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Themas, Anklängen an die ersten Sätze und neuen Motiven noch einmal einen strahlenden, sich immer mehr steigernden und endlich leise verklingenden Hymnus auf die Herrlichkeiten der Natur. Der in Thum (Erzgebirge) im Jahre 1899 geborene, seit 1929 in Dresden wir kende und daselbst am 27. August 1965 viel zu früh verstorbene Otto Rein hold, einst Schüler von Hermann Grabner am Leipziger Konservatorium, hat ein zwar nicht quantitativ, jedoch qualitativ sehr gewichtiges Oeuvre hinterlassen. Seine Orchester-, Chor-, Kammermusik- und Liedkompositionen haben weit über die Grenzen der DDR in Westdeutschland, in der CSSR, in Polen, in der Sowjetunion, in Rumänien, in China, den USA, Italien, Belgien, Finnland, Hol land und Frankreich Beachtung gefunden. Der Chefdirigent der Dresdner Phil harmonie, Kurt Masur, hat insbesondere Reinholds „Triptychon" — wie erst kürz lich in Paris — in zahlreichen Ländern bekanntgemacht. Von der heimatlichen Landschaft, der Herbheit, Kargheit des Erzgebirges wurde schon frühzeitig das Wesen dieses eigenständigen Musikers geprägt, das sich später in der typischen Spröde, Herbe, Klangunsinnlichkeit und Geradlinigkeit seiner musikalischen Sprache so überzeugend ausdrücken sollte. Otto Reinhold, dessen schöpferisches Lebenswerk einen wesentlichen, profilierten Bestandteil unserer neuen Musik kultur darstellt .schrieb eine eigenwillige, immer saubere und ehrliche Hand schrift, die sich einordnen läßt in die neoklassizistische, neobarocke Musikent wicklung unseres Jahrhunderts. Immer wollte der Komponist seine Musik vor allem als Ausdruck, als Ablauf seelischer und geistiger Vorgänge verstanden wissen. 1962 wurde der in der Stille wirkende feinsinnige Künstler mit dem Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden geehrt. Selten nur hat Otto Reinhold seinen Werken programmatische Angaben beige fügt, die die Phantasie des Hörers von vornherein in eine bestimmte Richtung lenken. Eine dieser wenigen Arbeiten ist die Tänzerische Suite für Klavier undOrchester (1953/54). Freilich ist auch bei dieser dem Leben zugewandten, klaren Komposition die Bezeichnung „tänzerisch" im allgemein sten Sinne zu verstehen, etwa in dem Sinne, daß Melodik und Harmonik von einem auf den „Ausdruckstanz" hinweisenden Rhythmus getragen werden. Der Komponist äußerte selbst über den Aufbau des Werkes, das am 3. Juni 1955 von Eva Ander und der Dresdner Staatskapelle unter Rudolf Neuhaus uraufgeführt wurde: „Die Suite besteht aus fünf in sich geschlossenen Sätzen (mit einem Zwischen spiel nach dem zweiten Satz) und bildet formal ein Ganzes. Dies geht auch daraus hervor, daß alle Sätze ohne Unterbrechung aufeinander folgen. Der erste Satz ist ein Allegro-Satz, in dessen Verlauf wiederholt zwei Akkordschläge erscheinen, die den Satz auch beschließen, sich im folgenden zweiten Satz in langsam schreitender, feierlich schwebender Art fortsetzen und so den Charakter dieses Satzes bestimmen, dem sich, leidenschaftlich ausbrechend, ein bewegtes Zwischenspiel anschließt. Es schlägt die Brücke zum dritten Satz, der die Be zeichnung „stampfend" trägt, tarantellaähnlichen Charakter besitzt und mit einem punktierten Rhythmus abschließt, der die tragende Kraft des vierten Satzes bildet und diesem den Charakter des Unerbittlichen gibt. Er schließt entspannt ab und wird durch ein aufrüttelndes Unisono zu Anfang des letzten Satzes abge löst. Nach einigen sich anschließenden zögernden Takten setzt ein bewegtes, vorwärtsstürmendes Spiel ein, das Klavier und Orchester, sich gegenseitig ab lösend und wieder vereinend, zu einem lichten A-Dur und damit zum befreien den Schluß führt." MauriceRavel, einer der prominentesten Vertreter französischer Musik um die Jahrhundertwende, begann zunächst in direkter Nachfolge Debussys. Später erst fand er zu einem eigenen Stil. „Ravel ist ein typischer französischer Musiker: auf dem gleichen Boden erwachsen wie Couperin und Rameau, und wie der letztere verbirgt er meisterhaft die Kunst eben durch die Kunst selbst", schrieb einmal H. Prunieres. Was ist es, das an Ravels Musik so fasziniert? Das Unbe schwerte, Graziöse, Charmante, Witzige, aber auch das klanglich Rauschhafte. Charakteristisch sind für sein Schaffen auch die Bezeichnungen zur spanischen Folklore, die sich am erregendsten wohl in dem berühmten „Bolero" nieder schlugen, aber auch in der „Rhapsodie espagnole", in der einaktigen Oper „Eine spanische Stunde", in „L'Alborado del Grazioso" zum Ausdruck kommen. „Das Spanische bedeutete im Lebenswerk von Maurice Ravel mehr als eine pittoreske Note, eine farbige Nuance. Der Sohn eines Franzosen und einer spanischen Mutter fühlte sich seinem Wesen zutiefst verbunden" (A. Hiebener). In seinem Spätschaffen das u. a. von Strawinsky und Schönberg nicht unbeein flußt war, wurde sein Stil — im Gegensatz zu Debussys — kräftiger, realistischer und erstrebte wieder klarere Formen. Ravel, der Spätromantiker, typischer Ver treter des Fin de Siecle, verkörperte die abklingende bürgerliche Musikkultur seines Landes wie in Deutschland etwa Richard Strauss oder in Spanien Manuel de Falla. Das Ballett „Daphnis und Chloe" schuf der Komponist im Auftrag Sergej Djagilews, der mit seinem berühmten russischen Ballett 1909 nach Paris gekom men war und dem dortigen Musikschaffen damit starke neue Impulse gegeben hatte. Ravel begann das Werk, dessen Libretto von Michael Fokin stammle, be reits 1909, beendete die Partitur jedoch — nach mehreren Unterbrechungen und Umarbeitungen — erst drei Jahre später, im April 1912. Am 8. Juni 1912 wurde die vom Komponisten als „Choreographische Sinfonie in drei Teilen" bezeichnete Tanzdichtung durch das Djagilew-Ballett in Paris uraufgeführt und von Publiku® und Kritik mit Wärme aufgenommen. Der Stoff des Werkes, das zu den bedeu tendsten und umfangreichsten Kompositionen Ravels gehört, ist im griechischen Altertum angesiedelt und kreist um die Liebe zwischen dem jungen Schäfer Daphnis und der Schäferin Chloe. Chloe wird bei einem Einfall von Seeräubern entführt, durch das Eingreifen des Gottes Pan aber wird sie wieder gerettet und ihrem Geliebten Daphnis zurückgegeben. „Das Werk ist sinfonisch aufge baut, nach einem sehr strengen tonalen Plan, mittels einer kleinen Zahl von Motiven, deren Durchführungen die Homogenität des Werkes sichern", schrieb Ravel zu seiner Musik, die sich keineswegs auf eine bloße Illustrierung der Handlungsvorgänge beschränkt. Die musikalische Sprache von „Daphnis und Chloe" offenbart eine starke Gestaltungskraft, einen außerordentlichen Erfin dungsreichtum und zeichnet sich vor allem durch eine glanzvolle Instrumentie rung von größter Farbigkeit und ungewöhnlichem Klangreiz aus. Die wesent lichsten und besten Teile der Komposition wurden von Ravel zu zwei Konzertsuiten zusammengestellt („Sinfonische Fragmente"), eroberten sich in dieser Form bald die Konzertsäle der Welt und gehören heute zu den bekanntesten und meistge- spieltesten Werken des Komponisten. In der zweiten, heute erklingenden Suite wird im ersten Satz das „Erwachen des Tages" geschildert. Mit Vogelrufen bricht der Tag an, während Daphnis noch schlafend vor der Nymphengrotte liegt. Schäfer ziehen mit ihren Herden vorüber, Hirtenlieder ertönen. Erwachend sucht Daphnis seine Chloe, die end lich, von Schäferinnen umgeben, erscheint. Beide umarmen sich, aufs neue ver eint. In der folgenden „Pantomime" stellen Daphnis und Chloe das Abenteuer dar, das der Gott Pan einst mit der Nymphe Syrinx erlebte und um dessentwillen er Chloe rettete. Den Abschluß bildet ein freudiger „Allgemeiner Tanz", der der Vermählung von Daphnis und Chloe folgt und sich zu einem rauschenden lei denschaftlichen „Bacchanal" steigert. Dr. Dieter HärtwM Achtung, Konzertverlegung! Die Dresdner Philharmonie erhielt die ehrenvolle Einladung, zwei Konzerte unter der Leitung ihres Chefdirigenten Kurt Masur anläßlich der IX. März-Musiktage 1969 in Russe zu geben. Das Festival steht im Zeichen des 25. Jahrestages der Gründung der VR Bulgarien. Infolge dieses Gastspieles in Bulgarien muß das 6. Zyklus-Konzert vom 28. und 29. März 1969 auf den 6. (Anrecht B 1) und 7. Juni 1969 (Anrecht B 2) verlegt werden. Wir bitten unsere Kon- zertbesucher um Verständnis. Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1968/69 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 40419 III 9 5 1,4 269 ItG 009,15 69 •hharmonie 5.ZYKLUS-KONZERT 19 68/69