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Uabemuer Anzeiger Wirths^ Zurückivi > cs a>-^ ptgcgiicr, iabcn, dc< «alsächW Will, 0 s qanj lelsmi ?u th V. 4ü>l Leiiflci bckalili^ otenli"' durch ft > Flugblä er V-l' e.'! 'S zen Nabci^ Z61. rbrechcn, md. üchen Ind. mskn ;keit. erlich ) Fleiß, Mhsel »preis, isen: icht 21-4» 1'?. rzic»-> «k. Ak, LS 50 4 NkLlI^^° 19« ^iii^ 'abene^ Ihr I8.d.Ä >l. und Zeitung für Seifersdorf, Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. Nummer 124. Aus unserer Gegend. — Zur bevorstehenden Einkaufszeit möchten wir an alle unsere lieben Leser die Bitte richten: Kaufet im Orte! Es giebt bei uns Geschäfte genügend, die Alles führen und jedes in seinen Artikeln mindestens ebenso Preiswerth sind, als Geschäfte anderer Städte. Bewohner eines kleinen Städtchens müssen von einander leben, zu sammen die Gemeindesteuer aufbringen und gemeinschaftlich die schlechten, geschäftsflauen Zeiten überstehen. Bei der Leistungsfähigkeit unserer Geschäfte am Orte gebührt ihnen auch der Vorzug; möge man sich daher durch elegante Kataloge und Reklamemittel der hauptstädtischen Bazare nicht gleich verlocken lassen zu anscheinend billigen Ein käufen, die sich hinterher so häufig als durchaus nicht Preiswürdiger herausstellen. „Leben und leben lasten!" heißt der beherzigenswerthe Grundsatz für die Einwohner eines jeden Ortes. — Bei der gestrigen Wahl zur 2. sächsischen Stände kammer haben in Rabenau von 480 Wählern noch nicht die Hälfte ihrer Pflicht genügt. Es wurden für Geh. Hofrath Ackermann 100, Buchdruckereibesitzer Glöß 27 und Buchhändler Dreyer 93 Stimmen abgegeben. — Nachstehend bringen wir die Wahl-Resultate der 15 Städte, welche zum 5. städt. Wahlkreis gehören. Geh. Hof rath Ackermann (kons.), Glöß (ref.), Dreyer (soz.). Rabenau 100, 27, 91; Gottleuba 19, 44, 18; Sayda 70, 76, 1; Liebstadt 20, 9, 2; Glashütte 51, 60, 21; Lengefeld 57, 80, 6; Dippoldiswalde 248, 105, 14; Dohna 93, 41, 63; Altenberg 95, 19, 2; Geising 61, 30, 3; Berggieß hübel 38, 25, 44; Bärenstein 39, 14, 3; Frauenstein 141, 13, 1; Lauenstein 45, 12, 4; Brand 142, 26, 130. Ackermann gewählt. — Wie uns mitgetheilt wird begeht am Sonntag, den 20- d. Mts., der hiesige Bildhauer-Verein im Saale der Köuig-Alberthöhe sein diesjähriges Stiftungsfest. Dasselbe besteht in einein solennen Ball. Außerdem sind humoristische Vorträge von feiten der Mitglieder geplant. Voraussichtlich dürfte eiu gediegener Abend zu erwarten sein. Sonnabend, den 19. Oktober 1895. — Der heftige Sturm, begleitet von Regenschauer, welcher am Mittwoch herrschte, verursachte hier und in der Umgegend erheblichen Schaden. So deckte es den Schuppen des Herrn Holzhändler Carl Beyer vollständig ab. Das Dach wurde einige Meter weit weggetragen. Zum Glück sind keine Menschenleben dabei zu Schaden gekommen. — Die Jagd auf weibliches Rehwild beginnt nun mehr in Sachsen, und es stehen jetzt nur noch die Kram- metsvögel in der Schonzeit, welche am 15. November bis Ende Februar bei uns geschossen werden dürfen. — Die Rekruten werden nunmehr zu iyreu Re gimentern eingezogen. Wir möchten deshalb nicht unter lassen, wiederum auf die Postvorschriften bezüglich der au Soldaten gerichteten Sendungen hiermit hinzuweisen. Post karten und gewöhnliche Briefe bis zu einem Gewicht bis zu 60 Gramm kosten überhaupt kein Porto. Für die an Soldaten gerichteten Postanweisungen bis 15 Mark ein- lchließlich beträgt das Porto 10 Pfg. ohne Unterschied der Entfernung. Soldatenpackete bis zum Gewichte von 3 Kilo einschließlich kosten überallhin nur 20 Pfg. Porto. Diese Vergünstigungen kommen jedoch nur danu zur Geltung, wenn die Postkarten, Briefe, Postanweisungen und Packet- adressen mit dem Vermerk: „Soldatenbrief. Eigene An gelegenheit des Empfängers" versehen sind. Sendungen, die diesen Vermerk nicht tragen, werden init dem tarif mäßigen Porto belegt. — Nächsten Sonntag, den 20. October findet, wie im Jnserathentheile schon angekündigt, im Gasthofe des Herrn Schubert in Obernaundorf ein Concert statt, gegeben von den Kindern des Herrn Lehrer Hilbert aus Kreischa. Dem Programm nach zu urtheilen, das Nummern aus Werken großer Tonkünstler enthält, müssen die Kleinen ganz Erstaunliches leisten. Herr Hilbert wird auch selbst als Solosänger auftreten. Es ist dem Unter nehmen auch seitens der Rabenauer, die ja gern ein Concert anhören, eine recht zahlreiche Zuhörerschaft zu wünschen. Ueber die Kinder des Herrn Lehrer Hilbert, schreibt eine auswärtige größere Zeitung Folgendes: Bei einem jüngst auf dem Finckenfang stattgefundenen 8. Jahrgang. Untcrhaltungsabcnde wurden die anwesenden Gäste durch ' Vorträge zweier jugendlicher Clavierspieler außer ordentlich überrascht und erfreut. Es sind dies die 12- und 13 jährigen Söhne Ernst und Carl des Herrn Lehrer Hilbert in Kreischa. Die von den jugendlichen Künstlern thcils vierhändig, theils solo zu Gehör gebrachten Stücke ließen hinreichend erkennen, daß man zwei außer ordentliche genial veranlagte musikalische Talente vor sich hatte, welche wohl berufen erscheinen, an dem weiteren Ausbau der Hinterlassenschaft unserer alten berühmten Meister mitzuwirken. Nicht nur, daß die Knaben schon jetzt in bewundcrungswerther Weise die Technik beherrschen, auch ihr ganzes Seelenleben befindet sich in innigster Wechselwirkung mit den unsterblichen Schöpfungen, wie es die zum Vortrag gekommenen Stücke, Marsch v. Hecht, Ungarische Rapsodie von Liszt und Precivsa von Weber, sind. Jeder, der die jungen Künstler gesehen und sich von ihrem musikalischen Können überzeugt und der gleichzeitig auch s. Z. Gelegenheit hatte den berühmten kleinen Koczalski zu bewundern, wird sich eingestehen müssen, daß letzterer nicht mehr concurenzlos dasteht, sondern daß ein schlichtes sächsisches Dorf zwei ihm ebenbürtige Seelen birgt. Die Anwesenden, welche selbstverständlich entzückt waren und reichen Beifall spendeten, nahmen die Empfindung mit nach Hause, einen recht angenehmen Abend verlebt zu haben. — Der dieser Tage nachts in der 12. Stunde von hier aus beobachtete Feuerschein rührte von einem Brande in Cunnersdorf bei Glashütte her. Daselbst brannten gegen halb 12 Uhr die Scheune und das Seitengebäude des Erbrichters Fischer nieder. Brandstiftung wird ver- muthet. — In Nöthnitz hatten dieser Tage Kinder eine dem herrschaftlichen Pachter gehörige Stroh-Feime ange zündet. Durch das Dazukommen des hiesigen Gemeinde vorstands, wurde das Feuer jedoch noch rechtzeitig gelöscht. (Nachdruck verboten.) Die Holzrechtler. Sensations-Noma» aus dem Fichtelgebirge von Ira Pera. (Fortsetzung.) Dafür mischte sich ein Anderer um so häufiger unter die mit bleichen Mienen debattirenden Bauern, der Franzvsen-Hies. Er hetzte beständig gegen das Schloß, gegen Waldner, wenn auch die Bauern nicht recht auf ihn horchten. Sie kannten ihn ja von früher her als einen Lumpen. Von Tag zu Tag wartete man auf die Anweisung des rückständigen Rechtholzes; vergeblich. Der Förster gab höhnische oder nichtssagende Antworten. Immer mehr wuchs die Erbitterung. „Wir müssen uns selber helfen. Wir wollen nur Unser Recht, sonst nichts. Giebt man es uns nicht auf alles Bitten lind Betteln hin, so nehmen wirs init Ge walt," schrien die Bauern durcheinander. Die allgemeine Ansicht, daß mit dieser Selbsthilfe kein allzugroßes Risiko verbunden war, wurde noch ver stärkt durch eine Urtheilsbekanntmachung des Amtsgerichts Weiden, wonach eine Fuchsberger Häuslerin zu einer ganz geringen Geldstrafe, d. h. Ordnungsstrafe verurtheilt worden >var, weil sie mit Hilfe einiger Tagelöhner sich ihr Rechtholz selbst im Forste schlug, da sie ohne dasselbe nicht mehr existiren konnte. Die Richter halten also selbst das Recht der Dörfler anerkannt. „Wir ziehen auch hinaus," ertönte der Schrei. „Was die einen dürfen, muß man uns auch erlauben." Dieser dumpfe Verzweiflungsschrei Pflanzte sich von Mund zu Mund fort und überall fand er Nachklang in den Herzen des zur Verzweiflung getriebenen, ruinirten Volkes. Die Forstbeamten bemerkten es wohl, aber sie wollten nicht glauben, daß das geduldige Volk der Fuchsberger, auf dem mau ja förmlich herumtreten konnte, wirklich etwas ernstes wagen könnte. Sie lachten. Immerhin hätten ihnen die bleichen, verstörten Mienen der Bauern zu denke» geben sollen. Das waren keine leichtsinnigen Speklakelmacher, sondern arme, gequälte Leute, die ihr Loos nicht mehr länger ertragen konnten, denen die geballte Faust von der Verzweiflung in die Höhe ge rissen wurde. Gerade in dieser Zeit allgemeiner Gährung traf Walburg's Sohn, der Franz in Fuchsberg ei». Er hatte zwei Tage Urlaub erhalten und wollte sich diesmal mit der Marei aussprechen. Auch wußte er, daß Lechuers Strafzeit um war. Jetzt »rußte sich entscheiden, ob seine Mutter wahr gesprochen hatte, als sie ihm von Klein auf schon den Gendairken beigebracht hatte, daß er die Marei be kommen müsse. Eine wild? Leidenschaft war mit der Zeit in ihm entbrannt. Nazi, den Halbtroddel des Lechnerhofes, fürchtete er nicht als Rivalen, aber jenen Andern, den Sohn des Försters! Aber hier mußte einfach der Lechner ein Wort sprechen. Nur mit diesem und svirst niemand hatte ers zu thun und Lechner allein hatte alles in der Hand. Beim Eingang des Dorfes traf Franz, der in seiner schmucken Uniform sich weit mehr dünkte als alle andern, einen ehemaligen Schulkameraden, den er nach dem Lechner befragte. „Der ist wieder daheim," antwortete der Bursche, welcher sich über Franzens Ausgeblähtheit ärgerte. „Deine Mutter ist aber nicht mehr im Hof." „So?" machte Franz gedehnt, von einer schlimmen Ahnung erfaßt. „Wo ist sie denn jetzt?" „Im Gemeindeasyl hinten!" lautete die schadeufrohe Antwort. Der Soldat biß sich auf die Lippen und schritt ohne eine Wort zu sagen, davon, während ihm der Andere noch nachrief: „Der Lechner hat sie aus dem Hof auf die Straße geworfen! Geh' nicht hin zu dein, sonst geht Dirs ebenso!" Franz schritt weiter. Er war ganz blaß geworden vor innerer Wuth. Seine Uniform freute ihn hier in Fuchsberg nicht mehr. Hier war der Stolz schlecht angebracht, wo die Mutter im Gemeindeasyl saß! „Aber wartet nur!" stieß er durch die Zähne. „Ich mache es bald anders — so oder so! Der Lechner hat mir und Marei de» Hof zu übergebe» und die Mutter zieht zu mir. Dauu werf ich de» Lechuer zum Tempel hinaus." Mit diesem guten Vorsatze steuerte er dem Lechner- Hofe zu. Kaum, daß er über die Hausthürschwelle in den lehmgestampften Gang getreten war, so stieß er auch schon auf Vinzenz Lechner, der ihm breit den Weg verstellte und die Augenbraunen hoch zog. „Was willst Du von mir?" fragte er kurz. „Zu sprechen hab' ich mit Euch, Lechner!" ant wortete Franz und maß mit einem direkt feindseligen Blick den Bauern. „Thut mir leid," entgegnete Lechner höhnisch; „ich muß auf die große Ehr' schon verzichten. Ich hab' weder mit Dir noch mit Deiner Mutter 'was zu sprechen. Adieu!" „Was hat es hier gegeben?" fuhr Franz wüthend auf. „Ich weich' nicht von der Stells bis ich's weiß!" „Frag' Deine Mutter!" „Ihr habt sie zum Haus hiuausgeworfen!" „Jawohl — und Dir Passirt dasselbe, wenn Du nicht auf der Stelle gehst!" schrie Vinzenz Lechner, dem die Zornesadern auf der Stirne anschwollen. „Oho! Du meinst wohl, Du hättest ein altes Weib wieder vor Dir, Du — Zuchthausbauer!" warf ihm Franz entgegen. Nun war es mit Lechners Mäßigung vorbei. Er stürzte auf den Burschen zu und ehe sichs Franz versah, lag er auf der Straße im Staube. Er hatte die zähe Kraft des Lechnerbauern unterschätzt. Krachend flog die Hofthür zu. Der Vaterlandsvertheidiger erhob sich mit einem wilden Fluche. Er wollte auf die Thür des Lechnerhofes zustürzen, aber sie war ja fest verschlossen. Ein schadenfrohes Gelächter, aus einem der nächst stehenden Höfe kommend, trieb ihm abermals das Blut ins Gesicht. Aber wie er sich umwendete, um seine Wuth wenigstens an irgend wem auszulassen, fand er ebenfalls niemand mehr. Er reinigte sich so rasch wie möglich von dem Staub und eilte dann weiter. Vor dem Gememdeasyl besann er sich, ob er über haupt emtreten solle oder nicht. Das ganze Dorf war ihm seit der letzten Minute verhaßt und er wünschte ihnen allen die Pest an den Hals. (Fortsetzung folgt.)