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2SL8 von 1000 THIr. hat, fast allein die versorgungSberechtigtcn Divisionspre- digcr auS Rheinland und Westfalen in sich ausnchmcn muß. Denn alle übtigen größern Stellen in Westfalen wie sämmtlichc der Rhcinprovinz sind Wahl- oder Privat Patronatstellen. Da nach den CabinetsordreS von >812 und 183-1 das geistliche Ministerium das Recht hat, durch die gan^e Monarchie die evangelischen Pfarrstcllcn königl. Patronats zu be sehen, so wäre cS wünschenßwerth, wenn sämmiliche größere Stellen in Preußen in ein Verzeichniß gebracht und nach Verhältniß der Zahl, welche eine Provinz hat, diese mit Division-Predigern bedacht würde. Auch hierbei würden die älter» Prediger im Regierungsbezirk Minden freilich immer noch gegen die sächsischen Prediger im Nachthcil stehen, da ste nur 15 größere Stellen haben, und auf diese noch dazu, wie cS heißt, auch diejenigen Prediger in der Mark (in Westfalen) mit avanciren sollen, welche bei märkischen bessern Wahlstellen nicht zu reusfircn vermochten. Es hat die hier berrgt« Sache, welche gelegentlich der Besetzung dec Pfarrstellt zu B. mit einem münsterschen Division-Prediger sehr allgemein besprochen wird, eine große Verstimmung unter den evangelischen Geistlichen des Regierungsbezirks hcroorgerufcn. Diese wird dadurch gesteigert, daß jener Divifionsprediger, ein übrigens würdiger Mann, vom Magdeburger Conststorium bei Besetzung einer dortigen großen Pfarrstelle unter dem Vorwande beharrlich refustrt wurde, man dürfe die verdienten Civilgcist- lichrn der Provinz nicht zurücksetzen. Da fragt man nun, warum man in Sachsen, wo so viele große Pfarrstellen sind, mit einem solchen Prä text durchkomme, hier in Westfalen aber nicht. Aber noch eine Sache kommt hinzu, wodurch die Besetzung der Pfarre zu B. mit dem Divi- sronSprediger D. verletzt hat: Hr. O. ist rcformirt; die Gemeinde B. aber ist lutherisch, wie überhaupt der ganze Regierungsbezirk. So kommt denn zu dem eigenchümlichen konfessionellen Interesse, womit man auf die lutherischen Bestrebungen in Sachsen, Pommern und Schlesien hier orts hinblickt, auch noch daß persönliche, und dies gibt natürlich jeder Auffassung der lutherischen Sache eine um so größere Schärfe. « Aus Preussen, 5. Dec. Von der thüringischen Stadt M... wur den in diesen Tagen 20 Thlr. dem leipziger Besclerfonds überwiesen. -Wenn bei der nicht unbedeutenden Bevölkerung jener Stadt die Samm lung nicht ergiebiger war, so darf man nicht übersehen, daß der poli tische Sinn und das deutsch-patriotische Bewußtsein daselbst im Allge meinen noch sehr wenig Leben zeigt, und daß die dortigen Beamten, welche den größern Theil der höher gebildeten Bevölkerung ausmachen, -aus uns unbegreiflichen Gründen Bedenken tragen, ihrer Sympathie für einen deutschen Mann, der gegen die ungerechten Ansprüche Dänemarks, für Schleswig-Holstein, für Deutschland mit hohem Rcchtsgefühl und Mit tiefer Rechtskenntniß in die Schranken tritt, einen derartigen AuS- "druck zu geben. ' — Die Allgemeine Preußische Zeitung berichtigt die Nachricht der ' Oberpostamtß-Zeitung in Betreff der Einkleidung der Krirgsrcscr- ven und der Durchreise des Generals v. Pfuel nach Neuenburg (Nr. 3-11), indem sie bemerkt, daß der Letztere seit Anfapg Oktobers in Neuen burg sei, den Montirungskammern aber es nirgend an überreichem Ma terial zur Einkleidung der Reserven fehle, — In Berlin circulirt eine von christlichen Bürgern der Stadt aus gehende Erklärung und Auffodcrung, welche dahin zielt, die sociale Tren nung zwischen Juden und Christen, namentlich durch ein Entge genkommen Letzterer aufzuhcben, durch welche sociale Aussöhnung die Judencmancipalion erst wirklich zur Wahrheit werde. (S. Z.) — Die Entscheidung zweiter Instanz in Sachen des Staatsanwalts für Ehesachen gegen den Or. Falkson und seine Gattin in Königs berg ist vom dasigen königl. Tribunal abgegeben worden. Sie bestätigt ' das Erkcnntniß der ersten Instanz, erklärt also die Ehe für nichtig. (N. C.) . Oesterreich. Wien, 1. Dec. Der Ucberlritt des Grafen Kasimir Batthiany, detz Hauptes der Magnatenopposilio», zum Protestantismus und dessen ' Vermählung mit der in getrennter Ehe lebenden Gräfin Szapory, welche gleichfalls die katholische Confessio» aufgab, wird hier vielfach besprochen uNd commentirt. — Dem Vernehmen nach ist der Bischof von Grätz wegen der Vorfälle daselbst (Nr. 331), worüber unter der dortigen Bcvöl- kerüng große Erbitterung herrscht, zur Verantwortung gezogen. (Bresl. Z.) *Prtlg, 2. Dec. Die Wiener Zeitung vom 1. Dec. bringt die al lerhöchste definitive Entscheidung über die bereits (Nr. 331) gemel dete Ernennung des Grafen Rudolf v. Stadion, bisherigen Gouver neurs von Mähren, zum Oberstburggrafen und Gubcrnialpräsidcntcn in Böhmen. Die Freude über seine Ernennung dürfte unter allen Klassen der Bevölkerung eine allgemeine sein. Die Grafen Stadion haben den Ruf der strengsten Rechtlichkeit und einer seltenen Herzensgüte, und haben sich eben dadurch in ihren verschiedenen Wirkungskreisen die allge meine Liebe erworben. Gleichzeitig wird aus zuverlässiger Quelle die Ernennung des Grafen Lazansky, bisherigen Hofraths in Wien, zum zweiten Präsidenten, sowie die des Grafen Wratislaw zum wirklichen Gubernialrathc beim böhmischen Gubcrnium versichert. Großbritannien. London, 3. Dec. Daß Oberhaus bewilligte gestern den vom TcheimenrathSpräsidenten Marquis of Lanßdowne gestellten Antrag auf-ein Specialcomite über die jüngste HandelSkrisiß und den Einfluß der Bänkacte von 1811. Die im Unterhause über die gleichen Anträge des Schatzkanzlerß fortge setzte Debatte brachte eigentlich Neueß nicht zum Vorschein. Als unbe dingter Vertheidiger der Acte von 1811 trat Niemand auf, und die Haupt ursache der Krisis suchten die Einen vorzugsweise in der übermäßigen Ei- senbahnspeculation, die Andern in der MiSärnte oder in der vom Gesjtz über den Bankbctricb beschränkten Notenausgabe und also der Circula- tionSmittel. Die FreihandelSmaßregeln wurden do» Hrn. Ncwdegate auch als eine Ursache der Bedrängniß mit angeführt, weil sie unverträglich mit der die Circulation beschränkenden Gesetzgebung seien. Andere wiesen dagegen nach, daß noch gar nicht von Beurtheilung der Wirksamkeit der letzten FreihandelSmaßregeln die Rede sein könne, weil die MiSärnt« die selbe gestört habe und man erst nach Ueberwindung der dadurch veraw- laßten schwierigcn UebcrgangSperiode aller Vortheilt derselben sich erfreuen werde. Hr. Masterman, Mitglied für die City von London, behielt sich die vielerlei Mitthcilungcn, welche er über die dermalige Handelßkrists zu machen im Stande sei, im Wesentlichen für daö Comile vor. Der Re gierung zollte er großen Beifall für die von ihr unterm 25. Oct. zur Her stellung des Vertrauens durch das bekannte Schreiben an die Bankdircc- torcn ergriffenen Maßregeln. Er habe selbst kurz zuvor ein« Besprechung mit Lord I. Russell gehabt und demselben vorgestellt, wie ganz untk gar nicht wirklicher Mangel an Geld das Uebel sei, sondern die BcsorZnissc und der panische schrecken, welcher dasselbe verhindere, zum Vorscheine zu kommen. Für die Bankbill von 1811 sei er nie gewesen. Sir möge viel Gutes haben, allein er habe stets geglaubt, daß Niemand sagen könne, die Notenausgabe der Dank dürfe genau nicht mehr als 11 Mill, bctra gen. Er habe deshalb von Sir R. Peel eine Erweiterung dieser Summe nach Erfodcrn der Umstände verlangt und schlage auch jetzt dem Hause dringend vor, durch Annahme einer Resolution die Bank zu ermächtigen, während der Thätigkcit des Comite, mit Zustimmung der Regierung, No ten crfodcrlichcnfallß über jenen Betrag auszugebcn. Nachdem noch Hr. Blcwitt die Bankacle als das nachtheiligste aller Gesche angegriffen hatte, war die Debatte auf heute vertagt. Bon den übrigen Vorkommnissen der gestrigen Sitzung erwähnen wir noch die Angaben des Hrn. Guiuncß, der 25 Jahre Kassenbcamler beim irischen Kanzlcigcrichte gewesen ist, über die ungerechtfertigte Art, wie die der Verwaltung desselben anhcimfallcn- den Güler bewirlhschaftet würden. Auf einem großen und wcrthvollcn Besitzihum in der Grafschaft Cork sei binnen 21 Jahren auch nicht ein Schilling zur Verbesserung der Lage der Pächter tc. verwendet worden. Von einen, andern, 1500 Pf. St. jährlich einbringenden Gute wurden innerhalb neun Jahren nicht mehr als, 168 Pf. St. zu Meliorationen angelegt. Ein drittes in der Grafschaft, Meath mit 1600 Pf: St. Ein kommen halte in zehn Jahren auch nur KOO Pf. St. zu solchen Ver besserungen ausgcgeben, allein der gute Erfolg davon sei auch überraschend gewesen. Die Ausgabe geschah nämlich erst in den letzten drei Jahren zu je 200 Pf. St. jährlich, und im ersten schon wurden 1000 Pf. St. über das Jahreseinkommen und an Pachtrückständen eingenommen^ das selbe war I81K der Fall, und auch 1817" habe er für dieses Besitzthum trotz allen Nolhstandcs 600 Pf. St. Mehreinnahme an Rückständen gchobt. — Die Times erzählt unter Hinweisung, auf die vielen Anpreisungen, welche im Parlamente hinsichtlich Dessen bevorständen, waS irische Gent- lcmcn zum Besten der ländlichen Bevölkerung zu thun pflegten, als ein Beispiel aus dem Leben derselben, daß eS im westlichen Irland cch Städtchen Tralee gebe, wo eine in den Annalen des sogenannten irische» Patriotismus nicht ganz- ungckanntc Familie, O'Connell genannt, großen Einfluß besitze. Der Earl of Clarendon, Herzog von Leinster und dic irische Gesellschaft zur Verbesserung des Ackerbaues hätten nun bekannt lich vor einiger Zeit unternommen, die in dortiger Gegend noch um 50 Proc. hinter andern in der Bestellung der Felder zurückgebliebenen Landleutc durch geeignete, praktische Personen und kostenfrei darüber eines Bessern be lehren zu lassen. Mit ihren Empfehlungen kam auch einer von diesen Männern nach Tralee, wandte sich an den Vorstand des AtmeNbezirks und bat um dessen Rath und Unterstützung bei seinem gemeinnützigen Zwecke. Allein nachdem Hr. S. Lawlor mit patriotischer Beredtsamkcit erklärt, ob denn Lord Clarendon dem Bezirke von Tralee eine Wohlthat zu erweisen ge denke, ohne etwas Materielleres als Worte und seine 50 Pf. St. Bei trag zu senden und Hr. James O'Connell der Regierung hatte eröffnet, wissen zu wollen, daß sie ganz und gar nichts Gutes von dem fraglichen Unternehmen erwarteten, wurde trotz des Widerspruchs einzelner Mitglieder beschlossen, sich mit dem landwirthschaftlichen Missionar in keine officiellc Verbindung einzulassen. — Auß tvuvlin wird vom 1. Dec. geschrieben, daß die im Parla mente gemachten Vorschläge zur Unterdrückung der Verbrechen in Ir land im Allgemeinen beifällig ausgenommen wurden. Es fehle jedoch auch nicht an Stimmen, welche dieselben zu streng fänden, an andern, welche dir