Volltext Seite (XML)
«Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» SM Leimiger Allgemeine Zeitung. WS - len Postämter» de« ' 1-/» Gr. In - und AuSlandeS. Spanien. — Großbritannien. — Frankreich. ('"Paris.) — Belgien. — Deutschland. ('Nom Obermam; * Leipzig; Hanover; Osnabrück; Darmstadt; SAltenburg; 'Frankfurt a. M.) — Preußen. ("Berlin; Berlin.) — Schwei;. ('Aus Wallis.) — Schwede» und Norwegen. (Stockholm.) — Nußland und Pole«. (Warschau.) — Chile. — Ankündigungen. Spanien. Die Gazette de France enthält folgendes Schreiben von dec spanischen Grenze, 9. Mai: „Der Graf Espana ist seit l 4 Tagen ins Feld gerückt. Es scheint, als beabsichtige er alle Corregiamentos (Bezirke) des Gebirgs bis nach Puycerda zu besetzen. Mallen, der erste befestigte Ort, welcher Widerstand zu leisten versuchte und dessen Besatzung auf einen Parlementair Feuer gab, konnte dem Angriffe nicht widerstehen, und der größt« Theil der Besatzung mußte über die Klinge springen. Bei seinem Vordringen gegen Vich nahm Espana Rosa und St.-Quircö ein. Der christinische Brigadier Carbo ver suchte mit seinen Truppen die Bewegungen des karlistischen Generals zu hemmen und machte sich zum Meister eines Engpasses, nachdem derselbe bei seinem Herannahen von zwei karlistischen Bataillonen ver lassen worden war; aber am andern Morgen wurde er im Rücken angegriffen und völlig geschlagen, wobei er über 1000 M. verlor. Obwol diese Ereignisse allgemein bekannt sind, so kennt man doch die Einzelheiten des Gefechts noch nicht, und die ausführlichen Be richte darüber werden stündlich erwartet. Großbritannien. London, 13. Mai. , Als die Königin am ll. Mai mit ihrer Mutter die italienische Oper besuchte, zeigte sich auffallend die Theilnahme, welche die letz ten Ereignisse nicht nur unter dem Publicum überhaupt, sondern auch unter den höher« Klassen ihr zugewendel haben. Es ist üblich, daß bei solchen Besuchen keine ihr einen Zwang auflegende Rücksicht auf ihre Gegenwart genommen wird; kaum aber war sie in ihre Loge getreten, als der laute Ruf erscholl: „Die Königin! die Königin!" Sie trat vor und dankte diesem Ausdrucke der Zuneigung. Das HauS war sehr voll, jede Loge besetzt, und diese Aufnahme von Sei ten der Aristokratie, setzt der Courier hinzu, sei eine bedeutsam« Ankündigung der Gesinnungen und des Entschlusses derselben, die Königin zu unterstützen. Es ist auffallend, daß die Toryblätter, die sonst in der Regel Nachricht von der Oper geben, die Vorstellung vom letzten Sonnabende ganz übergehen. Auch als die Königin am Sonntage sich zum Gottesdienst in die St. Jameskapelle begab, wurde sie, was sonst bei solchen Gelegenheiten ungewöhnlich ist, mit lebhafter Theilnahme auf ihrem Wege begrüßt. Die Köni gin habe das Land elektrisirt, sagt das Morning Chronicle, und ihr muthvolles Benehmen werde allgemein gelobt. In Lin coln sei der Mayor von vielen Einwohnern der Stadt ersucht wor den, «ine öffentliche Versammlung am 13. Mai zu veranstalten, um der Königin in einer Adresse Beifall über die Festigkeit zu be zeigen, womit sie den von Peel ihr angesonnenen Beschränkungen widerstanden habe. DaS Kirchspiel Marylebone nahm am 11. Mai in einer Versammlung eine Adresse an die Königin an, worin es heißt: „Dieses Kirchspiel hat mit einem Unwillen, den hoffentlich alle treuen Unterthanen Ew. Majestät theilen werden, gehört, daß ein Versuch gemacht worden ist, die Freundinnen, gegen welche Ew. Ma jestät Zuneigung hegen, aus Ihrer Gegenwart zu verbannen, und Sie dadurch in eine gesellschaftliche Stellung zu setzen, die schmerzli cher und herabgewürdigter sein würde als bei einer Ihrer Unterlha- ninnen. Dieser Versuch, Sie zu einer Staatsgefangenen in Ihrem Palaste zu machen, über jede Ihrer häuslichen Bewegungen einen Kundschafter zu setzen und Ihre königliche Würde zu einem bloßen Schaugepränge zu machen, das nur den Absichten einer Oligarchie dienen sollte, ist nicht in Übereinstimmung mit der Verfassung des Lan des, und eine Beleidigung, welcher, wie nicht zu zweifeln, Ihr Volk um Ew. Majestät willen sich widersetzen wird. Wir wissen, baß An ¬ griffe auf die Freiheit heutiges Tages von der Krone nicht zu befürchten sind, sondern nur von dem selbstischen Theile der Aristokratie, und wir bitten daher, Ew. Majestät wolle geruhen, solche Minister zu berufen, welche, die Vorrechte Ew. Majestät schützend, den Fort schritt der Verbesserung unserer Staatseinrichtungen leiten, und zwar besonders in der freien und bedeutend erweiterten Repräsentation des Volkes im Unterhaus«, damit jede Oligarchie gehindert werde, den Thron oder die Rechte und gerechten Erwartungen Ihrer getreuen Unterthanen mit Füßen zu treten." Es wurde beschlossen, diese Adresse der Königin durch den Grafen von Durham überreichen zu lassen. In mehren Kirchspielen der Hauptstadt seien, sagt das Morning Chronicle, ähnliche Zusammenkünfte angekündigt, und die angezündete Flamme werde sich blitzschnell durch das ganze Land ver breiten. Als die neuesten Ereignisse in Brighton bekannt wurden, baten viele Einwohner der Stadt die Obrigkeit, eine Versammlung zu berufen, um ihnen Gelegenheit zu geben, ihre Bewunderung des Benehmens der Königin in dem Widerstande gegen eine Vorschrift auszusprechen, welche die Annehmlichkeiten der Freundschaft, die wahre Unabhängigkeit und selbst das Lebensglück zum Opfer einer herzlosen und verabscheuungswürdigen Politik machen würde. — Am 11. Mai hielt der protestantisch« Verein zur Beförderung religiöser Freiheit seine 27. Jahresversammlung unter dem Vorsitze des Herzogs von Sussex, der mit dem lautesten Beifall empfangen ward. Es wurden mehre Beschlüsse gefaßt, welche sich unter Anderm auf die Abschaffung der Kirchensteuern, auf die religiöse Erziehung des Volkes nach gerechten und liberalen Grundsätzen, auf die Be freiung der Dissenters von den drückenden Maßregeln der geistlichen Ge richte und die Beschützung ihrer Kinder in den Armenhäusern, auf die Unterstützung der Kirche in Schottland aus Staatsmitteln, auf Bewilligungen für neue Kirchen in England und vollständige Abhülfe aller oft vorgebrachten Beschwerden der Dissenters bezogen. Jede An spielung auf die Königin während der Verhandlungen wurde mit leb haftem Beifall ausgenommen. Der Herzog von Sussex sagte in sei ner Rede: „Besonderes Vergnügen hat mir die Art gemacht, wie Sie den Namen Ihrer allergnädigsten Majestät ausgenommen haben. Ich war gegenwärtig bei ihrer Geburt und habe sie seitdem stets mit inniger Theilnahme und Aufmerksamkeit beobachtet. Wie erfreulich ist es für mich, zu sehen, daß ihr Name jetzt jenes Gefühl von Pflichttreue und Anhänglichkeit in der Brust ihrer Unterthanen er weckt, das. ein Monarch, dessen Handlungen auf richtig« Grundsätze ich stützen, stets einflößen sollte. Was dre Minister Ihrer Majestät '«trifft, so werden Sie wol einsehen, daß ich in meiner Stellung über diesen Gegenstand nicht viel sagen kann; aber ich glaube mit Ver gnügen sagen zu können, daß wir statt eines kräftiger« und Härtern Ausdruckes Unserer Meinung uns über die Zurückberusung eines libe ralen Ministeriums Glück zu wünschen haben. Ich bin überzeugt, wenn sie mannhaft dem großen Grundsatz« treu bleiben, den sie be kennen, so werden sie sich di« Unterstützung und Zuneigung des Vol kes sichern. Doch keine Ausflüchte mehr! (Lebhast«r Beifall.) Sie müssen fest, aber langsam und sicher gehen; wir brauchen nicht zu galoppiren. In Hinsicht auf das Gesetz, das sie zum Rücktritt« be wogen hat, bin ich der aufrichtigen Meinung, daß, wenn es nicht angenommen wird, wir das Werk der Fiegerfreilassung von neuem beginnen müssen." Darauf erklärte er sich in Beziehung auf die von der Versammlung besprochene religiöse Erziehung gegen jede Be- chränkung und unduldsame Ausschließung, und schloß: „Ich werde alt, ich zahle 67 Jahre; aber ich bleibe den Grundsätzen bürgerlicher und religiöser Freiheit treu, die ich in meinen frühem Jahren be hauptet habe, und fürchte wegen des Ausdruckes derselben den Tadel keines Theologen." — Der Großfürst-Thronfolger besuchte am 11. Mai in Beglei tung des Prinzen der Niederlande Woolwich, wo er das Zeughaus