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he? Um seinen kranken Vetter zu besuchen? — Wir reisen nach der Residenz, verstanden?" „Zu Befehl, mein gnädigster Herr!" '.Bin nicht gnädig, zum Henker damit," schrie der Graf, „magst de» jungen Herrn so tituliren — bin der Majoratsherr, der Graf! — und noch Euer Gebieter, Ihr scheinheiliges Duckmäuservolk, das hinter meinem Rücken Verschwörungen anzettelt." „Oho, Herr Graf, das geht zu weit," rief Brigitta, voll Empö rung sich kerzengerade vor ihn hinpflanzend, „sehen wir beide, der Frank und ich, wie scheinheilige Duckmäuser und Verschwörer oder so dergleichen aus? Sind unter diesem Dach mit Ehren alt und grau geworden, ja, das sind wir, wenn der Herr Graf auch noch so zornig dreinschaut, und haben Dero gnädigem Herrn Vater schon gedient, wenn wir auch entschlossen sind, keinem andern Majorattherrn ferner noch zu dienen." Der Graf hatte ihren zornigen Erguß ruhig angehört, jetzt zog es wie ein Lächeln über sein finsteres Gesicht. „Na, Alte, hast mich schön abgetrumpft, he?" brummte er, sie nachdenklich anblickend, „warum willst Du meinem Nachfolger nicht dienen? sprich!" „Weil'S mir nicht gefallen wird, Herr Graf," versetzte Brigitta resolut, „möcht' um alles in der Welt der Tochter von jener Frau nicht unterthänig sein, welche einst meinen guten Herrn so unglücklich gemacht hat." Frank hob über solche beispiellose Keckheit entsetzt die Hände em por, während der alte Graf die Farbe wechselte und mit einem grun zenden Wuthlaut die geballte Faust gegen Brigitta ausstreckte. „Was sagt diese alte Hexe dort?" schrie er plötzlich wild, „ich wäre unglücklich gewesen?" „Jawohl, Herr Graf! — und die Hexe hat recht," nickte Brigitta furchtlos. „Sie werden eine alte Dienerin deshalb nicht zu Boden schlagen. Ich hasse alles, was den Namen Einsiedel trägt, weil das selbe dem Haus Dürrenstein nur Unheil bringen kann, und ich weiß, daß der selige Eustachius auch nicht sonderlich davon erbaut gewesen ist, obwohl er den Grafen Albrecht sehr lieb hatte. Und soll ich sagen, was der Frank und ich miteinander abgekartet haben, Herr Graf?" „Na, heraus damit, die Alte ist ja förmlich vom Bösen besessen — solch ein Mundwerk!" Der Graf stieß diese Worte mit sichtlicher Anstrengung hervor und begann mit nervöser Hast seinen Bart einzuflechten, während Frank, der gegen Brigitta eine feige Memme genannt werden konnte, vergeb liche Abmahnungszeichen hinter dem Rücken des Grafen machte. „Na, ich will von vornherein es nur gestehen, daß ich die eigent liche Anstifterin des Planes bin", begann Brigitta mit großer Ruhe, „dieweilen es mir seit der Ankunft des jungen, gnädigen Herren nicht ganz geheuer im Schloß vorgekommen ist, Herr Graf! Da bedauerte ich denn heute, daß der Bruder Eustachius habe sterben müssen, der einzige, zu welchem der Herr Graf Vertrauen gehabt und meinte, so hin und hersinnend, daß ein Pfarrer der beste Rathgeber auf Erden sei und daß der Herr Pfarrer Vinzenz in der Residenz just der rechte sein müsse für unsern Herrn Grafen. Ich getraue mir aber nicht, ihn vor- zuschlagcn, und weil der Frank in dieser Hinsicht ein altes Weib „Brigitta!" unterbrach der Kammerdiener sie erregt. Schweig, Frank!" gebot der Gras, ohne eine Miene zu verändern, „sie hat recht, Du bist ein altes Weib und die Brigitta besitzt Kou- rage. Weiter!" »So schlug ich den Urlaub zum kranken Vetter vor, um durch Frank den Pfarrer Vinzenz zu bitten, hierher zu kommen und unserm Herrn mit Rath und That beizustehen." „Ist das alles?" fragte der Graf, als die Alte schwieg. „Alles, Herr Graf!" „Nein, nicht alles", rief jetzt Frank mit kühnem Anlauf, „die Jungfer Brigitta ist nicht bei der Wahrheit geblieben." „Aha, jetzt fangen wir die Füchsin", lachte der Graf, ingrimmig seinen Bart wieder aufflechtend, „dem Verschwörer schlägt das Gewissen." „Ach Herr Gras!" fuhr Frank demüthig fort, „nicht die Brigitta, ich selber wahr's, welcher das mit dem Herrn Pfarrer Vinzenz er- sann — die Gute will alle Schuld auf sich nehmen, obwohl sie mich schwer beleidigt hat von wegen der Kourage." „Und das wiederum alles?" fragte der Majoratsherr, ihn scharf anblickend, und den Bart streichend. »Alles, Herr Graf!" »Hm, wunderliches Volk!" brummte der tolle Dürrenstein, die beiden Alten eine Weile betrachtend, worauf er sich rasch der Thür zu wandte, um den seltenen Tropfen in seinem Auge, welchen die Treue dieser Menschen ihm ausgepreßt, zu verbergen. „Komm, Alter;" brummte er leiser als gewöhnlich, „es ist Zeit zur Reise." Dann schritt er hastig hinaus, von Frank gefolgt, welcher einen bedeutungsvollen Blick mit Brigitta gewechselt hatte. „Melde dem Grafen Albrecht, daß ich ihn zu sprechen wünsche", rief der alle Graf im Vorbeigehen einem Diener zu und trat dann rasch in sei Zimmer, wo er ein offen auf dem Tisch liegendes Telegramm ergriff, dasselbe noch einmal nachdenk lich, gleichsam mit prüfendem Blick überflog und es dann wieder kopf schüttelnd auf den Tisch warf. Das kurze Telegramm lautete: „Herr Graf! Leonies Tochter ist in Großer gefahr, kommen Sie sofort. Nachricht — Rembertitzplatz Nr. 3." Eine Unterschrift war nicht vorhanden und diese annonymc Depesche durchaus geeignet, Unruhe und Mißtrauen hervorzurufen. In welcher Gefahr konnte Regina sich befinden? War sie krank? Warum wandte ihr Vater sich nicht direkt an ihn? Was sollte die fremde Adresse bedeuten? Der alte Dürrenstein kannte keine Furcht — selbst das Wort als solches war ihm verächtlich, und doch fühlte er sein Herz bei jenen Zeilen unruhig, fast ängstlich klopfen und ein unheimliches Gefühl, das er vergeblich zu bannen suchte, sich wie ein Alp auf seine Brust legen. Er hatte sich in seinen Zwinger begeben, um in die stille Winter- landfchaft hinauszublicken und den unheimlichen Geist, welcher von ihm Besitz genommen, durch einen festen Beschluß zu bezwingen und zu bannen. ES war ihm gelungen; ohne dem Neffen den Grund seiner Abreise mitzuthcilen, wollte er der geheimnißvollen Depesche Folge leisten und jene Gefahr, worin Regina schweben sollte, näher ins Auge zu fassen. Der Postbeutel hatte ihm ebenfalls eine wichtige Mittheilung ge- bracht, wie die kluge Brigitta richtig genug vorausgesetzt. Es war ein Schreiben von seiner Schwägerin eingetroffen, worin ihn diese auf seine formelle Einladung zur Vermählung ihres Sohnes mit zucker süßen Worten benachrichtigte, daß ein längeres Leiden zu ihrem größten Schmerz sie nöthige, seine freundliche Einladung abzulehnen, daß sie aber ihrem Sohn Franz, welcher sich augenblicklich in London befinde, sogleich darüber geschrieben habe und dieser sich jedenfalls glücklich preisen werde, der Vermählung des heimgekehrten Bruders beiwohnen zu dürfen. (Fortsetzung folgt.) -Vermischtes. * Scheintod. Die Frau eines Geschäftsmannes in Essen lei det schon seit Jahren an heftigen Krampfanfällen, zu denen sich in letzter Zeit noch ein besonderes inneres Uebel gesellte. Am vergange nen Sonntag und Montag war die Kranke so elend, das stündlich der Tod erwartet wurde. Am Montag Morgen hörte der eben im Laden beschäftigte Mann plötzlich aus dem Krankenzimmer einen grel len Schrei, er eilt herbei und findet seine Frau in den letzten Zügen; wenige Sekunden, und sie hatte ausgelitten. Der gleich herbeigeeilte Arzt kam zu spät, der Tod war schon eingetreten. Der Mann traf die erforderlichen Anordnungen zur Beerdigung rc. und saß am Nach mittage des folgenden TageS nachdenkend über seine jetzige Lage in seinem Wohnzimmer. Plötzlich ertönt aus dem in der oberen Etage belegenen Zimmer, in dem die Leiche lag, wieder ein gellender Schrei, indem er sofort die Stimme seiner Frau erkennt. Mit einigen Sätzen war der vor Schrecken zitternde Mann oben und — findet seine todt- gemeinte Frau aufrecht im Bette sitzen. Sie war scheintodt gewesen, hatte in diesem Zustande mit klarem Bewußtsein Alles gehört, waS um sie vorgegangen, daS Weinen und Wehklagen ihres ManneS und ihrer Kinder, die Vorbereitungen für ihre Beerdigung rc., war aber vollständig unfähig gewesen, sich nur im geringsten zu regen. In diesem Zustande hat die Frau über 36 Stunden gelegen. * Von der bayerisch-böhmischen Grenze. Die Grenzzollbeamten wissen es nur zu gut, daß die Damenwelt ein sehr ausgeprägtes Ta lent besitzt, die Zollgesetze zu umgehen, giebt doch die Mode selbst Be legenheit genug, Toiletteartikel, die mit hohem Zoll belegt sind, unter den Kleidern zu verbergen. Es ist nicht selten vorgekommen, daß Da men in ihren Hüten ganz beträchtliche Mengen Seidenwaaren oder früher unter den Krinolinen Kleiderstoffe, ja selbst Schuhwaaren ver bargen. Deshalb werden gerade die Damen mit hohen Hüten und Tournüren ganz besonders beobachtet. Im Oberkontrolbezirk WaidhauS wurden kürzlich zwei Damen angehalten, welche zusammen 25 Pfd. Seidenspitzen, die sie in Böhmen angekauft hatten, unter den Kleidern verborgen hielten. Der dafür zu entrichtende Zoll würde über 100 Mk. betragen haben. Die Schmugglerinnen wurden natürlich von Frauen durchsucht. Die Spitzen wurden weggenommen, außerdem aber müssen die Damen gegen 550 Mark Strafe zahlen. Wie viele Spitzen werden wohl aus Böhmen herübergeschmuggelt, ohne daß die Thäter den Grenzbeamten in die Hände fallen. * Als der Müller Thorn in der Nähe von Lodz spät Nachts von einer Reise heimkehrte, fand er seine Frau, seine vier Kinder, Mägde und Müllergesellen, im Ganzen 10 Personen, ermordet. Nur ein lebendes Wesen war in der Mühle, ein fremder Hund, den die Mörder angebunden und vergessen hatten. Bald erschien die Polizei aus dem nächsten Städtchen zu Pferde und setzte den fremden Hund auf die Spur, er lief zu einem Gehöfte in einem benachbarten Dorfe, die Polizei zu Pferd hinter ihm drein. Dem Bauern wurde auf den Kopf zugesagt, er sei der Räuber und Mörder; überrascht gestand er, mit mehren Mitschuldigen die Müllersleute ermordet zu haben, um 7000 Gulden zu rauben, die er im Besitze des MüllerS glaubte, und nannte auch seine Spießgesellen. ZUM Jalmensonntag. Was du herbeigesehnt in raschem Flug, Errungen ist's, dein LebenSbächlein trug Gemach herauf im leichten Wellenspiel Dich an das erste blumenreiche Ziel. Das Leben aus der Ferne nur zu seh'n, In seinem Vorhof harrend nur zu steh'n, So viele, lange Jahre Kind zu sein, DaS schnürte dir das Herz in Fesseln ein. Mit diesem Tage sind sie abgestreift; Du bist nicht Kind mehr, und dein Auge schweift Weit, weit hinaus vom engen Vaterhaus, Weit in daS Leben, in die Welt hinaus. Wie liegt so sonnig die vor deinem Blick! Wie willst du eifrig jagen nach dem Glück! Erjagen mußt für immer du und bald Die zauberreiche, goldene Gestalt. Gemach, gemach! Es giebt ein zwiefach Glück. DaS eine ist vom andern nur ein Stück. Zähm', junger Wandrer, deine Ungeduld. Der Uebel größtes ist und bleibt die Schuld. Halt' erst den Schwur, den heut' du am Altar Dem Herrn wirst schwören, der da ist und war. All' Außenglück verwittert, wie Gestein, Dir doch, ist nicht daS innere auch dein. Hast du nicht Eltern, deren Hoffen du? Daß sich's erfülle, gieb dein Theil dazu, Willst Thränen du in ihren Augen seh'n. Weil du gefallen, weil's um dich gescheh'n? So such' das Glück, wo es zu finden ist. Du hast's bei deinem besten Freund, dem Christ. Gewißlich ist der Seele Friede dein, Wirst du getreu bis in den Tod ihm sein! (CH. Tgbl.) (v»8 Ibest« niitl ) Dresden Nachdem ich seit langer Zeit leidend bin und viele mir angerathene Mittel und Hülfe gegen mein hartnäckiges Magenleiden erfolglos blieb, nahm ich aus eigenem Antrieb Apotheker Rich. Brandt's Schweizer- Pillen. Schon nach der ersten Schachtel, welche ich für M. 1 in der Apotheke erhielt, trat Besserung ein. Ich konnte keinen halben Zwie back noch sonst einen Bissen essen, ohne daß es mir Magendrücken verursachte. Dabei hatte ich gar keinen Appetit, heftige Kopfschmerzen und große Schwäche. Mein Mann und Kinder freuen sich, daß ich wieder Lust und Muth habe und wieder essen kann und Viele, deren Mitleid ich erregte, sind vergnügt, daß es mir besser geht, was ich nächst Gott Ihren Schweizerpillen zu verdanken Hobe. Frau O. Ru dolph, Mathildenstraße 12. Man achte genau darauf, daß jede Schach tel als Etiquett ein weißes Kreuz in rothem Grund und den Namens zug Rich. Brandt's trägt.