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-AI größere Oeffcntlichkejt zu gewähre» bereis sei u»d die EinfÄhrung von Schwurgerichten in reifliche Erwägung ziehen wollte. Sodann verlas derselbe hie Erklärung, welche wir bereits gestern mitgetheilt haben. . 0r. Köchly motivirte hierauf die einzelnen Punkte mit kurzen, ru higen Bemerkungen,, von wiederholtem stürmischen Beifallsruf unter brochen. DerVorsitzende fragte sodann, nach einem einhelligen Schluß applaus, ob man die zehn Punkte ohne Zusätze annchmen wolle, die man ja in besondcrn Petitionen nachbringen könne, was kräftig bejaht wurde. Ädvocat Krause, welcher kaum zu Worte kommen könnte, be antragte den Wegfall des vierten Punktes,, da die gewünschte Sicher heit in Sachsen schon gesetzlich garantirt sei. Nach einer kurzen Ge genbemerkung Blödels wurde der : Antrag stürmisch abgelehnt. So gleich erfolgten gegen 500 Unterschriften, die Erklärung wird jedoch - noch einige Tage a^n verschiedenen Orten ausgelegt und sodann an das hohe Gesämmtministerium mittels Ueberreichungsschrekbens abgegeben werden. Noch unterzeichnete man folgende ebenfalls auögelegtc Bei fallsadresse an die Stadt Leipzig ziemlich zahlreich: Ä» unsere leipziger Brüder! In Zeiten des Kampfes und Per Er regung thut Entschiedenheit und Einheit noth. Das Völk muß stehen wie Ein Mann, wo cs gilt, seine Unabhängigkeit nach innen und außen zu bewahren. Ihr habt cs bewiesen, daß ihr Freunde des Vaterlandes, Freunde des Königs seid. Ihr habt euch nicht gescheut, im Kampfe gegen die Unterdrücker unserer Freiheit, im Ringe» gegen eine systematische Re- action die Wahrheit offen und frei zu sagen, wie es Männern geziemt. Ahr habt die Bahn gebrochen im sächsischen Vaterlande. Euer Ruf wird ein Echo finden überall, wo cs Vatcrlandsfrcundc, wo es Männer gibt. Wir statten euch unsern Dank dafür ab, wir erklären euch unsere Ach tung und unsere vollste Ucbcrcinstimmung mit euern Worten und Hand lungen. (Folgen die Unterschriften.) (D. T.) V Leipzig, 9. März. Zn Folge der gestrigen Auffodcrung zum Eintritt in die Reserve der Communalgarde wurden bereits drei Com pagnien zu 59 Mann, die ihre Offiziere wählten, gebildet. — Es ist von einer großen Anzahl hiesiger Bürger und Einwohner zur Ueber- reichung einer Petition an den König auf nächsten Sonntag, wenn bis dahin nicht den Wünschen des Volks entsprochen sein sollte, eine Fahrt nach Dresden beschlossen, und die erfoderlichen Einleitungen dazu getroffen. «Leipzig, 8. März. Folgende Adresse ist von hiesigen Studi - rrnden dein Rector der Universität übergeben worden:. An Seine Magnificenz, den Herm Professor..Ur Hartenstein, Rector der Universität Leipzig. Durchdrungen von der festen Uebcrzeugung, daß -in so ernsten Zeiten, wie die gegenwärtigen sind, jedes Ueberschreiten der I gesetzlichen OrdnuM.forgfältigcr wie je vermieden werden müsse und daß s es namentlich den akademischen Bürgern g^emes^nnt Ernst, Ruhe und ' Gesetzmäßigkeit den kommenden Ereignissen entgegenzugchcn: hatten die unterzeichneten hiesigen Studirendcn die in diesem Sinne an sie ergan gene Anrede Ew. Magnificenz begrüßt. Da erfuhren wir, daß von einem Theile unserer Kommilitonen Ihnen eine Verwahrung gegen dieses von uns aus fester Uebcrzeugung gegebene Versprechen zugegangen sei, daß man Ähre an uns gerichteten Worte als zur Theilnahmlosigkcit an den neue sten Zeitereignissen auffodernd dargestellt habe. Daß wir einer solchen Auf- foderung nicht hätten genügen können, davon werden Ew. Magnificenz selbst überzeugt sein; daß aber die Tendenz, in der Sie zu uns sprachen, ein freudiges „Ag" von unserer Seite Hervorrufen mußte, dies zu bekräf tigen fühlen wir uns dringend verpflichtet. So fern wir davon sind, die großen Ereignisse, die von außen her so mächtig auf uns einwirken, mit Theilnahmlosigkcit an uns vorübergehen zu lassen, so fern wir davon sind, uns mit den gerechten, auch in unserm Vaterlande laut gewordenen Wün schen und Foderungen der Zeit in Widerspruch zu setzen; so fem wir da von sind zu verkennen, wie die neuesten Ereignisse durch Hinwirkung auf eine freiere Entwickelung des geistigen und politischen Volkslebens das Wohl unserß deutschen Vaterlandes, das Glück und die Zufriedenheit aller deutschen Bürger für die Zukunft begründen und befestigen müssen; so stolz wir uns endlich in dem Gedanken fühlen, daß wir vorzüglich, als erst werdende Staatsbürger die segensreiche Früchte dieser neuesten inhaltsschweren Zeitereig nisse ärntcn werden: so find wir dennoch der festesten Ueberzeugung, die wir frei und offen vor Allen und Jedem hiermit bekennen, daß wir die Herbeifüh rung dieser neuern, bessern Zustände auf keinem andern als dem verfassungs mäßigen, auf Gesetz und Ordnung beruhenden Wege zu bewirken suchen müssen; daß cs vorzüglich dem akademischen Bürger, als zukünftigem Vertreter und Vollstrecker des Gesetzes, die wichtigste Pflicht sein müsse, um keinen Fuß breit von der Richtschnur der Ordnung und Gesetzlichkeit zu weichen, und in dem Bestreben, Gesetz und Ordnung als die Pole des Staats aufrecht zu erhalten, die würdigste Vorbereitung auf eine zukünftige tüchtige Wirk samkeit für das wahre Wohl des Vaterlandes zu erblicken. In diesem Sinne, Magnificenz, hatten Sie neulich zu uns gesprochen, und freudig, aus voller, reiner Uebcrzeugung tönte das „Ja" aus unserm Munde. Nicht der Schüler war eS, der dieses „Ja" dem Lehrer gab, aus Furcht vor dem Gesetz, der freie, selbständige Mann war cs, der cs dem Vertre ter des Gesetzes gab, aus Achtung vor dem Gesetz. In demselben Sinne sprechen wir jetzt dieses „Ja" noch einmal aus und werden cs stets in Worten und Handlungen bekennen und vertreten. Wir werden dies um so freudiger thun, als wir aus der von dem akademischen Senat an Sc. Maj. den König erlassenen Adresse ersehen haben, wie unsere Ansichten, Hoffnungen und Wünsche sich in dcncn unserer Vertreter wiedcrsindcn. Leipzig, 8. März. Die neuesten Nachrichten über die Aufnahme der Abgeordneten der sechs Städte Zwickau, Werdau, Crimmihschau, Meerane, Glauchau und Waldenburg bei dem König empfingen wir soeben; sie widersprechen leider dem hier allgemein verbreiteten Gerücht von ertheilter Preßfreiheit und ähnlichen Conccssionen. Nachdem die Abgeordneten heute Nachmittag 2'/, Uhr beim Könige vorgelasscn wa ren, hielt der Bürgermeister Lincke von Werdau, welcher zum Wortführer gewählt worden war, folgende Anrede an den König: Die altbewährte, biedere Treue und tief im Herzen wohnende Liebe der Sachsen zu ihrem erhabenen allverchrten. König, die aus der Seele flammende Hingebung für das theurc Vaterland legt auch uns die heilige Pflicht auf, als Vertreter von 50,000 Seelen des Reichs Ew. Maj. drin gende Bitten und Wünsche in Ew. Maj. Hände niedcrzulcgen, von deren Erhörüng wir in so stürmevoller Zeit allein das Heil des Thrones wie des Volkes erhoffen. Majestät! wir appelliren an Ihr großes Herz, möge des sen liebevoller Schlag der beglückende Genius und Leitstern des gesitteten Zeitgeistes werden, jener göttlichen Macht der Staaten und Weltgeschichte, welche die RcgierungSorgane Ew. Maj: als legitim nicht anerkennen wol len. Das sind des Volkes Wünsche. Hiemit wurden die 8 Adressen übergeben. Der König erwiderte: Ich muß Sie jetzt auf meine öffentliche Bekanntmachung verweisen, ich werde die Verlangen,, .welche billigen, bescheidenen Wünschen entsprechen, dem nächsten Landtage vorlegcn. Darauf antwortete Hr. Bürgermeisser Schwedler von Meerane: Maj.! Sie erlauben — — wurde aber von dem König mit den Worten unterbrochen : nein, nein, nein, nein! unbillige Wünsche werde ich nicht berücksichtigen. Ich kann mich mit Ihnen nicht in Discussion einlasscn; ich habe Ihnen nichts zu sagen als: Leben Sie wohl. Noch einmal nahm Hr. Bürgermeister Schwedler das Wort: Maj.! entlassen Sie uns nicht ohne alle Zusagen; erhielt aber sogleich dieselbe Ant wort : Ich habe Ihnen weiter nichts zu sagen als: Leben Sic wohl. (Gen.-Anz.) Crimmitzschau, 6. März. Die großen und wichtigen Ereignisse der neuesten Zeit, welche für ganz Europa von Einfluß sein müssen, waren Veranlassung, daß sich auch hier am 4. März einige Hundert Einwohner der hiesigen Stadt im Schicßhause versammelten, um über die Mittel zu einer künftigen gesicherten Existenz unsers deutschen Va terlandes Meinungen und Ansichten zu hören. Das Ergebniß der Ver sammlung war nun der Beschluß, an unsern König eine Adresse gelan gen zu lassen und solche behufs der Weiterbeförderung auf geeignete Weise dem hiesigen Stadtrathe, zugleich zum Anschluß desselben, zu überreichen. Die in derselben ausgesprochenen Wünsche sind folgende: 1) Vertretung der sämmtlichen deutschen Völker beim Bundestag durch ein gemeinsames deutsches Parlament, um so durch die brüderliche Ver einigung aller deutschen Volksstämme zu einem großen Ganzen die deutsche Nation zu erstarken und die Einheit des deutschen Vaterlandes der Wahr heit näher zu bringen; 2) das Recht, daß sich das Volk, um seine Mei nungen auszutauschen, ungehindert versammeln darf; 3) die in der Bun- desacte garantirte Religions- und Gewissensfreiheit, ferner Freiheit der Rede und der Schrift; -1) öffentliches und mündliches Verfahren und Schwurgerichte; 5) Reform des Wahlgesetzes (Wegfall gewisser Beschrän kungen bei der Wahlfähigkeit); 6) allgemeine Volksbewaffnung und Ab schaffung der stehenden Heere, die neben ihrer schweren Last dem Wohl stände des Volks durch massenhafte Entziehung von Arbeitskräften unge mein schaden; 7) allgemeine deutsche Handelspolitik, gleichmäßigere verein fachte Besteuerung, bei welcher nicht die größten Lasten das tägliche Brot des Armen treffen, und Schutz der Arbeiter, im Hinblick auf die traurige Lage derselben und auf die Auswanderung. Zu dem Ende und zur Verwirklichung dieser Wünsche wird nun dem Könige das Gesuch um gnädige Verwendung bei den übrigen Thronen des Deutschen Bundes und um sofortige Einberufung unserer Stände vorgclegt. (D. T.) Chemnitz, 6. März. Soeben findet bei überfüllten Galerien in der Sitzung der Stadtverordneten die Unterschrift der von den Letz tem und dem Stadtrath entworfenen Adresse an den König statt. Den Hauptinhalt bilden erneuerte Versicherungen der Treue und An hänglichkeit an das Könighaus, nächstdem die Bitte um Preßfreiheit und eine volksthümliche Vertretung am Bundestage. (D. T.) Tharan-, 6. März. Vorgestern hatten die hiesigen Stadt verordneten öffentliche Sitzung und beschlossen einstimmig, eine Pe tition an den König im Sinne der leipziger Petition zu richten, vor her aber den hiesigen Stadtrath zum Beitritte zu veranlassen. Gestern hielt der Stadtrath deshalb Sitzung. Es war unterdeß der Inhalt der königlichen Antwort auf die leipziger Petition bekannt geworden. Der hiesige Stadtrath trat nicht bei; „er wollte den König in dieser sor genschweren Zeit nicht auch noch mit einer Adresse behelligen", vielmehr damit bis zum Landtage warten. Freilich möchte da der Stadtrath nur unterdes, eine Petition an die Weltgeschichte einreichen, daß sic auf ihn warte. Heute nun haben die Stadtverordneten, da sic vom Stadtrathe verlassen worden sind, zwar von der Petition abzusehcn beschlossen, über den abfälligen Beschluß des Stadtraths aber ihr Be dauern nicdergclegt, und den Wunsch und die Hoffnung angeschlossen, daß die nächstcZukunft den Stadtrath eines Andern belehren möge. (D. T.)