Volltext Seite (XML)
Sonntag — Nr. 360. —— s«. December 1847. ZWZ Deutsche Allgemeine Zeitung. MM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Nebe-Vli». Meutschla«». RegentschaftSplan in Baiern. — Protestantische Kirchcn- bauten in Baiern. — Censurpolizei in Baiern. — Eine reutlinger Adresse. Karlsruhe. Landtag. — Der Großherzog von Baden in Mann heim. ,— Eingabe katholischer Geistlichen des badischen Oberlandes. Darmstadt. Landtag. ItreuGen. — Ärrlin. Das Gerichtswesen. Das General-Vicariatamt. »Aus der prooin) Sachsen. Pastoralconferenz in Gnadau. — Depe schen. — Diebstahl. — Hr. v. Schön. — Der Centraldombauverein. IVeKerieetch. Der Erzherzog-Palatin. Siegwart Müller. BroGhrttannten Der Hof. Die Limes über die britische Politik in Spanien, vr. Hampden. DaS junge Irland. Der Graf v. Montcmo- lin- Sir Charles Pollock. Hr. Moore. Das Dampfschiff Columbia. Neufundland. Frankreich. Der König. Der Marquis of Normanby Generalmarschall Soult. Die Journale. »»Paris- Das Journal des De'bats und die Opposition. Die Gesetzentwürfe. Hr. Cremieux. Echweiz. * Non -er Schweftergrenze. Das Mehrheitssystem. Kern- Die Lagsatzungsgesandten. Sir Stratford Canning. — Der große Rath von Freiburg. Freilassungen. — Wahlen in Luzern. Beeidigung. Entlas sungen. — Der große Rath von WalliS. — Die Jesuitenausweisung aus Schwyz. Zürich. Das Bataillon Meier. Italien. Manifest in Sardinien. — Sardinische Protestanten. — Unter handlungen zwischen Loscana und Modena. —Das Ministerium in Parma. — Die Staatsconsulta. Demonstration. Neue Zeitung. — Die calabre- . fischen Insurgenten. Die Grippe.— Der Zollverein-— Der Protest bei der Sicilien. Griechenland. Lumult in Patras. Barbareaken. Aufstand in Tripolis. Srordamerika. Die deutsche Colonie in LcjaS. Mejtk». Die Amerikaner in Mejico. Versonalnachrichten. Handel und Ändnftrie. London. Der Umsatz in Stocks. Das Dampf schiff Washington. — Berlin. DLnkündigungen. Deutschland. Nach einem Schreiben der Deutschen Zeitung aus München hätte die Sendung des Fürsten v. Wallerstein nach Würzburg den Zweck, den Kronprinzen zur Annahme der Regentschaft zu bewegen, da der König demnächst eine größere Reise nach Italien unternehmen werde. — Der Bau eines protestantischen Bethauses in dem eine stunde von München entfernten Dorfe Perlach, dem seit Jahren mehr fache Hindernisse entgegenstanden, wird nunmehr mit Eintritt der bessern Jahreszeit beginnen; es wird dasselbe nach dem Plane Zicbland's im go- thischen Styl erbaut werden. — DiejCollecte zur Herstellung einer Kirche für die protestantische Filialgemeinde in Eichstädt hat im ganzen Kö nigreich Baiern 9618 Fl. ertragen. (N. C.) — Di« Deutsche Zeitung bringt folgende statistische Uebersicht der wäh rend der letzten acht Jahre in Baiern confiscirten und verbotenen Er zeugnisse der Presse: 1) Unter dem Ministerium Abel 1840 bis Februar 1847, bezüglich 33, 30, 22, 28, 41, 148, 68, 2, zusammen 372, folg lich jährlich im Durchschnitt um ein Bruchthcil mehr als 46 oder wö chentlich 1. 2) Unter dem Ministerium Zenelti 1847, 7. P— Aus Stuttgart berichtet die Deutsche Zeitung über das Schicksal einer reutlinger Adresse an die Eidgenossen: „Oer Rcgierungödirector v. Schümm eilte auf das königl. Oberamt und verlangte, man solle der Adresse habhaft werden, ehe sie außerhalb Stadt-Etters käme. Wirklich wird nach Lem Stück Papier auch alles Ernstes gefahndet, doch weiß es ein guter reutlinger Bürger mit List noch auf die Post zu retten. Der Verfasser ist unglücklicherweise Vorsteher einer höhcrn Lehranstalt, und das Gerücht ist sehr glaublich, daß der königl. Studienrath nicht umhin ge konnt habe, von einer solchen Autorschaft die geeignete Notiz zu nehmen." Karlsruhe, 21. Dec. Die Zahl der angekündigten Motionen in der II. Kammer hat sich heule wieder um einige vermehrt. Der Abg. Stößer (pensionirter Hofgcrichtspräsident) wird seinen früher» Antrag auf Einführung von Geschworenen aufs neue begründen, Abg. Helmreich die Aufhebung der Zunftverfassungen und Einführung einer Gewerbeordnung auf der Grundlage einer bedingten Gewerbefreiheit, Abg. Zentner die Hmwirkung für das Zustandekommen eines deutschen Gesetzbuches, vorab für daS Handelsrecht, zum Gegenstände der Erörterung machen. Der Abg. Buß endlich hat sich die Leitung der Auswanderung gewählt, wobei der Staat die Gemeinden, welche ihre Armen nach Amerika schaffen wollen, unterstützen und die Beobachtung der Ueberfahrtsverttäge überwachen soll. Äon der Regierung wurden zwei Gesetzentwürfe vorgclegt, der eine über di« Ablösung der Waidrechte, der andere über die GeschäftSrückstände des ! OberhofgerichtS, zu deren Aufarbeitung Mittel verlangt werden, während zwei Mitglieder des Gerichtshofs, ihren Berufsgeschästen entzogen, in der Kammer sitzen (v. Stockhorn und Zentner). Der einzige Gegenstand der Verhandlung war ein Bericht des Vorstandes der Petitjonscommission, v. Soiron, über eine Eingabe von Wahlmännern und andern Bürgern aus dem 36. Wahlbezirke (Neckarbischofsheim) gegen die dortige Wahl des Abg. Böhme. Der Antrag der Commission ging auf Einleitung einer Untersuchung über diese Angaben und Mittheilung des Ergebnisses an die Kammer. Die Untersuchung wurde von allen Seiten gebilligt: von der Regierung (Bckk) mit der Erklärung, daß sie keinen Mißbrauch der Amts gewalt zur Beschränkung der Wahlfteihcit dulde; aber auch keinen Grund habe, die Angaben der Petition für wahr zu halten, und daß sie, wen» sich dieselben als falsch herausstellen sollten, die Bittsteller durch den Staatsanwalt wegen Verleumdung belangen lassen werde; von der linken Seite (Peter, v. Jtzstcin, Weller, Bissing und Welcker), weil der Kor ruption im öffentlichen Interesse entgegengetreten werden müsse; von der rechten (Böhme, Christ, Hägclin), weil sie voraussetzten, daß die Anga ben falsch erfunden werden und deshalb die Urheber zu bestrafen seien. Der Antrag wurde sonach einstimmig angenommen mit dem vom Abg. Bissing vorgeschlagencn Zusatz«, daß ein höherer Beamter die Untersuchung führen möge. Ueber die Wahlprüfungen im Allgemeinen äußerte Abg. Welcker, entgegen dem Abg. Christ, der keinen Werth darauf legte, die Uebcrzeugung, daß die meisten ministeriellen Wahlumtriebe durch die Ein wirkungen der Beamten gemacht würden, daß das leichte Hinweggehcn über solche Umtriebe blos den Ministeriellen zu gute komme und schuld an der Zusammensetzung der Kammer sei, bei welcher die Landtage so wenig Früchte trügen. Märe man strenger bei den Wahlprüfungen, so würden bald bessere Erfolge der Landtage erzielt werden. —Morgen ist die letzte Sitzung vor den Wcihnachtsferien. In geheimer Sitzung wurden heute, nach dem Schlüsse der öffentlichen, wie verlautet, der Kammer einige Staatsverträgc zur nachträglichen Zustimmung vorgelegt, darunter auch eine Bewilligung von 10,000 Doll. für Actien der Dampfschiffahrts unternehmung zwischen Bremen und Reuyvrk. (Bad. Bl.) — Der Großherzog von Baden traf am 21. Dec. in Mann heim ein, wo er von dem Regierungsdirector Schaaff und einer Ab ordnung der städtischen Behörden empfangen wurde. — Dem Frankfurter Journal wird aus Freiburg vom 22. Oec. ge schrieben: „Vor kurzem hat eine nicht geringe Zahl von katholischen Geistlichen des badischen Oberlandes an das Haupt der Erz- diöccse, den Erzbischof von Freiburg, eine Eingabe von allgemeinerm In teresse gerichtet, welche die heutige Freiburger Zeitung vollständig mit- theilt und die besonders gegen die gefährlichen Auswüchse eines TheilcS der jünger» Geistlichen gerichtet ist. Sie stellen am Schluß ihrer sehr ver nünftig abgefaßten Eingabe an unsern Erzbischof folgende Bitten: I) nicht zu gestatten, daß die Geistlichen in ihren gottesdienstlichen Handlungen von den bestehenden Vorschriften abweichen, selbst da nicht, wo dies unter dem Vergeben der Beförderung der Andacht versucht wird; 2) ernstlich zu untersagen, daß Seelsorger überhaupt, am allerwenigsten aber HülfS- priester, auf eigne Faust waö immer für Andachten und Bruderschaften ein führen, besondere Abzeichen festsetzen, eigne Bruderschaftsfeste begehen, für Geld Brudcrschaftszettel, Scapuliere, Gürtel und dgl. austheilen; 3) die Vorschriften zu erneuern, welche das Beichthörcn der Weibsbilder auf dem Zimmer, auch nächtlicherweile in der Kirche, überhaupt alle nächtlichen Andachten verbieten; 4) dem Fanatismus derjenigen Geist lichen Grenzen zu setzen, welche eutweder aus jugendlicher Ueberspannung oder Heuchelei, vielleicht auch aus Sinnlichkeit und Eigennutz, statt der Tugend Andächtelei pflegen. «In der Hand Ew. Exc. liegt es, ein Ver derben abzuwenden, daS, jetzt noch theilweise verborgen, als ein Krebs schaden unsere Kirche untergräbt und länger gepflegt, sehr verderblich werden dürfte. Wir gehören nicht zu Denjenigen, welche alles Positive unserS Glaubens im Licht ihrer eignen Weisheit verflüchtigen möchten; aber um Ein Extrem zu vermeiden, springen wir nicht zu den andern über und lassen uns den frisch aufgcwärmten Abhub verflossener Jahr hunderte nicht aufs neue vorsetzen. Wir werden im Gegcntheil, so viel es unsere Kräfte gestatten, dem modernen Pharisäismus Derjenigen ent gegentreten, welche aus Absichten, die Gott richten wird, aus der Re ligion ein frommes Spielwcrk müßiger und sinnlicher Weiber machen wollen, wobei weder dem wahren Glauben noch der rechten Tugend Rech nung getragen wird rc.» (Folgen die Unterschriften von Geistlichen aus den Capiteln WaldShut, Klettgau und Wiesenthal.)"