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Aram Chats chaturi an wurde 1904 in Tiflis geboren. Er ist eine musikantische Naturbegabung von größtem Talent. Als Neunzehnjähriger machte er sich auf, um in Moskau Musik zu studieren. Bis dahin war er ohne alle musikalischen Vor kenntnisse, die er aber in kürzester Zeit nachholte. Das kompo sitorische Handwerk zu erwerben, fiel ihm äußerst leicht. Heute gilt er als einer der großen zeitgenössischen Meister der Sowjetunion. Seine Werke zeichnen sich durch Kraft und Tem perament aus. Seine Musik ist ausgesprochen männlich. Die Suite, die Chatschaturian aus der Bühnenmusik zu dem Drama ..Maskerade“ von Lermontoff zusammengestellt hat, zeigt alle diese. Vorzüge,., Di? fiinf« Sätze (Walzer, Notturno, Mazurka, Ro manze, Galopp) sind' teils von einer heiteren, teils nachdenk lichen Grundstimmung. ,§ie sind sehr melodiös gehalten, mit größ ter handwerklicher Meisterschaft gearbeitet und von stärkster Wirkung. Chatschaturian ist es gelungen, in diesem Werk eine wirklich volkstümliche Musik zu schreiben, die wegen der Güte ihrer Arbeit auch den Kenner entzückt. Viele Züge an ihr ver raten, daß Chatschaturian großen Humor besitzt, dem er vor allem im Schlußgalopp freien Lauf läßt. Der Walzer und die Mazurka sind äußerst tänzerisch empfunden, während im Notturno und in der Romanze schwärmerische Stimmungen fest gehalten werden. Die Suite' ist ein gutgelungenes Werk. Antonin Dvorak (1841—1904) hat sich mehrmals mit der Sinfonie auseinandergesetzt; Mit der fünften Sinfonie (Aus der neuen Welt) hat er einen Treffer gemacht. Die vorhergehenden vier Sinfonien stehen zu Unrecht im Schatten dieses Werkes, weil auch sie so musikantisch und 1 voller Einfälle sind Die vierte Sinfonie in G-Dur, Opus 88, ist in der verhältnismäßig kurzen Zeit vom 26. August bis 8. November 1888 komponiert worden. Dvorak behandelt die strenge Form der Sinfonie ziem lich frei, er hält sich nicht an die Zweizahl der Themen im er sten Satz, sondern bringt eine Fülle von Themen, die einen volkstümlichen Charakter haben. Dvorak hatte sich gerade in diesen Jahren sehr mit dem tschechischen Volkslied befaßt — eine Folge war die Lockerung der sonst so gebundenen Form der Sinfonie. Er führte seine Themen nicht im akademischen Sinne durch, sondern war gerade von der Buntheit und Farbig keit dieses Werkes überzeugt. Der slawische Charakter ist un überhörbar. Im Scfierzo zitiert Dvorak eine Melodie aus seiner komischen Oper ,,Die Dickschädel“. Er ist damit Mozart ähn lich, der in seiner Linzer Sinfonie im Menuett. gleiches tutJ Dvorak konnte seine 4. Sinfonie nicht bei seinem Verleger Sim™ rock anbringen, der den , Kauf Zu den üblichen ..Sinfoniehandels- preisen‘‘ abjejinte. Simrock wollte nur kleine Sachen, Sinfonien waren ihm zü riskant und garantierten kein Geschäft. Dvorak gab deshalb sein Werk an den Verleger Novello in London, weswegen die Sinfonie anfänglich bei uns gar nicht bekannt wurde. Dvorak löste später seinen Vertrag mit Simrock, er schrieb an ihn:' ,,Ich habe gerade jetzt lauter große Ideen im Kopfe —- ich werde tun, was mir der liebe Gott beschert. Das wird wohl das Beste sein.“ (11) MDV Bttfld. IV-2-23 681780/52—500—3091