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Sonnabend Rk. 267. 23. September 1848. tetpsig. Dit Zeitung Prei« für da« Viertel- t-ZM Deutsche Allgemeine Zeitung. LK- »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!,, «ederblick. Deutschland. **^rankkurt a. M. Deutsche Nationalversammlung. — Amtliche Mittheilung. — Weitere Angaben und Berichte über die Vor fälle. -^Dresden. I. Kammer, die Klöster; II. Kammer, v Dres den. II. Kammer, der Bericht über den provisorischen Wahlgeschent- wurf. — Der Deutsche Vaterlandsverein, ) Leipzig. Der kirchliche Ver ein. Hannover. Das Schatzcollcgium. Heidelberg. Ruhestörung. Mann heim. Bürgerversammlung. Lasset. Die Stände. Mainz. Krawall. Rendsburg. Das Staatsgrundgesetz für die Herzogthümer. Altona. Dänische Offiziere. — Die Herzoge von Augustenburg. KIena. Der Congreß für Reform deutscher Universitäten. Oldenburg. Die Stände, da« Fürstcnthum Birkenfeld. Lübeck. Die Bürgerschaft. Preußen. Vertin. Das neue Ministerium. ^Vertin. Nationalver sammlung. s-f Vertin. Die frankfurter Nachrichten. A Vertin. Die Aussichten, -f Vertin. Die Nachrichten aus Frankfurt. Bewegung. Die Linke der preußischen Nationalversammlung. Vertin. Erklärung der de, mokratischen Fraktion der Nationalversammlung; die Erklärung deS Ge nerals v. Lhümen. — Hr. v. Beckerath. — Eine Schrift über das Ver halten der preußischen Armee in Schleswig. Defterreich. Vivien. Die ungarische Deputation, RcichstagSsitzung. UUen. Minister Schwarzer. Die ungarische Deputation. — Die böhmi sche Sprache.Kundmachungen an das Landvolk. Handel und Industrie. Ankündigungen. Deutschland. * 'Frankfurta. M., 2V. Sept.*) Der deutschen National versammlung ist heute vom Reichsjustizminister ein Gesctzentwur über den Schutz der Nationalversammlung und ihrer Mitglieder vorgcleg worden. Jeder gcwaltthätige Angriff auf die Nationalversammlung wird darin für Hochverrath erklärt; den Anstiftern von Zusammen rottungen in der Nähe des Sihungslocals mit Gefängniß von einem Jahre, den übrigen Theilnehmern mit dreimonatlichem Gefängniß ge droht. Während der Dauer der Nationalversammlung find Volks versammlungen unter freiem Himmel auf einen Umkreis von 5 Meilen vom Sitze derselben untersagt. Die Vorlage dieses Entwurfs veranlaßt den Abg. Stavenhagen zu der Anfrage: ob denn nicht auch in Bezug auf Verleumdung gegen die Nationalversammlung eine Vorlage erfolgen werde. Er verlas einen Artikel der von den Abgg. Blum und Gün ther herausgegebenen Reichstags-Zeitung, welcher die Majorität vom 16. Sept, des Verraths beschuldigt, und verlangte gesetzliche Abhülfc gegen so freche Angriffe. Abg. Schaffrath erwiderte: Die National versammlung sei nicht competent zur Aburtelung über Prcßvergehen. Die Beleidigten mögen sich an die Gerichte wenden. Er protestirc gegen alle Ausnahmsgesetze und erkläre, daß die Linke keinen Schuh in Anspruch nehme. Justizminister Mohl bemerkte: Das Ministerium habe eine be sondere Vorlage über Preßvergehen nicht für nothwendig erachtet, wolle aber abwarten, waS der Ausschuß darüber beschließen werde. Nach Beseitigung eines Competenzbedenkens, das vom Abg. Wcsendonck an geregt worden, und auf die Bemerkung des Abg. Rieffcr, die Noth- wendigkeit eine^ Schutzes für die Nationalversammlung sei in den letz ten Tagen auf eine schauderhafte Weise klar geworden, wurde Justiz minister Mohl's Vorschlag an den Gesehgebungsausschuß verwiesen. Später kam der Abg. Dahlmann auf die Reichstags-Zeitung zurück und protestirt« gegen ein ihm gespendetes Lob aus so unreiner Quelle, wo gegen der Abg. Schaffrath erklärte, er rechne stch die Schmähungen der ^Flugblätter" der Abgg. Jürgens u. A. zur höchsten Ehre an. Er stere Aeußerung wurde von der Rechten, letztere von der Linken lebhaft beklatscht. Oer Abg. Grävell (von der Rechten) schlug den Erlaß eines Auf- ruhrgeseheS vor, welche» aber nicht genehmigt wurde. Ein Antrag des Abg. Briegleb, eine Ansprache an da» deutsche Volk in Beziehung auf die Ereignisse der jüngsten Zeit zu erlassen, ward sofort berathen und angenommen. Abg. Benedey ermahnte dabei die Rechte, sich nicht durch den Sieg M Reaction hinreißen zu lassen. Ein Antrag vom Abg. *) Vorläufiger Bericht. Plathncr auf Erlaß eines Gesetzes über Injurien gegen die National versammlung wurde ebenso wenig zur schleunigen Bcrathung zugelassen als ein Antrag vom Abg. Vogt und andern Mitgliedern der Linken auf Abschaffung der Prügelstrafe beim Militair. Morgen früh wird die feierliche Beerdigung der im Kampfe ge fallenen Offiziere und Soldaten vor sich gehen und deshalb keine Sitzung stattfinden. Nach einer Mittheilung des Präsidenten ist der Abg. Jahn, den man verwundet gesagt, wohlbehalten hier anwesend und Abg. Heckscher, der in Höchst unwürdig gemishandelt ward, glück lich nach Mainz gekommen. Frankfurt a. M., 2V. Sept. (Amtlich.) Der Erzherzog-Rcichs- verweser hat an die in Frankfurt befindlichen deutschen Truppen fol- gendenTagcsbefehl erlassen: Soldaten! Die Unerschrockenheit, Dienst treue und aufopfernde Hingebung, mit welcher ihr in den verflossenen denkwürdigen Stunden die strafbaren Angriffe auf die Sicherheit und Unabhängigkeit der Vertreter des deutschen Volks besiegt, die Innig keit, mit welcher ihr als würdige Repräsentanten so verschiedener deut scher Heeresabtheilungen euch auf dem Felde der Gefahr und der An strengungen die tapfere Bruderhand gereicht, und hierdurch der Welt das schönste Beispiel der neu und kräftig erstehenden deutschen Einheit gegeben habt, verpflichtet mich, euch meine Bewunderung auSzusprcchen. Möchtet ihr nächst dem schönen Bewußtsein, das deutsche Vaterland vor blutiger Anarchie bewahrt und ihm hierdurch den wichtigsten Dienst geleistet zu haben, auch in dem herzlichen Danke, welchen ich hiermit den sämmtlichen Befehlshabern und Mannschaften der hier vereinigten Truppen zu erkennen gebe, einigen Lohn für euer Verhalten empfinden. Frankfurt a. M., den lS. Sept. 1848. Der Rcichsverweser: Erzher zog Johann. Der interimistische ReichskricgSminister: v. Peucker. Frankfurt a. M., 2V. Sept. Gestern ist nachstehende Bekannt machung hier veröffentlicht worden: „In Folge der Erklärung des Be lagerungszustandes ist ein ständiges Kriegsgericht niedergcsetzt. Dasselbe hat in der Hauptwachc seinen Sitz; es find somit dahin alle etwanigen Gefangenen abzuliefern. Frankfurt, den 19. Sept. 1848. Der Reichsminister der Justiz: Robert Md hl." Frankfurt a. M., IS. Sept. ES ist noch nicht möglich, die traurigen und schmerzlichen Ereignisse, welche den gestrigen Tag aus- üllten, aneinanderzureihen und ein vollständiges Bild derselben zu ge ben. Einzelnes tritt hervor in Erscheinungen, die theils wahrhaft er haben, theils überraschend, zuweilen schrecklich sind. Das Nachstehende ist meist ein aus eigner Anschauung hervörgegangcncs Bild, oder es gründet sich auf Erzählungen, die vollständig authentisch sind. Erhaben müssen wir die Ruhe nennen, mit welcher die Nationalversammlung ihre Bcrathungen fortsehte, während ein Sturm gegen die Thür der Paulskirche gerichtet war, und hier zeigte sich H. v. Gagern ganz in seiner ernsten Größe. Und doch handelte cs sich, wie die nachfolgenden Scenen es ergaben, wie es sich mehr und mehr durch die Aussagen der Gefangenen bestätigt, um das Leben oder die Freiheit der Majorität. Eine Aufhellung dieser Verhältnisse wird Deutschland einen ernsten Ans chluß über die Zwecke einer Partei geben, die hier das äußerste Ziel u erreichen hoffte. Ueberraschend war in den Vormittagsstunden die Ruhe und Be- 'onncnheit der österreichischen und preußischen Truppen. Letztere stürm en auf dem Römcrberge fünf Barricadcn hintereinander ohne einen Schuß zu thun; mehre preußische Soldaten erhielten hierbei Verwun dungen durch Steine. In der Mitte dieser Truppen befanden sich mehre preußische Offiziere der Nationalversammlung in bürgerlicher Kleidung, welche beruhigend auf die Soldaten zu wirken bemüht waren, und den Gebrauch der Schußwaffen zu hindern suchten; die preußischen Offi ziere, welche die Truppen führten, zeigten die besonnenste Haltung, und unverkennbar wollte man nur dann den Kampf ernstlicher aufnehmcn, wenn dies unvermeidlich geworden war. Dieser Zustand trat nach 1 Uhr ein, und es wurde von beiden Seiten mit einer Heftigkeit, welche man mit dem Namen „Wuth" belegen dürste, gekämpft. Zahlreiche Opfer sind auf beiden Seiten gefallen, und viel Blut ist geflossen. Im Laufe des Nachmittags wurde der Zustand der Stadt von Minute zu Minute gefahrvoller. Mehre Deputationen der linken Seite verlangten die Einstellung des Kampfes, doch stets unter der Bedingung, daß die Truppen auö der Stadt gezogen würden und man vollständige Amnestie bewillige. Das Ministerium federte dagegen von den Füh-