Gleichgeivicht hergestellt. Aber in diesem Augenblick packte ihn ein nervöser Schauder. Er befand sich gerade an der Ecke der Avenue des Avis de Boulogne. Ohne sie zu sehen, starrte er auf die eleganten Wagen, die aus der Stadt kamen oder wieder znrückfuhren. Aber umsonst umgaben ihn alle Freuden von Paris. Es arbeitete etwas in seinem Innern, ohne daß er es bemerkte. Mschanisch ging er die Avenue hinauf, erreichte den Boulevard des BatignolleS und trat bei der Barriere von Clichy in die Schenke des Vater Virgil. Es trieb ihn ein geheimnisvoller Zwang, dem er gehorchte, ohne ihn zu verstehen. Im Restaurant bestellte er dieselben Ge richte wie an dem Abend des Verbrechens. Nach dem Diner begab er sich zum Bahnhof Saint-Lazare und bestieg den Zug. Eine halbe Stunde später stieg er bei der Station Nueil aus. Und immer mechanisch unbewußt, gleich sam unter dem Druck einer unbekannten Macht, umschlich er das Haus des Verbrechens. Eine kleine, unbedeutende, lächerliche Philisterwoh nung, mit einem Stückchen Garten, der so groß wie eine Hand war. Aber dieses Haus erschien Bernard düster und drohend. Seine Schläfen brannten; ein heftiges Fieber pulsierte durch seine Adern. Ruhelos ging er vor dein Gitter auf und ab, er suchte, etwas zu sehen und fürchtete sich doch gleichzeitig davor. Das dauerte eine Stunde. Dann entriß er sich seiner Betrachtung und schritt der Brücke von Rueil zu. Es war eine herrliche Juninacht; eine leichte Brise durchzog die Luft. An die Brücke gelehnt, fühlte Bernardin, wie seine Angst immer größer wurde. Eine entsetzliche Hallu- cination hatte sich seiner bemächtigt. Er sah nicht den Sternenglanz der Nacht noch den Schimmer des ruhig fließenden Wassers. Jin i Gegenteil, es war ihm, als öffne sich die Seine, und ein Leichnam steige heraus, der ihm sein fahles Antlitz zeigte. Der Unglück liche konnte sich nicht mehr aufrecht halten. Seine Zähne klapperten laut; er halte Furcht; er hatte entsetzliche Furcht. Seine ganze Energie mußte er zusammennehmcn, um. ohne den Kopf zu wenden, von dem furchtbaren Orte zu entfliehen. Um Mitternacht kehrte er nach Hause zu rück, legte sich nieder und fiel in einen schweren Schlummer, ganz wie am vorigen Abend, Wie am vorigen Abend quälte ihn derselbe Trgum. Er träumte das Verbrechen im Schlafe, wie er es am Abend durchlebt hatte. Am nächsten Tage und in der folgenden Nacht ging es ihm ebenso. Und alle Abende, an welchem Punkte von Paris er sich auch be fand, begann er von neuem die düstere Pro menade. Er ging in die Schenke des Vater Virgil, bestieg den Zug, verließ ihn in Nneil und schlich um das Haus. Wenn er sich an die Brücke lehnte, dann öffnete sich die Seine und zeigte ihm den Leichnam seines Opfers. Darauf träumte er in der Nacht das Ver brechen, nachdem er es am Abend durchlebt. Die Menschen hatten ihn freisprechen können. Sein Gewissen sprach ihn nicht frei. Während des Tages durchlief er wie ein Wahnsinniger Paris. Er versuchte, sich zu beweisen, daß er nicht schuldig war. Aber ich bin doch unschuldig, denn das Gericht hat mich ja freigesprochen! Aber umsonst! Sobald die Nacht hereinbrach, begann die Qual der Ge wissensbisse von neuem.. Und dieses Martyrium dauerte einen Monat. Eines Tages hatte er eine Eingebung. Er mußte seine Gewissensbisse besiegen oder daran zu Grunde gehen. Entweder sollte der Wahnsinn ganz von ihm Besitz ergreifen oder der Verstand mußte wieder siegreich einziehen. Und mechanisch öffnete er eine Zeitung. Er las, und plötzlich stieß er einen Freudenschrei aus. Unter der Rubrik: „Theaternachrichtcu" hatte er folgende Notiz gefunden: „Heute, ein Uhr, im Theater des Fantaisies Parisienncs, Leseprobe des Verbrechens von Rueil, Drama in vier Akten von Bernardin sprang empor. Jetzt hatte er das Mittel gefunden, die gespenstischen Schatten zu bannen. Eine Stunde später betrat er das Theater der FantaisieS-ParisienneS. Der Direktor, der berühmte ChcSnel, stand vor dem Bankerott. Er wußte nicht mehr, was er beginnen sollte und sagte in diesem Augenblicke zu seinem Teilhaber: „Man muß wahrhaftig an dem Publikmn verzweifeln. Ich spiele Schwänke, das Publi kmn will sie nicht; ich gebe Fecrien, das Haus bleibt leer! Nun, ich werde etwas neues ver suchen, und ein Drama aus dem wirklichen Leben aufführen. „Das Verbrechen von Nueil!" Litterarisch wertlos; aber es wird Geschäfte machen!" Kaum hatte er seinen Satz be endet, als der Theaterdiener ihm mitteilte, Herr Bernardin Morel wünsche mit ihm zu sprechen. „Bernardin Morel? Wer ist dieser Ber nardin Morel?" „Ich weiß nicht, Herr Direktor," versetzte de? Diener. „Das ist vielleicht der Mensch, der bei dem Verbrechen geholfen hat," warf der Teil haber ein; „der Angeklagte, den man freige sprochen hat!" Bei diesen Worten riß der Direktor die Augen weit auf. Sollte ihm das Glück wirk lich lächeln? Bernardin Morel, einer der drei berühmten Mörder! „Lassen Sie den Herren eintreten," sagte er kurz. Als Bernardin das Zimmer des Direktors betrat, war er sehr verlegen. Er fragte sich, Ivie man ihn empfangen würde. Was wollte er denn eigentlich? Selbst die Proben leiten, und zeigen, wie sich eigentlich alles zugetragen hatte. Wenn er so fortwährend das gespielte Verbrechen von Nneil vor sich sah, dann mußte das wirkliche Verbrechen von Nueil endlich aus seinem kranken Hirne weichen. Aber würde man auf sein Anerbieten ein- gchen; würde man ihn nicht abweisen? Er ahnte nicht, daß der Direktor der Fantaisies- Parifiennes ihn fast als seinen Netter be trachtete. In der That schauderten der Direktor Chesnal und sein Teilhaber, als Bernardin Morel eintrat. Das war kein Mensch, das war ein Gespenst, Die Kleidungsstücke schlot terten dem Unglücklichen um den Leib, und in seinem Gesicht brannte die Flamme des Irr sinns. Aber ein alter Skeptiker wie Chesnel ließ sich dadurch nicht irre machen und be gann : „Also Sie sind's wirklich, Bernardin Mo rel? Ich weiß, was Sie mir vorschlagen wollen! Sie wollen die Proben leiten. Na, abgemacht, ich engagiere Sie! Sie leiten die Proben. Am Morgen nach der Premiere gebe ich Ihnen für Ihre Arbeit einen Check über 2000 Fres. Aber Sie gestatten mir dafür, mit Ihrem Namen für das Stück Reklame zu machen. Danken Sie mir nicht, es ist nicht der Mühe wert. Ich werde Ihnen den Vertrag zuschicken. Also auf morgen. Die Probe ist um elf Uhr angcsctzt!" , Betäubt, verwirrt, ging Bernardin von dannen. Man betrachtete ihn, den Mörder, -ur: Lslvr Kresjc, Charlotteul'urg. — Truck und VcUao von F. 2enz also ivie jeden andern? Man konnte mit ihm, deni Opfer der entsetzlichsten Gewissensbisse, also ganz ruhig sprechen? Verwundert schüttelte er den Kopf, während er seiner Behausung zuschritt. IV. Die Proben gingen recht gut. Man rech nete auf einen riesigen Erfolg. Allerdings hatte man nie einen so großartigen Regisseur gesehen wie Bernardin Morel. Mit gespann ter Aufmerksamkeit hatte er der Vorlesung des Stückes beigewohnt. Kaum einige Bemerkungen hatte er gemacht. Zuerst glaubte man, er würde unfähig sein. So lange es sich um die ersten Arrangierprobcn handelte, blieb Bernardin stumm. Starren Auges saß er auf einem Ledersessel in einem Winkel. Zuerst batten ihn die Schauspieler mit neugierigen Blicken betrachtet. Daun hatte man sich nach und nach an ihn gewöhnt. Man schüttelte ihm die Hand und sprach mit ihm wie mit jedem andern. „Guten Tag, mein alter Bernardin! Es geht Ihnen gut, Bernardin?" Der Mörder von Rueil machte das alles durch, als wenn er nichts hörte und nichts sähe. Der plötzliche Uebergang von seinem eingczogenen Leben zu diesem geräuschvollen Theaterleben berührte ihn garnicht. Chesnel glaubte bereits ein schlechtes Geschäft gemacht zu haben, da erwachte Bernardin plötzlich. Man hatte mit dem Arrangement des dritten Aktes begonnen. Man versuchte, probierte dies, probierte das, als Bernardin mit einem male aus der Koulisse trat und ausrief: „Nein, so war es nicht!" Nun begann er mit einer wunderbaren Klarheit die ganze Arbeit des Regisseurs noch einmal. Er erläuterte die Einzelheiten, ent wickelte die steigende Wut und Eifersucht Jean Morels bis zu dem Tage, da der ausbrechende Haß ihn zum Verbrechen trieb. Er gab der mit der Nolle der Micheline betrauten Schau spielerin wunderbare Ratschläge. Was seine eigene Person betraf, so mimte er sie so aus gezeichnet, fand so erschütternde Töne, daß Chesnel, sich die Hände reibend, sagte: „Ein kolossaler Effekt! Ich werde die Preise der Plätze erhöhen." Ein Tages wurde der Künstler, der die Nolle Bernardins darstellen sollte, krank und bat um zwei Tage Pause. Chesnel wollte den Souffleur für ihn die Nolle markieren lassen. Aber Bernardin war dagegen. Er nahm die Nolle und probierte selbst. Es war ein erschütternd - lebensgroßes Bild. Alle Schrecken, die ihn geängstigt, traten in seiner Mimik, seiner Stimme, seinen Gesten hervor. Die übrigen Schauspieler waren starr. Nie hatten sie das Drama so spielen sehen, nie hatte ein Schauspieler so wirksame Effekte er reicht. Einer der Künstler hatte sogar Furcht vor Bernardin; das war der Darsteller des Opfers. Es war ein ganz junger Mensch, der eben vom Konservatorium kam und in der Nolle debütieren sollte; sein Name war Dalbert. Wenn er Bernardin probieren sah, packte ihn die Angst und er begann zu zittern. Die Schauspielerin, welche die Micheline spielte, eine kleine Blondine, Namens Marie Dechamps, suchte ihn zu beruhigen; aber es gelang ihr nicht recht. Nach einer Probe sagte CheSnel zu Ber nardin eines Tages: „Komm doch mal in mein Kabinet, mein alter Viorel; ich habe mit Dir zu sprechen. (Schlup folgt.) Camp., Berlin (Z. 2. Mvenrc :hn ben hm, di cht hab ihren. Herung katsbab ! die T heilten isermäf >e. 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