Volltext Seite (XML)
Mittwoch Rr. §3 s. April 1839. WH Leidiger Allgemeine Zeitung. ZM 'NkWNU . Wahrkrit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Portugal. — Spanien. C Madrid.) — Geoßbtitannien. (f London.) - Frankreich, (t Paris.) - Belgien. C Lüttich.) - Nieder-, /lande. «Luxemburg.)—Deutschland. (4-München; (-Nürnberg; Leipzig;' Bremtn.) — Preußen. (^Berlin; Kleve.) — Ostreich. (-sWikn.) — Schweiz. (Uri; Wallis.) — Italien. (Rom; Neapel.) - Ionische Inseln. — Börsennachrichten. — Ankündigungen. Wortngal. Lissabon, 18. März. Die Adresse, durch welche die Königin gebeten wurde, die von dem Finanzminister angebotene Entlassung nicht anzunehmen (Nr. 92), halte 22t Unterschriften und wurde von einer Deputation, an deren Spitze der Graf v. Farrobo stand, am 15. März überreicht. Die Königin ertheilte der Deputation folgende Antwort: „Ich habe Ihre Äußerungen mit um so mehr Vergnügen vernommen, da sie mit meinen eignen Gesinnungen völlig ubereinstimmeN. Ich suhle mich glücklich, wayrzunehmen, daß eitle Regierung, der das Land viel verdankt, von einer so achtuNgswerthen Körperschaft unterstützt wird. Mein ernstliches Bestreben geht dahin, in diesem Königreiche Ord nung und Ruhe wiederherzustellzn und der innern Verwaltung des selben Festigkeit und Regelmäßigkeit zu geben, da weder das Glück der Nation noch das der Einzelnen ohne die Erfüllung dieser Bedin; gungen bestehen känn." Die Königin fand es also , wiewol die Adresse sich nur gegen den Abgang des Finanzministers aussprach, ge eignet, der Deputatton für ihr« Unterstützung des ganzen Ministe riums zu danken. Cs heißt jedoch, einig« Mitglieder der Deputa tion hätten der Königin ihre Geneigtheit erklärt, die" gegenwärtige Verwaltung zu unterstützen, welche den Abgang ihres populärsten Mitgliedes, des FinanzMinisterS, kaum überleben würde. Das Mi nisterium geht jetzt wieder seinen alten Gang; sollte eine Verände rung desselben statt finden, wie maN eine Zeit lang erwartete, so würde sie nur in Folg« von persönlichen Jntriguen oder Parteiüber- einkünfttn «intreten. — Die Sitzungen der Cortes wurden in der vorigen Woche größtentheils mit Erstattung von Commissionsberich- tm über verschiedene Gegenstände, meist von localem Interesse, aus- gefüllt. Morn. Oiron.) St p a « i e «. * Madrid, 21. März. Die Minister beharren in ihrem Sy stem», der öffentlichen Meinung Trotz zu bieten. Ein neuer Gewalt- streich soll ausgeführt werden. In dem hiesigen naturhistorischen Museum befindet sich in besonders verschlossen gehaltenen Sälen eine Sammlung kostbarer Edelsteine,. Alterlhümer und sonstiger Gegen stände von großem Werthe, die nur auf besonder« Erlaubniß gezeigt werden. Das Museum wird als ein Eigenthum der Nation betrach tet, und jen« Kostbarkeiten gelten daher für unveräußerlich. Plötzlich aber ertheilen die Minister den Aufsehern des Museums den Befehl, die erwähnten Gegenstände, als zum Privatvermögen der Königin ge hörend, an den königlichen Schatz abzulieftrn. (Nr. 92.) Nach anderwei tigen Erfahrungen ließ sich voraussehen, daß die Königin-Regentin beabsichtigte, jene Kostbarkeiten zu Gelbe zu machen. Die Minister, vermuthlich auf Gegendienste rechnend, beeilten sich, durch Ertheilung des erfoderlichen Befehls ihr gefällig zu sein; allein sie fanden keine so geschmeidigen Diener. Di« G«n«raldirtclion der Studien, unter deren Leitung das naturhistorische Museum gestellt ist, überreicht« an das Ministtrium «in« schriftlich« Pcotestation, indem sie sich darauf berief, daß jene Kostbarkeiten keineswegs als Eigenthum der Königin betrachtet werden könnten. Die Minister beharrten nicht nur auf ihrem Befehl, sondern schickten auch die Pcotestation mit einem schar fen Verweis an die General-Studiendirectoren zurück. Diese, elf an der Zahl, erklärten daraus, sie könnten sich nicht zur Veruntreuung des ihnen anvertrauten Eigenlhums der Nation hergeben, und reich ten sämmtiich ihre Entlassung ein. Dergleichen Vorfälle können we der das Ansehen der Minister noch das der Königin befestigen. — In der größten Spannung schwebt man hier über die Entschlüsse, welche die Regierung in Bezug auf Catalonien ergreifen, und ob man die sen dort Folge leisten wird. Letzteres ist wol sehr zu bezweifeln. Die bloße Nachricht, der Generalcapikain, Baron de Meer, sei abberufen worden, brachte in Barcelona eine groß« Aufregung hervor, und die eben dort angekommenm Mitglieder des Senats und des CongresseS begaben sich , von mehren der angesehensten Einwohner Barcelonas begleitet, in das Hauptquartier des Barons, um ihn zu bewegen, an der Spitze jener Provinz, der wichtigsten Spaniens, zu bleiben. Mitt lerweile Hal nun der General Rodil, welcher den Baron de Meer er setzen sollte, seine Ernennung wieder abgelehnt, und es scheint, daß die Regierung sich gezwungen sehen wird, Letzter» in seinem Amte zu bestätigen. Das Gerücht, der Finanzminister beabsichtige, aus eig ner Machtvollkommenheit, um England gefällig zu sein, die Zoll tarife herabzusetzen und die Einfuhr fremder Baumwollenzeuche zu gestatten, wurde ebenfalls durch die von Madrid zurückkommenden Deputirten den Cataloniern bestätigt, und man faßte in Barcelona den Beschluß, sich der Ausführung einer solchen Maßregel mit Ge walt zu widersetzen. Man ist daher in gespannter Erwartung, zu se hen, ob der Finanzminister es wagen werde, einen n«um Gewalt streich auszuführen. Da Hr. Pita Pizarro seine Zwecke durch Jn- triguen zu erreichen sucht, so wäre es möglich, daß er in diesem Fall« mit den Exaltirtrn eine gehrim« Übereinkunft träfe. Der Con stitution zufolg« bedarf er, um die Gesetzgebung des Zollwesens ab- znändern, der Einwilligung der Cortes. Diese würde ihm die Ma jorität der jetzt bestehenden, wenngleich nicht versammelten, nicht «r» theilen. Würde der Minister sich aber gegen die Exaltirtrn verpflich ten, neue Cortes einzuberufen und ihnen bei den Wahlen frei» Hand zu lassen, so würd»n ihm diese wiederum ihre Stimmen zur Erthei- lung jener Ermächtigung züzusichern keinen Anstand nehmen; denn der Untergang der spanischen Industrie «rregt' b«i ihnen kein Biden ken, wenn si« nur zur Gewalt gelangen und an den so gehaßten Modernten sich rächen können. Ich habe Grund zu vermuthrn, daß bereits Unterhandlungen in diesem Sinne zwischen dem Minister und den Chefs der Exaltirtrn eingrlritrt worden sind. — Auf das Verlan gen der hier anwesenden Deputirten Aragoniens hat der Kriegs- Minister endlich dem zur Nordarmee gehörenden Brigadier Parra, der bisher mit seiner Division unthätig in Calatayud verharrt«, be- sohl«n, zu dem General Ayerbe zu stoßen; am 16. März wurde «r in Cariüena erwartet, und man erwartet«, daß B«id« v«r«inl Segura angreiftn und Cabrera von dort v«rtreib«n würden. Bei diesem ist Balmaceda noch -keineswegs, wie es hier hieß, «ingetroffen; «r ist vielmehr, von den Truppen der Königin verfolgt, am N. März bei Lang« auf das rechte User des Duero zurückgegangen und hat sich in die Pinares von Soria geworfen. — In Galicien wurde der Bri gadier Cayucla, «in sehr ausg«zeichnet«r Offizier, von Factioftn er schossen, in deren Verfolgung er begriffen; überhaupt ist jene Pro vinz noch immer der Schauplatz der unrrhörtesten Gräuel. — In Malaga erhebt, nach Aufhebung des Belagerungszustandes, die Anarchie wieder ihr Haupt, und der Generalcapitain Alvarez soll bereits der Negierung die Nothwendigkeit, jenen wiederherzustellen, angezeigt ha ben. Die Aufrührer von Melilla haben sich erboten, den Platz zu übergeben, falls man ihnen freien Abzug zugestände. Man hofft aber, sie durch Hunger zur Unterwerfung zu zwingen. — Die am 18. März zu Tolosa erlassene Bekanntmachung (Nr. 92) lautet : „Der König rc. hat in Berücksichtigung der Ralhschläge derjeni gen rechtskundigen Männer, welche über den Proceß, der in Folge von gewissen in Castilien «ingetrelenen Ereignissen gegen Don An tonio Zariategui und Joachim Elio verhängt war, zu Rathe gezogen worden sind, und in Erwägung des offenbaren Widerspruches zwi schen den Entscheidungen der Kriegsgerichte von Riaza und von Vil- lareal de Zumarraga Befehl gegeben, diese Generale in Freiheit zu setzen. Der König will, daß die Gefangenschaft derselben ihnen kei nen Nachtheil bringe und ihrem Rufe der Loyalität keinen Eintrag