der Marquis v. Lansdowne ist mit seiner Familie vom Fest lande nach London zurückgekehrt uüd hat der Königin einen Besuch in Windsor gemacht. — Der Globe findet die früher ausgesprochen« Vermuthung, daß der von der französischen Bank der englischen eröffnete Credit von zwei Millionen erschöpft sei, bestätigt. Mach Briefen aus Pa ris soll ein Mitglied des Wechselhauses Baring dort angenommen sein, um weitere Unterhandlungen mit den französischen Wechsel häusern anzuknüpfen, welche den ursprünglichen Credit gewährt ha ben. Es werde jedoch nicht angegeben, ob blos von einer Verlän gerung des ursprünglichen Credits oder von einer Ausdehnung des Credits auf vier Millionen die Rede sei. — Jaudon ist von seiner Reise nach Amsterdam wieder in Lon don angekommen, und wie das Moxning Chrvnicle sagt, hat die Anleiheunterhandlung für die amerikanische Bank guten Erfolg. Die Morning Post aber vermuthet das Gegentheil und setzt hinzu, daß die ungünstigen Verhältnisse des holländischen Geldmark tes das Fehlschlägen der Unterhandlung hätten erwarten lassen. — Die Times enthält einen heftigen und bittern Angriff gegen die. furchtsame und schüchterne Politik des gegenwärtigen Cabinets in Bezug auf die orientalischen Angelegenheiten: „Wir haben nie angestanden, äußert das Blatt, unsere Meinung zu erklären, daß es die größte Abgeschmacktheit ist, eine «Beilegung» oder nur ein zeit weiliges Aufhören der Schwierigkeiten zu erwarten, in welche die trau rige und schwankende Politik des Lords Palmerston und seines unthä- tigen Sklaven zu Konstantinopel die Türkei und Ägypten verwickelt hat. Was deshalb als Hoffnung bloße Absurdität erscheint, ist als Versprechen ein unverschämter und beleidigender Scherz, und als sol chen betrachten wir offenherzig das Selbstlob und die Versicherungen unsers ehrenwerthen Staatssecretairs sür das Auswärtige, daß die fünf europäischen Großmächte im Begriff stehen, «durch Unterhand lung die im Osten obschwebenden Fragen zu schlichten.» Schlichten! Was? und in welchem Sinne? und in wie viel Monden, oder Wo chen, oder selbst Tagen? Wo die auf dem Spiel« stehenden Interessen untergeordneter oder der Art sind, daß sie eine Beilegung durch vor läufige Auseinandersetzung, und nach derselben durch ein Compromiß, d. h. durch gegenseitige Zugeständnisse zulassen; oder wo die einander gegenüberstehenden Parteien gleiche Mittel des Widerstandes besitzen und im Stande sind, gleichen Gebrauch davon zu machen, können wir die Wahrheit oder die Zweckmäßigkeit verstehen, solche Fragen durch das Eintreten der Diplomaten beizulegen zu trachten. Aber ist solches der Fall zwischen Großbritannien und den andern Mächten, die bei den politischen Verhältnissen im Osten Europas betheiligt- sind? Ist es eine Angelegenheit untergeordneten Belangs für Frank reich, ob es ihm gelingt oder nicht, solche Maßregeln durchzusebett, die ihm di« Herrschaft über die ganze Nordküste Afrikas mit Ein schluß Ägyptens und die Control« des fernen Asiens mittels des rolh«n Meeres zustchern? - Ist es für Rußland von untergeordneter Bedeutung, ob es ihm gelingt oder nicht, unwiderruflich den andern Seemächten, und besonders Großbritannien, alle Mittel dec freien Zu fahrt und den Handel mit den Städten und Müydungen der Donau, den östlichen Küsten des schwarzen Meeres und den Gestaden des tür kischen Reichs zu entreißen? Wir fragen: werden solche von zwei großen Mächten sogar offen eingestandene Absichten von Frankreich und Rußland auf das dringende Anliegen, ja auf das Flehen des Lords Palmerston aufgegeben werden? Kann man sie zu Angelegenheiten eines Compromisses machen? Wenn dies der Fall^wo besitzt Eng land die Unterlagen zu einem Compromiß? Zu welchem Zugeständ nisse kann England aufgefodert werden? Was hat es abzutreten als einige Gebietslheile oder Besitzungen, oder fest begründete Rechte, die einen Theil des anerkannten Völkerrechts und des lang« dauernden 8tatus guo von Europa bilden? Wenn England, ohne Arme« und unt«r einer so niedrigen und verweichlichten Regierung, daß sie vor Anwendung ihrer Flott« zum activen Dienste zurückbebt; wenn Ästreich ohne Flotte und voll Furcht, seine Armee gegen die Mos kowiter zu führen, wenn diese beiden Mächte wirklich einen Krieg fürchten, wodurch zwar der 8tatus guo gefährdet werden kann, der aber von ihren Gegnern zu dem ausdrücklichen Endzwecke, den 8ta- tus guo zu stürzen, unternommen wird ; und wenn von den beiden ehrgeizigen Mächten Frankreich durch die usurpatorisch« und angriff süchtige Heftigkeit seines Volkes an den Rand des Abgrundes Hin getrieben wird, während Rußland nur den Zweck seiner Ministerpoli- tik und das Einzige, was ihm fehlt, zu erlangen sucht, nämlich einen Abzug zur See für seine Erzeugnisse und «ine feste Besitzergreifung am Mittelmeer; — ist es nicht eine Beleidigung gegen den gesunden Menschenverstand, zu sagen, daß so verwickelte, so drohende, so schwierige Angelegenheiten, welche durch Gewalt oder Einschüchte rung noch mehr zu verwirren augenscheinlich die beiden kühnsten Streitführenden sich zur Aufgabe gemacht; ist «s nicht ein Hohn gegen den gemeinen Menschenverstand, zu behaupten, daß ein solcher Streit nach den Wünschen jener Partei, die am wenigsten im