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Nr. 89 29. März 1848 Deutsche Allgemeine Zeitung «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz l» Preis für da« Viertel jahr 2 Thlr. — JuserlianSgebühr für de» Raum einer Zeile 2 Ntzr. 0 Leipzig, 27. März. Gestern Abend fand im Schützenhause abcr- jmals eine Versammlung der in Leipzig wohnenden Preußen statt; > circa 300 waren zugegen. Unter dem Vorsitze des Or. Fürst bildete sich ein Comite aus 21 Mitgliedern. Man bcricth über eine Adresse an die Helden der Freiheit in Berlin. Diesen Männern, den Frciheitshclden, wollte man Dank sagen für den Heldenmuth, den sie in den Tagen der Gefahr an den Tag gelegt, zugleich aber den Unwillen kundgebcn, den jeder Preuße, jeder Deutsche empfinde, wenn er das spätere Be° > tragen der Berliner mit vorurtheilsfreiem Auge betrachte. Preußen habe manche Rechte errungen, die cs früher nicht besessen, aber es habe noch keine Garantie für dieselben. Darum will man die Berliner auf- fodern, ihre Rechte zu wahren und Bürgschaften für dieselben! zu ver langen. Auch will man gegen die Beschlüsse des sich demnächst in Berlin versammelnden preußischen Landtags protcstircn und eine neue Organi sation dieses Instituts erwarten auf Grund eines ausgedehntem Wahl gesetzes. Von dem Landtag in der Art und Weise, wie er jetzt besteht, sei kein Heil zu erwarten. Die Absendung einer derartigen Adresse wurde einstimmig genehmigt und das Comite mit deren Abfassung be auftragt. Der zweite Antrag betraf die Beschickung des deutschen Parlaments durch ein Mitglied der Gesellschaft. Die Wahl fiel auf Hrn. Krack rügge, der der gestrigen Versammlung beiwohnte, und den klr. Fürst. Hr. Krackrügge ist von der Stadt Erfurt bereits zum Dcputirtcn für den preußischen Landtag gewählt worden hat aber diese Wahl ab gelehnt. Die erlittenen Verfolgungen haben seine Vcrmögensverhältnisse zerrüttet, er konnte mithin auch aus Gründen der Selbstcrhaltung dem Wunsche der Versammlung, ihre Rechte, die Rechte der gesammten Provinzen, die jetzt den preußischen Staat ausmachen, auf dem deut schen Parlamente zu vertreten, nicht entsprechen. Die Versammlung entschloß sich demnach, ihren Präsidenten, den vr. Fürst, der auf dem deutschen Parlamente die Rechte der poscnschen Deutschen vertreten wird, mit einer ausgedehnten Vollmacht zu versehen. *AuS der Lausitz, 27. März. Die Nachricht, daß in Ortschaf ten des Gerichtsbezirks Purschenstcin und den hiesigen Webcrdörfern Ar ¬ beiterunruhen ausgebrochcn, ist unbegründet; die Arbeiterbcvölkerung jener Gegend weiß, daß die Gelegenheit zu Verdienst und Arbeit durch tumultuarischc Auftritte nicht vermehrt, sondern nur vermindert wird. Sie kennt daher ihren Vortheil zu gut und hat überhaupt, wie ihr allgemein nachzurühmen ist, zu viel Sinn für gesetzliche Ruhe und Ord nung, als daß sie sich zu solchen Schritten verleiten lassen sollte; ja die unruhigen Bewegungen und Auftritte in andern Theilen des Landes fanden gerade um deswillen inmitten dieser Bevölkerung die entschie densten Gegner. Alles, was sich von jener Nachricht bestätigt, ist, daß die gegenwärtige bewegte Zeit auch jenen Gemeinden Veranlassung zu Anbringung mancherlei Wünsche, Anträge und Beschwerden gegeben hat, welche jedoch insgesammt nur auf dem gewöhnlichen Wege von den Gemeindevorständcn und Gemeinderäthen bei den Behörden an- und zur Entschließung gebracht worden sind und bei deren Auswahl man vielleicht, hauptsächlich um die erregten Gemüther zu beruhigen, etwas weiter als in ruhigen Zeiten geschehen sein würde, gegangen ist und das Zulässige von dem Unzulässigen nicht so sorgfältig geschieden haben mag. Sowie übrigens der Stadtrath zu Zittau durch den Erlaß einer jederzeit misliebig gewesenen Abgabe, nämlich des Stuhlzinseß, einen ancrkennenswcrthcn Beweis, wie gern er billigen Wünschen zu entsprechen geneigt ist, gegeben hat, so unterliegen auch die übrigen Anträge und Beschwerden besonder» Erörterungen durch die betreffenden obcrn Behörden und einen von den königl. Ministerien unmittelbar dazu abgesendeten AblösungScommiffar. Daß endlich die Stadt Zittau wieder mit Garnison versehen zu werden gewünscht hat, ist derselben wahrlich nicht zu verargen und ein Wunsch, dessen Erfüllung zwar durch die allgemeine Besorgniß möglicher Weise eintretender unruhiger Auftritte beschleunigt worden sein kann, sichcrm Vernehmen nach aber auch außerdem in diesen Tagen cingetreten sein würde. Jedem, dem die Lage von Zittau inmitten einer äußerst volkreichen Gegend und nahe an der böhmischen Grenze bekannt ist, wird diese Maßregel sicherlich nicht auffällig, sondern unter allen Umständen gerechtfertigt erscheinen müssen. Liegt sonach in diesem ganzen Vorgänge ein abermaliger Be weis, wie leicht übertriebene Gerüchte entstehen und zur öffentlichen Kenntniß gelangen, so hegt man hier dagegen allgemein die Hoffnung, es werde, wie überhaupt die arbeitende Klasse in Sachsen, so auch ins- Ueve-vlick. MeUtfchlank. "Leipzig. Die Waffcnübungen. Vtcipsig. Prcußenver- Usammlung. *Aus der Lausitz Die Wcberunruhen. — Versammlung Win Waldenburg. zAus Sachsen. Die Wahlen in Preußen. ^Würz- Iburg. Die Eidesleistung "Samberg. Der HuldigungSeid. Die ftanzö- Wßschen Freischaren. Nürnberg. Di-. Eisenmann. Hannover. Das Mi- W nisterium. Göttingen. Die Bauernunruhen. Osnabrück. Die Bauern- W mruhen. * Stuttgart. Der blinde Lärm. Stuttgart. Die Kammer. W lllm. Hr. v. Prittwitz. Karlsruhe. Die Kammer. Karlsruhe. Die W Wahlln zur deutschen Nationalversammlung. — Robert Mohl über den W deutschen Reichstag. Kassel. Die Ständevcrsammlung. — Hr.,'Eber- W harv. Darmstadt. Die standeöherrlichen Verhältnisse. Main;. Das W deutsche Banner. Die österreichische Artillerie. KÄttenburg. Landes- I herrliche Eröffnung. Kiel. Die Deputation aus Kopenhagen zurück. I Abschläglicher Bescheid. f Äus Thüringen. Schleswig-Holstein. Schwe- I rin. Peoclamation. Äus Nassau. Fürst Wied. *Äus Reus-Ebers- I dort. Proklamation. Detmold. Der außerordentliche Landtag. Audicn- Hzen. Ernennungen. Frankfurt a. M. Der Bundesbeschluß. Wkeußen. Bertin. Cabinetsordre. Bekanntmachung. **Berlin. Deut- I sehe Nationalzeitung. Die Bürgerwache. Adressen. Deputationen aus I Pommern. *Äus der Provinz Sachsen. Volksversammlung. Bonn. W Die Weihe der Bundesfahne. Arndt's Rede. — Der Magistrat und die M Stadtverordneten in Breslau. —' Graf Schaffgotsch. — Nordhausen, *Wien. Venedig. Mailand. Krakau. Die Nationalg udc. I Dankadressen. — Das deutsche Volk an den König von Pccußcn. Prag. I Adresse. —Presburg. Das Ministerium. Preßgesetz. Erzherzog Ste- I phan. Aufregung in Pesth. Lemberg. Bewegung. Der Kaiser zum I König von Polen ausgerufen. Ntpenedig. Die Vorgänge. — DieNach- W richten aus Mailand. W Deutschland. I ° Leipzig, 27. März. Die Auffoderung, welche vor einigen Ta- an Alle ergangen ist, welche sich in der Waffenführung üben Mollen, hat verschiedene Zweifel veranlaßt, die zu einer Aufklärung Muffodcrn, welche ich im Namen des Vereins für Waffcnübung gebe. W Wenn man hier und da gemeint hat, cs müsse doch wol in Lcip- Wg nicht so ganz ruhig sein, da man zu solchen Maßregeln greife, so W,darf das hier keiner Berichtigung, und auch für Auswärtige wird MaS Folgende zeigen, wie es mit dieser Auffoderung gemeint sei. , Kein Besonnener kann und darf es sich verhehlen, daß, so sehr Mir Alle den Frieden wünschen und zu erhalten streben, um ein neues Mculschland in freudiger Sicherheit aufzubaucn, die Gefahr des Kriegs Moa allen Seiten drohend hcrantritt, eines Kriegs, der, wenn er Minttitt, mit der ganzen Kraft des Volks geführt werden muß, damit Ria rascher und vollständiger Sieg Deutschlands Freiheit und Einheit Mr immer sichere. Sich mit allem Ernst auf diesen Krieg rüsten ist MS sicherste Mittel, ihn zu verhindern, wenn dies möglich ist; das «inzigc, ihn siegreich zu führen. Es ist nothwcndig, daß die waffen- Whige Mannschaft dies in kürzester Frist in Wahrheit werde, indem Deder sich zur Führung der Waffen, zum wirklichen Kriegsdienste ge- UWt macht. Es wäre zu spät, damit anzufangen, wenn die Noth Uchen da ist; sie finde unS gcwaffnet, wenn sie kommt. Um damit ei- laen wirklichen Anfang zu machen, ist der Aufruf erlassen zur Ucbung lim Gebrauch der Waffen, im Schießen, im Bayonnetfechtcn, wie es Iber Kriegsdienst crfodert, damit, wcnu Krieg wird, es an Männern Inicht fehle, die nicht nur bereit find, sich dem Dienstc des Vaterlandes zu stellen, sondern auch fähig, sich ihm sofort zu unterziehen. In wel cher Weise dem Vatcrlande dieser Dienst geleistet werden solle, dar über bestimmen wir nichts, dies wird die Zeit thun, die unserer bc- darf; jetzt bilden wir keine Freicorps, keinen Landsturm, aber wir wollen uns auf Alles vorbcreitcn, damit, wenn der Ruf ergeht, Jeder an den Platz sich stellen könne, den ihm das Gebot des Augenblicks anweist. So wenig wir also jetzt für einen bestimmten Dienst Zusa gen verlangen, so wenig beabsichtigen wir irgend eine Störung im Dienste der Communalgarde; was wir wollen, geht über diesen hinaus, cs ist die unmittelbare Vorbereitung auf den Kriegsdienst. Also nicht nur eine gymnastische Uebung oder gar ein eitles Soldatcnspiel, cs ist der bitterste Ernst, es ist der freudigste Ernst von Männern, welche, ! um dem Vaterlande Alles zu gewinnen, Alles cinzusehcn fest entschlos- en sind. Auf Thcilnahme, rege Theilnahme in diesem Sinne hoffen vir, nicht blos hier, im Kreise Derjenigen, an welche unser Aufruf ge- i ächtet ist, sondern im ganzen Vaterlande, auf daß die allgemeine Volks bewaffnung auf diesem Wege angebahnt und vorgcbildet werde. Otto Bahn. Mittwoch ltipstg. Dl- Z-itun« scheint täglich Abend«. beziehe» durch alle ßosttmler de« In- und Auslände«.