Erläuterungen Die zwei bedeutendsten Formen der Orchestermusik vor dem Aufkommen der Sinfonie (ca. 1750) sind die Ouvertüren-Suite und das Concerto grosso. Im Concerto grosso wird das Orchester in zwei Gruppen geteilt, eine kleinere, das Concertino (z. B. zwei Violinen und ein Cello) und eine größere, das Grosso, der ganze Chor der Streicher (Tutti). Beide Gruppen wechseln sich ständig im Spiel ab oder gehen auch gleichzeitig. Das Sinnbild eines Wettstreites, eines Kampfes. Das Wort Concerto heißt ja auch Wettstreit. Die berühmtesten Werke dieser Gattung besitzen wir von Corelli, Abaco, Bach (Brandenburgische Konzerte) und von Hän del (1685—1759). Händels weltmännisches, großzügiges Wesen kommt in seinen Concerto-grosso- Werken zu deutlichem Ausdruck. Saftige Streichergesamtwirkungen, monumental; daneben die edlen, belebten Linien der Concertino-Instrumente, alles vereint sich zu packender Wirkung. Das heute gespielte Werk ist das mit Recht beliebteste Händel’sche Concerto grosso. Die beiden ersten Sätze: Larghetto affetuoso (lang sam, aber leidenschaftlich) und Allegro (rasch) sind von Melancholie durchweht. Satz 3 ist eine Musette (Dudelsackstück), wie sie zu Händels Zeit sehr beliebt war. Ein fast immer mitklingender fester Baßton ist charakteristisch für das Dudelsack stück. Zwei frische Allegrosätze beschließen das Werk. Johannes Brahms Robert Schumann machte in einem Aufsatz „Neue Bahnen“ (1853, Zeitschrift für Musik) auf Johannes Brahms (1833—97) als einen ganz außergewöhnlichen Musiker aufmerksam; und Brahms wurde dadurch mit einem Schlage bekannt. Seine Stellung in der Musikgeschichte ist allerdings dann nicht die eines Tonsetzers geworden, der die Musik in „neue Bahnen“ lenkte, sondern vielmehr die eines ver späteten Klassikers, der nur neuen Inhalt in die alten, feststehenden Formen goß. Aus einem kleinen, musikalischen Kern (Motiv, Thema) durch alle erdenklichen Satzkünste ein großes Gebilde zu entwickeln, so wie es unübertrefflich in Beet hovens 5. Sinfonie geschehen war, das ist auch Brahms’ Stärke. Das Doppelkonzert für Violine und Violoncello (Werk 102) entstand 1887 am Thuner See und trägt im allgemeinen freundlicheren Charakter als andere Brahms’sche Instrumentalwerke. Man äußerte einst Bedenken gegen das Werk, weil es anstatt eins gleich zwei Soloinstrumente in Wettstreit mit dem Orchester stellt, was etwa so wäre, als wenn ein Drama nicht nur einen Helden,