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abemuer Anzeiger und Zeitung für Keifersdorf, 8. Jahrgang. Nmnmcr 102. Dann aber rief zum Schuldigen gbcr Vetem-" nehU^ m Siez^'. »eerkräi nd Ab-' Die niedrigen Getreidepreise. Das fortwährende Sinken der Getrcidepreise beginnt Emähtich doch auch in den Kreisen, die man nicht als 'Agrarisch gesinnt" wird bezeichnen können, Beunruhigung Morzurusen. Es muß einmal mit der Thatsache gerechnet -erden, daß die Landwirthschaft einen erheblichen Prozent- H der Bevölkerung Deutschlands ernähren soll, und daß daher nicht ohne Rückwirkung auf die wirthschaftliche ^esammtlage bleiben kann, wenn dieser Berufszweig dauernd "uler Bedingungen arbeiten muß, welche die Erzielung '"es Reinertrages nicht mehr gestatten. Das Verlangen, der Staat dem Grundbesitzer eine gewisse Mindestrente, deren er bedarf, um leben zu können, gewährleisten solle, 'M unbillig und unerfüllbar sein. Aber daraus folgt "icht, daß man nun in das entgegengesetzte Extrem fallen 'oll, daß der Staat ruhig zusehen dürfte, wie ein wesenl- ^cher Theil der Bevölkerung im vergeblichen Kampfe um Existenz sich aufreibt. Wenn es richtig wäre, daß den niedrigen Getreide- Msen auch niedrige Brodpreise entsprächen, daß also der ^rtheil dein consumirenden Volke zugute käme, so würde immer noch den Getreideproducenten nicht darüber ''"weghelfen, daß sie zu Preisen verkaufen müssen, welche dnen keinen Nutzen mehr lassen. Aber eine solche Ver- öindung zwischen den Korn- und Brodpreisen besteht nicht Ämal unbedingt. Einer steigenden Bewegung der Korn- Mse pflegen fich auch die Brodpreise möglichst prompt ^«schließen; im entgegengesetzten Falle hat man es weit Miger eilig. So lange jetzt auch schon über das Sinken Getreidepreise geklagt wird, — davon, daß deshalb Brod größer oder billiger geworden wäre, ist nichts ^spüren. Auf der einen Seite erklärt man das damit, 4 der Preis des Rohmaterials nur einer der Faktoren i"- die den Preis der fertigen Waare bestimmen, und daß Ok Einwirkung dieses Factors, sofern andere Momente Vinzenz Lechner fuhr zurück, er laut: „Man will mich mit Gewalt machen! Aber so schnell geht dies In diesem Augenblick entstand vor der Thür ein Wortwechsel. „Was giebt es?" fragte der Kommissär, ärgerlich über diese Störung. Der Gendarm öffnete die Thür, trat hinaus und kehrte gleich wieder zurück. Es ist ein Bursche draußen Herr Kommissär, der etwas zu übergeben hat. Er heißt Nazi und kommt vom Lechnerhof." Der Kommissär horchte auf. Sollte sich hier bereits etwas zeigen? „Der Bursche soll hereinkommen", ordnete er an. Ueber die Schwelle schob sich der Hofknecht des Lechner- bauern, Nazi, etwa fünfzehn Jahre alt. Aus Barmherzigkeit hatte ihn Vinzenz Lechner einst mals zu sich genommen, als er noch mehr Vieh besaß, da der junge Mensch Vater und Mutter rasch ' hinter einander verlor. Als später auch an den Lechnerbauern die wirth schaftliche Noth herantrat, hätte er den Burschen nicht mehr nöthig gehabt, aber er schickte ihn trotzdem nicht fort, da Nazi Niemand mehr hatte und den Bauer als seinen zweiten Vater betrachtete. Vinzenz Lechner hatte seinen eigenen Plan mit dem Burschen. Nazi war etwas beschränkten Geistes, dabei aber trotzdem auch wieder dummpfiffig. Vorzüge hatte er also nur wenige und eS durfte wirklich verwunderlich genannt werden, daß der Lechner sich mit dem Gedanken trug, diesem Halbtroddel Marei zur Frau zu geben. (Fortsetzung folgt.) :ömic" > i Ja'"' o bctttl'X elbc X, , »Da ist es also heraus!" nickte der Kommissär, ^hrmd Katharinas Auslagen zu Protokoll genommen (Nachdruck verboten.- Die Holzrechtler. Sensations-Nomau aus dem Fichtelgebirge von Ira Pera. (Fortsetzung.) „Gestohlen! Wann?" „In der letzten Nacht!" „Und Ihr kennt den Dieb?" Aller Augen waren auf die Blinde gerichtet. Was Mde sie sagen? Katharina hatte nicht bemerken können, daß in einer M des großen Schloßzimmers, zuin Theil gedeckt durch ""ge Bedienstete, auch Vinzenz Lechner stand und ihr Wort vom Munde ablas. Bei der Frage des Untersuchenden zog ein Lächeln s Gmugthuung um seine Lippen. Jetzt mußte es ja Psch heraus sein, daß er unschuldig an dem Attentat " Waldner war. . Der Beamte mußte noch einmal an Katharina die o^ge stellen, ob sie den Dieb kenne, ehe diese antwortete: »Ja — ich kenne ihn!" „Wer ist es?" „Vinzenz Lechner von Fuchsberg!" Ein oumpfes Murmeln ging durch den Raum, das Mich von dem wilden Aufschrei Lechners unterbrochen „Sie lügt! — Unser Herrgott weiß, warum sie es wollte vorstürzen, aber mehrere Arme hielten ihn OIIN^/ et!^ Hi noch nicht, Herr Kommissär! Halten Sie nur Haussuchung im Lechner hof! Wenn Sie den Rock mit dem zerrissenen Hals kragen dort finden, dann meinetwegen schleppen Sie mich ins Kriminal! Aber das wird niemals geschehen, denn seit gestern in der Früh' hab ich den Rock nicht mehr gewechselt." , „Ich habe nichts zu gestehen," knirschte der Ver- Mcte in wildem Trotze. „Man will mich verderben, bnren! Wiederruf' Katharin! Bedenk doch, was Du . r ^"hust! Ich hin unschuldig, ich weiß nichts von "II Diebstahl des Stutzens. Wenn Du aber meineidig , M unv darauf schwörst, daß ich, der Lechner, Dir die gestohlen hätt', so bin ich verloren! Siehst Du X nicht ein? Warum Du's thust, ich weiß es nicht, nim"» Wr nicht! Herrgott! Wo steht mir denn . i Kopf! Ich sollt' Dir den Stutzen gestohlen haben? »och ei-nnal, damit ich's für ganz gewiß weiß!" ' ^Wrini Burger zog zitternd das alte Umschlage- M """ der.Brust zusammen und antwortete ängstlich, " Gr Men (.vernehmbar. sejK. es gewesen, Lechner, ich weiß nichts Wär ^ime denn zur Nachtzeit in meinen Hos? nit heile hsten Venil Prvbcn zcschM die HM gen in uM , so bilde! ür Ral'. oerfeljs' chen, heu öl' rdern sowie s iltet >1"' crr C>' m Mio.. n HM- Sei»^ sein M i dieM wen Wie Ihr mir in der Nacht davon seid und ich doch alle Thüren abgeschlossen fand, hab' ich mir nicht erklären können, wie Ihr Hereinkamet. Am frühen Morgen aber fand ich die Leiter unter dem Fenster und von da an wußte ich, wie es möglich war. Ihr ganz allein habt gewußt, wo der Stutzen von Jakob hing und daß der eine Lauf noch immer geladen war, Ihr allein kennt auch jeden Fußbreit Weg in meinem Hause. Sonst ist ja Niemand mehr seit Jahren zu mir gekommen." Der Kommissär nickte. „Nun, Lechner, besinnt Ihr Euch noch lange?" fragte er. Der Bauer von Fuchsberg krampfte die Hände zu sammen. Seine breite Brust hob und senkte sich unter den gewaltigen Stürmen, die unter ihr tobten. Ein dumpfer Ton drang aus seiner Kehle, dann stieß er keuchend hervor: „Macht, was Ihr wollt mit mir, ich bin unschuldig! Unser Herrgott mög' es der Burgerin vergeben, daß sie ihr Gewissen mit einer Lüge beschwert." „Ich lüge nicht, Lechner!" sagte Katharina leise. „So erzählt uns genau, wie die Sache zuging," befahl der Kommissär der Burgerin. Sie that es und berichtete ausführlich, was sich in der Nacht und in ihrem Häuschen zutrug und das dem Leser ja ebenfalls bekannt ist. Als sie geendet, hob Lechner noch einmal den Kopf. Noch eine letzte Hoffnung blieb ihm. Der Rock des nächtlichen Diebes war von Katharinas Hand zerrissen worden, wie sie erzählte, ja es blieb ihr sogar ein Stückchen Tuch in den Fingern. Sorben ließ sich der Untersuchungsbeamte diesen Tuchfetzen aushändigen. Prüfend betrachtete er denselben. Dann gab er einen Wink, Lechner vorzuführen. „Gehört dieses Stückchen Tuch zu Eurem Rock?" fragte er. „Nein," antwortete Lechner; ich kenn' es nicht. Mein Rock ist ganz." Ein Gendarm untersuchte ihn. „Es zeigt sich kein Riß oder sonst ein Defekt, Herr Kommissär", .sagte der Mann. „Der Stoff ist freilich fast derselbe!" Lechner murmelte: „Meine Unschuld wird sich herausstellen!" Der Beamte, offenbar ärgerlich darüber, daß die Sache nicht so glatt durchging, als er gewünscht hatte, wendete sich rasch an Katharina Burger mit der Frage,- MX -eil'' >ic^ o. llR-! IN ti mvM l ich.. che N»"" irdigM ( r mit ' Miko» cn MX iou-M ittciM. in ' Midi'" wd MIM' ", .U'PIlM. abeM' ga'd X nicht igetretc e l omiabmd das Am- j rde. TM attsiet M cg Lcn 1 w Gel i- n MaM Donnerstag, den 29. August 1895. in entgegengesetzter Richtung wirken, schon darin sich zeigen könne, daß die Waare nicht theurcr wird; von der anderen Seite wird alle Schuld auf Börsenoperationen und auf den Zwischenhandel geschoben, der den Profit einstecke und bewirke, daß sowohl der Producent als der Consument unter unbefriedigenden Verhältnissen leiden. Wie dem auch sei, die Thatsache selbst steht fest — und möglicher weise ist beides nur ein verschiedener Ausdruck für dieselbe Sache. Jedenfalls besteht hier ein Nothstand, der Abhilfe erheischt. Die Erforschung der Ursachen ist zwar noch keine Hilfe, aber sie ist wenigstens das Suchen nach dem Wege, auf welchem Hilfe gebracht werden kann. Freilich darf man es sich nicht so bequem machen, einfach zu er klären, vaß der Nvthstand durch höhere Gewalt verursacht sei, und damit die Sache für erledigt zu erachten. Zudem ist das eine recht gefährliche Argumentation. Handelt es sich wirklich um einen Zustand, der im gewöhnlichen Laufe der Dinge sich nicht verhüten ließ, so würde doch nur um so mehr die Forderung berechtigt sein, daß außer gewöhnliche Maßnahmen zu seiner Beseitigung ergriffen werden müssen. Es ist ohne Zweifel übertrieben, wenn man dm Rückgang der Getreidepreise ausschließlich aus Börsen spekulationen zurückführen will. Daß solche aber mit betheiligt sind, wird eigentlich von Niemand bestritten; nur über das Maß, in welchem sie zu dem Niedergange unt beigetragen haben, ist man verschiedener Meinung- Ob dabei einmal eine Firma durch mißlungene Speculation erhebliche Verluste erlitten hat, ob unter den Speculanten hier und da auch einGroßgrundbesitzer sich befindet,kann an der Sache wenig ändern. Unbestreitbar ist die Börse auch für den Produktenhandel eine sehr nützliche Einrichtung, weil und soweit sie die Vermittelung zwischen Producenten und Consumenten, den Ausgleich zwischen Angebot und Nach frage, die Vertheilung der Produktion an die Stellen, wo Bedarf vorhanden ist, übernimmt. Aber je mehr man diese zweckmäßige Thätigkeit der Börse anerkennt, desto weniger sollte man auch die Augen gegen die Mißstände verschließen, welche damit verbunden sind. Die Börse ist nicht zum Speculiren da, aber sie wird thatsächlich dazu benutzt. Darum ist es gerechtfertigt, nicht gegen die Börsen an sich, wohl aber gegen deren Mißbrauch zu unlauteren Speculationszwecken einzuschreiten. Man braucht darum nicht gleich an eine Verstaat lichung und Monopolisirung der Getreideeinfuhr oder des Getreidehandels zu denken. Mit der bloßen Opposition gegen solche äußerste Mittel ist es aber nicht gethan. Weiß man nichts Besseres an deren Stelle zu setzen, so wird man sich nicht wundern dürfen, wenn schließlich in der größten Noth nach dem gegriffen wird, was wenigstens Hilfe verspricht. Es mag nicht leicht sein, die Grenzlinie zu finden, welche eine übermäßige Einengung des Börsen- und Handelsverkehrs von der berechtigten Abwehr des Spiels mit den Lebensmitteln des Volkes trennt. Aber es ist Pflicht der Regierung, sie auszusuchen und danach ihre Maßnahmen zu treffen. Soweit sie dazu der Mit wirkung der Gesetzgebung bedarf, wird ihr dieselbe schwer lich versagt werden. Sollte es richtig sein, was behauptet worden ist, daß an der Ueberfüllung des Getreidemarktes Jrrthumer in den amtlichen statistischen Berechnungen einen wesentlichen Antheil haben, so würde umsomehr der Regierung die Pflicht erwachsen, den Fehler wieder gut zu machen und auf Abhilfe für den von ihr mitverschuldeten Nothstand zu sinnen. Was aber geschehen soll, muß bald geschehen; sonst könnte es zu spät werden. — Bremen, 27. Aug. Der Dampfer „Fulda" des „Norddeutschen Lloyd" mit 194 deutschen Veteranen aus Amerika an Bord ist gestern Abend lM/« Uhr auf der Weser eingetroffen. Die Ausschiffung erfolgte gestern früh „Wie spät war es eigentlich, als ihr den Dieb fassen wolltet?" Katharina gab Auskunft. Der Kommissär lächelte. „Aha! Da haben wir's ja schon! Zwischen Eurem nächtlichen Besuche in dem Häuschen und dem Attentat auf den Gutsförster bleibt noch Zeit genug, um sechsmal die Röcke im Lechnerhof zu wechseln." iKtM< Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. irgsalt I und H'M MM "^ollt Ihr NUN gestehen, Lechner?" . ..Iw üaöe nifUiä