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741 I - Es ist von der provisorist Marineministerium niedergestht worden, um in der kürzesten Zeit dik wirft und Kronen zerstreut. Bleibt gelassen inmitten der Aufregung dieser ersten Lage und stellt all euer Vertrauen auf die göttliche Fürsehung; gebt den Gläubigen das Beispiel des Gehorsams und der Unterwerfung an die Republik. Ihr habt oft den Wunsch geäußert, die Freiheit zu genie ßen, welche eure Brüder der Bereinigten Staaten so glücklich macht, und diese Freiheit wird euch zu Theil werden. Sollten die Behörden cs wün schen, daß die Fahne der Nation von euren Kirchen wehe, so willigt in dieses Verlangen ein. Die Fahne der Republik wird immer der Religion ihren Schutz gewähren. Verfolgt mit Eifer, meine theucrn Brüder, eure heilige Sendung, wendet eure Fürsorge den Kranken zu, versagt eure Mit wirkung keiner Maßregel, welche die Lage der arbeitenden Klaffen verbes sern kann. Es steht zu hoffen, daß man endlich an dem Loose der arbei tenden Klassen ein aufrichtiges und wirksames Interesse nehmen werde. Lest euern Pfarrkindern diesen Brief non der Kanzel vor. bleiben. Obgleich sie entschlossen ist, alle Auflagen bcizubehaltcn, um die Verpflichtungen des Staats zu erfüllen und den Dienst des Staats zu sichern, so konnte sie doch eine wesentlich politische Steuer nicht wie ein blos fiskalisches Einkommen betrachten. Der Zcitungsstcmpel darf nicht fort- dauern in einem Augenblicke, wo die nahe Berufung der Wahlver sammlungen den freien Ausdruck aller Meinungen, aller Gefühle, aller Ideen nöthig macht. Die volle Freiheit der Besprechung ist ein unentbehr liches Element jeder aufrichtigen Wahl. Die provisorische Regierung, welche die dringendsten Interessen in ihrem Zusammenhangs auffaßt, hat die fol genden Maßregeln decretirt: „Art. I. Der Finanzminister ist ermächtigt, aus den Erwägungen, die in seinem Decret auseinandergeseht find, am 8. März in Paris und am 15. März in den Departements die halbjähri- — Die provisorische Regierung hat durch folgendes Decret unter An dern» doch noch den Zeitungsstempcl aufgehoben: Die Republik, welche die Rechte Aller gewährleistet, ist zu gleicher Zeit berufen, allen Interessen zu dienen; der erste Gedanke der provisorischen Regierung war, die so ernstlichen Leiden der Bürger, welche am Kampfe in den Straßen Theil nahmen, zu lindern. Den Verwundeten sind Unter stützungen zu Theil geworden; die öffentlichen Arbeiten in allen Zweigen der Verwaltung sind wieder ausgenommen ; National-Wcrkstättcn geben jetzt mehr als 10,000 Arbeitern Beschäftigung. Während wir angestrengt be müht sind, die Gegenwart weniger peinlich zu machen, sucht die perma nente Commission der Regierung die Mittel, um in Zukunft die größten Probleme der Industrie zu lösen. Dank den ernsten Maßregeln, ist der Friede in den Straßen wieder hergestellt; aber der Stoß einer so starken Erschütterung bebt in den Geistern wie in den Interessen noch nach. Der kleine Handel, welcher nicht leicht Zugang zur Bank findet, fühlt das Be- dürfniß, daß man die Wohlthat des Credits bis auf ihn ausdehne; die Regierung beschäftigt sich damit, für denselben in sehr naher Zeit eincDis- contobank zu errichten. — Die Presse, dieses so mächtige Werkzeug der Civilisation und der Freiheit, deren Stimme alle Bürger um die Republik vereinigen muß, konnte von der Sorgfalt der Regierung nicht unbeachtet Die Republik hat bei ihrem Entstehen und in der Hitze eines Kampfs, den das Volk nicht hcrvorgcrufen. hatte, drei Worte ausgesprochen, welche ihre Seele offenbarten und den Segen Gottes und der Menschen auf ihre Wiege lenken werden: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. An; Tage darauf hat sie sturch die Abschaffung der Todesstrafe für politische ^Vergehen diesen drei Worten im Innern ihren wabren Kommentar gegeben; geben Sic ihnen auch "auswärts ihren wahren Commcntar. Der Sinn dieser drei Worte in ihrer Anwendung auf unsere auswärtigen Verhältnisse ist folgender: Befreiung Frankreichs von den Fesseln, in denen sein Prtncip und seine Würde lagen; Wiedergewinnung des Ranges, den cs neben den Großmächten Europas ein nehmen muß; und endlich Bündniß- und Freundschaftserklarung an alle Völker. Ist Frankreich sich seines Antheils am liberalen und civilifirenden Berufe dieses Jahrhunderts bewußt: so ist nicht eins unter diesen Worten, welches Krieg bedeutet. Ist Europa klug und gerecht: so ist nicht eins unter diesen Worten, welches nicht Frieden bedeutet. Empfangen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung. Paris, 2. März 1848. Lamartine, Mitglied der provisorischen Negierung der Republik und Minister der auswärtigen Angelegenheiten. stellern bei der provisorischen Regierung und den Ministern anzutrcffcn. — Der Finanzminister Hr. Goudchaux hat die Zinsen der Sch atz - bons mit drei- bis fünfmonatlicher Verfallzeit auf 4'/? Proc., der mit sechs- bis zwölfmonatlichen aus 5 Proc. festgesetzt. — Hr. Calviere, Sohn dos Cppairs, hat als Augenzeuge mitgetheilt, wie der Deputirte Zollivet im Tuileriengartcn seinen Tod gefunden hat. Derselbe hatte mit dem Genannten einen unglücklichen Municipal- gardisten eben in Sicherheit gebracht, als von dem Pont Tournant her eine Compagnie Linie ihr Feuer in der Richtung abgab, wo sie sich befanden. Hr. Jollivct blieb auf dem Flecke todt und Hr. Cal viere war an Arm und Schenkel von drei Kugeln verwundet. Es er klärt das, warum die Soldaten den Leichnam im Tuileriengartcn ei ligst verscharrt hatten. — Der Cardinal Bonald, Erzbischof von Lyon, hat an den Kle rus seiner Diöcese folgendes Rundschreiben erlassen: Meine lieben Landsleute! Ihr kennt bereits die politischen Verände rungen, welche sich in Frankreich ereignet haben. Es kann uns nicht Wun der nehmen, die wir immer mit ewigen Interessen beschäftigt sind, zu er fahren, daß die Hand Gottes in seiner Gerechtigkeit Throne zu Boden — Der ehemalige Oberstlieutenant der dritten Legion der National garde, Lambert, beim Haushalte Ludwig Philipp's angcstellt, wel cher am Tage nach der letzten Katastrophe seine Charge niedergelegt hatte und als Gemeiner eingetreten war, hat sich jetzt durch einen Schuß in den Kopf getödtct. — Das Journal des Debats widerspricht der gemachten Angabe, daß auch Hr- Louis Noailles, Attache bei der französischen Ge sandtschaft in London, seine Abdankung eingesandt habe. provisorischen Regierung eine Commission beim ' gen Renten auszuzahlen, welche erst am 22. fällig sind. Art. 2. Eine DiS- : contobank wird errichtet werden unter dem Namen: Dotation des kleinen Handels. Art. 3. Die Stempelabgabe für die periodischen Schriften ist abgeschafft. — Mitbürger! Die provisorische Regierung wendet sich an alle Steuerpflichtigen mit vollem Vertrauen auf ihren Patriotismus. Die vor übergehenden Schwierigkeiten der Lage flößen ihr keine Furcht ein; da« in telligente Frankreich, das einige Frankreich ist die reichste und stärkste der Rationen. Die Republik wird, um große Dinge auszuführen, nicht das Geld nöthig haben, welches die Monarchie verschlang, um Elende zu ma chen. Aber ihre Lhätigkcit ist die Lhätigkeit Aller; Jeder muß dem Va terlande nach dem Maße seiner Kräfte dienen; wir fodern heute von den Steuerpflichtigen, daß sic die Jahresstcuern vorauszahlen, um die proviso rische Regierung in Stand zu setzen, alle Leiden zu lindern, alle Geschäfte in Lhätigkeit zu setzen und die Wohlthatcn de« Credits auf alle Diejeni gen auszudchnen, deren Arbeit die Reichthümer vermehrt. Mitbürger! um auf die unerschütterliche Hingebung der provisorischen Negierung rechnen zu können, laßt ihr den Stolz, zu glauben, daß sic eben so auf euch rech nen kann. — DasComitc für Organisati on dcrArbcit Hal sich nach zwei Sitzungen auf kurze, jedoch unbestimmte Zeit vertagt. Hr. Louis Blanc, Präsident desselben, sowie mehre Mitglieder wünschen einige Special fragen, welche mit der großen Aufgabe zusammenhängen, noch einer" umfänglichen Ermittelung zu unterwerfen. — Die Blätter enthalten fortwährend Bcitrittsadressen aus den Departements und auch eine von der demokratischen Gesellschaft in Brüssel. „Frankreich, heißt cs darin, hat den Zeitpunkt um Vieles vorgerückt, in dem wir cs zu begrüßen hofften. Kein Zweifel, daß die Völker, die Frankreich zunächst liegen, die ersten sein werden, welche seinem Beispiele folgen." — Man schreibt aus Paris: Es bestand hier und besteht noch eine geheime Verbindung, welche für den Tod Ludwig Philipp's ihre Einrichtungen getroffen hatte und eine Centrallcitung mit vielfachen Verzweigungen besitzt. Zn den untern Graden breitet sie sich in 700 Capitainc aus, die jeder 10 Mann unter sich haben. Nach den Er eignissen des 22. und 23. Fcbr. hielt das Ccntralcomite schon jetzt den Moment sür seine Zwecke gekommen, in der Nacht vom 23. bis 24. Fcbr. wurde die Losung gegeben, die 7,700 M. verbreiteten sich durch alle Theile von Paris und anstatt der 50 Barrikaden des 23. Febr. sah man am 24. Febr. tausende wie auf Commando entstanden. Nach vollbrachter Revolution sind die Führer und ihre Leute wieder in düs frühere Dunkel zurückgetretcn und nur Einzelne sind unter den Bitt gmig, die sie im Innern vornimmt, um dem Bunde der demokr-tischen Regie rungen eine Kraft mehr zu gewähren, gehemmt oder bedroht wäre; wenn die selbständigen Staaten Italiens besetzt jeovadi«) würden; wenn man ihrer tnncrn Umbildung Grenzen bestimmen oder Hindernisse entgegensetzen wollte; wenn man ihnen mit gewassneler Hand das Recht streitig machte, Bündnisse unter einander einzugehen, um ein italienisches Vaterland zu begründen: dann würde die Republik Frankreich sich für befugt erachten, selbst die Waffe» zu ergreifen, um jene wohlberechtigten Regungen des WachSthums und der Nationalität der Völker zu beschützen. Die Republik hat, wie Sie sehen, die Aera der Proscriptioncn und der Dictatüren augenblicklich durchschritten. Sic ist entschlossen, niemals die Frei heit im Innern zu verschleiern. Sie ist ebenfalls entschlossen, ihr demokrati sches Princip niemals nach außen zu verschleiern. Zwischen den friedlichen Strahl ihrer Freiheit und die Blicke der Völker wird sie Keinem die Hand zu halten gestatten. Sie erklärt sich für den intellektuellen und herzlichen Bun desgenossen aller Rechte, aller Fortschritte, aller gesetzmäßigen Ausbildungen von StaatSctnrichtungeN bei den Völkern, welche mit ihr nach gleichem Grund satz zu leben wünschen. Eine versteckte oder aufreizende Propaganda wird sie bet ihren Nachbarn nicht treiben. Sic weiß, daß nur diejenigen Freiheiten von Dauer find, welche auf ihrem eignen Boden von selbst wachsen. Sie wird aber durch den Glanz ihrer Ideen, durch den Anblick von Ordnung und Ruhe, welchen ße der Welt darzubieten hofft, den einzigen ehrlichen Prosely tismus betreiben: den Proselytismus der Achtung und der Sympathie. Das ist kein Krieg, das Ist Natur. Das ist keine Aufreizung Europas, das ist Leben. DaS beißt nicht, die Welt'in Flammen setzen: das heißt, auf seinem Platze am Horizont der Völker strahlen, um diesen voranzuschrciten und sic zu letten. Wir wünschen, um der Menschheit willen, daß der Friede erhalten werde; wir hoffen cS sogar. Eine einzige KvicgSsrage war vor einem Jahre zwischen Frankreich und England aufgeworfen. Diese Kriegsfrage hatte nicht das re publikanische Frankreich, sondern die Dynastie hatte sie anfgeworfcn. Diese, Kriegsgefahr ist mit der Dynastie verschwunden, die Europa, nm der durchaus persönlichen Herrschsucht ihrer Familienverbindungen in Spanten willen, darin gebracht hatte. Diese Hauspolitik der gestürzten Dynastie, welche seit siebzehn Jahren unsere Nationalwürde beeinträchtigte, hatte auf diese Weise durch ihre Prätensionen auch noch eine Krone in Madrid, zu gleicher Zeit auch unsere liberalen Bündnisse und den Frieden Europas beeinträchtigt. Die Republik ist ohne Herrschsucht. Die Republik kennt keinen Nepotismus; sie erbt nicht die , Prätenjiönen einer Familie. Spanien regiere sich selbst; es sei unabhängig und frei. Hinsichtlich der Festigkeit dieser natürlichen BundeSgenofsenschaft zählt ' Frankreich mehr auf die Üebercinstimmung der Grundsätze als aus die Erb- ' rechte des Hauses Bourbon. - Dies ist d<r Geist, welcher die Näthe der Republik-beseelt. So wird , unwandelbar der Charakter der kräftigen und gemäßigten Politik Frankreichs - sein, die Sie zu vertreten haben.