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Wemlm Ameiger und Zeitung für Seifersdorf» Groß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. Verlag von B. Weißer in Rabenau. Für die Redactwn verantwortlich (soweit nicht andere Namensnennung erfolgt) A. Weißer, Deuben. Druck (mit Ausnahme der Seite des Ortsanzeigers) von B. Weißer in Deuben. Anzeigen für die ersten drei Seiten des Hauptblattes werden bis Sonnabend, Dienstag und Donnerstag Abend 6 Uhr für die jeweilig nächste Nummer erbeten. Nummer 5. Donnerstag, den 10. Januar 1895 8. Jahrgang. Amtliches. n Stelle des verstorbenen Gerichtsschöppen Christian Friedrich Wilhelm Ludwig in Mohorn ist der Gutsbesitzer August Hermann frknrvl daselbst als Gerichtsschöppe für Mohorn in Pflicht genommen worden. Tharandt, 7. Januar 1895. Königliches Amtsgericht. llr. Uueko. Aurtion. Dienstag, den 15. Januar 1895, kommen zur Ver steigerung Vormittags ^.O Uhr in der Hähner'schen Restauration zu zwei Waschtische, 1 Hängelampe, 400 Cigarren, 1 Weckeruhr, 3 Kleiderhalter, Vorhänge, Seife und verschiedene andere Gegenstände, Nachmittags Uhr im Gasthofe zu ISSrU' 2 gr. Bilder u. 1 Vertiko, Nachmittags 2 Uhr in der Restauration zur Gar küche in 1 Kleider- und 1 Schrcib- secretär, 1 Waschtisch und 1 Spiegelschrank. Tharandt, am 7. Januar 1895. Der Gerichtsvollz. b. d. Kgl. Amtsgericht das. A.-G.-Wachtmstr. Krocker. Bekanntmachung. Bei Eintritt des Frostes wird wiederum darauf auf merksam gemacht, daß den ortsüblichen Bestimmungen entsprechend, die Haus- u. Grundstücksbesitzer die vor ihren Grundstücken hinführendcn Fußwege bei Glätte mit Sand oder geeigneter Asche zu bestreuen haben. Unterlassungen werden mit 1 bis 3 M. zur Armen- kafse bestraft, außerdem ist bei Unglücksfällen tue Haftbar- machung nicht ausgeschlossen. Sms-nf mit r»hn>u«,d,rs, den 1. Dezember 1894. Der Gemeindevorstand. 2. Vosvl. Girr glanzender Sieg besArbeiterthnms. So war ein Artikel überschrieben, der von den etwaigen ungeheuren Nachteilen handelte, welche den Gewerb- treibenden durch Ortskrankenkassen gegenüber Gemende- krankenkassen erwächst. Arbeitgeber, die Gemeinde kranken- kassen besitzen, mögen sich daher hüten ihre b«währt«n Ein richtungen aufzugebcn. Es ist Wohl rasch ein Recht auf gegeben, nicht aber wieder g«Wonnen. Wenigstens wir wüßten nicht wie dies in industriellen Bezirken mit zweifel losem Erfolge zu bew«rkstelligen wäre. Eine Umwandlung einer Gemeindekrankenkasse in eine Ortskrankenkasse will vcn den Arbeitgebern lange vorher erwogen sein; eine Rückwandelung ist in industriellen Bezirken kaum denkbar; eine Umgehung mit Hilse freier Hilfskaflen und Verträge ist möglich; möglich auch eine Abänderung des Rrichs- gksetzcs betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter. Betrachten wir die humane Thätigkeit der sozialen Reformarbeit, wie sie seit Jahren die io bitter bekämpften Arbeitgeber durch die ihnen vom Reiche ausirleate Unfall Versicherung, die Krankenversicherung und die Alters- und Invalidenversicherung in erster Linie an den Arbeitern üben, so ist statistisch festgestillt, daß die Unfallversicherung von 1886 bis 1894 an Prämien an verunglückte Arbeiter über ISO Millionen Mark bezahlt hat, ferner haben die Krankenkassen an Unterstützung und Heilkosten an kranke Arbeiter vom Jahre 1888 bis 1894 die Summe von mebr als 820 Mill, bezahlt, und die erst seit dem Jahre 1891 bestehende Alters- und Invalidenversicherung hat ca. 340 Millionen Mark aufgebracht. Rechnen wir nun von den Versicherungen die Beiträge ab, welche die Arbeiter selbst leisten müssen, so haben die Arbeitgeber seit 1886 die Summe von ziemlich 600 Mill. Mark zu Gunsten der Ar beiter bezahlt. Welche Arbeitgeberschast der Welt hat je mals soviel für Arbeiter gethan? Und bei alledem ist den Arbeitgebern mit Ausnahme der Unfallversicherung an der Verwaltung der Gelder, die sie für die Arbeitnehmer aufbringen, so gut wie kein Ein- fluß eingeräumt. Daß dies in dieser Weise nicht weiter gehen kann, dafür haben im Reichstage diejenigen Parteien zu sorgen, die angcbcn für die Interessen des Gewcrbe- standes einprtreten. Nicht Befähigungsnachweis, nicht Schutzzoll, der nur dem Großbetriebe und seinen Arbeitern Vortheile bringt, nein, wirkliche, greifbare Entlastungen will der kleine und mittle Gewerbebetrieb haben, niemals und nimmer aber neue Belastungen und auch daun nickt, wenn sie (nach dem — el. -Einsender in letzter Nummer d. Bl.) nur das Doppelte oder Dreifache d«r bisherigen Belastung betragen.*) Alle die Lasten, welche die neue so ciale Gesetzgebung mit sich brachte, liegen aus dem Ge werbebetriebe, ohne daß dieser, was seinen Arbeitgebertheil anbelangt, irgend welchen Nutzen daraus hätte. Das Arbeiterihum si ht seinen Beitrag zu den Kosten der neuen socialen Einrichtungen wieder in Gestalt von Krankenuntcr- stützung von Renten bei Alter und Invalidität und selbst in Gestalt von Sterbegeldern; der Arbeitgeber sieht von seinem Antheile an den Lasten der neuen socialen Gesetz gebung nicht das Geringste wieder, für ihn ist alles Ge leistete unwiederbringlich verloren. Wenn seme Tbatkrast erlahmt, wenn es ihm durch die Unaunst der Verhältnisse nicht möglich war sich Kapital zurückzulegen oder stch eine unantastbare Rente zu schaffen, dann ist er im Alter und bei Krankheit schlimmer daran, als der einfachste Arbeit«!, d«r seine Unfall-, Alters- oder Invalidenrente hat. Das Kapital des ehemaligen Arbeitgebers, seine Altersrente ist dem Betrüge und der Pfändung ausgesetzt, die Rente des Arbeiters nicht. Es ist festgestcllt worden, daß Geschäftsbetriebe ein Vierteljahrhundert selten überdauern. Entweder gehen die Inhaber zu Grunde oder sie retten sich ins Rentnerthum oder in die Millionärzucht. Dle Millionäre wachsen wohl an Zahl; das Rentnerthum, das aus dem Kleingewerbe entsteht, bildet aber gegen das p.nsionirte Beamtenchmn, das seine Rente dem Amte in Staat oder Gemeinde v-.r dankt, keine besondere Großzahl. Woher rührt dies nun? Antwort: Von der Ueber- lastung oeS Mittelstandes durch zu hohe Einschätzung seines Einkommens, das von einer Unmenge nothwenviger Un kosten belastet ist, weiter von den Lasten der neuen socialen Gesetzgebung und von den maßlosen Anforderungen im Wettbewerbe mit unsinnigen, nur der Uebe:Produktion dienenden neuen Unternehmungen. Die Gtsitzzebung und der Staat sind im Stande, einigem davon vorzübeugen; der Letztere und seine Organe durch Vermeidung von zu hoher Einschätzung und Begünstigung neuer Unternehm- ungen, die sich noch nicht bewährt haben oder aussichtslos und unnöthig sind, und ferner die Gesetzgebung durch Ab änderung derjenigen Gesetzesbestimmungen, die sich für einen kräftigen Mittelstand nachtheilig bewiesen haben. Dazu gehört wohl zweifellos die Belastung des Klein gewerbes durch die neuere sociale Gesetzgebung. Nicht der Arbeitgeber im kleineren wenig gewinnbringenden Betriebe, sondern der Staat als Schöpfer der Gesetze hat für deren Lasten einzutreten. In derselben Weise wie zu Gunsten der Zuckerindustrie und der C pirituSbrennerei durch sogenannte Liebesgaben, der Landwirthschast und Großindustrie und somit auch dem Arbeiterlhum durch Zölle eine Wohlthat erwiesen wird, mag schließlich auch dem Arbeiterthum noch eine weitere Wohlthat vom Staate erwiesen werden durck Übernehme desjenigen Theiles zur Kranken-, JnvaliditätL- und Altersrente, welcher dem Klein- und mittleren Gewerbe zur Last fällt. Wie aber diesem Gewerbe, das auch nickt eine einzige StaatSwohlthat zu verzeichnen hat, die Last der neuen socialen Staats-Gesttzgcbung aufgcbürdet werden konnte, dafür besteht heute in dessen Kreisen kein Vcrständniß mehr; cs hat wohl überhaupt niemals bestand«n. Soll einiger Maßen in diesen Kreisen wieder Zu- riedenheit herrschen, so befreie man sie wenigstens von direkten Belastungen; der Klein- und Mittelstand des Ge Werkes hat als Theil des Staates an Liebesgaben und Wohltbaten für andere Stände schon hinreichend zu tragen. Diese Befreiung von Lasten hcrbeizuführen, ist aber, wie schon gesagt, Sache derjenigen Parteien im Reichstage, die da angeben, die Stärkung des gewerblichen Mittel- *) Bei Gemeindekraiikenkassen sollen in der Regel die Beiträge 1>/r "/o des ortsüblichen Tagelohns nicht übersteigen. Letzteres zu 2 Mk. angenommen, ergiebt einen wöchentlichen Beitrag von 18 Psg. — Den Höchstbetrag des durchschnittlichen Tagelohnes aus 4 Mk. fest gesetzt und 4 »/o davon erhoben, wie bei den Ortskrankenkassen in Chemnitz und Pirna, ergiebt einen wöchentlichen Beitrag von 96 Psg Dies wäre für diese, die 1. Klasse bereits mehr als das Fünffache. Herrn - ä. ist selbst unbekannt ob in Chemnitz und Pirna die Hälfte oder >rei Viertheile des Tagelohnes gewährt werden; ist ersteres der Fall, s können sich die 96 Psg. leicht um SO»/, Zuschlag erhöhen, was einem wöchentlichen Beitrag von 144 Psg., also dem achtfachen Be trag gegenüber der Gemeindekrankenkasse gleichkäme. stanses stch zur Aufgabe gemacht zu haben. Das Arbeiter- thum ist seiner Zeit im Reichstage auch dafür gewesen, daß der Zusckuß zu Kranken-, Alters- und Invaliditäts- Unterstützung vom Staate getragen werde; es wollte Unter stützung vom Staate annehmen, aber keine Wohlthat von den Arbeitgebern. Sächsisches. — Unser Wetterberichterstatter, Herr P. Wettec, Magdeburg Br. Weg 7/8 bittet unsere Leser in den verschiedenen Orten, ihm gütigst Mittheilung per Post karte zu machen, welche Höhe die Schneedecke daselbst erreicht hat. Derselbe sagt zugleich im Voraus für die Auskunft besten Dank. — In Berliner Blättern wird die Haltung der sächsischen Regierung gegenüber den Bergarbeitern anerkannt. Während die preußische Regierung im Saar- kohlenrevier noch immer jene 3000 Bergleute, die auf Zeit abgelegt wurden, nicht beschäftigt, weil die Geschäfts lage keine günstige ist, habe die sächsische Regierung in einem ähnlichen Falle den wirthschaftlichen und sozialen Interessen weit mehr Rechnung getragen, indem sie, als die Entwerthung des Silbers eintrat und damit der Silberbergbau bis zur Unterbilanz herabsank, von Privat leuten für schweres Geld Silberbergwerke angekauft habe und zwar lediglich aus dem Grunde, um den betreffenden Bergleuten Arbeit und Verdienst zu sichern. Noch während des letzten Etatsjahres hat die sächsische Regierung bei diesem Geschäft mehrere Millionen zugesetzt und werde das auch in künftigen Jahren thun, so lange das Silber mindklwcrthig bleibt. Der preußische Bergfiskus — wenigstens der Saarbrücker — scheine diese volkswirth- schastlichen Anschauungen nicht zu thülen! Deshalb Hensche unter den nicht wieder angelegten Bergleuten viel Sorge und Noth. — Montsg Abend gegen 10 Uhr überraschten die Müller in der Deubener Mühle einen Dieb, welcher sich in die Müllerstube geschlichen hatte. Derselbe hatte sich schon verschiedene Kleidungsstücke und 2 Taschenuhren vom Personal angeeignet und war im Begriff, damit zu ent fliehen, als er von einem hinzukommenden Gesellen fest- gchalten wurde. Nachdem die Polizei in Kenntniß gesetzt war, nahm sich dieselbe des Diebes an und brachte ihn nach Nummer Sicher. Der Dieb, welcher erst Ende De zember aus dem Gefängniß entlassen worden ist, heißt Spitznas, genannt Neumann und stammt aus Coblenz. — Der seinen Wärterinnen im Fieberwahn entlaufene Botenfuhrmaun Scharfe in Zauckerode ist am Freitag früh unt«rhalb Pesterw tz im sogen. Kleinleich, im Eise st ckcnd, todt aufgefunden worden. — Ein Paletotmarder ward in der Person des 19- jährigen Steinbrecher Männel iu Niederste st erwitz ermittelt und zur Anzeige gebracht. Derselbe hatte in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag im Gasthose zum Steiger einem Gaste den Ueberzieher entwendet, der Verdacht fiel auf M. und eine sofort in seiner Wohnung vorgenommene Haussuchung bestätigte denselben, auch wurde hierbei festqeftellt, daß M. dieser Tage den Aus hängekasten im Restdenzbazac gestohlen hat — An der Drahtseilbahn Lo schwitz — Weißer Hirsch wird trotz Kälte und Schnee flftßig weitergearbeitet, was auch nöthig ist, wenn die Bahn wirklich am nächsten 1. Pfingstfeitrtage eröffnet werden soll. Besondere Sckwurigkeiten sind an der Prinzcß»Luisastraße zu be» wattigen, weil hier viel hartes Gestein liegt. — Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich am 28. Dezember auf der Grube „Bescheert Glück" bei Freiberg. Der Anschläger Heinrich Flechtner aus Brand wurde im Schacht von einer vollen Föcdertonne erfaßt, zusammen» gequetscht und in eine dünne Spalte hineingepreßt. Ohn mächtig wurde er herauSgezogen; er begann vor Schmerz, zu loben. Er dürste kaum mit dem Leben davonkommen. — In W-ndisch-RottmannSdorf bei Zwickau, hatte sich zur Wabl der unansässigen Gemeindevertreter gar kein Wähler eingefunden. — Im Zoologischen Garten zu Leipzig befindet ich gegenwärtig die kleine Deutschböhmin Marietta, daS »scheckige Mädchen." Die Anordnung der Farbenflecke am Körper des vierjährigen Kindes Marietta Schöbel ist unregelmäßig; die dunkel gefärbten Stellen aber sind um so schwärzer, je höher sie am Körper fitzen, also fast tiefschwarz im Gesicht, braun an den Beinen. Der Kopf st zum größten Theile schwarz, über das Gesicht aber zieht sich eine dreieckige weiße Stelle, deren breiter Theil oben liegt. Ein Ohr ist schwarz, das andere weiß; neun