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!M! >. gunz / - v V Ke. »au. eile 2D. ! »Uc )!u- crstcb» k» iarth- ltrö^ l mck ist d* von I» Kir'^ an d>«^ ächlc Lic l'Z nrif»»' e Z»Z, >s 'usc"^ 0/71- ^7- rwi>^ mlmüzZ c.vizeiiiZ !c»l»»'^ fl scil g. ji»Z ^essc» Z crbä» abenauer Anzeiger und Zeitung für Seifersdorf, Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdors, Lüdan, Borlas, Spechtritz etc. Ruimncr 87.Donnerstag, den 25. Juli 1895. 8. Jahrgang. Sämmtliche Postanstalten, Landbriefträger lind Boten unseres Blattes nehmen schon jetzt Bestellungen auf den „Rabenauer An- iciger" für die Monate August und September entgegen. Der politische Horizont hat sich seit Monatsfrist zweifellos stark verdüstert. Die neue Weltlage, welche erst seit den Kieler Festtagen zur iimntniß weiterer Kreise gedrungen ist, ist zunächst bedingt worden durch das Heranstreten Rußlands aus der Stellung Politischer Reserve, welche es unter Alexander HI. be obachtet hatte. Nach der Energie zu nrtheilen, mit welcher die russische Diplomatie an die Lösung der verschiedenen, wwohl m Europa als in Afrika und Asien gegebenen, lionslietsmvineute herantrilt, ist nicht mehr daran zu Weiseln, daß Rußland sich der Thatsache voll bewußt ist, das; ihm gegenwärtig, in Folge einer allmähligen Ver schiebung der Machtverhültnisse in Europa, die führende Wellung unter den Großmächten zugefallen ist, die vor mn Deutschland inne hatte, und daß es nicht zögern wird, diese günstige Cvnjunktnr voll ausznnützen- Diese ^elhütigung des wachsenden russischen Selbstbewußtseins, Elches sich nicht nur Italien und England gegenüber d"bert, sondern auch die Balcanfrage in sein Bereich zieht, "»'K aber, in Verbindung mit dem gleichzeitig wiederer- wachenden französischen Chauvinismus, bei den Dreibund- Wachte» Bedenken errege». Allerdings hält man in diplo- watischen Kreisen, übertriebenen Besorgnissen gegenüber, 7 der Hoffnung fest, daß es, angesichts der wachsenden Annäherung Englands an die Tripelallianz, gelingen werde, 7'0 allgemeine Verwicklung fern zu halten, allein die "othwendigkeit, mit der Möglichkeit des Eintritts großer Complicationen zn rechnen, hat sich, wie offen zugestanden werden muß, der politischen Welt noch niemals in so ge bieterischer Weise aufgedrängt, wie gerade jetzt. Dieses plötzliche Aufrollen so vieler nnd so verschiedener Fragen von allergrößter Tragweite nöthigt zu der Erklärung, daß man sich seit einem Vierteljahrhundert keiner Lage gegen über befunden, welche größere Besorgnisse wegen des mög lichen unvermittelten Aufeinanderplatzens mannigfacher Gegensätze geboten hätte, als die gegenwärtige. Was die, unstreitig von Seiten Rußlands und Frankreichs bewiesene, bessere Orientirung anlangt, die diesen beiden Mächten in- jüngster Zeit zu diplomatischen Erfolgen über die Drei bundmächte verholfen hat, so muß als Erklärung hierfür nicht sowohl die superiore Diplomatie, als vielmehr die be deutenden Mittel, welche dem Geheimfonds dieser beiden Länder zur Verfügung stehen, angesehen werden. Speciell die dem deutschen Auswärtigen Amte zustehenden Dispo sitionsfonds haben sich den immer wachsenden Ansprüchen des Erkundigungsdienstes gegenüber als völlig unzureichend erwiesen, so namentlich bei der unglücklichen Action in Betreff der chinesischen Anleihe. — Im Allgemeinen kann angenommen werden, daß die gegenwärtig schwebenden internationalen Fragen, welche in allen Staaten die Vor gänge auf dein Gebiete der inneren Politik vollständig zurückgedrängt haben, auf irgend eine Weise einer baldigen Lösung entgegengebracht werden müssen, und daß demnach eine Entscheidung noch vor Eintritt des Herbstes nicht zu umgehen sein wird. Tagesgeschichte. — Die Feier ihres nächsten Geburtstages (am 5. August) wird Königin Karolo im Jagdschlösse Rehefeld begehen. An diesem Tage erreicht die allgemein verehrte Landesfürstin ein Alter von 62 Jahren. — Nach der soeben veröffentlichten amtlichen Zu ¬ sammenstellung des Bestandes der deutsch-ostafrikanischen Schutztruppe hat dieselbe in dem Zeiträume von einem Jahre um 200 Mann abgenommen; gegen 1743 Mann hat sie jetzt 1651 Mann regulärer Truppen. Auch die Irregulären sind von 216 auf 101 Mann herabgegangen; die früher vorhandenen 6 Dolmetscher sind nicht mehr aufgeführt. Das Kommando der Schutztruppe ist von dem Gouverneur auf dessen Stellvertreter übergegangen. Auch der Oberführer fehlt nach dem Tode des Freiherrn von Manteuffel. Die Kompagnieführer sind von 12 auf 13, die Lieutenants von 29 auf 31 gestiegen, die Aerzte von 14 auf 15, die farbigen Offiziere und Unteroffiziere von 9 bez. 94 auf 10 bez. 100. Vermischtes. — Ein drolliger Vorfall ereignete sich dieser Tage im Kaisergarten zu Frankfurt am Main. Thronet da Frau Wirthin mit Töchtern hinter dem Schanktisch und beherrscht in würdevoller Ruhe die dienstbaren Geister, als plötzlich der große, viereckige Holzdeckel über dem Auf zug, auf welchem etwa 40 Biergläser stehen, sich höher, hebt und höher, die Gläser stürzen mit Gepolter herab, und ein Pärchen — sie den Henkelkorb am Arm — schwebt mit angstverzerrten Gesichtern bis zur doppelten Höhe des Buffets empor. Die Frauen schrei und weinen, die Gäste erbleichen, doch die Wirthin fa sich zuerst und ruft dem Paare zu: Sie kommen für en Schaden auf." Dies Wort erlöste das lebende Bild. Es sprang vom Tisch herab und flüchtete in's Freie. Der junge Mann, welcher früher bei der Maschine beschäftigt gewesen war, hatte in dem zwei Stock tiefen Keller eine Zusammenkunft verabredet. Dort müssen die Beiden unversehens auf den Bieraufzug gerathen sein und nun die Reise durch den dunklen Schacht an die erstaunte Oberwelt angetreten haben. nkbe^ ü. .-r, > re» »6 LZ, (Nachdruck verboten.) Die Holzrechtler. Ceniations-Nvman aus dem Fichtelgebirge von Ira Pera. (Fortsetzung.) „Was fällt Dir nur ein, Kind! Ich begreife Dich nicht i Deine schwachen Nerven sind hoch aufgeregt, wirst schlafen gehen und zwar in Deinem Zimmer." „Hab' Mitleid mit meiner Angst, Papachen!" flehte "»er Thränen die Kleine. „Ich weiß ja selbst nicht wie ZEonimt, daß ich immerfort die Ahnung von etwas schrecklichem in mir herumtrage, das sich heute Nacht "ch ereignen müsse." „Du hast also Furcht?" „Nicht für mich, Papachen, aber —" ... „Nun?" fragte Buchau, unwillkürlich etwas betroffen, Älli stockte. „Doch nicht etlva, daß mir etwas ge- könnte?" c. „Ja, das ist es!" rief das Mädchen. „Laß mich E bei Dir! Dort, die offene Thür führt in Dein ^Mjkabinet; ich werde ganz gut und friedlich bei Dir denn ich weiß, daß ich in Deiner Nähe bin!" Der Gutsherr erhob sich- P „Was soll mir geschehen, jetzt am Vorabende der Geltung?" versuchte er zu scherzen. „Du blickst so seltsam, Papachen; ich habe nie einen ^II - lick an Dir gesehen!" flüsterte Lilli voll Hast. .Herr von Buchau fuhr zusammen. Dann breitete Arme aus und drückte sein Kind an die schmer zende Brust. „Aüin Liebling, mein alles noch auf dieser kummer- ^ .» Welt, was denkst Du denn nm Gvtteswilleu? ich die Hand gegen mich selbst erheben könnte? es das?" h „O, Papachen!" schluchzte das Mädchen, ihr Gesicht "er Brust des Vaters bergend. »Nein, habe keine Frucht!" hob Buchau den Kopf L de» gramdurchfurchten Züge». „Sv weit soll es nicht Z"»en! Schwer hat die Hand des Herrn auf mir ge- A fv schwer, daß ich unter diesem Kreuze zusammen- aber ich bin ein guter Christ; nie lege ich die an .nein Leven, mag es sich auch noch so svrgen- Masten. Wie konntest Du nur denken, Liebling, ^^"id, daß ich so von Dir gehen möchte, die Du ü? und mutterlos dastehen würdest, feige mich hinweg- ^rhen dem Kampf am Vorabend der Vergeltung?" H »Aecgieb mir, Papachen — ich wußte nicht, was L'» der Angst sprach!" kam es bebend von Lilla's 'illie^ i ist Hi one» Zf nmP'Z cm WZ Lkbü'Z wo er Z es bi»Z , n»D^ rbe». »-r re.N ;u »'Z- »abeZ, »i»»' tage» »W» „j. ä> »»' - schliß „Ich weiß ja wie lieb wir beide einander haben!" sagte er leise, mit beiden Händen ihr Köpfchen haltend. „Nun aber sei mein gutes, gehorsames Kind und gehe schlafen!" Lilli senkte ihren Kopf, um die Thränen zu verbergen, die ihr aus den Augen schossen- Langsam wendete sie sich der Thüre zu. Und seltsam, in diesem Augenblicke beschlich den Guts herrn ein tief wehmuthsvolles Gefühl. Ihm war es plötzlich, als sollte sein letztes Kind, seine Goldfee für immer von ihm scheiden und er nie mehr die klaren, schuld losen Augen sehen. Schon wollte er sie zurückrufen. Aber er schämte sich seines Wankelmuthes. Das Wort blieb ungesprochen. Er eilte zu der langsam nach der Thür schreitenden zarten Gestalt und schloß sie noch einmal in seine Arme. „So schlaf wohl, mein süßer Liebling und sei dem Papa nicht böse, daß er Dich fortschickt. Die Nacht ist ja bald vorbei, dann nimmt der Helle Morgen all' Deine furchtsamen Gedanken mit fort. Gute Nacht, Lilli!" Er küßte sein geliebtes Kind auf Stirne und Augen und führte es dann der Thüre zu. „Nun geh' —" „Gute Nacht — Papachen —" Bitterlich weinend ging Lilli nach ihrem Zimmer. Der Gutsherr trat über die Schwelle in sein Zimmer zurück. Es war ihm ganz seltsam zu Muthe, wie noch niemals. Nun erst fühlte er selbst, daß ein unbestimmtes Etwas ihm die Brust zusammenschnürte. Fürchtete er sich? Hatten die Worte seines Kindes seine Nerven derart erregt, daß sogar die Stille der Nacht ihn ängstigte? „Unsinn — Thorheit!" sagte er sich. „Die Ereig nisse des heutigen Tages sind wahrlich nicht geschaffen, die Nerven zu beruhigen. Ist nur erst der morgige Tag vorbei, so geht es auch wieder besser. Ich will meinen heißen Kopf noch etwas in der kühlen Nachtluft baden und daun versuchen zu schlafen. Herr von Buchau verriegelte die Thür und schritt nach dem großen Fenster, dessen beide Flügel er voll ständig öffnete. Eine ruhige Nacht lag draußen- Selten nur ver nahm er einen halbverwehten Laut aus der Ferne. Vor ihm lag ein grüner Flecken, dann folgte niederes Gebüsch bis zu der schmalen Straße hin, welche von Fuchsberg nach Wiesau führte. Ein' leiser Windhauch ließ die Blätter zusammen rauschen. Er blickte nun schon eine ganze Weile starr aus einen Punkt im Dunkel des Gebüsches. Er sah nichts anderes dort, als rings umher. Aber er vermochte lange den Blick nicht abzuwenden von der Stelle. Gewaltsam entriß er sich der momentanen Betäubung und fuhr sich mit der Hand über die feuchte Stirne. Seltsam genug; es fröstelte ihn. Er dachte an den Tod „Hatte mein Kind doch am Ende recht" murmelte er, „wenn ich die Pistole nähme und —" Er stockte. * * * Fünf Minuten darauf wurde jäh die Stille der Nacht unterbrochen. Ein geheimnißvoller dun.pfer Schlag erfolgte. Das war ein Schuß. Man vernahm einen matten Aufschrei, ein Fallen, dann noch einiges Geräusch, dessen Entstehung vorläufig noch unklar blieb und nun trat wieder Stille ein. Aber nicht lange. Dann wurde eine Thür heftig aufgerissen. Friedrich, der im Dienste seines Herrn er graute Diener war es, welcher auf die Flur stürzte. Eine Lampe brannte an der Wand. Friedrich zeigte eine höchst bestürzte Miene. Er hatte sich nur in die Beinkleider geworfen und Filzpantoffeln angezogen. „Ein Schuß!" keuchte er voller Entsetzen. Um Jesu Willen der kam aus dem Zimmer des Herrn!" Er hatte kaum einige Schritte gemacht so stürzte ihm Lilli entgegen. „Friedrich!" rief sie athemlos. „Was ist denn ge schehen? Woher kam der Schuß? Barmherziger Himmel! Papa Papachen!" Die Kleine rüttelte an der Klinke von Buchaus Thür. Aber diese öffnete sich nicht- Gern hätte der alte Diener Friedrich das angstvoll wimmernde Kind von hier entfernt, aber dies war ganz unmöglich. „Fräulein Lilli, um Gotteswillen, beruhigen Sie sich doch nur —" stieß er, selbst fassungslos hervor. Aber das Kind wurde jetzt von einem förmlichen Weinkrampf befallen und sank auf t Schwelle nieder. „Papachen — Papachen!" schi es in furchtbarer Angst. „Gnädiger Herr!" rief Friedrich nd schlug ohne Be sinnen gegen die Thür. Klirrte innen nicht ein Fenster? Aber dies mußte wohl eine Täuschung gewesen sein. (Fortsetzung folgt.)