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2406 — Die Wcser-Zcilung besagt aus Vre««»» vom I. Oct.: „Tine Nachsicht, die zurrst von dem Mannheimer Journal mitgrtheilt mar, macht eben jetzt durch fast alle deutschen Blätter die Runde und findet, was noch schwerer zu begreifen ist, bei den meisten nicht nur willige» Glauben, sondern freudige Zustimmung. Diese Nachricht besagt nämlich, eS sei von den ZollvereinSregierungen der Entschluß gefaßt worden, da mit den Hansestädten gemeinschaftlich ein« Erledigung nicht erzielt werden könne, mit Bremen ein Separatabkommen auf Grundlage eines ge mäßigten DifferentialzollsystrmS zu treffen. Wir glaubten diese Nachricht mit Stillschweigen übergehen zu können, weil sie nach unserer Meinung sich: selbst hinreichend widerlegt. Indessen sehen wir, daß wir unS darin getäuscht haben. Ohne nun über di« Entschlüsse der ZollvereinSregierun gen unterrichtet zu sein, können wir doch kaum annehmen, daß diese Re gierungen sich zu etwas entschlossen Haben sollten- was praktisch auszu führen geradezu unmöglich wäre. DaS aber können wir versichern, zwar auch nur auf eigne Hand, aber darum nicht mit geringerer Bestimmtheit, daß Bremen, auf dessen Entschluß es in dieser Sache doch auch ankäme, sowol klug als patriotisch- genug denkt, um zu einer derartigen Separi- rung niemals die Hand zu bieten." MAeutze«. **Aerlm, 2. Oct. In der heutigen Verhandlung des Polenpro- eesseS wurden fünf Angeklagte vernommen. Zuerst Franz v. KobylinSki, 20 Jahre alt und culmcr Gymnasiast, welcher durch Elzanowski in die Ver schwörung ausgenommen war. In Elzanowßki's Auftrag suchte er im fchwcher Bezirke mehre Leute für das Unternehmen anzuwerben, und er stattete demselben unter dem 20. Dec. 1845 über seine Thatigkeit Be richt. Bei seiner Vernehmung läugnete der Angeklagte jede Bcthciligung an der Verschwörung. Sodann wurde Johann v. Tomicki vernommen. Derselbe ist 21 Jahre alt und ebenfalls Gymnasiast zu Eulm. Durch KobylinSki erfuhr er im November 1845 die Existenz der Verschwörung und wurde später durch Elzanowski förmlich in dieselbe ausgenommen. In Graudenz, Neuen burg und Koronowo suchte er mehre Personen für das revolutionaire Un ternehmen anzuwerben. Elzanowski bestellte ihn zum Gemeindevorsteher für Schwetz. Bei seiner Vernehmung läugnete der Angeklagte. Hr. Mi chels als Stellvertreter des Staatsanwalts begründete nach einander gegen beide Angeklagte seinen Strafantrag wegen Hochverrates. Der Verthei- !dlgtr, Hr. Gall, suchte seine Clienten als schuldlos Varzustellen, oder be- mühte sich wenigstens, die Vergehungen derselben als aus jugendlichem Leichtsinn und Unüberlegtheit entsprungen darzuthun. Hierauf wurde zur Vernehmung des Angeklagten Felix Zakrocki ge schritten. Derselbe ist 43 Jahre alt und Kaufmann in Graudenz. Er wird beschuldigt, durch Tomicki und Elzanowski Mittheilungen über die Verschwörung erhalten zu haben. Bei feiner Vernehmung läugnete der Angeklagte jede Kenntniß von einer Verschwörung, und dir Staatsanwalt schaft verzichtete auf einen Strafantrag. Nach Ablauf einer inzwischen eingetretcnen halbstündigen Pause wurde der Angeklagte Medardus v. Borowski vorgerufen. Derselbe ist 34 Jahre alt und war Wirthschafter bei Rcpvmucen v. Sadowski auf Slupy. Er wird beschuldigt, aus Verlangen Elzanowski'S das Amt eines ComwissarS für den graudcnzer Bezirk übernommen zu haben. Bei sei ner Vernehmung läugnet der Angeklagte jede Theilnahme an der Ver schwörung; Hr. Michels trägt gegen ihn auf die Strafe des Hochvcr- raths an. Hr. DeyckS als Vcrtheidigcr vermißt alle Beweise für die Theilnahme an einem hochverräterischen Unternehmen und beantragt Freisprechung. Aus Schonung für die Polizeibehörden, hatte Hr. Deycks geäußert, wolle er nicht weiter hrrvorheben, wie man in der Vorunter suchung verfahren sei, und wolle nur erwähnen, daß durch Schläge Ge ständnisse erzwungen worden. Hierauf bemerkte der Staatsanwalt: die Staatsanwaltschaft kenne keine Schonung, wo eS sich um die Rüge von Ungesetzlichkeiten handle. Diese seien hier aber nicht vorhanden. Es fei nicht in der Wahrheit begründet, daß Geständnisse durch Prügel er zwungen worden, und wenn der Verlheidiger beim AuSsprechen dieser un begründeten Behauptung noch von Schonung spreche, so könne er darin keine Schonung erblicken, daß man einer Behörde eine falsche Bcschul- diguNL aüfbürde und dabei noch schwerere Vorwürfe durchschimmern lasse. Hierauf wurde der Angeklagte Szyszylowicz vernommen. Derselbe ist 26 Jahre alt und aus dem Königreiche Polen gebürtig, von wo er im Oktober !843 nach Preußen übertrat. Seit Januar 1845 studirtc er in Königsberg Medicin, und erfuhr hier im Herbste desselben Jahres von dem bevorstehenden Aufstande. Als im Februar 1846 Theophil Magdzynöki bei'ässv^^ nach kithauen durch Königsberg kam und ihn aufsuchte, den Aussig 'diesem zusammen nach Lilhauen zu gehen, um dort für TM und dann "zuEr begab sich zunächst unter falschem Namen nach aekiagle damit, Jnstruetlon^-nach Memel. Hicr-beschäftigt« sich derAn- > üben, als ein Brief des Vr. Renier aus den 613 Thlr.; für die unter det Benennung Waarenstube auch in diesem Wilnd di« Erregung eine- Aufstandes in Lithauen als untzuSfühxhar h«- Winter wieder errichtete Anstalt zur Vertheilung von Lebensmitteln 325 stellte. MagdzynSki entfernte sich nun au» Memel und überließ seine Thlr. auSgegeben. An Fonds der Anstalt sind 95,122 Thlr. vorhanden. Papiere und Karten dem Angeklagten, welcher am 21. März verhaftet Sin« wurde. Bei seiner Vernehmung räumt« der Angeklagte die ihn belasten- den Punkte im Wesentlichen eim Da« Plaidoyer wurde bis zur näch^n Sitzung verschoben, und dagegen heute in Folge von eingegangenen amt lichen Aufschlüssen die Sache des Angeklagten SzeliSki wieder ausgenom men, welche nach einer kurzen Verhandlung beendigt wurde. Demnächst erfolgte der Schluß der Sitzung, während die nächste Verhandlung auf den 5. Oct. anberaumt wurde. — Das „VolkSblatt für Land und Stadt" theilt zwei bemerken»««» the Aktenstücke mit: eine Vorstellung an. den König von mehr als 40 Mitglieder» der Ritterschaft in der Mark Brandenburg und die königl. Antwort darauf. Sie lauten; Vorstellung: „Allerdurchlauchtigster, großmächtigster König,! - Aster- gnädigster König und Herr! Ew. königl. Maj. wollen allsrgnäd.igst gestat ten, daß die unterzeichneten Mitglieder der Ritterschaft der Kyr-_ und R«Wk mark Brandenburg, veranlaßt durch den traurigen Gang der Verhandlun gen des- Bereinigten Landtage», «S wagen, ihre unveränderliche« Gesinnun gen der Treue und Ergebenheit vor Ew- königl. Maj. av^utz>rechey. Die Majorität des Bereinigten Landtage«, verleitet durch di« wenigen Wortfüh rer, statt Allechöchstdenselben ihren ehrfurchtsvollen Dank für di« Verord nungen vom 3. Febr. anSzusprechen, durch welche die Vereinigten Stände erst in das Leben gerufen worden sind, statt mit Merhöchstdensesben ver eint des Vaterland«» Beste« zu fördern, hat, als Ew» königl: Maj- war nende, väterliche Stimme noch kaum verklungen war, sofort damit.begonnen, mit Hülfe kleinlicher und sophistischer Künste gegen jene Verordnungen an- zukämpstn. Sie hat gegen eine gesunde, allgemeine Beurtheilung und gegen die Ueberzeugung der ausgezeichnetsten RechtÄchrer die Behauptung ausge stellt, daß diese Verordnungen gegen die frühern Rechte d«S Landes streiten, welche die Edikte von 1815 und >820 anerkannt und begründet hätten. Sie hat, von diesem falschen Standpunkt aus, sich erkühnt, die für das Land wphl- thätigsten, von Ew. königl. Maj. dem Landtage vorgelegten Verordnun gen zu bemängeln und abzuweisen, sic hat sich abgemüht, nichtige und un fruchtbare Proteste und Petitionen selbst gegen die Grundlagen unserer Ver fassung zusammenzubringen und aufzustellen. Wir aber wissen sehr wohl, daß die ständische Gesetzgebung de» Jahre« >823, deren Ergänzung und Vollen dung durch die Verordnungen vom 3. Febr. bewirkt wird, eine Vermittelung des alten Rechts mit dem neuen, welches zum Theil in der Zeit der gewal tigen Umwälzungen und der Noth entstanden war, bilden sollten und zum Segen des Landes auch gebildet haben. Wir wissen, warum sich damals Niemand gegen diese Gesetze auf alte, wohlbegründete. Recht« der Stände berufen hat. Denn beseelt von einem andern, im guten Sinne de« Wortes liberaler« Geist, als der, welcher die Wortführer des ersten Vereinigten Land tags geleitet, gaben wir diese Rechte gern und freudig auf, weil wir die Nothwendigkeit dieses Opfers einsahen, und legten mit unserm theuren hoch- seligen Herrn, und schon damals unter der einsichtsvollen Leitung Ew. Maj., kräftig Hand an dess Wiederaufbau unser« tief'erschütterten vaterlän dischen Staatsrechte. Jetzt, wo dieser Bau, durch Allerhöchstdero Weisheit, Gott sei Dank! wiederum einen bedeutenden Schrift vorwärts gethan hat, wo den Ständen, ohne ihnen irgend etwas ihrer bisherigen Rechte zu ent ziehen, mehr Rechte eingeräumt worden sind, al« sie seit zwei Jahryundex- ten besessen haben, will ein neue« Geschlecht uns beweisen, daß die Verord nungen von l8I5 und 1820 unsere einzige, durch unser« Leistungen in dt» Befreiungskriegen verdiente Rechtsbafis wären, und daß Ew. Maj- UN« diese verkümmern wollten. Dagegen aber, daß wir diese Behauptungen thei- len, müssen wir un« bei Ew. Maj. ausdrücklich erklären und verwahren- Wir wissen noch sehr wohl, wenn eine jüngere Generation auch das Gegen theil zu behaupten wagt, daß wir und unsere Väter nur au« begeisterter Liebe zu unserer zerstörten Unabhängigkeit und aus angestammter Treue und Ergebenheit für Ew. Maj. königliches Hau«, aber keineswegs, um unserm theuren Könige Rechte und Verheißungen abzudrängen, scharenweise in den Krieg zogen. Wir wissen sehr wohl, baß wir Ew. Maj. völlig verhauest kön nen, daß Allerhöchstdieselben nicht feindselig weder unsern Rechten noch denen der Städte und Landgemeinden unser« Landes gegenüberstehen, sondern daß Ew. Maj. diese Rechte vielmehr, soweit eS mit dem Wohle des Ganzen irgend verträglich ist, gern erweitern und vervollständigen möchten. Wir erkennen es mit dankbarem Herzen an, daß Ew. Maj. seit Allerhöchstdero Regierungs antritt diese Ihre echt königliche Gesinnung durch Wort und That bewiesen haben. Wir haben die Rede, die Ew. Maj. vonx Throne zu ThsM Stan den sprachen, nicht mit kalter Berechnung darüber, wa« au« derselben wol zu gewinnen wäre, sondern mit gerührter Erkenntlichkeit und Begeisterung aus genommen- Wir haben in unsern Herzen Gott und Ew» Maj. für dtn blü henden Zustand des Lande« und der Finanzen, wie wir ihn auß den Vor lagen Ihrer Minister kennen gelernt haben, gedankt und gewünscht, daß dieser Zustand un« möge erhalten werden. Wir wollen nicht, daß eine zweite Vorsehung die alte heilige Treue, nicht, daß dcx Wille von Majoritäten da« väterliche Regiment unserer angestammten Könige ersetzen soll. Wir werden stet« Gw- Maj. in Glück und Unglück, wie in dem Jahr 1813 Ihre», in Gott ruhenden Herr» Vater, zyr Seit« stehen, und hqbzn c« nicht PtMs- sen, daß in demselben Saale, wo soeben die Wortführer der ständlfchenMa- jorität Ihr königliche« Herz mannichfach kränkten, wir mit mehren dieser Wortführer geschworen haben, Ew. Müj. treu, hold und gewärtig zu sein. Wir ersterben in tiefster Ehrfurcht tkeu, bald und gewärtig Ew. königl. Maj. alltrunterthänigste, treugehorsamste rc." (Folgen die Unterschriften.) Antwort: „Es hat meinen, Hexzen ungemein ivohl gethan, jn Ihre» Eingabe vom 26, Jun. d. I. den Ausdruck eines alt angestammten, echt preußischen Geistes zu finden, im Gegensätze zu einem ander» Geiste, der der Geschichte unscrs Vaterlandes nicht angchörte und welcher sich allerdings, doch Nicht, wie Sit besorgen, in der Majorität, sondern nur in einer Fräc- tion des letzten Bereinigten Landtage« kundgegeben hat. Der verhältniß- mäßig geringe Widerstand, den jener Geist in Wort und R«de in dem Schöpfe der Ständeversammlung selbst erfahren hat, hat mich aber nicht irre jje«