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L96S Men bti, w«lch« begreiflicherweise Alle» in Bewegung setzen, um da» jüngst verlorene, für sie unersetzliche Terrain wiederzugewinnen. Laut ei- »er aufgefangenen Correspondenz betrachten sie ihre gegenwärtige Rie. »erlassung in Piemont, Elsaß (Jsenheim) und.Belgien nur als momen- tani auch geht aus dieser Correspondenz hervor, daß Gelder verwendet »orden sind und noch verwendet werden sollen, um einige liberale Or- -«ne der französischen und deutschen Presse zu gewinnen. Hinsichtlich des in Freiburg beschlagenen Grundvermögens soll eine schriftliche Klage Liim Oberhaupte der römisch - katholischen Kirche erhoben werden. Die Correspondenz wußte noch nicht, daß auch in Luzern, Schwyz und Wal- ili» di« nämliche Katastrophe im Gange war. Diese Enthüllung wird aber in den regenerirten SonderbundScantonen nur die Zertrümmerung der Jesuitengütcr beschleunigen, weil man auf diese Art jeder Restaura tion derselben einen unüberwindlichen Damm zu sehen hofft." — AuS «»..Moritz vom 2. Dec. heißt es in der Oberpostamts- üeitung: „Unter den jüngst aufgefangenen Briefen soll einer von der Jesuikenmission zu Anhalt-Köthen sein, welcher die Kränklichkeit de» dortigen Herzogs meldet und den Fortbestand der Mission wegen des entschiedenen Protestantismus der beiden Erbfürsten von Bernburg und Dessau in Zweifel zieht. (Nach einer andern Version ist cö ein Schreiben He» CoadjutorS Wiese in Sachsen an seinen jünger» Bruder, den Gärt tztb im Convict zu Bricg.) Eine Ahnung, daß innerhalb drei Wochen s«chS Jesuitenhäuser (Freiburg, Luzern, Schwyz, Stäffis, Sitten, Bricg) tnit ihren bedeutenden Liegenschaften dem Orden für immer verloren sein würden, scheint kein Mitglied desselben gehabt zu haben. Man kann das fn der Schweiz zurückgclaffene Jesuitenvermögen ganz gut auf 2 Mill, schw. Fr. schätzen." — -kuo der Schwei) vom 5. Dec. schreibt die Karlsruher Zeitung: „Von Hm. R. Peel wird versichert, daß er bisher in einem Sinne thätig gewesen, ziemlich genau entgegengesetzt demjenigen, in welchem der fran zösische Gesandte gehandelt. Es soll derselbe noch vor Beginn des Kampfs Hit Sonderbundscantone zum Nachgebcn haben ermahnen lassen. Wir verbürgen diese Angabe nicht, halten sie aber für wahrscheinlich." — Der Schwäbische Merkur enthält folgendes, wie er sagt, von einem ccn» servativen Schweizerhcrrührende Schreiben aus der nördlichen Schweiz vom 3. Dec.: „Die Neutralitätserklärung Neuenburgs und der offene Brief de» Königs von Preußen haben nicht nur in der Tagsatzung, son- HtM auch anderwärts böses Blut gemacht. Aus der Form, worin die preußische Rote erfolgt ist, daß nämlich der preußische Gesandte sich an Hi« Cantonsregierungen wendet«, geht hervor, daß die ISständige Tag- Latzung von Seiten Preußens nicht mehr als Bundesbehcrdr anerkannt wird, obwol dann nicht einzusehen ist, warum Neuenburg selbst darin noch jmmer Sih und Stimme behauptet. Auch die Erklärung, daß in Neucn- Hurg eine Confercnz der Großmächte zur Schlichtung der schweizer Wir ren abgehaltcn werden soll, wird nur für ein Mittel gehalten, um den Aeben Neuenburgern, welche von je her ihre Doppelstellung zur Eidgenos senschaft und zu Preußen je nach dm Umständen benutzt haben, dcnVer- Hruß und die Kosten einer Occupatio» zu ersparen. Diese Confercnz scheint noch im weiten Felde zu sein; bald sollte sie in Freiburg im Breitz- Sau, bald in Basel, bald in Neuenburg abgehalten werden, und jetzt heißt <» sogar, London sei der Ort, an welchem die Großmächte zusammcntre- »M. Unterdessen geht die Pacification der Schweiz mit Riesenschritten »orwärtS. In einigen Wochen werden die Boten aller 22 Stände wie her in Bern versammelt sein und dann die Neconstituirung der Schweiz vornehmen, ohne welche der Sieg über den Sonderbund und die Austrei bung der Jesuit«» nur ein winzige» Ergebniß der Ungeheuern Anstrengung genannt werden dürfte. Eine solche Aenderung des Bundesvertrags, welche gewiß nur auf der bisherigen Grundlage der Cantonalsouvcrainctät vor Pch gehen wird, kann nur in Zeiten des Sturmes und Dranges gesche hen, und die eidgenössische Tagsatzung kann nicht auseinandergehen, ehe st« diesem dringendsten Bedürfnisse des Schweizervolks abgeholfen hat. Die deutschen Mächte mögen diesen Punkt wohl bedenken; denn nur eine »jnige, nach außen und innen kräftige Schweiz ist im Stande, beim Ausbruch europäischer Kriege für Deutschland die Flanke zu sichern. Eine R«utralitätszusicherung können die Schweizer dann entbehren, wenn Pe mit den Waffen in der Hand diese Neutralität behaupten können." Btarien. Turin, 30. Nov. Die Stimmung hier und in dem benachbar te» Toscana nimmt eine mehr und mehr radikale Richtung, woraus man Kch leicht das mehr oder weniger schwankende Benehmen der beiden Re- gierungen erklären mag. Insofern sich diese gcnöthigt glauben, der öf- stMlich«n Meinung immer neue und umfassendere Conccssivnen zu machen, entfremden sie sich die benachbarten Regierungen, die ihrerseits ihre Blicke «ruf Oesterreich richten und sich immer fester an dasselbe anschließen. Daß Dadurch di« Einheit Italiens nicht befördert wird, ist augenscheinlich, und zkö würd« durchaus nicht zu verwundern sein, wenn z. B. in der Zoll- vtrrinSfrage sich Italien schon in der nächsten Zukunft in zwei La ger spaltet«. Wenigstens heißt eS, daß die Sache nach dieser Richtung hin in vollem Gange sei. (Die von den römischen Blättern gegebene Versicherung, Neapel sei dem Zollvereine von Sardinien, Toscana und dem Kirchenstaat« beigtlreten, entbehrt vorerst noch allen Grunde». Die Vermittelung Roms wegen Fivizzano soll in Modena bi» jetzt kein Ge hör gefunden haben.) (A. Z.) — Die ftorenzer Blätter versichern, eS bestätige sich, daß der Papst und der König von Sardinien die V ermittelung in der Angelegen heit von Fivizzano übernommen haben. — Von Livorno wird berich tet, daß am 28. Nov. eine aus vier Linienschiffen und zwei KriegSdampf- bootcn bestehende englische Flotillc unter Befehl des Admirals Par ker auf der dortigen Rhede Anker warf. Eins der Dampfboote ging bald darauf nach Civitavecchia ab. — Die Herzogin von Parma hat den wirklichen Staatsrath und Rath beim obersten Gerichtshöfe D. Marc Aurelio Oncsti zum Gcneralpoli- zeidirector ernannt. *NoM, 27. Nov. Die vom Papste getroffene Wahl der hundert Municipalräthe ist nicht überall beifällig aufgenommen worden. ES seien zu viele Fremde darunter, sagt das Volk, und hat dabei nicht so ganz Unrecht. Es versteht unter diesen Fremden Solche, welch« nicht in Rom selbst geboren wurden, wenngleich sie hier seit Decennien domicilirlen. DaS Volk wollte seine MiSbilligung durch geeignete D«- monstrationen manifestiren; allein Ciceruacchio vertheilt« einige Hundrrt Scudi an die einflußreichsten Stimmführer und leitete das Gewitter seit wärts. Die Conservaloren wurden von den Municipalräthen vorgestern gewählt; ihre Zahl beläuft sich auf acht. Sie versehen in der Zukunft di« Geschäfte des antiken praetor urbanus, des praekeotus snnonae, de» (Zuasstor rc. Die Bewachung des Palastes der Conservaloren sowie des Senators auf dem Capitol ist der Guardia civica anvertraut. Die bis herige Wache der Conservatoren soll mit diesem Jahre zu existiren aufhören. In keiner Stadt des europäischen Kontinents war bisher die Confu sion in der Zeitrechnung, insoweit sie von den Thurmuhren abhing, größer, allgemeiner und die Geschäftsverhältniffe verwirrender als in Rom. Der Papst hat zur Abhülfe dieses Uebelstandes Befehl gegeben, daß vom l. Dec. an ein Geschütz von der Höhe der Engelöburg den Bewohnern der ewigen Stadt durch einen Schuß den präciscn Mittag ankündigr, sobald der Eintritt desselben von der Sternwarte des Cvllegio Romano signalisirt wird. Die Aufmerksamkeit aller Klassen unserer Bewohner nimmt seit weni gen Tagen eine Anklage in Anspruch. Oer Kläger ist ein Advocat Na mens Paradisi, der Angeklagte der reichste Mann im Kirchenstaate, Fürst Torlonia. In allen Straßen wird diese Reklamation im Interesse des Vaterlandes gegen einen modernen Krösus gedruckt verkauft. Der Rech nung Paradifl'S, nach hätte die apostolische Kammer gegen Z. Mill. Scudi von Torlonia zu fodcrn, d. h. ungefähr »Vr Mill. Thlr. Der Fürst ist über die Art der Veröffentlichung dieser für ihn höchst unangenehmen Nach rechnung außerordentlich betrübt worden, da die Ebre und der Credit sei nes Hauses dabei auf dem Spiele stehen. Die Sache ist den betreffen den Tribunalen zur Entscheidung vorgelegt. Die Aufregüng in der Lunigiand erreicht neu« Phasen, da auch in der Hauptstadt Modena selbst die Mauern nun zu sprechen anfangrn. Die Polizei findet jeden Morgen Placate, .welche PiuS IX. und Italien hoch leben lassen. In Pontremoli, Bagnone, Cali« und Filattiera ist von florcntinischen Emissären Alles auf den Gebirgen in bewaffnete Gu«r- rillas gegen die estensischen Truppen uniformirt, falls diese die Territo rien orcupircn wollten. Zuverlässige Nachrichten melden aus Calabrien, daß dort in den Abruzzen neue Conspirationen gegen die Regierung eingegangen sind. Der König von Neapel ist durch die Gewißheit des Faktums außerordentlich betroffen worden. Er verweilt noch in Portici, auf jedem Schritt und Tritte von dichten Haufen reitender Gendarmen umgeben. Er wird durch eine indirekte Gewalt wider seinen Willen zu jenen Reformen hingetrie- ben, zu welchen Pius IX. zuerst den Anstoß gab. — Aus Florenz vom 29. Nov. wird der augSburger Allgemeinen Zeitung geschrieben: „Wenn die jüngst aus Ferrari» eingcgangenen Berichte sich diesmal bestätigen, so dürfte man nächstens einer Lösung der die Besetzung der Stadt betreffenden Frage entgegensetzen. Man er wartete nämlich daselbst das Eintreffen eines Bataillons päpstlicher Fü siliere, welche die bisher von den Oestcrrcichern innegehabten Wachtposten in der L>tadt einzunehmcn bestimmt sein sollen, indem Letztere sich wieder auf die Ciladelle und ihre Stadtkaserne beschränken werden." — Man versichert, Lord Minto habe eine Depesche erhalten, welche ihm Auftrag gebe, beim Papste den Widerruf seines Entschlusses über die irischen Kollegien zu bewirken, widrigenfalls die eben angeküpfte« diplomatischen Verbindungen abgebrochen würden. (K. Z.) Asm, 29. Nov. In Ancona landete ein Kriegsdampfer der fran zösischen Regierung, der 2000 Gewehre für die Civica von Ancona Osimo und Chiaravalle überbrachte. Die Gewehre werden unter dem KcstcnpreiS und auf Credit überlassen. Wir wissen nicht, was Ludwig Philipp zu dieser Sinnesänderung veranlaßte, jedenfalls aber muß die österreichische Regierung sic scharf inö Auge fassen. Die kriegerische Stimmung, die in beinahe ganz Italien die Ereignisse in Fivizzano hervor- riefen, scheint Eindruck auf die französische Regierung zu machen. (D, Z )