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8SS d«S Fasching» geht hervor, daß neben der großen CarnevalsgrsrUschaft, deren Gebot von 2I15Thlrn. genehmigt ward, die allgemeine CarnevalS- gesellschaft 1112 und die Cäcilie» - Carncvalsgcsellschaft 1000 Thlr. ge- botrn hatte. Unser bedeutendster Zuckerfabrikant, Commerzienrath Joest so»., hat wegen Kränklichkeit zum allgemeinen Bedauern seine Stelle als Ge- meindeverordnetcr niedergelegt; Hr. Joest hat sich während des jetzigen strengen Winters durch eine wahrhaft väterliche und mit ansehnlichen Geldopfern verknüpfte Fürsorge für seine zahlreichen Fabrikarbeiter aus gezeichnet. — Trotz der seit ein paar Wochen bedeutend gewichenen Ge- treidepreise ist unser Brot im Verhältnisse nur wenig wohlfeiler gewor den, und man befürchtet in Folge des jetzt fast unaufhörlichen Regens ein abermaliges Steigen. Fast täglich ziehen hier ganze Scharen von Auswanderern nach Belgien durch, um sich in Antwerpen nach Amerika cinzuschiffen. Das Aussehen der meisten dieser Leute verräth nichts weniger als Wohlhaben heit, und man gewahrt unter ihnen Männer und Frauen von 70—80 Jahren, die sich mit sichtbarer Anstrengung hinter den Gepäckwagen nach dem Bahnhofe hinschleppcn. Läßt man sich mit diesen Auswanderern ins Gespräch ein, so findet man, daß sie durchgängig über die Verhältnisse in Amerika und über das ihrer dort harrende Loos die irrigsten und wi dersinnigsten Ansichten haben. — Der Herzog von Ratibor und der Fürst LichnowSky haben an den Verein für Pferderennen und Thierschau in Ratibor den Antrag gestellt, das diesjährige Pferderennen aufzugcben und die dafür gezeich neten und bestimmten Beiträge, der nothleidcnden Armuth zuzuwenden. Beide versprachen, wenn dieser ihr Antrag angenommen werde, sich aller höchsten Orts zu verwenden, daß selbst der für das jedesmalige Pferde rennen festgesetzte StaatSpreis auch diesmal dem Vereine zukommcn und zu angegebenem Zwecke gebraucht werden könne. (S. Z.) — In der am 6. April vor dem Zuchtpolizeigericht in «Köln ver handelten Verleumdungsklage wider die Gräfin Hatz seidt (Nr. IV2) trug, wie der heutige Rheinische Beobachter berichtet, das öffentliche Mi nisterium auf Abweisung der Klage und Freisprechung der Gräfin an. Oesterreich. Der vormalige Fürst von Serbien, Mi losch, wird sich, wie ver lautet, mit einer Kaufmannstochtcr in Wien vermählen; sein früher be absichtigter Ankauf von Gütern in Oesterreich und seine Ansässigmachung in Wien dürften aber unterbleiben, da Fürst Milosch und seine Gemah lin sich nach Italien begeben werden. (S. M.) Portugal. Aus Lissabon sind Berichte vom 31. März cingegangen, welche in etwas die erfolgte Absendung von Marinetruvpcn aus England erklä ren. Die Insurgenten hatten nämlich Sa da Bandeira mit 1500 M. auf drei Dampfschiffen von Oporto abgescndet, die auch ohne Schwierigkeit die Blockade durchbrochen hatten. In Lissabon besorgte man, von dieser Expedition angegriffen zu werden und die Garnison war deshalb die Nacht vor dem Abgänge der Berichte unter den Waffen. Der gänzliche Mangel an Geldmitteln und das Fehlschlägen der gethancn Schritte zu einer Anleihe erschwerte die Lage der Regierung immer mehr und verstimmte bereits sehr eifrige bisherige Anhänger der Königin. Die Annahme britischer Vermittelung wurde immer wahrscheinlicher. Ein Ge rücht ließ, den spanischen Obersten Bucnago, welcher von Madrid mit einer ähnlichen Mission wie der britische Oberst Wylde nach Portugal geschickt worden ist, mit einem vorläufigen Entwürfe zu einem Vergleiche zwischen Saldanha und den Insurgenten angekommcn sein. In Oporto herrschte Ordnung und Ruhe und die Stadt war mit allen Bedürfnissen reichlich versehen. Am 30. März hatte Saldanha noch durchaus nichts gegen dieselbe unternommen, und von Seiten der Junta war auch keine Bewegung gegen ihn gemacht worden. , Spanien. Die Gaceta de Madrid vom 3. April bringt wieder eine Reihe von Ernennungen. General Don Jose Manso ist zum General- capitain von Valencia, General Don Fernando Fernandez Cordova zum Generalcapitain von Neucastilien, General Don Segundo de Ulibarri zum Generalcapitain der Canarischen Inseln bestellt worden; Gcneral- inspcctor der Reiterei ist an Pezuela's Stelle General Don Jose de la Concha, Generaldirektor des großen GcneralstabeS Gencrallieutenant Don Francisco de Paula Figueras geworden. Hr. Patricio Escosura ist zum Gefe Politico der Hauptstadt eingesetzt worden. — Das Eco del Comercio vom 3. April enthält: die Entfernung des Hrn. Martinez de la Rosa vom Botschafttrpostcn in Paris und des sen Besetzung mit dem Herzoge v. Valencia (General Narvaez) solle TagS vorher bestimmt entschieden worden sein. Ebenso scheinen wichtige Aenderungen im Palast erfolgt und der Intendant Hr. Egana sowie die Marquise v. Santacruz entfernt worden zu sein. Die Generale van Ha len und Osorio haben Pässe zur Rückkehr nach Spanien erhalten. — Man schreibt aus Madrid, daß die Regierung beschlossen haben soll, für 50,000 Piaster Pferde für die Cavalerie anzukaufen; Of fiziere versichern, daß sich nicht 3000 diensttaugliche Pferde in der Armee vorfinden. — Dieser Tage erhielt der portugiesische Gesandte von seinem Hofe die Anweisung, für den Fall, daß eine bewaffnete Intervention Spa niens nicht zu erreichen wäre, die Erlaubniß zur Anwerbung einer Legion von 6000 M. auszuwirkcn. Allein da die spanische Regierung selbst im Begriffe steht, eine Aushebung von wenigstens 25,000 M. zu verfügen, so dürften auch diesem Anträge sich wol einige Schwierigkeiten in den Weg stellen. Großbritannien. London, 7. April. ES hat immer sein Unangenehmes, einen selbstgefälligen Jrrthum zer stört zu sehen, bemerkt die Times in einem längcrn Artikel über die von den Rcpealern so oft wiederholte Behauptung, daß England allein 60 Mill, an Irland schulde, indem es zwar bei der Union die irische Schuld mit aufsich genommen, Irland aber dagegen einen Theil der viel größern britischen Schuld aufgebürdct habe, deren Verzinsung Irland seitdem antheilig tragen müsse. Das Specielle dieser Verhältnisse ist jetzt in amtlichen Nachweisen des Schatzamtes dem Parlamente vorgelegt wor den und auf Grund derselben zieht denn die Times einen Abschluß der Rechnung mit Irland, damit man doch einmal sehe, wie die Sachen sich ausnchmeNiwürden, wenn die Union beiderseitig aufgehoben werden sollte. Aus den Belegen des Schatzamtes erhellt nun, daß am I. Febr. 1817 die fundirte Schuld Irlands etwas über I30V? Mill, betrug. Durch den Jncorporationsvertrag wurde die Zinscnzaklung davon auf den briti schen Schatz übernommen und ist seitdem von ihm geleistet worden. Ge genwärtig beträgt dieselbe noch über 4 Mill. Pf. St. Nun sagen die Repcalcr, Irland habe für die Selbstbczahlung seiner 4 Mill, zu seinem größten Nachtheilc die Mitbezahlung der 27 Mill. Zinsen rc. für die bri tische Schuld eingetauscht und anstatt einer ablösbaren Schuld von 130' Mill, eine unablösbare von 800 Mill, sich aufgeladen. In Irland wird das sehr allgemein geglaubt, und England gilt dort deshalb für einen schlauen Fuchs, weil es das Schwcsterland so barbirt habe. „Wir brau chen indeß kaum anzuführen," fährt die Times ironisch fort, daß wir,- Repealerzwecke ausgenommen, kein Recht auf dieses Nationalcompliment besitzen. Gewonnen haben wir durch die Vereinigung der Schatzkammern durchaus nichts, Irland aber hat nicht das Geringste dabei verloren. Was für hypothetische Klagen, oder welche Ansprüche auf Ehren jetzt Irland als Mitinteresscnt bei den Reichsschulden erheben mag, ihm ist kein wirk licher Nachtheil dadurch geschehen, weil cs wenig Andreß als eben nur : seine.Schulden mitzubringen hatte. Irland war beständig in der Alter natives entweder seine laufenden JahresauSgaben zu decken und keine Zin sen für^, seine Schuld zu bezahlen, oder die Zinsen zu zahlen und den Reichsschatz seine Verwaltungskosten zahlen zu lassen. Da nun der Zin-, scnbedarf in der Regel dem irischen Einkommen gleich war, so ist Irland für seinen Verwaltungsaufwand der Schuldner Englands geworden. Die : amtliche Zusammenstellung des Aufwandes für Verwaltung und Verzin- - sung der Schuld v. 1817—1820 und von 1840—1846 wird das näher darthun. Das Einkommen Irlands 1817 war 4,384,816 Pf. St., der Verwaltungsaufwand 4,209,016 Pf. St., blieben 175,809 Pf. St. zur' Verzinsung der Schuld, wozu aber 6,032,111 Pf. St. erforderlich wa-, ren, und also aus dem Reichsschatze 5,856,311 Pf. St. zugcschossen werden mußten. Die Einnahme 1820 war 3,605,446 Pf. St., der Ver- waltungsauswand 4,696,347 Pf. St., was also hier schon ein Deficit von 1,090,901 Pf. St. ergab, wozu der Betrag der Verzinsung der iri- . scher. Schuld mit 5,999,988 Pf. St. kam, sodaß im Jahre 1820 auö dem Reichsschatze 7,090,886 Pf. St. zugelegt werden mußten. Seit 1840 stellt sich in Folge der erfolgten Verminderung der irischen Schuld und Verein fachung der Verwaltung das Verhältniß günstiger, allein Irland bedurfte doch stets 2'^ — 3 Mill. Zuschuß. Sein Einkommen 1840 betrug 4,013,100, sein Verwaltungsaufwand 2,289,672 Pf. St., blieben sonach 1,723,428 Pf. St. als Beitrag zu der 4,281,593 Pf. St. verlangenden Verzin sung, sodaß 2,558,465 Pf. St. zugeschossen werden mußten; 1842 war die Einnahme 3,934,369, der Verwaltungsaufwand 2,390,245, der Be darf für die Verzinsung 4,260,595 und demnach der crfoderliche Zuschuß 2,716,511 Pf. St. Im Jahr 1846 endlich hat die irische Staatscin- nähme 4,692,463 Pf. St., der dortige Verwaltungsaufwand 3,114,451 Pf. St. betragen; dies gab einen Ueberschuß von 1,278,009 Pf. St-, wozu der Reichsschah noch 2,898,449 Pf. St. zuschießen mußte, damit die Verzinsung der irischen Schuld mit 4,176,458 Pf. St. bestritten wer den konnte. Alle diese Zuschüsse fließen natürlich aus den Taschen der - Steuerpflichtigen in England und Schottland. Das aber ist es, was der Genius irischer Romantik als eine Beschwerde schildert und ernstlich Ir land die Schulden Englands aufbürden nennt. In den obigen Berech nungen ist natürlich nichts von den Vorschüssen und Ausgaben angesctzt, welche die Freigebigkeit der Regierung in diesem Jahre für Irland machte. Allein sie geben an sich schon eine volle Einsicht in die pecuniairen Vot- theile, welche England aus seinen irischen Hülfsquellcn zieht, und zu gleich eine Darlegung der irischen Theorie vom Gläubiger und Schuldner.