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2Slv — Aus Gießen vom 2-1. Nov. wird der Mannheimer Abendzeitung geschrieben: „Unsere Studenten weit ist in großem Alarm. lieber einrm ziemlich großen Theile derselben schwebt der Geier einer peinlichen Unter suchung, und auf Einige hat er sich bereits herabgelassen, und das mit Recht ! Als der Prinz-Mitregent von Hessen Kassel" vorgestern hier durch- passirtc, wurde er während deö Umspannens vor hiesiger Post von einem Haufen Studenten, die gerade von ihren Bacchanalien zurückkehrten, aufs gröblichste insultirt. Sie stiegen auf die Wagentritte und erlaubten sich eine Menge.Verbalinjurien, die mitzuthcilen ich Anstand nehme. Wäh rend dies geschah, stand ein Pedell ruhig unter den Zuschauern. Hätte derselbe seine Anwesenheit durch irgend ein Zeichen zu erkennen gegeben, die jungen Leute würden sich trotz ihrer Betrunkenheit gehütet haben, ihre Demonstrationen bis zu dieser majestätsbcleidigenden Frechheit zu treiben." — JnStpenrabe stnd 1500, in sondern 600 und in Flensburg sOO Thlr. für, die Bescler-Sammlung beigesteuert worden. . — Die mecklenburgischen Stände wollen bei der Regierung dar auf antragen, daß die Eröffnung des Landtags künftig nicht mehr im Freien, sondern in der Kirche stattfinden und mit einer gottesdienstlichen Feier eingeleitet werden solle. ' DUkntMl'g, 27. Nov. Unterm 18. Nov. hat die Regierung eine Bekanntmachung erlassen, womit eine Reihe von Erläuterungen und negen Bestimmungen zu unserer Handwerköordnung vom 28. Nov. 1830 aufgestellt wird. Zwei der wichtigsten dieser neuen Bestimmungen find die, daß Niemand zum selbständigen Handwcrksbetriehe zugelassen werden dürfe, wenn er nicht an dem Orte, wo er sein Handwerk ausüben will, Hie Gemcindemitglicdschaft schon besitzt oder doch gleichzeitig erwirkte, und die, daß jeder Handwerksmeister am Wohnorte für fertige Erzeugnisse seines Gewerbes einen offenen Laden hallen dürfe, ohne Unterschied, ob dieselben eigne oder fremde Arbeiten seien. — Nach der Düsseldorfer Zeitung hat die hymburgep Spielhölle dieses Jahr ihren Actionairen 5 Proc. Zinsen und 20 Proc. Dividende bezahlt.. - , ., ", , , - , In Lübeck ist unterm 20. Nov. eine Verordnung, die Einsetzung einer Fab/ikinspection und die Errichtung einer Schule für jn Fa briken arbeitende Kinder betreffend,. erschienen. Sie zerfällt in 22 Pa ragraphen. Kinder dürfen vor vollendetem zehnten Lebensjahre nicht in Fabriken zur Arbeit benutzt werden. Ein noch nicht confirmirter Arbeiter darf nicht länger als bis 8 Uhr Abends in einer Fabrik beschäftigt wer den. Ein solcher muß während voller drei Jahre eine Schule besucht chaben, geläufig Deutsch lesen können, mit dem Schreibe» und Rechnen angefangen haben und in den ersten Grundlehren der Religion bewan dert sein. Jeder,.Fabrikarbeiter erhält gegen Erlegung von 8 Schill, ein Arbeitsbuch, in welches alles auf seine Person Bezügliche eingetragen werden muß. An drei Wochentagen von 11 —12 Uhr müssen die uncon- firmirten Arbeiter die Fabrikfchule besuchen rc. Preuße«. . 1. Dec. .Auf morgen de» 2. Oec. um 9 Uhr Vormit ¬ tags ist der Termin zur Publikation des Urtels über die «»geklagten Polen angesetzt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Zudrang des Publicums zu diesem Acte nicht so groß sein, als man sonst nach den Umständen wol vermuthcn sollte, indem der Gerichtshof cs bisher mög lichst vermieden hat, über die Ansetzung des Termins öffentlich etwas ver lauten zu lassen. Auch sollen erst ganz kürzlich die Verhandlungen des Gerichts über die Abfassung der Urtel so weit gediehen sein, daß auf morgen die Publication derselben bestimmt werden konnte. Dem Vernehmen nach soll der Entwurf, des Strafgesetzes noch vor der Berathung der ständischen Ausschüsse, vielleicht sogar in aller nächster Zeit, der Oeffentlichkeit übergeben werden. (Er ist bereits als Bei lage zu der neuesten Allgemeinen Preußischen Zeitung erschienen. D.Rcd.) * hon der preussischen Weser, 26. Nov. Das sonst nur durch seine Leinwand bekannte Bielefeld hat kürzlich auch in politischer Be ziehung auswärts einen Namen bekommen. Oer Gang der Dinge dort dis zur jetzigen Phase ist ungefähr folgender gewesen. Bielefeld war bis vor zehn Jahren eine der Regierung ergebene Stadt. Begünstigung von oben her rücksichtlich des Leinenhandels, durch starke Garnison und an dere Vorthcile, sowie der Einfluß bedeutender Persönlichkeiten hielten einen schönen patriotischen Sinn und Pietät gegen die Regierung aufrecht. Da waten cs wieder einige in ihrer Art entschiedene Persönlichkeiten in und bei Bielefeld, welche diese bessere Zeit und diesen bessern Sinn störten. Der CommunismuS gewann einige durch ihre Verbindungen und durch ihren ffeifnackigen Charakter einflußreiche Anhänger. Durch diese wurden ganze Massen des schweizerischen communistischcn Literaturfabrikats nach Bielefeld und in die Umgegend geschmuggelt. Unter der Jugend, na mentlich den jungen Kaufleuten, fanden die lecker» Grundsätze, in sitt licher Beziehung ein offenes Ohr, und bald bildeten sich Kneipen gnd Zusammenkünfte, in denen das Evangelium des Fleisches eifrig gepredigt und begierig gehört, auch praktisch geübt wurde. Phantastische, schwär- tncrische Elemente, welche namentlich in dem Gedanken schwelgten, ein Eldorado für die in und bei Bielefeld zahlreichen Weberprolctarier zu be gründen, verbanden sich mit dcn lüsternen und mit den steifnackig - kalten Verstandesnaturen, und so wurde Bielefeld durch seinen Kommunismus berüchtigt. Immer aber waren eS nur Einzelne und nicht die eigentlich bedeutenden Männer, welche sich dieser Tendenz Hingaben. Der solide bielefelder Kaufmann sah den Kommunismus als eine Narrheit an und wurde gerade durch ihn zum Konservatismus hingedrängt. Bielefeld hatte eine Zeit lang fast nur Conservative und Communisten. Anders ist es in der neuesten Zeit geworden. Von beiden Seiten her hat sich in der Mitte ein starkes liberales Lager zusammengezogen. Auf der conservati- vcn Seite find aus den höhern Klaffen nur einige sehr chrcnwerthe Män ner zurückgeblieben; ebenso hat sich auf der linken Seite die communisti- sche Partei als solche fast aufgelöst, wozu freilich auch tticht wellig bci- getragcn hat, daß ein Lüsterner (por einigen Jahren in Zeitungen mehr fach Erwähnter) sammt einem Phantasten ausgewandert, ein anderes Haupt aber in sein Vaterland zurückgegangen und, wie man sagt, so zur Vernunft gekommen ist, daß er jetzt selbst über sein früheres Rarrenthum lacht. DgS Volk im Ganzen vecharrt in seiner Anhänglichkeit an den König, und die Einsichtsvollen aller Parteien sehen in ihm den großher zigen, geistvollen Mann, der er ist. Oie neuesten Begebenheiten rück sichtlich der Verlegung des Militairs nach Herford, die münstersche Au dienz rc. haben manches Schlaglicht auf die bielefelder Verhältnisse ge worfen. Die letzte Stadtverordnetenwahl soll allerdings und trotz des Widerspruchs der Kölnischen Zeitung mehr zu Gunsten der coNservativen Partei ausgefallen sein. — In Magdeburg haben sich am 29. Nov. die ersten 120 Aus getretenen nunmehr definitiv als unabhängige christliche Gemeinde constituirt, vor Notar und Zeugen ihre Verfassungsurkunde vollzogen und die Wahlen der Acltesten vorgenommcn. Auch zur Prcdigerwahl ist sofort geschritten: Uhlich hat die Wahl angenommen und wird demgemäß heute dem Consistorium seine freiwillige Resignation auf sein bisheriges Pfarr amt einrcichcn. (L. Z.) Portugal. In London vom 21. Nov. aus Lissabon eingegangene Nachrichten bestätigen, daß das Ministerium im Amte bleibt. (Nr. 3)6.) Die Königin hatte in die Entlassung der cabralistisch gesinnten Civilgouverneure von Lissabon, Oporto, Coimbra, Braga und Braganza gewilligt, und sind an deren Stelle in Lissabon der als Oberst Capa bekanntere Ba ron de Villanova, de Urem, in Oporto der ViSconde de Vallonga, in Coimbra Dr. Jose Lorcnco Moriz, überhaupt volkSthümliche Männer von gemäßigtem Charakter gesetzt worden. Die cabralistischen Blätter greifen die vom König ergangene Anordnung an, daß die Soldaten sich in die Wahlen nicht mengen sollen. In einer vom Marquis v. Loule präsi- dirten öffentlichen Versammlung von SOOS Menschen wurde am 1-1. Nov. eine Bittschrift an die Königin um möglichst große Ausdehnung des StlmmrechtS bei den.Cortcßwahlen angenommen. Spanier». (Aus Madrid wird der Allgemeinen Preußischen Zeitung geschrieben, daß sich am Namenstage der Königin das diplomatische Corps zur festgesetzten Stunde in den Palast begab, um sic zu beglückwünschen. Die Königin befand sich aber so unwohl-, daß sie erst nach zwei Stunden er schien. Dennoch fand Abends der Ball statt und dje Königin walzte die ganze Nacht hindurch bis 5 Uhr Morgens. Ihr Gemahl tanzte gar nicht und zog sich um 2 Uhr in seine Gemächer zurück. — In Bezug auf die gemeldete Mordthat, welche in dem Pasais der Königin Christine stattfand (Nr. 366), verbreiteten sich die unglaublichsten Gerüchte. So heißt es, eine in demselben Hause wohnende Dame hätte aus Eifersucht auf ihren Ge mahl die That vollziehen lassen. Der Geistliche, in dessen Diensten die Ermordete stand, gibt an, er hätte am Tage des Ereignisses seine Woh nung um 3 Uhr Nachmittags verlassen und sie bei seiner Rückkehr um 5 Uhr verschlossen gefunden, worauf er sie erbrechen ließ und den Leich nam entdeckte. — Die Sitzung des Kongresses am 22. Nov. ging fast ganz mit Berichten der Commission zur Prüfung der Vollmachten hin. Großbritannien. London, 27, Nov. Nach der Morning Post würde der Aufenthalt des Hofes zu O§- bornehouse auf der Insel Wight bis zum 23. Dec. sich verlängern. . —Das junge Parlament hat seine erste Woche hinter sich, und alle Voraussagen der Zeitungen über den Gang der Geschäfte sind von ihm Lügen gestraft worden. Die weise Times so gut wie andere verkündeten die sofortige Vorlage einer Jndemnitätsbill wegen der an die Bankdirecto ren gegebenen Erlaubniß, von der Beobachtung der Bankacte von 1811 abzugehcn. Es gab Blätter, die zu besorgen schienen, diese Bill sei der Hauptgrund der Versammlung des Parlaments zu ungewohnter Zeit. Und siche da, die Regierung denkt überhaupt nicht an Vorlage ciner sol chen Bill; die Eröffnungsrede besagte, daß keine Gefetzübcrschreitung^^ gekommen sei. Sodann wurde versichert, daß die Frage über Zulassunls» des Barons Rothschild,als Mitglied für die City von London gleich zul Anfang eine heftige Debatte herbeisühren werde. Alles was darin geschc-I