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Sonntag Nr. LS«. —— 17. October 1847. WM Deutsch- ««gemeine Zeitung. MT - «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Schnetzer: „Se. Maj. der König möge auf verfassungsmäßigem Wege gebeten werden: I) um Aufhebung der Censur für innere Angelegenheiten » 2) um Milderung derselben für Angelegenheiten anderer zum Deutschen Bunde gehöriger Staaten; 3) um Hinwirkung beim Deutschen Bund auf Realisirung des Art. 18, Litt, ä, der BundeSatte, die Freiheit der Presse betreffend;"I3) der Antrag der Abgg. Edel und Lechner, baldige Abhülfe gegen unsere Theuerungs- und Nothzustände betreffend (Nr. 289), fand von Seiten der Abgg. v. Schäzler und Götz kräftige Unterstützung. Gleiches geschah mit den folgenden Anträgen: 14) Revision der Mahlördnung; dann IS) Feststellung der Heimatsrechle der Schullehrer, endlich 16) einem Anträge des Abg. Bestelmeyer, die Anleihe betreffend. Am Schluffe der Sitzung erklärte der Abg. v. Closen noch, daß er demnächst üoch im Interesse Schleswig Holsteins das Wort ergreifen werde. (N. C.) ** Leimig, 1S. Oct. Der Verfasser des Artikels aus Norddeutsch land in Nr. 287 hat vollkommen Recht, wenn er die Politik Englands gegen Griechenland als «ine unfrcifinnige, arglistige und niederhal- tendc bezeichnet. Indessen ist sie noch mehr als Das, sie ist geradezu eine perfide, nachdem England mit andern Mächten Europas zu Gunsten Griechenlands sich verbunden und als eine Schutzmacht desselben sich ge- rirt, gleichwöl aber im Geheimen und offen, wenn nicht gegen die Exi stenz Griechenlands, doch gegen seinen politischen Aufschwung und zögen seine wahrhaften Interessen vielfach operirt und intriguirt hat. Wer DaS auch jetzt noch in Abrede stellen will, der macht es in her That nicht besser als das Morning Chronicle, welches Sir Edmunh Lyons gegen den scharfen Tadel der Times in Schutz nimmt und nicht nur nachzuweisen sich bemüht, daß derselbe den König Otto zu demüthigen und die grie chische Nation zu beschimpfen nicht gesucht, ja auch keine ungebührliche Parteilichkeit oder Feindseligkeit gezeigt habe , sondern daß vielmehr seine Parteilichkeit rühmlich für ihn selbst, ehrenvoll für England, vortheilhast für Griechenland und wvhlthätig auch für den König Otto gewesen sei. (Nr. 287.) Eine größere Satire als diese ist kaum je geschrieben worden. Die Geschichte wird sich durch solche schamlose Apologien nicht jmponiren und in ihrer Unparteilichkeit nicht ein Jota rauben lassen. Man kann einer solchen Satire gegenüber, wie sie das Morning Chronicle in dem angezogenen Artikel zur vermeintlichen Ehrenrettung des sehr ehrenwcrthcn Sir Edmund Lyons geschrieben hat, keine Lust haben, auf Einzelheiten sich einzulassen^ und z. B. gegen die Voraussetzung, daß Sir Edmund Lyons Niemanden beleidigen könne, daß er dazu unfähig, und seine Feinheit und die Artigkeit seines Benehmens bekannt sei, zu bemerken, daß der bekannte Vorfall, wie einst Sir Edmund Lyons mit der Reitpeitsche in den Palast des Königs Otto, nicht ohne Absicht, gekommen, denn doch einen kleinen Zweifel an der Feinheit und Artigkeit seines Benehmens gestatte. Aber wie man es wagen kann, zu behaupten, daß der Einfluß des Sir Edmund Lyons auf die an geblich patriotische Partei in Griechenland (nämlich die Opposition, zu der Sir Edmund Lyons sich hielt, nicht weil sie etwa patriotische Zwecke verfolgte, sondern weil sie der Regierung feindlich gegenüberstand) darum zu seinem Ruhme, zur Ehre für England, zum Vortheile für Griechen land und zum Heile für König Otto gereiche, weil Sir Edmund Lyons diese Partei abgchalten habe, zum Bürgerkriege zu greifen, während doch die Vorfälle mit Kalergis, Grivas und Krieziotis gerade das Gegcntheil Nachweisen: das kann nur Derjenige begreifen, der thatsächlich zu dem Grundsatz einer macchiavellistischen Politik sich bekennt: 8i loeisli, nogg k Wir wünschen im Interesse der Wahrheit und der politischen Moral mehre solcher perfiden Apologien wie den erwähnten Artikel des Morning Chronicle, der der geschichtlichen Wahrheit so frech in die Augen schsägt, und selbst die Andersdenkenden, die Zweifelnden und Gleichgültigen in und außer England werden eS sich offen gestehen müssen, daß das Be nehmen Englands gegen Griechenland ein unchristliches, ein inhumanes und ein treuloses sei! **Aerlin, 14. Oct. In der heutigen Verhandlung des Polen- processeö wurden nach einander die drei Angeklagten Lobodzki, Cey- nowa und KleözczynSki vernommen. Joseph Lobodzki ist 49 Jahre alt und aus dem Königreiche Polen gebürtig. Seit dem Jahr 1836 fun- girt er als Pfarradministrator in Klonowken. Jm December 1845 wurde er durch Trojanowski in die Verschwörung ausgenommen. Er bildete fortan den örtlichen Anhaltepunkt für die Jnsurrection im stargardter Be zirke, weihte selbst mehre Personen in die Verschwörung ein und schickte Andere dem Trojanowski zur Aufnahme zu. Später wurden in seiner «eve*vritk. Deutschland. München. Landtag. ** Leipzig. England und Grie chenland. «eenGen. ** Leriin. Der Polenproceß. (*) Aerlin. Prinz Wasa, 's von der Weser. Herford und Bielefeld. Oesterreich. Wien. Die Cholera. — Der Unfall bei Komorn. Spanien. Der Herzog von Valencia. Der Ministerwechsel. Serrano. Mroffdritannien. Das Staatreinkommen der letzten drei Monate. Die Königin Adelheid. Die liverpooler Deputation an den Schatzkanzler. Hr. Cobden. Krankreich. Die Festungsbauten in Paris. Befestigungen von Hesdin. DaS Geschwader im Mittelmeere. Ruhestörungen in Elbeuf. Hierony mus Bonaparte. Graf WalewSki. Beauvallon. Y- Paris. Algerien. Die Platafrage. Spanien. Hieronymus Bonaparte. Ministerielle Er- klärungen. ' Schweiz» Genf. Das Contingent. Der genfer Rath. — St.-Gallen. Ktalwn. Turin. Die Angelegenheit von Ferrara. ToScana. Neapel. — LoScamscher Programm. — Demonstration in Lucca. *Nom. Consisto- rium. Nom. Die Bürgergarde. Alessandro Gonzaga. Ferrara. > «Ustland und «ölen. Der Erbadel. DÜpkei. Konstantinopel Die Cholera. Lod des Hrn. Wiesenthal. Die UstarS. — Die Rüssen und die türkischen Orden. Ahina. München. Die Engländer. Gützlaff. Atordämerika. Das gelbe Fieber in Neuörleans. Der Zweikampf in Illinois. ivkejie». Der Krieg. Denkschrift de» prenstischen Handelsamt» über die Differen- tialzoUfrage. «ersonalnachrichten. MSifsenfchaft und «unst» * Leipzig. Pocal von Prof. Schwind. -stichndel und Industrie» * Leipzig. Börsenbericht. — Die Zahlungsein stellungen in England. — Berlin. Aknkündtgungen.' D-Ntschka«». München, 13., Oct. Auf der Tagesordnung der Kammer der Abgeordneten steht der Vortrag des SecretairS des Petitionsausschus- ,.s«S über die geprüften Anträge von Abgeordneten, Berathung und Schluß- fassung über die Zulässigkeit der von dem Ausschüsse zur Vorlage an die Kammer geeignet befundenen Anträge. Diese Anträge sind folgende: 1) der bereits bekannte des Abg. vr. Müller wegen Emission von 10 Mill. 3proc. Partialschuldscheine; 2) Vorstellung der Handelsstände Marktbreit und Miltenberg, den Bau einer Eisenbahn von Nürnberg an dieReichs- grenze gegen Frankfurt a. M^ betreffend; 3) Antrag des Abg. vr. Ru land, Sicherstellung der Universitätsprofessoren gegen unfreiwillige Ent fernung von ihrem Amte während der Dauer der durch die Verfassungs urkunde vorgcschriebenen sechs Jahre betreffend; 4) Vorstellung des Ver- «ins der bürgerlichen Bierwirthe in München, ihre Nahrungsverhältnisse betreffend; 5) Antrag des Abg. Herrlen, die Verkleinerung der District« 1er bisher «»gestellten Bezirksgeometer betreffend; 6) der Antrag des Abg. Frhrn. v. Schäzler, die Deckung des zum Eisenbahnbau nöthigen Geldbedarfs betreffend (Nr. 286); 7) Antrag der Abgg. v. Habermann, v. d. Tann rc-, dahin gehend: „daß Se. Maj. der König gebeten werde, baldigst einen Gesetzentwurf hinsichtlich der Umwandlung und beziehungs weise Ablösung drückender Lasten des Grundeigenthums gegen eine den Interessen der Berechtigten wie der Verpflichteten entsprechende Entschädi gung den Ständen des Reichs vorlegen zu lassen"; 8) Antrag der Abgg. Rabl, Fischer, »., die Vorlage eines Gesetzes betreffend, welches die Art und Weise der Prüfung und Berathung der für die diesseitigen sieben Kreise in Aussicht gestellten Aenderungen in der Rechtspflege und Admi nistration bestimmt; 9) Antrag des Abg. Frhr. v. Closen, die Bildung einer Grundrenten - Ablösungskaffe betreffend; IV) Antrag des Abg. Schnetzer, Fixirung und Ablösung aller grundherrlichen Lasten betreffend; II) Antrag des Abg. vr-. v. Scheurl in Betreff der Presse. Er bean tragt, den König zu bitten, zur genauen Vollziehung der verfassungs mäßigen Bestimmungen über die Freiheit der Presse zu verfügen: I) es solle von der Censur in Ansehung aller Gegenstände der inner» Politik wieder gänzlich Umgang genommen werden; 2) «s seien auswärts bereits rensirte Erzeugnisse der Presse keiner Nachcensur zu unterwerfen; 3) es habe die Einziehung des PostdebitS für nicht verbotene Zeitschriften nicht mehr stattzufinden; ä) «S dürfen Beschlagnahmen bereits gedruckter Schrif- i«n und Blätter nur unter genauer Einhaltung der in den tztz. 6—11 der m. VerfassungSbeilage enthaltenen Vorschriften vorgenommen werden. Ähnlichen Inhalts wie der eben angeführte ist der Antrag des Abg. '