Volltext Seite (XML)
KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM Sonnabend, den 19. Februar 1966, 19.30 Uhr Sonntag, den 20. Februar 1966, 19.30 Uhr 8. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Horst Förster Solist: Julian von Kärolyi, München Felix Mendelssohn Bartholdy Hebriden-Ouvertüre op. 26 1809 - 1847 Fryderyk Chopin 1810 - 1849 Konzert für Klavier und Orchester f-Moll op. 21 Maestoso Larghetto Allegro vivace PAUSE Ludwig van Beethoven 1770 - 1827 3. Konzert für Klavier und Orchester c-Moll op. 37 Allegro con brio Largo Rondo (Allegro) JULIAN VON KÄROLYI wurde 1914 in Losoncz (Ungarn) geboren. Ersten musikalischen Unterricht erhielt er bereits mit acht Jahren in Budapest. Bela Bartök. der auf den begabten Knaben aufmerksam geworden war, empfahl ihm der namhaften Pädagogin Margit Varro. 12jährig konzertierte er erstmalig mit Orchester in Budapest und im Alter von 15 Jahren gab er seinen ersten Klavierabend in Lon don. Inzwischen studierte er weiter, zuerst in München bei Joseph Pembaur, dann in Leipzig bei Max von Pauer, in Paris bei Alfred Cortot und schließlich in Budapest bei Ernst von Dohnänyi. Nachdem er sich mehrere internationale Preise (so den Mendelssohn-Preis in Berlin, Blüthner-Preis in Dresden, Chopin-Preis in Warschau und Liszt-Preis in Budapest) erspielt hatte, begann er seit 1934 regelmäßig zu konzertieren. Seine Konzertreisen führten ihn seither durch ganz Europa, seit 1951 auch nach Nord- und Südamerika sowie in den Nahen und Fernen Osten. Der Künstler, dessen Ruf sich vornehmlich auf sein Chopinspiel gründet, konzertierte mit allen prominenten Orchestern und in allen Rundfunksendern Europas. Viele Schallplatten sind von ihm erschienen. Mit der Dresdner Philharmonie konzertierte er bereits in den Jahren 1960, 1962 und 1964. ZUR EINFÜHRUNG Felix Mendelssohn Bartholdy, der musikalisch von einer seltenen Frühreife war, besitzt in der Musikgeschichte ein dreifaches Ansehen: als Organisator (so gründete er beispiels weise das Leipziger Konservatorium als erstes in Deutschland und brachte Bachs Matthäus-Passion hundert Jahre nach ihrer Uraufführung erstmalig wieder zum Erklingen), als Dirigent der Leipziger Gewandhauskonzerte (hinzu kam seine ausgedehnte Konzert tätigkeit in Berlin, London und anderen Städten) und nicht zuletzt als Komponist zahl reicher Werke für die verschiedensten Gattungen, die zu den schönsten Zeugnissen der deutschen musikalischen Romantik gehören, wie die geniale Musik zum „Sommernachts traum“, das Violinkonzert, die „Schottische“ und „Italienische Sinfonie“. Mit der Niederschrift der Hebriden-Ouvertüre oder „Ouvertüre zur Fingalshöhle“ op. 26 begann Mendelssohn auf der Hcbridcninscl Staffa, überwältigt von der düster-herben Schönheit der nordischen Landschaft. Das Werk, das also Landschaftscindrückc wider spiegelt, knüpft stimmungsmäßig an die „Schottische Sinfonie“ des Komponisten an. Das Tongemälde, dessen Hauptthema - in dunklen Klangfarben - Fagott, Viola und Violon cello intonieren, sollte nach Mendelssohns Worten nach „Tran und Möwen schmecken“. Auch Assoziationen an Richard Wagners Holländer-Ouvertüre wollen sich cinstcllcn, der das stimmungsvolle Naturgedicht übrigens als „eines der schönsten Musikwerke, das wir besitzen“ bezeichnete. Auch Brahms war von der herben Schönheit der Komposition zutiefst angetan, äußerte er doch überschwenglich: „Ich würde alle meine Werke hingeben, wenn mir ein Werk wie die Hebriden-Ouvertüre gelungen wäre.“ Sein Klavierkonzert f-Moll op. 21 vollendete Fryderyk Chopin (ebenso wie das c-Moll- Konzcrt op. 11) im jugendlichen Alter von kaum 20 Jahren. Die Uraufführung des Werkes, bei der der Komponist den Solopart selbst übernommen hatte, fand am 17. März 1830 in Warschau statt. Obwohl das f-Moll-Konzert bei seiner späteren Veröffentlichung im Jahre 1836 der polnischen Gräfin Dclfina Potocka gewidmet wurde, war cs ursprüng lich unter dem Eindruck seiner Jugendliebe zu Konstancja Gladkowska, einer Opern sängerin am Warschauer Nationaltheater, entstanden. Das Konzert, mit dem Chopin übrigens auch in Paris debütierte, knüpft zwar in seiner formalen Anlage und in technischer Hinsicht an die virtuosen Klavierkonzerte der Zeit an, zeigt sich aber in seiner Tiefe des Gefühls, seiner Poesie, seiner reich figurierten typischen Melodik und in seiner bezaubern den jugendlichen Frische und Leichtigkeit bereits als echtes Werk seines Schöpfers. Der erste Satz (Maestoso) entwickelt sich in seinem Verlauf zu einem ausgeprägt vir tuosen Musikstück. Auf zwei kontrastierenden Themen, einem betont rhythmischen und einem eher lyrisch-ausdrucksvollen, aufbauend, bringt der Satz in seiner Durchführung statt einer Verarbeitung dieser Themen im Sinne dramatischer Spannung und Entspan nung eine reiche Ausdeutung des thematischen Materials durch die Erzeugung wechselnder Stimmungen, wobei das Soloinstrument mit glitzernden Passagen, brillanten Läufen und feinen, arabeskenhaften Ornamenten die Grundgedanken virtuos umspielt. Das folgende Larghetto gehört zu Chopins poetischsten Einfällen überhaupt. Dieser schwärmerisch-innige Satz, der von einem bezaubernden Nocturne cingclcitct wird, scheint in seiner wundervollen, liedhaften Melodik, seiner damals ganz neuartigen harmonischen Sprache den von verhaltener Erregung durchglühten Ausdruck reinster, zärtlichster Ge fühle widerzuspicgcln. Nach einem leidenschaftlich-bewegten Mittelteil (Appassionato) erklingt noch einmal, jetzt ganz zart und verträumt, der Einlcitungstcil des Larghettos. Das Finale des Werkes (Allegro vivace) ist ebenso wie der Schlußsatz des c-Moll- Konzcrtcs in freier Rondoform angelegt und von tänzerischem Schwung erfüllt. Drei polnische Volkstänze bestimmen die rhythmische Gestaltung des wirkungsvollen, elegant bravourösen, aber auch lyrischer Episoden nicht entbehrenden Satzes. Neben dem ständig wiederkehrenden Hauptthema, einer Melodie im Rhythmus des Kujawiaks, eines nicht