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3VI6 ^«s britischen Minister- ein Laufpaß in bester Form seien. England schicke Hrn. Guizot auf die Suche nach dem Sonderbund und möge auch nicht das Mindeste mehr mit Schritten gegen die Schweiz zu thun haben, na türlich mit allen Borbchaltcn wegen etwaniger Angriffe aus Unabhängig keit oder Neutralität des Lande-, Der National legt da- Bckenntniß ab, daß sei» Haß gegen Hrn. Guizot noch dadurch gemehrt worden sei, daß «r England Gelegenheit gegeben, sich in den Augen der Welt als Schuh macht der schweizerischen Unabhängigkeit zu zeigen. In Italien, der Schweiz, in Spanien werde nun daö Whigcabinet als mit der Freiheit der Völker sympathisirend gellen; daS aber sei Frankreichs Nolle gewesen, und Hr. Guizot habe sie cS nicht spielen lassen. — Es treffen bereits viele Deputirte in Paris ein und der Konfe renzsaal der Deputirtcnkammer wud lebhaft. Man denkt schon an. die Bureauxbildung, und cs ist die Rede davpn, Hrn. Lacaoe-Laplagne, den gewesenen Finanzminister, als Nachfolger Hrn. Dclesscrt's zum Viccpräsi- denten vorzuschlagen; auch von Marschall Bugcaud ist in derselben Be ziehung gesprochen worden. — Der Moniteur bringt endlich über die erwarteten diplomatischen Erkennungen durch eine RcihetKnigl. Ordonnanzen vom 8. Dec. Ge wißheit. Der außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister bei den Vereinigten Staaten, Hr. dß Bacourt, ist zum Gesandten in Turin und zum bevollmächtigten Minister in Parma ernannt; der Herzog v. Glücks berg geht von Madrid als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtig ter Minister nach Lissabon, und der bisher dort beglaubigte sowie jüngst einmal todt gesagte Hr. de Varenncs kommt nach Kopenhagen. Die er ledigte Gesandtenstelle in Washington ist Hrn. Pageot zugethcilt worden, und der Herzog v. Bassano, Lcgationssccrctair in Brüssel, ist zum be vollmächtigten Minister und interimistischen Geschäftsträger am kurhcssi- schcn Hofe ernannt worden. — Der zweite Sohn des Königs von Sardinien, der Herzog von Ge nua, wird angeblich in Paris zum Besuch erwartet und soll auch nach England gehen wollen. — In MLeon ist auf Hrn. de Lamartine's Antrag von der akademi schen Gesellschaft ein Preis auf die beste Beantwortung der Frage fest gesetzt worden, welche Vortheile und welche Nachthcile die Arbeiten in den StrafarbcitSanstalten und Gefängnissen mit sich bringen und wie die freien Arbeiter vor einer verderblichen Konkurrenz durch die Arbeit der Gefangenen zu schützen sind,,^ — In Paris ist der PAr Md Vicepräsidcnt der Staatsrathsabthcilung für die öffentlichen Arbeiten und den Handel, Varon v. Freville, gestorben. »d ** Paris, 19. Dec. In einem Zwischenräume von kaum zehn Stun den hat Hr. Guizot aus London die Nachricht erhalten, daß England von der Vermittelung der Schweizer-Angelegenheiten sich zurückzieht, und aus Bern, daß Hie Tägsatzung das Anerbieten dieser Vermittelung eben so bestimmt als kräftig zurückgewiescn hat. Auf die letzte dieser Nachrichten konnte der Ministerpräsident gefaßt fein, wenigstens hat hier Niemand «inen Augenblick geglaubt, daß das Anerbieten der fünf Mächte werde angenommen werden,-weit weniger aber mochte Hr. Guizot auf den Rückzug Englands aus dem Bande .der Großmächte gefaßt sein. Kaum hatte er daher gestern Morgen die Antwort der.Tagsatzung auf die Note des Hrn. v. Bois-le-Comte erhalten, als er sich nach St.-Cloud verfügte und dem König seine Entlassung anbot. Hr. Guizot glaubt nämlich, und vielleicht nicht mit Unrecht, daß seine Anwesenheit im Ca- binete der einzige Grund sei, warum Lord Palmerston früher sich gewei gert, der französischen Politik in der Schweiz sich anzuschlicßen und jetzt, nachdem er sich endlich hcrbeigelasscn, gemeinschaftlich mit Frankreich und den übrigen Großmächten zu handeln, auf die Theilnahme an der Ver mittelung, Noch ehe die Tagsahung sich darüber ausgesprochen, schon wie der verzichtet. Lord Palmerston habe keinen andern Zweck, als sich an Hrn. Guizot wegen der Niederlage in Madrid zu rächen. Hr. Guizot bot sich daher zum längst verlangten Sühnopfer der Doppelheirath an, der König hat jedoch einstweilen dieses Opfer nicht angenommen, denn der König, ohne die Ansichten des Ministers über die Beweggründe der Handlungsweise Lord Palmerston'S zu bestreiten, meint vielmehr, daß das Opfer, zu dem Hr. Guizot sich bereit erklärt, den edlen Viscount nicht versöhnen werde, da derselbe auf ihn, den König, als den eigent lichen Urheber der Doppelheirath, grolle. Diese Erwägung scheint jedoch Hrn. Guizot noch nicht vermocht zu haben, seinen Entschluß, sich von den Geschäften zurückzuzichen, aufzugebcn, da der Minister und der König noch über andere Punkte hinsichtlich der in der Schweiz zu befolgenden Politik nicht ganz einverstanden sind. Hr. Guizot besteht also einstwei len auf der cingereichten Entlassung und der König auf der Weigerung, sie anzunehmen; wenigstens hat noch nichts verlautet, daß irgend ein mutmaßlicher Nachfolger ins Schloß berufen worden. Die energische Antwort der Tagsahung auf die Collcclivnotc der fünf Mächte soll Hähern Orts einen tiefen Eindruck gemacht haben; dieselbe weist die Vermittelung nicht nur zurück, weil der Friede in der Schweiz bereits hcrgcstcllt, sondern auch weil eine Vermittelung einen Krieg zwi- chen zwei gleich berechtigten Parteien, resp. zwischen verschi denen Staaten, voraussehen würde; ein« solch« Voraussrtzung s«i ab«r nicht zulässig, da eö nur Eine Schweiz, nur Einen Bund der Cantone gebe, den die Tag. satzung vertrete als oberste und allgemeine Behörde, welcher jeder Canto» Gehorsam schulde. Die sieden Cantone hätten diesen Gehorsam verwei- gert, daher die Tagsahung das Recht und die Pflicht hätte, sie zum Ge horsam zurückzuführcn; Krieg habe daher gar nicht stattgefunden, die Tagsahung habe blos die rebellischen Cantone mit der Gewalt der Was. fcn unterworfen, cs sci daher wcdcr Grund noch Gegenstand zur Vermit telung vorhanden. (Nr. 317.) Auch die inncrn Zustände sehen die Regierung in keine behagliche Stimmung. Die der Opposition günstigen Wahlen in Dieppe und Rochefort in den letzten Monaten und vor einigen Tagen das Ergebniß der Municipalwahlcn im zweiten Wahlbezirke von Paris sind, so unwich tig sie an sich auch sein mögen, da sie das Verhältniß der Majorität zur Minorität nicht ändern, indem Augenblicke von hoher Bedeutung. Die ministerielle Presse hat die ersten beiden Niederlagen mit Gewandtheit ge gen die parlamentarische Form zu benutzen gesucht. Wozu, sagte sic, dl« Beamten vom Parlament ausschließen, wenn das Gesetz jeden Dcputirtcn^ der eine Stelle erhält oder höher befördert wird, einer neuen Wahl un terwirft, und die Wähler, wenn ihnen die Ernennung oder Beförderung nicht mehr dasselbe Zutrauen in ihren Candidaten einflößt, «inen andern Candidatcn ihm vorzichen, wie sic soeben in Rochefort gcthan? Da« war allerdings sehr geschickt, all diese Feinheit verhindert aber nicht den moralischen Eindruck, welchen die Niederlagen in Toulouse, Dieppe, Rochefort und endlich im zweiten Wahlbezirke von Paris, wo daS C«- bincl mit allen seinen zwölf Candidaten durchgefallcn war, hcrvvrbring«». In der That benutzt bereits die «Presse» diesen Eindruck, der Op position vorzuschlagcn, bei der Präsidentenwahl ihr unnützes Rennen für hrn. Odilon-Barrot aufzugeben und sogleich beim ersten Scrutinium Hlr Hrn. Dupin oder Hrn. Dufaure zu voliren. Auf diese Weise werde man, meint der edle Hr. Emile de Girardin, den schwankenden und schüchternen Conscrvativen Gelegenheit geben, sich mit guter Miene von Hrn. Guizot' zu trennen. In der Discussion der Adresse könne man auf ein« solch« Trennung nicht zählen, da die Conservativen weder die innere noch die äußere Politik des Cabinets, die sie bisher unterstützt haben, erst jetzt mißbilligen können, während es ihnen leicht wird, bei einer Personen« frage, die nur mittelbar das Cabinet berührt, sich von diesem loSzusage» und damit der Krone- einen Wink zu geben, daß das Ministerium nicht mehr das unbedingt« Vertrauen der Kammer besitze. Bis jetzt sci der König gcnölhigt, das Cabinet aufrecht zu erhalten, da es die Majorität habe; sobald aber dem ministeriellen Candidaten zur Leitung der Kammtr» debattcn die Mehrheit fehlen würde, begreife der König, daß er auf de» Seite der Kammer seine Minister wählen müßt«, auf welcher der Präsi dent gewählt wurde. Diese Taktik ist sehr fein, wir müßten uns jedoch sehr irren, wenn sie gelänge. Die schwankenden und'schüchternen CoiP scrvativen selbst im Bunde mit den sogenannten Progrtssisten dieser Par tei sind in einer vollzählige» Kammer, wie sie gewöhnlich bei der PräG, dentenwahl vorhanden ist, nicht so zahlreich, daß sie jm Bunde mit d«^ Opposition Hrn. Sauzct aus deck Sattel heben könnte». Mag also di» Opposition die von Hrn. Emile de Girardin angerathene Taktik befolgen», auf ihren Candidaten Hrn. Odilon-Barrot werzichtrn und für die HH^ Dupin oder Dufaure stimmen, sie würden dadurch das Ministerium nicht' stürzen, wenn dies übrigens sich nicht früher, wie es das jetzt zu b«ah- sichtigen scheint, zurückzieht. § Schweiz» Der Abgeordnete Englands, Sir Stratford Canning, ist iw Bern angckommen und wird am 10. Dec. vom Bundespräsidenten Och senbein empfangen worden sein. (F-3.) — Die provisorische Regierung von Luzern hat alle und jede von der entflohenen Regierung seit dem Jahr 1845 erlassenen außerordentliche» Verfügungen über Beschränkung des Verkehrs zwischen Luzern und Deri umliegenden Cantonen und die darauf bezüglichen Weisungen der dortiger» Finanzcommission aufgehoben. — In der March (Skchwyz) wurde am 5. Dec. conscrvativ, in Sarnen (Unterwalden) am 8. Det. liberal, aber gemäßigt, gewählt. — Die provisorische Regierung von WalkiS hat Repräsentant«» für jeden Zehnden ernannt. Nach jedem Kloster hat sie sodann einen Ver walter abgeordnet. Die eidgenössischen Truppen fahren mit der Entwaff nung der Gemeinden fort. Am 4. Dec. waren dieselben bis Leuk vorgt- drungcn. Nirgend stießen sie auf Widerstand. Laut einem Gerüchte, daS am 4. Dec. in Sitten verbreitet war, ging man in Brieg damit um, eine Volksversammlung von Oberwallisern zu veranstalten, welche der im Un terwalliS abgehaltcncn entgcgcntretcn sollte. Die provisorische Regierung beabsichtigt, Abgeordnete aus allen Gemeinden des Cantons zu versammeln, um die Kostcnfrage zu besprechen. ES werde sich fragen, ob das Volk zur Bestreitung der Exccutionskosten eine Steuer fcstsctzen oder ob cs dir- selben den Urhebern des Kriegs aufcrlcgen wolle. (N. B.) — Die Karlsruher Zeitung sagt: „Wir haben neulich schon angcdeu- tet, daß sich der ncuenburger Zwist in eine Geldfrage auflösen werde-