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Fidelio F. Finke Capriccio über ein polnisches Volkslied für Klavier und Orchester. Diesem 1953 geschriebenen liebenswürdigen Werk stehen gewissermaßen als Programm die 11 Verse des polnischen Volksliedes voran. Es handelt von einem Häslein, das in eine Treibjagd gerät, schon am Leben verzweifelt, aber mit List und kühnen Hakenschlägen sogar die nahe Hundemeute überlistet und sich rettet. Fidelio Finke hält sich recht genau an diese inhaltlichen Angaben. Dies gelingt ihm, indem er dem kapriziösen Inhalt die Form der Variationen gibt. Dabei entstehen Charakterbilder von größter Aussagekraft, so die näherrückende Jagd, so des Häsleins Angst und Verzweiflung, die hetzende Hundemeute, die Geborgenheit des geretteten Häschens, seine Zu friedenheit und stillvergnügte Betrachtung nach dem glücklichen Ausgang dieses Abenteuers. Es scheint so, als ob Fidelio Finke viele autobiographische Züge in dieses Werk hineingearbeitet hat. Meisterhaft ist das handwerkliche Können, das sich in der Setzweise und vor allem in der Instrumentation offenbart. Immer bleibt das Orchester durchsichtig und gönnt dem Solo instrument jede Entfaltungsmöglichkeil.. Und trotz manchen Tiefsinns steckt in dem Werke ein wunderbarer feiner Humor, dessen stille Heiterkeit jeden Hörer erfreut. Richard Strauss Mit dem 1895 komponierten „Till Eulenspiegel“ überzeugte Richard Strauss seine damaligen Zeitgenossen von seiner genialen Begabung. Mit einer bislang noch nicht dagewesenen Drastik, also mit der Fähigkeit, seine Vorstellungen von der Spitzbüberei, dem Humor, der Verschlagenheit Till Eulenspiegels in Musik umzusetzen, ist das Werk ausgestattet. Daß dies Richard Strauss so kongenial gelang, liegt an seiner eigenen Veranlagung, die ganz in diese Richtung weist. Drastik heißt zugleich: anschaulich sein — und so „sieht“ der Hörer gleichsam die verschiedenen Streiche Eulenspiegels und gewinnt dadurch ein eindeutiges Bild. Strauss verwendet dazu die Form des Rondos, also jene Form, wobei das Thema nach jedem Zwischenspiel erneut erscheint. Aber Strauss wandelt das Grundthema, das Till Eulenspiegel verkörpern soll, ununterbrochen ab und gibt ihm, je nach der Stimmung, in der sich sein lustiger Held befindet, und je nach den verschiedensten Situationen, eine veränderte Gestalt. Es ist also das Prinzip der Variation mit dem des Rondos