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schönes Bild der sinfonischen Lyrik unserer Tage, ein Zeugnis des unerschöpflichen Talents von Prokofjew, seiner schöpferischen Kraft, Phantasie, seinem beharrlichen Stre ben zur Wahrhaftigkeit, Offenheit und Schönheit in der musikalischen Offenbarung unserer Wirklichkeit...“, schrieb Dmitri Kabalewski damals. Das der sowjetischen Jugend gewidmete Werk besitzt einen ausgesprochen klassischen Charakter - Ausdruck des gereiften, geläuterten Lebensgefühles des Meisters zu jener Zeit. Abweichend von den anderen Sinfonien Prokofjews weist die „Siebente“ durchweg helle, klare und poetische Farben auf, ist sehr einfach in der musikalischen Sprache, liedhaft, klar und plastisch in der Melodieführung, durchsichtig in der Instrumentation sowie streng und knapp in der Form. Dramatische Konflikte, heftige Auseinandersetzungen werden in diesem lebens bejahenden Werk nicht gestaltet. Mit vorwiegend lyrischen Mitteln will es gleichsam erzählen: „Die Welt ist herrlich, das Leben wird schöner und wird blühen, wenn es auch nicht jeder von uns erleben wird“ (I. Nestjew). Die 7. Sinfonie, für die Prokofjew im April 1957 posthum der Leninpreis zuerkannt wurde, besteht aus vier Sätzen. Der erste Satz (Moderato) weist eine Sonatenform mit drei Themen auf, die der Intonation des russischen Volksliedes nahestehen. Von epischer Breite, träumerisch und typisch für den späten Prokofjew ist das erste, die Sinfonie eröffnende Thema. Einen erregt vorwärts drängenden Charakter besitzt dagegen das zweite Thema, während sich das dritte märchenhaft-phantastisch gibt. - Der zweite Satz (Allegretto) ist einer jener zauberhaften, hinreißenden, für Prokofjew so bezeichnenden Walzer, mit denen er die Tradition der russischen sinfonischen Walzer von Glinka über Tschaikowski bis Glasunow ebenbürtig fortsetzte. - Träumt der erste Satz von der Zu kunft, zeichnet der zweite ein Bild frohen gegenwärtigen Lebens, so gestaltet der lang same dritte Teil der Sinfonie (Andante espressivo) Erinnerungen an eine schöne, teilweise aber auch schwere Vergangenheit, besingt er die Würde des menschlichen Lebens, die Schönheiten der Natur. Ein gesangvolles lyrisches Thema (zuerst in den Celli) wird für die Entwicklung des musikalischen Geschehens entscheidend. — Nach der. Nachdenklich keit des dritten Satzes bringt das Finale (Vivace) mit seiner unwiderstehlich fröhlichen Bewegung, mit seiner tanzartigen, feurigen Musik die Gewißheit, daß der Traum des ersten Satzes Wirklichkeit wird. Das ungestüme Hauptthema zeichnet ein Bild freudiger und lebenssprühenden Jugend. Andere Gedanken treten hinzu; so erklingen in der Schlußepisode in verwandelter Gestalt das zweite und dritte Thema des ersten Satzes. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG: 12. und 13. Februar 1966, 19.30 Uhr Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr, Dr. Dieter Härtwig 6. ZYKLUS-KONZERT Dirigent: Horst Förster- Anton Bruckner: 8. Sinfonie c-Moll 19. und 20. Februar 1966, 19.30 Uhr 8. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Solist: Julian von Karolyi, München Dirigent: Horst Förster Werke von Mendelssohn Bartholdy, Chopin und Beethoven Kein freier Kartenverkauf Freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1965/66 - Künstlerischer Leiter: Prof. Horst Förster Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 39/7 III 9 3 ItG 009/3/66 1,3 166