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Donnerstag Nr. 35«. 16. December 1847. .tcrrichlsanstalten. Eine Regierung, die den oben angegebenen Schritt ge- than hat, wird, so hoffen wir zuversichtlich, nicht anstehen, diejenigen Schritte in reifliche Ueberlegung zu nehmen, die noch erfodcrlich sind, um den beabsichtigten Erfolg zu sichern. Man darf vor keinem Resultate einer gründlichen und gewissenhaften Prüfung erschrecken, sondern nur vor dem Misbrauche derselben. Gleichzeitig hat das preußische CultuSministerium nicht nur auf die Wichtigkeit des geschichtlichen Unterrichts an sich aufmerksam gemacht, sondern namentlich auch auf die Wahl der damit zu beauftragenden Lehrer. Dafür katiü Niemand dankbarer sein als wir: eS ist ein unverzeihliches Verfahren, Lest , ersten besten Lehrer mit diesem Unterrichtsgegenstande zu beauftragen. Mein nichts ist verderblicher als dem Lehrer Schweigen aufzucrlcgen, wo nur die reinste und lauterste Wahrheit an ihrem Orte und eben so segensvoll als aufklärcnd zu wirken im Stande ist. Die Jugfnd,kgnn nur durch die Wahrheit wahr haft erzogen werden, und das Vertrauen der Erstem, die Wahrheit von ihrem Lehrer stets und unverkümmert zu vernehmen, sichert erst den Erfolg des geschichtlichen, wie überhaupt jeden Unterrichts. So sehr wir aber auch dem Geschichtslehrer die individuelle Auffassung und Darstel lung seiner Wissenschaft gesichert zu sehen wünschen, so weit sind wir doch entfernt, es zu billigen, wenn er sie zur Dienerin irgend einer Par tei hcrabwürdigen wollte. Und überhaupt muß jede Erziehungsanstalt einseitige Richtungen vermeiden: sie hat den ganzen Menschen, sein gan zes Wesen zu erfassen-und ihm zu lehren, wie er auf seiner Lebensbahn das Gleichgewicht in jeder Beziehung wahren könne. Es wäre ein großer Mißgriff einer Lehranstalt, wollte sie ein eingcschüchtertes und kopfhänge risches Wesen der Schüler zu erzielen suchen und begünstigen; wer den Blick nur auf die Erde zu heften gewohnt ist, der verliert zuletzt den Muth, nach dem Hähern zu trachten und,zM Himmel emporzuschauen, von dem allein alles wahrhaft Gute und die Begeisterung für dasselbe hcrabkommt, und zu welchem in allen Zeitra-di» größten und musterhaf testen Menschen mit emporgehobencm AntMA'^""- wenn sie zu Gro ßem sich vorbereiteten oder in Demuth der» Höchsten sich unterwarfen. Stolz und überschwängliches Selbstbewüßtsem haben schon manche Schuld auf sich geladen, aber Kopfhänger und Heuchler hat die Geschichte der menschlichen Größen und Tugenden noch nie mit ihrem Griffel geehrt. — Aus Osnabrück vom 10. Dec. belichtet die Weser-Zeitung von folgendem Ministerialrescript: «Nach Maßgabe der Entscheidung, die von der zu solcher berufenen geistlichen Behörde abgegeben worden ist, ermangelt es dem Candidaten Georg Karl Hirsche nicht an dem zum Predigeramt erfodcrlichen canonischen Ei genschaften. Inzwischen hat derselbe in der am 20. Sept. 1846 vor der ver sammelten Mariengemeinde zu Osnabrück gehaltenen Predigt, dem Ausspruche der gedachten geistlichen Behörde zufolge, drei Hauptlehren der christlichen Kirche zum Gegenstand einer unbesonnenen und tadelnswerthen öffentlichen Polemik gemacht, die bei einem ansehnlichen Theile der Gemeinde großes, gerechtes und nicht wieder auszutilgendes Aergerniß Hervorrufen mußte. Des Königs Maj. hielten sich nach reiflicher Erwägung davon überzeugt, daß ein derartiges Aergerniß in der Gemeinde, in der es stattgefunden hat, einer heilbringenden Wirksamkeit desjenigen Geistlichen, von dem es ausgegangen ist, zu allen Zeiten unübersteigliche Hindernisse in den Weg legen würde, und haben allerhöchstsich demnach zur Bestätigung der auf den Candidaten Hirsche gefallenen Wahl nicht bewogen finden können.»" Karlsruhe, II.Dec. In der ersten öffentlichen Sitzung der I.Kam- mer, welche gestern stattfand, richtete zunächst der Präsident, Mark graf Wilhelm, einige Worte der Begrüßung an die Versammlung im Allgemeinen und sprach zugleich seine Freude aus über den Eintritt des Prinzen Friedrich, der gestern zum ersten Mal in -er Kammer erschien. Der Prinz sprach in seiner kurzen Erwiderungsredc seine Freude aus über den ernsten und schönen Beruf, in Gemeinschaft mit der Kammer sich der Arbeit für das Wohl des Vaterlandes anzuschlicßen, und schloß mit den Worten: „Eben durch diese Erkenntniß erregt sich der Wunsch in mir, dieser hohen Kammer als thätiges, mitwirkcndes Glied beizutre ten ; aber hierzu bedarf cs unter vielfachen Kenntnissen ganz vorzüglich Kenntniß des Lebens. Diese zu erlangen sei mein eifrigstes Bestreben, und Sie werden mich rechtfertigen, wenn ich dem Ausdruck meiner Freude über den Eintritt in diese hohe Kammer zugleich auch Worte des Ab schieds beifüge. Ich scheide von Ihnen, durchl. hochgeehrteste Herren, mit den wärmsten Wünschen für Ihr Wirken hier, sowie für Ihr persön liches Wohlergehen." Prinz Friedrich ist bereits wieder nach Bonn zur Fortsetzung seiner Studien abgereist. Hierauf wählte die Kammer den Frhrn. v. Göl-r und den Oberforstmeister v. Kettner zu Secretairen und Deutschland. ** Äus-Sachsen, Dec., Wir ergreifen niemals die Feder so be reitwillig im Dienste der Publicistik, als wenn es gilt, einen Fortschritt -urch ihre Organe zu verkündigen, der zum Heil unsers Volks, zur Ehre des Vaterlandes beizutragen vermag. Aber mit einer besondern Freudig- Erit nehmen wir die Feder dann in die Hand, wenn wir Gelegenheit er halten, über Rcgierungsgrundsätze und Verordnungen die verdiente Aner kennung auf dem Wege der Oeffentlichkeit auszusprechen, die der Erzie hung der Jugend namentlich für die höhern Zwecke gelten. Und wenn die uns jetzt gewordene Gelegenheit auch nicht aus unserm sächsischen Va- lerlande stammt, so glauben wir doch nicht minder dieselbe ergreifen zu Müssen, da sie durch einen deutschen Staat gegeben wird, dem man daß -rege Bestreben nicht absprechen kann, auch auf der Seite des öffent lichen Unterrichts im Vorreihen des deutschen Volks zu stehen. Daß Preußische CultuSministerium hat nämlich mit einer Energie, der unläug- har die tiefste Ueberzeugung zum Grunde liegt, die bestimmteste Vorschrift ausgesprochen, daß bei der Wahl der Lehrer an den höhern Lehranstalten -vornehmlich auf die pädagogische Befähigung der zu Wählenden Rücksicht zu nehmen sei. (Nr. 362.) Der ganze Ton, in welchem jene Bestimmung auftritt, und die Ansichten, die dabei ausgesprochen worden sind, geben deutlich zu erkennen, daß jener Behörde das Erziehungsprincip höher stehe als das deS Unterrichts. Wir haben seit Jahren und noch jüngst dafür gekämpft auS der innersten Ueberzeugung und aus der lebendigsten Liebe für die Jugend, die einst die Trägerin der Ehre und des Heils unsers Va terlandes zu werden bestimmt ist. Allein mit jener neuen Federung ist die Wichtigkeit und Reichhaltigkeit der Sache, utU die cs sich hierbei han delt, noch nicht erschöpft. Jeder Freund seines Volks, der Menschheit und deren sittlichen Gedeihens vernimmt mit Freuden die Erklärung: die -Erziehung unserer Jugend muß eine christlich-nationale sein. Aber zur Erreichung jedes Zweckes gehören die seinem Wesen entsprechenden Mit tel. Liegen diese für den Zweck, mit dem wir es hier zu thun haben, be- -reitS in solcher Art und Vollständigkeit vor, daß der gewünschte Erfolg -mit Sicherheit und zu vollkommener Befriedigung erreicht werden kann? Wir haben Grund zu zweifeln, und zwar nicht von gestern oder heute, sondern in Folge sowol einer langen Erfahrung, die uns gegen dcnVor- wurf der Voreiligkeit zu schützen vermag, als auch reiflichen und gewis senhaften Nachdenkens, dem wir einen bedeutenden Theil unsers Lebens -gewidmet zu haben uns bewußt sind. Unter jenen Mitteln aber können wir natürlich nichts Anderes verstehen als die Unterrichtsgegcnstände und das moralische Derhältniß der Lehrer zu den Zöglingen der höhern Un- Uev-rblick. Deutschland. »»Aus Sachsen. Erziehung und Unterricht. — Ministe- rialrescript in Osnabrück. Karlsruhe. Landtag, n Weimar. Gendar merie. — Die Verfassungsfrage in Mecklenburg. * Sondershausen. Die Stände. Auflösung des BürgermilitairS. »Frankfurt a. M. Die Leiche de- Kurfürsten von Hessen. Sein Testament. — Die Bundestags- gesandten. MreuDen. (») Berlin. Begnadigung eine- Polen. »Von der Oder- Die Eisenbahnen in politisch-militairischer Beziehung. — Der Carnevals- verein in Düsseldorf. Defterreich. Die italienische Armee. — Die Flüchtlinge des Sonderbundes. DPanien. Die Königin. Hr. Goyena. Dvotzdritanulen. Parlament. Der Lordkanzler für Irland. Irische Zu stände. Vermehrung der Artillerie. Die Cholera. Sterblichkeit. Nachrich ten aus Luzern. Kvankreich. Die Journale. Die Intervention in der Schweiz. Hr. Gui- zot und die Intervention. Hr. Terme. Hr. Piscatory. Hr. Warnery. Dem. de Luzy - Deß,Portes- Der Mönch Leotade., »»Paris. Der Graf Mortier. S Paris. Stimmungen und Zustände. Mirderlande. Der niederländische Antheil an der Insel St.-Martin. Wchweiz. Sir Stratford Canning. — Preußische Note. — Freicorps in Neuenburg. — Schwyz. — Landsgemeinde in Oberwälden. — Zug. — Frei burg. — Salis-Soglio. — Schreiben Gioberti's. Atalien. Die Angelegenheiten von Fivizzano. Die Kniebeugung und die Bürgergarde. BtuIlanb und Molen. Neue Schulorganisation in Polen. Merfonalnachrichtrn lWiffenfchoft und 4lunfk. Die Universität Berlin. Handel und lUnbuftrie. * Frankfurt a. M. Börsenbericht. »Leipzig. Börsenbericht. London. Die Bank. Fallissement. Die Consols. Bremen. Die Hannover-Bremer Eisenbahn eröffnet. »Leipzig. Der Handelsver trag des Deutschen Zollvereins mit Sicilien. — Berlin. Bknkundigungen. UM Deutsche Allgemeine Zeitung. .UM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!»