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MW Leipziger Allgemeine Zeitung ZM, 2n - and Auslands. >' ' -Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesttz!» Tpayien. (»Madrid.) — Großbritannien — Frankreich. (Q Paris; »Paris.) — Belgien. (»Lüttich,) — Deutschland. (fStuttgart; »Darmstadt; »Mainz.)— Preußen. (»Aus Preußen; »»»Berlin; »»Magdeburg.) — Ästreich. (sWien.) — Schweiz. (»Luzern.) — Ruß land und Pole». (Petersburg.) — Ankündigungen. H Spanien« * Madrid, 5. Jun. Ein königliches Decret setzt di« Eröffnung der Wahlen für die neu einberufenen Cortes auf den 24. Jul. fest. Hier in der Hauptstadt hat sich bereits eine aus Senatoren und Ex- deputirten zusammengesetzte Commission gebildet, deren Zweck ist, di« Wahlen der Provinzen zu Gunsten d«r exaltirten Partei zu lenk«». Di« Namen d«r zu «rn«nntnden Candidaten werden den Wählern von hi«r aus zugeschickt, gegenseitig« Verpflichtungen werd«» «inge- gang«n, Commissarien w«rd«n in di« Provinzen geschickt, um die Be mühungen der Moderirten oder Ministeriellen zu vereiteln, und mehr als jemals wird die Presse in Bewegung gesetzt, um die Stimmung des Volkes gegen die bemittelten Stände, gegen die Regierung und gegen den Thron selbst aufzureizen. Sie werden mir nicht verargen, wenn ich di« frechen Anspielungen auf das Privatleben der Königin- Regentin, durch welch« sich hiesig« Tagesblätter, di« unter den nie drigst«« Volksklassrn verbr«it«t werden, entehren, mit Stillschweigen übergeht. Wahrheit und Dichtung werden vereint angewendet, um die tiefe Ehrfurcht, mit welch« das Volk bisher zu der Königin-Re gentin hinaufblickt«, in stumpfe Gleichgültigkeit, ja, wo möglich, in Verachtung umzuwandeln, und es findet sich kein Rathgeber der Kron«, der mit ritterlicher Hand di« unverletzbar« H«rrsch«rin g«g«n di« Pfeil« der Verleumdung zu schirmen wüßte. Vorgestern riefen die Blinden in den Straßen «in Flugblatt unter der Bezeichnung: „DH Abreis« dir Königin", aus; Jedermann eilt« «s zu kaufen und fand ein« schwülstigabgefaßt« Peroration, in welcher die Königin-Regentin aufgefodert wird, dem Beispiele Maria Theresia'« zu folg«n, di« Hauptstadt zu v«rlassen und an der Spitz« der Arm«e den Feind auf- jvsuchtn und zu bekämpfen. Ein heute erschienenes Flugblatt enthält «in Verzeichniß der angeblich durch die Königin-Regentin aus dem Lande geschickten und in London, Amsterdam, den Vereinigten Staa ten ,c. belegten Geldsummen. Da die Minist«r nicht das Geringste thun, um diesem Unfuge, der insgeheim von einer fremden Hand geleitet werden soll, zu steuern, so steigt natürlicherweise die Frechheit mit jedem Tage, sodaß das hiesige, aus „Patrioten" zusammengesetzte Ayuntamienlo es neulich bei der Vertheilung der auß/rordentlichen Kriegssteuer für gut befand, «inen gedruckten Zettel, wie ihn jeder Steurrpflichtige erhält, Mit der Aufschrift: „An Dona Isabella H., Königin von Spanien, wohnhaft im ersten Stocke des königlichen Palastes", in das Schloß zu schicken. Nun aber hat sich di« Press« auch an daS Privatleben der Minister gemacht und den neuen Mi nister des Innern, Hrn. Carramolino, in einem Rendezvous mit der verheiratheten Nicht« des Ministerpräsident««, Per«z d« Castro, auf geführt, und mit großer Umständlichkeit nicht nur alle dabei statt ge fundenen Details geschildert, sondern auch «rzählt, wie der Schuldig« von s«in«r «ign«n Gemahlin auf der That ertappt und mit derben Schlägen gezüchtigt wurde. Diese Begebenheit bildet seit vorgestern daS Tagesgespräch der schönen und der bösen Welt von Madrid; aber selbst solch» Blätter, di« bish«r di« heftigst« Opposition g«g«n di«Re- gi«rung macht««, «rh«b«n laut ihr« Stimme grg«n solch« Enthüllung«« d«S Privatl«b«nS. Und in d«r That, w«lch«r Spani«r fühlt nicht, daß, wenn solche Angriffe gestattet werden, die Ruhe jeder Famili« der Willkür «hrloser, feiler Pasquillanten preis gegeben wird. Di« Minist«r w«rd«n dtshalb laut aufg«fod«rt, durch irg«nd «in« poliziilich« Maßr«g«l d«r Zügel losigkeit dir Pr«ss« Schrank«« zu setzt». Hiernach mag man di« Morali tät d«r Mittrl beurth«il«n, durch welch« di« Demokrat«» di« b«vorst«- h«nd«n Wahlen zu Gunsten ihrer Partei zu lenken such«». Di« Mo- d«rirt«n sind «b«nfall- nicht unthätig, si« d«ginnen ab«r in ihr«r Brfan- g«nh«it daff«lb«, von französisch«» Hand g«mischl« Spi«l, w«lch«S chn«n schon mehr als einmal verunglückt«. Da st« wisst», daß da- unter der Last de« Bürgerkriege« erliegende Volk sich nach nicht« so sehr sehnt als nach dem Frieden, so versprechen sie abermals Intervention Frankreichs und ausländische Anleihen für den Fall, dqß dieOreunde der Mäßigung in den bevorstehenden Cortes und in dem Ministe rium seihst die Oberhand gewännen. Gleiche Versprechungen wur den bekanntlich bei d«r Einsetzung des Cabinets Ofalia gemacht; man erinnert sich, wie si« «rfüllt wurden. Die Person, welche die aus wärtigen Angelegenhtiten Frankreichs in höchster Instanz leitet, hat in der That den hiesigen französischen Botschafter ermächtigt, der Königin von Spanien Aussichten auf das wärmst« Mitgefühl Frank reichs und selbst auf eine Geldhülfe zu eröffnen, unter der Bedin gung , daß die spanische Regierung den ihr von Paris aus zu «rthei- lenden Vorschriften willig Folge leiste. Mehr» Kurzer« wurden in dieser Angelegenheit in den litzten Lagen zwischen hier. uyp Paris gewechselt, und man behauptet, Hr. Aguadp sei abermals di« Per son, unt«r d«r«n Vermittelung die als Lockspeise vorgehaltene Anleihe abgeschlossen werden solle. — Ma« beginnt jetzt die Stadl Calatayud zu befestigen. Die Brigade Parra marschirt« am 3V. Mai von hort nach Ariza, und soll nach Medina Celi bestimmt sein, wodurch denn unsere Verbindung mit Saragossa so ziemlich gesichert wäre. Der zum Generalcommandanten von Aragonien ernannte General Ayerbe übernachtet« am 31. Mai mit >1 Bataillon« und 1000 Pferd«» in Azuara, Letux und L«gala; «r halt« den Auftrag, Montalb-n und Albalate zu verpkovianliren. — Fortwährend herrscht hi«r eine ung«- wöhnlich rauh« und ungtsunde Witterung. Großbritanniens London, io. Jun. D«r Bund der Whigradicalen, sagt der Spictator, scheine aufgelöst zu sein. Ob dieser Li«b«shader zu «iner Versöhnung füh ren werde, sei nicht der Untersuchung werth. DaS Morning Chronicle behaupt«, di« gehtim« Abstimmung soll« «in« offene Frage werden. „Aber wird dies den nun abgesonderten Radicairn genügen? Leute, die so unbegreiflich stumpfsinnig oder so ruchlos unredlich sind, daß sie auf «in Ministerium, welches so lange von erwiesenem Truge gelebt hat, Vertrauen setzen oder zu setzen vorge ben, können selbst dieses letzte armselig« Zugeständniß al« «in« Ent schuldigung brauchen, wenn sie fortdau«rnd zu Kreuze kriech«». Li berale, die keine selbstisch«» Zweck« dabei haben, di« Täuschung über die V«rbesserung d«r R«präs«ntativverfaffung zu unterhalten, w«rd«n nur aussprechen, was sie wissen müssen, daß von dem Parlament und den Ministern nichts zu hoffen ist. Für weiter« Fortschritt« müs- s«n die Anstrtngungen nun in «iner andern Richtung gemacht wer den. Es gibt ein weites Feld außer dem Parlament«, da« noch mit Nutzen angebaut werden kann. Vereinigung von Volksklaffen, die sich jetzt «ntfttmdet sind, ist möglich und nothwendig, w«nn ander« nicht da« Land bereit ist, sich in gänzlicher Hoffnungslosigkeit ruhig seinen alten Gebietern (den Tories) zu unterwerfen." — Der Globe sagt, er sei im Stand«, zu v«rsich«rn, daß di« von d«m Standard verbr«it«t« Nachricht von brr Abdankung de« LordS Melbourne völlig ungegründtt sei. Auch d«c Correspondent der Börs«nhall« erklärt di« vom Standard geg«bene Nachricht, daß Lord Mrlbourne, Lord I. Rufftll, Lord Palm«rston und Hr. Spring Rice sich aus dem Ministerium zurückziehen wrrden, für ganz unbegründet, hält dagegen di« «benfaUs verbr«itet« Nachricht von «in«r nahe bevorst«hend«n Auflösung des Parlaments für wahr, da «ine Fortdauer b«S gegenwärtig«» Berhältniff«« de« Ministerium« zum Parlament« nicht länger möglich sei. — Es s«i in d«n Clubs, sagt der Spectator, viel di« Red« von «in«r bevorstehrnden Auflösung d«S Parlament«. E« s«i nicht un-