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3335 - Ä' W ! l, nicht etwa IN seinem Ursprünglichen steinernen kophagr, sondern in einem prächtigen Reliquienkasten, Spante«. , Varis, 7. Oct. Der Moniteur enthält folgende telegraphi sche Depesche: „Bayonne, 5. Oct. (Madrid, I. Oct.) Der fran zösisch« Botschafter an den Minister der auswärtigen Angelegenhei ten: Die spanische Regierung hat gestern dem Senat einen Gesetz vorschlag zur allgemeinen und vollständigen Amnestie für alle wäh rend des Bürgerkriegs begangenen politischen Vergehen vorlegen lassen." reich. en von ien, das eillr ver- ider hat Privat- und di« ng und glichen Mehre so sehr lle zum Schoos tePoet so geht Cabat. edicini- e Arze- nen zu en zur gesetzten astische u« die- haben, Philo- en wir cheFa- mögen Sünder veyron ^festen mserm fühlte eiligen, >,, den a vör- Stuhl, a ana- nochen graben haben, sthodez selchen der wie ein kleines Häuschen mit doppeltem Giebel auSfleht und etwa drer Fuß hoch, sechs Fuß lang und zwei Fuß tief ist. Eine von den Seiten hat drei Öffnungen, welche oben in einen Spitz bogen auslaufen, in die mittelste ist eine blanke Spiegelscheibe ein gesetzt, durch welche man die Gebeine des Heilten sieht; die beiden andern Öffnungen sind mit kleinen goldenen Stäben vergittert; das Reliquienkästchen ist von Holz, auswendig ganz vergoldet und in wendig scharlachroth angestrichen; es steht auf einem Altäre zwischen vier korinthischen Säulen mit Kränzen behangen, und ist mit Blu menstöcken und Bronzeleuchlern umstellt; oben darüber schaukelt ein schwerer Thronhimmel seine seidenen Draperien, und ein« Allee von blühenden Rosenlorberbuschen führt zum Altäre, dessen Stufen mit kostbaren Teppichen belegt sind; drei grüne Laubgewinde bilden den Porticus zu der Rosenlorberallee, worin ebenfalls Teppiche ausge breitet und an deren Eingänge zwei kleine Springbrunnen mit Weih wasser angebracht sind. Dieser Luxus und der Heilige sind gegen wärtig der Gegenstand des Enthusiasmus und selbst des Fanatismus der umliegenden Ortschaften von Rhodez, deren Gemeinden mit einem Kreuz- und Fahnenträger und ihrem Pfarrer an der Spitze proces- sionsweise in die Stadt «inziehen, in der Kathedrale «ine Messe hö ren und alsdann zum Küssen der Reliquien zugelassen werden — ge gen die Entrichtung einer freiwilligen Beisteuer. Nun komme noch Einer und sage, daß der katholische Klerus in den Provinzen Frank reichs den Geist der Zeit nicht begreift und hinter seinen Collegen der Hauptstadt zurück ist. Der Pfarrer von St.-Roch in Paris verdient des Jahres nur etwa 10,000 Fr. mit dem Vermiethen von Binsenstühlen in seiner Kirche; das Journal de l'Avignon berichtet, daß die Zulassung zum Küssen der Gebeine des heiligen Artemon in den ersten 14 Tagen 12,000 Fr. 75 Cent, eingebracht. Hänge dich, Abbe Olivier! Die katholische Reaction hat heutiges Tages in allen Theilen Frankreichs um sich gegriffen und in Paris namentlich ihren Cul- minationspunkt erreicht; der Modewind in Paris bläst gerade nach Rom. Aber was ist das auch für eine allerliebste Religiosität! Je der macht sich einen kleinen Katholicismus nach seinen; Gefallen, einen eleganten und durchaus nicht strengen Katholicismus. Es ist genug, wenn man ein köstliches Betzimmer zu Hause hat, welches im Nothfalle sogar als Boudoir dienen kann. Dieses Betzimmer muß, um ganz orthodox zu erscheinen, mit gothischen Meubles und bemalten Fensterscheiben geschmückt sein; auf dem Betpulte darf ein elfenbeinernes Crucisix und ein illustrirtes Gebetbuch mit Kupfern nach^Overbeck aus dem Cürmer'schen Verlage nicht fehlen; denn Hr. Cürmer ist der privilegirte Buchhändler der schönsten Hälft« des Menschengeschlechts und der Aristokratie.' Das halb aufgeschlagene, reich eingebundene Andachtsbuch zeigt dem lästigen Besucher, welcher die schöne Büßerin bei ihrem. Morgengebete stört, eine Menge von Miniaturen und colorirten Blättern, welche hinsichtlich des Reich thums und Luxus alle Titelblätter der Manuscripte und Druckwerke des Mittelalters übertreffen. Eine angezündete Lampe verbreitet ih ren blassen und ungewissen Schimmer über dieses zuckersüße Aller- heiligste, welches zu ganz andern Dingen als zum Beten einladet; denn Alles ist darauf berechnet, aus diesem Betzimmer die hübscheste, coquetteste und reizendste Karthause zu machen. Jedoch ist damit noch nicht Alles abgethan. In vielen Fällen reicht es nicht aus, zwischen seinem Salon und seinem Schlasgemach ein Betzimmer zu haben; der Katholicismus der Chaussee d'Antin macht bisweilen strengere Anfoderungen. Dieser ultramontane Katholicismus verlangt, daß man alle Sonntage in Notre Dame de Lorette zur Messe gehe. Jede andere Kirche ist strenge verboten. Notre Dam« de Lorette hat St.- Thomas d'Äquin verdrängt, welches bekanntlich die privilegirte Kirche während der Restauration war. Die vornehmen Damen haben heut zutage ihren Stuhl in Notre Dame de Lorette, wie ihren Sitz in der zroßen Oper. Die Reaction hat so rasch um sich gegriffen, daß selbst >ie Opernsängerinnen und die Tänzerinnen vom Balletcorps, welche either eben keine Ehre darein setzten, alle Oblervanzen der katholi- chen Liturgie genau zu halten, kein einziges Mal die aristokratische Neffe in Notre Dame deLorette versäumen. MUe. FannyElßler hat ihren mit karmesinrothem Sammet gefütterten Stuhl von Palissander- holz neben dem Sitze der Marquise v. C..., Madame Stoltz fehlt nie, und Madame Dupont betet ebenso inbrünstig auf ihrem seidenen Kissen in der Sonntagssrühmesse, als sie Montag Abend im Ballet -tanzt. Alles das ist ganz allerliebst und beweist dem ungläubigsten Thomas, daß das Jahrhundert endlich zu Kreuze kriecht, seine Sünden «insieht und Buße lhun will. Di« Zeiten der Weis sagungen und Offenbarung sind vollkommen in Erfüllung gegangen. «ntgegen- iten eines ung selbst Selkes ge- Nur so ' schützen !s öffent- oder spä- igen Can- der Aus- nche Ele- ) da und ei bildet, ich wenig ^erschmel- l dürften derungen ese ban nen Ele- Nur mit gehalten; rten, da der Re- Bundes- Schweiz on allen elbst fass rlne Ge- dem sie ing, daß zusinden vor be- r nichts es wäh- uß; als tde über gebildete als die zeugung ht plan- man nebst mehren andern am 3. März 1835 auf dem Kirchhofe des heiligen Calixtus in Rom ausgegraben und worauf der Name Ar temon verzeichnet und ein Schiffsanker abgebildel war. Di« Heili- qengeschichte schweigt ganz davon, ob es je einen Heiligen dieses Namens gegeben, allein die weise Congregation der Jndulgenzen und Reliquien hat den obscuren Artemon heilig gesprochen und seinen Körper, der beinahe noch ganz gut erhalten ist, auf allgemeines Ver langen nach Rhodez geschickt. Auffallend ist, daß die Heiligen, welche Rom seit der Juliusrevolution über die Alpen nach Frankreich sen det, durchaus nicht in dem Heiligenkalender stehen, und daher den Verdacht erregen, gan» funkelnagelneu fabricirt m sein; der Heilige, welchen der Abbe Guiranger in der Priorei Solesmes vor drei Jah ren hat aus Rom kommen lass«», heißt St.-Leonce, und gehört ebenfalls zu den heiligen Dunkelmännern, welche selbst die frömmsten Seelen nicht kennen. Wie dem nun auch sein^mag, der Körper des heiligen Artemon ist kürzlich in der Kathedrale von Rhodez installirt worden, und zwar mit einer Feierlichkeit, welche in unsern Tagen als ein pompöser Anachronismus oder als eine fromme Speculation erscheint. Nichts geht über den Glanz der öffentlichen Procession, welche bei dieser Gelegenheit in Rhodez gehalten worden. Den Zug eröffneten eine Abtheilung Linientruppen und Kirchendiener in Gala, wie Pfingstochsen aufgeputzt; darauf folgten 150 weißgekleidete junge Mädchen mit Kränzen und Fahnen, einen französischen Lobgesang zu Ehren des heiligen Artemon singend; dahinter die Findelkinder, die Waisenhausknaben, die Taubstummen, alle in blaue Blousen gekleidet, die Zöglinge der Normalschule und des königlichen Gym nasiums, die Congreganisten, die Confrerie des Penitens, die Freres ignorantins, die Seminaristen, in Allem tausend Personen; darauf zwölf Chorknaben in weißen Kleidern und scharlachrothen Schärpen, 260 Geistliche im Chorhemd, einige 50 Pfarrer in Meßgewändern, 400 Pfarrer in reichen Chormänteln mit der Reliquienbahre, deren vier Ehrenzipfel die Kirchenvorsteher und die angesehensten Bürger der Stadt trugen, und neben welcher einige zwanzig Diener hergingen, die Weihrauchfässer schwenkten und Blumen vorweg streuten. Unmit telbar hinter dem Reliquienkästchen von halb gothischer, halb griechi scher Form schritten die Herren vom Domcapitel und in ihrer Mitte der Bischof von Rhodez in seinem Ornat und von seinen Fahnenträgern begleitet, ferner der Erzbischof von Bordeaux, Donnet, in einem pur purfarbenen mit Hermelinbesatz eingefaßten Sammetmantel, zuletzt der Erzbischof von Albi, Gach, in einem goldgestickten Gewände; darauf folgten abermals einig« hundert Geistlich« in gewöhnlichen Priester röcken, sodaß man die Zahl der bei dieser Feierlichkeit gegenwärtigen Geistlichen wenigsten« auf tausend veranschlagen darf. Den Zug schlossen zwei Compagnien Veteranen und Pompiers und mehre Pi quets Gendarmerie, welche in Frankreich nirgend fehlt, wo es etwas zu sehen und zu hören gibt. Eine zahllose Menge von Gläubigen und Neugierigen bildete den unabsehbaren Schweif der Procession, welche unter Glockengeläute die ganze Stadt durchzogen und allge meinen Beifall gefunden hat; denn die zuschauenden Fremden waren scharenweise herbeigeeilt, um den außerordentlichen Aufzug anzustau nen; es sollen ihrer gegen 8000 gewesen sein; die Balcons in den Straßen, durch welche die Procession ging, wurden theurer vermie- thet als die Logen in der gtoßen Oper zu Paris- bei einer ersten Vorstellung. Das Schauspiel bot in der That einen glänzenden Anblick, der alle Dekorationen und Aufzüge der großen Oper bei- lpeitem übertraf; man denke sich die Hunderte von kostbaren gold gestickten Meßgewändern im Sonnenscheine glitzern, die Discant stimmen der jungen Mädchen, welche die Lust mit Nachtigallenschlag« »erfüllen, die Litaneien der Heiligen, von tiefen Baßstimmen gesun gen, welche wie die Brandung des Oceans heraufbrausen, das Ge- wirbel der Trommeln und das Schmettern der Blasinstrumente, welche von Zeit zu Zeit einsallen und die Stunde des jüngsten Ge richts zu verkünden scheinen; man denke sich das alles in einem belebten Ganzen vereinigt, und man hat einen schwachen Begriff von der religiösen Feierlichkeit, welche in den letzten Tagen des Au gust in Rhodez begangen worden. Eine Hauptrolle dabei spielte der bekannte Bischof von Hermopolis, Hr. v. Frayssinous, der Exminister Ludwig's XVIIl. und Gouvemeur des Herzogs von Bordeaux, wel cher seiner schwächlichen Gejundheit wegen zwar nicht die Procession mitgemacht, wohl aber di« Messe im Dom mit angehört hat, wo die Augen Aller auf den 80jährigen Greis gerichtet waren, der unter der Restauration einen so bedeutenden Einfluß auf das Schicksal Frankreichs ausgeübt und expreß mehre hundert Meilen weit herge kommen war, um bei der Inauguration des heiligen Artemon zugegen zu sein. Dieses religiöse Fest hat, wie man sich leicht den ken kann, viel Leben in Rhodez hervorgebracht, welches noch heut zutage fortdauert; um die Kathedrale herum ist es wie ein beständi ger Jahrmarkt, es find daselbst «ine Menge Krambuden aufgeschla gen, welche kirchliche Ornamente feil haben und Holzschnitte, Medaillen, Portraits ic. vom heiligen Artemon verkaufen; Hau- sirer vom Stamm Abraham's bieten Bänder, Halstücher und Cra- vatten a In 8t. -^rtsmon an; kurz, in der ganzen Stadt stoßen die Augen und Ohren auf nichts als auf Bilder und den Na men des neuen Schutzheiligen. Er selbst ist in einer Kapelle des