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Kabtnauer Alneiger und 8. Jahrgang. Sonnabend, den 5. Oktober 1895. Nummer 118. dcn -i- * einer kalte dann um, * * ziem- nach der allgemeinen Ansicht traf es ja einen und es mußte ein Exempel statuirt werden, Saal zurück rind das Urtheil lautete: Schuldig des Mordversuchs acht Jahre Es war ein strenges Urtheil, das wußte Niemand zweifelte an Vinzenz Lechners Schuld" nicht einmal seine eigene Tochter Marei, auch nicht der Förster Waldner oder der inzwischen wieder hergestellte Gutsherr von Fuchsberg. Uebrigens that Waldner nicht das Geringste um Lechners Lage zu verschlimmern. Er bewahrte ein kaltes Schweigen. Lechner vertheidigte sich gegen die Anklage mit dem Da griff sich Lechner nach der Stirne und fiel schwer wie ein Baumstamm. Es Ivar am nächsten Abend und bereits war „Ich — bin unschuldig!" schrie Lechner mit kreischenden Stimme und rollenden Augen. „Sie haben das Urtheil gehört!" lautete die Erwiderung. Atts littserer Gegend. — Schöppen städtisches. Eine Fahrnnterbrechung aus einem so urkomischen als dem nachstehend mitgetheilten Grunde dürfte die Eisenbahnstatistik doch noch nicht anf- zuweisen haben. Vergnügnngsreisende, welche die Sekun därbahn von Hainsberg ab nach Dippoldiswalde beziehent lich Kipsdorf benützten, wurden plötzlich durch das An halten des Zuges auf freier Strecke erschreckt. Ein Unglück vermuthend, steckten sie die Köpfe zu den Wagenfenstern hinaus und erfuhren auf ihr Befragen, daß einer der den Zug bedienenden Schaffner unterwegs seine — Koupir- zange verloren habe. Der Schaffner machte sich nun mehr auf die Suche die Strecke entlang nach rückwärts, wo die Zange denn auch schließlich neben den Schienen im Grase liegend aufgefunden wurde. Nachdem der Schaffner seinen Platz wieder eingenommen hatte, setzte sich endlich der Zug zur Weiterfahrt in Bewegung. Dieser Vorfall dürfte die Klingelbahnwitze um ein glänzendes Exemplar bereichern. — Dieser Tage fand in der „Leinwandhalle" in Leipzig eine von 80 Personen besuchte Versammlung der Bildhauer statt, in welcher die Antworten der arbeit gebenden Holzbildhauer auf die Forderung der Gehilfen, 8^2stündige Arbeitszeit und 20 Prozent Lohnzuschlag für Ueberstunden, zur Kenntniß der Gehilfen gebracht wurden. Jnsgesammt haben sich 9 Meister bereit erklärt, die For derung zu bewilligen, 14 haben die Forderungen abgelehnt. Die Versammlung beschloß, nochmals bei drei der größten Geschäfte hierselbst anzusragen, wie sich deren Inhaber zu den bezeichneten Forderungen stellen. Die Antworten sollen dann sofort den Gehilfen mitgetheilt werden und eine spätere Versammlung soll über ein etwaiges weiteres Vor gehen endgiltigen Beschluß fassen. — Mittwoch früh nach 6 Uhr ereignete sich auf Bahnhof Potschappel insoiern ein Unglücksfall, als beim Rangiren der Wagen durch Zusammenstoß 2 Wagen Muthe eines Verzweifelten. Er konnte und wollte es nicht glauben, daß die Richter einen völlig Unschuldigen vernrtheilen dürften. Aber er vermochte auch nichts anzu- gebcn, was seine Lage gebessert hätte. Der Staatsanwalt beantragte das Schuldig und ' Lechners Vertheidiger hatte einen schweren Stand. Seine Sache war verloren. Nach kurzer Berathung kehrten die Geschworenen in * Vinzenz Lechner war wegen Mordversuchs vor das Schwurgericht verwiesen worden und die Verhandlung hatte unter großem Andrange des Publikums stattge funden. Der während der Untersuchungshaft stark abgemagerte Mann machte kein Hehl daraus, daß er den Schloßherrn hasse und ebenso auch den Gntssörster, welcher das ganze Dorf zu ruiniren wünsche und jeden einzelnen Fuchsberger an den Bettelstab bringe. Aber er leugnete ganz entschieden seine Schuld und blieb bei dem, was er von allem Anfang sagte, daß er planlos in der Nacht umherirrte und auf einen Menschen stieß, dem er den Stutzen abnahm. Seine Angabe erweckte bei den Richtern wie auch bei dem Publikum ein mitleidiges Lächeln. Kein Mensch glaubte ihm. Dazu kam noch, daß Katharine Burger dabei blieb, sie habe in dem nächtlichen Gast den Lechner zu erkennen geglaubt. Beschwören wolle sie es nicht, aber sie wisse auch nicht, wer außer dem Angeklagten vom Dorfe bei ihr eingedrungen sei. Natürlich war es der Lechner, wie käme denn der abgerissene Rockkragen in die Hand Katharinas und der dazu passende Nock in den Brunnentrvg im Lcchnerhvfe. Zuchthaus, t jeder, aber Schuldigen die Fuchs- Auction. Sonnabend, den 5. Oktober a. o. Nachm. 6 Uhr gelangt Nslkskellei» Nsbensu ein Schreib- seeretär öffentlich zur Versteigerung. Rabenau, am 2. Oktober 1895. piStrsvk, Vvllstreckungsbeamter. Hand, so ballt sich mir die Faust. Nicht rasch genug kann der Prozeß auf Zwangsablösung eingeleitet werden!" Da war es wieder, was der Förster wollte, Prozesse, den Ruin des Doifes! Herr von Hartstein war nicht mehr in der Lage zu widersprechen. Er hatte diesem Manne gegenüber bereits den freien Willen verloren. „Es geschieht alles so, wie Sie es für gut halten, ich verlasse mich ganz ans Sie," erwiderte Hartstein hastig. „Hoffentlich geht meine Schwäche bald vorbei." „Auch ich wünsche Ihnen baldigste Genesung von Herzen, gnädigster Herr. Ich werde st.ts von Zeit zu Zeit im Vorzimmer nachsehen, falls Sie mir einen Auf trag zu geben haben." „Danke, Förster — danke," sprach der Lehensherr. „Rufen Sie mir nun, bitte, den Arzt." Waldner zog sich zurück. „Jetzt erst stehe ich sest!" murmelte er, nachdem er sich allein befand. „Ich und Robert! Und nun sollen Sie mich kennen lernen meine lieben Fuchsberger!" Wekamümachung. Mit dem am 30. dss. Nits, fälligen 2. Termin der Staatseinkommenstener ist nach der Verordnung des Königlichen Finanzministeriums vom 30. Januar dss. Js. behufs Deckung des Aufwandes der Handels- und Gewerbe kammer zu Dresden von den betheiligten Handel- und Gewerbetreibenden ein Betrag von drei Pfennigen*) auf jede Mark desjenigen Steuersatzes zu erheben, welcher nach der im Gesetze vom 10. März 1894, die Abänderung des Einkommensteuergesetzes betr., enthaltenen Skala auf das in Spalte ck des Einkommensteuerkatasters eingestellte Einkommen entfallen würde. Diese Bekanntmachung gilt als legale Benachrichtigung der Beitragspflichtigen, welchen das aufgestellte Heberegister zu dcn üblichen Expeditivnsstunden zur Einsichtnahme zur Verfügung steht. Der Beitrag ist innerhalb drei Wochen, vom 30. September ab gerechnet, bei Vermeidung der sonst ein tretenden gesetzlichen Maßnahmen abzusühren. Rabenau, am 27. September 1895. Der Stadtrath. VVittiK. *) Nicht zwei Pfennig wie früher geschrieben! Er nahm die Richtung nach dem Lechnerhofe. Elend und Verzweiflung herrschten dort, wenigstens was Marei betraf. Die alte Walburg und ihr Sohn Franzl hatten sichs bereits im Hause bequem gemacht, nachdem der Bürgermeister die Alte veranlaßte, die Wirth- schaft bis zur Rückkehr Lechners zu führen. (Fortsetzung folgt.) Zeitung für Seifersdorf, Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdors, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. entzwei gefahren wurden. Leider ist dabei ein Bremser ,, verunglückt, indem demselben ein Arm abgefahren wurde. Der Bedaueruswerthe wurde nach Anlegung eines Noth- . Verbandes nach dem Carolahaus in Dresden geschafft. — Die nächstjährige 20. Geflügelausstellung des Gcflügelzüchter-Nereins für Deuben und Umgegend findet vom 10. bis 12. Februar 1896 wieder im großen Saale des Gasthofes zum sächsischen Wolf statt. — Sieben Lehren, um das Augenlicht zu erhalten. Bei den länger werdenden Abenden kommt wieder die Zeit, in welcher ein gut Theil Arbeit bei Lampenlicht verrichtet werden muß. Für Viele wird es oft die Zeit und Gelegen heit, welche den Grund legt zu einem frühschwachen Augen licht. Merke, um Dein Auge zu schonen und zu erhalten, folgende Gebote: 1. Wenn bei der Arbeit Deine Augen anfangen, wehe zu thun, oder wenn cs vor ihnen schimmert, so daß das Sehen undeutlich wird, dann lasse sie ruhen, indem Dn von der Arbeit wegsiehst. Nach kurzer Zeit kannst Du die Arbeit aufnehmen, mußt aber wiederum anfhören, sobald die Augen müde sind. 2. Hab Acht darauf, daß Du bei der Arbeit ausreichend Licht habest, und dieses zweckmäßig auf Deine Arbeit falle; — am besten von oben oder von der linken Seite. 3. Lies nie beimi Fahren oder im Eisenbahnwagen, besonders wenn Du schwache Augen hast. 4. Lies niemals liegend, besonders des Abends im Bette. 5. Lies nicht, wenn Du Dich von einer überstandenen Krankheit noch nicht ganz erholt hast. 6. Trage Sorge, Deine allgemeine Gesundheit zu erhalten , durch gute Kost, ausreichenden Schlaf, frische Luft, Be- j wcgung, Hautflege und schickliche Beschränkung harter Ar-' , beit. 7. Schlafe im ganz dunklen Zimmer nnd genügend lange. Wer viel liest und geistig arbeitet, bedarf eincs^ längeren Schlafes. (Nachdruck verboten.) Die Holzrechtler. SensaUons-Noman aus dem Fichtelgebirge von Ira Pera. (Fortsetzung.) „Er ist schon sechs Jahre fort, zählt jetzt aber acht zehn Jahre. Ich wollte ihn unter fremde Leute geben, damit er etwas Tüchtiges lernt. Jetzt rck>er hätte ich ihn gern daheim." „Ihr Wunsch ist gewährt, Förster," sprach Hartstein rasch. „Ueber den Posten, der für Ihren Sohn freige geben werden muß, sprechen wir noch." „Ich danke Ihnen, gnädiger Herr!" „'Noch Eines: Hat Ihr Sohn jemand erkannt von den Männern, die das Mädchen festhielten?" „Ja; der Baron Thüngen; er wollte ihn festnehmcn, aber der Baron entkam." „Es ist besser so, die Schande siele auf mich selbst zurück," versetzte Hartstein rasch. „Meine Schwester " der Schloßherr preßte stöhnend diese Worte heraus „hat sich ja leider mit diesem Manne verbündet. Warum er die Tochter des Lechnerbaucrn nach dem Stembruche schleppte — ich weiß es nicht, haben Sie eine Ahnung davon?" Fast ängstlich sah Hartstein seinen Förster an. „'Nem", sagte dieser ruhig. Der Lehensherr athmete aus, wie von einem Alp befreit. „Ich weiß es nicht, wie dankbar ich Ihnen sein soll, Förster", sagte er. „Sie haben hier große Klugheit und Takt gezeigt. Immer mehr erkenne ich die unschützbare Kraft m Ihnen. Wir bleiben zusammen und wollen auch zusammen arbeiten, das HAßt, für die nächste Zeit werden Sie wohl Alles allün thun müssen, denn ich fühle mich noch zn schwach. Ich werde Ihnen Vollmacht geben über Mes und Jedes. Im Grunde genommen, verstehe ich ja doch nichts von der ganzen Bewirthschaftung hier. Wir sind also einig, Förster Dis kretion und Zusammenhalten." „Sie dürfen sich vollkommen auf mich verlassen, gnädiger Herr!" erwiderte Waldner. „All meine Kraft habe ich von jeher dem Schlvßherrn von Fuchsberg ge widmet; ob mich die Bauern auch haßten oder ein Schwarm einfältiger Leute mein Thun vernrtheilen, ich habe mich nie darum gekümmert. In den Dörflern sehe ich unsere geschworenen Feinde, die wie die Bortenkäfer durch unsern Forst schleichen. Fällt em Baum von ihrer liche Dunkelheit hereingebrochen, als der Lehensherr von Fnchsberg, in einen dunkeln, leichten Ueberrock gehüllt, nach dem Dorfe schritt. bcrger sollten Ansehen lernen, daß ein Vergreifen an ihrer Gutsherrschaft die strengsten Strafen nach sich zog, Vinzenz Lechner glaubte erst, daß er sich verhört habe, dann aber, als Alles um ihn her unheimlich ruhig blieb, als aller Augen sich ans ihn richteten und der Vorsitzende in die Stille hineinfragte: „Angeklagter, haben Sie noch etwas zu sagen?" fuhr er auf.