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Dienstag Nr 1«3. 13. April 1847. UM Deutsche Allgemeine Zeitung. rML «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueve»b^ick^ Deutschland. * * Leipzig. England und Griechenland. — Das bairische Gesetzgebung«»»»?. DicLheuerungszulagen. — Die bairische Presse. Dres den. Prinz Albert im ObcrappellationSgcricht. — Die Deutsche Zeitung. — Hr. Henkel. Darmstadt. Landtag. ^Weimar. Landtag. "Kre- men. Industrie in Barel. Die Seesalzsicderci auf Wangeroge. Preußen. * */öerlin- Agitatoren. *Äöln. Der Gemeinderath. Hr. Joest »on. Die Brotpreise. Auswanderer. — Die Pferderennen in Rati- bor. — Die Gräfin Hatzfeldt. Desterreich. Fürst Milosch. Portugal. Die Insurgenten. Ordnung in Oporto. Spanien. Ernenüungcn. Stellenwechsel. Die Cavaleric. Anwerbung für Portugal. Großbritannien. Die irische Schuld- Der spanische Ministcrwcchscl Hr. Laboucherc. Die Noth in der Grafschaft Cork. Der türkische Ge sandte. Frankreich. Dcputirtenkammer Die Zeitungen. Der Prinz von Join ville. O'Connell. Preismcdaillc. Vertrag mit den Sandwichinseln. "Paris- Hr. Chaudey. Schweiz. Politische Lrauerfeier im Canton Bern. Italien. Der Herzog von Modena. Der König von Sardinien.— Don Enrique. *Aom. Die Criminalrechtspflcge. Eerbien Lod des Erbprinzen. Türkei. Die griechische Differenz. Wissenschaft und Kunst. "Leipzig. Lheatcr: Brandenburg s Oper „Die Belagerung von Solothurn". Handel und Industrie. * Leipzig. Börsenbericht. — Frequenz der Leipzig-Dresdner Eisenbahn. — Wasserstand der Elbe. — Leipzig. Ankündigungen. Deutschla«-. "Leipzig, 10. April. Wenn es wahr ist, was neulich den Zei tungen mitgetheilt ward, daß Lord Palmerston mit Bezug auf die von der englischen Regierung gegen Griechenland beschlossenen feind seligen Maßregeln gesagt habe: „äs m'ombsrrasse pou Oos oonsö- guonoos", so wäre das zwar eines die Zukunft auch schon in der Ge genwart klug beachtenden und berechnenden Staatsmannes nicht gerade sehr würdig, cs dürfte jedoch der englischen Politik selbst wol zuzulrauen sein, daß der großbritannische Minister der auswärtigen Angelegenheiten gerade in Bezug auf die Verhältnisse zu Griechenland nicht ohne Absicht in einer so verächtlichen Weise sich habe aussprechen wollen. Indessen würde cs denn doch für die englische Politik selbst bezeichnender gewesen sein, wenn der edle Lord in jener doch immer unpolitischen Phrase ein einziges Wort geändert und vielmehr gesagt hätte: „le m'ombarrs8,so pou Oes principes!" Denn in dcrThat zeigt sich in einem Verhältnisse, wie die Behandlung der griechischen Frage von Seiten der Politik ist, nicht leicht eine größere Jnconsequenz, nicht leicht eine auffallendere Grund satzlosigkeit, als in der Art und Weise, wie England die griechische Sache von Anfang an angesehen und behandelt hat. Man gehe nur die Ge schichte dieser Behandlung der griechischen Sache von der offenen Unter stützung der Türken gegen die Griechen im Jahr 1821 und den folgen den Jahren bis in die neueste Zeit durch, wenn man dazu die Lust hat und die Geduld nicht verliert; man thue Das, aber man vergesse dabei auch nicht, daß dazwischen die veränderte Politik Canning'S und die Schlacht von Navarin mit den der griechischen Sache günstigen Folgen jenes, nachmals als untovarO bezeichneten Ereignisses, sowie die Errich tung eines griechischen Königreichs liegt, an der auch England Theil nahm, und nach dessen schwerer Geburt auch England Pathenstelle bei diesem MäuSlein übernahm, obschon Lord Aberdeen bereits im Jahr 1828 als Staatssecretair des Auswärtigen die Schöpfung eines unabhängigen grie chischen Staats für ein Uebel erklärt hatte, derselbe Lord Aberdeen, der am ZI. Jul. 1815 im Oberhause das naive Bekenntniß ablegte, daß England in Griechenland keinen andern Einfluß such«, als den der Handel mit Grie chenland gewähre! ES scheint nun aber, daß England im Jahr 1847 einen andern Einfluß in Griechenland sucht als den der Handel mit ihm gewährt — der Handel, dessen Störungen in Folge der griechischen Revolu tion zuerst im Jahr 1826 den Entschluß der englischen Regierung herbei- führten, sich der griechischen Sache anzunehmen; es scheint, daß England die gegenwärtige griechisch-türkische Differenz auSbeuten will, nicht bloö zuv-Demüthigung Griechenlands, vielmehr zur Vernichtung seiner Selb ständigkeit und Unabhängigkeit. Allein eben so scheint cs, als habe man jetzt von Seiten gewisser Cabinctc, außer denen der drei Schutzmächte, über die Zukunft Griechenlands und über Das, was man dieser Zukunft unsi-dcn Interessen Europas schuldig sei, andere Ansichten, als dies frü her der Fall gewesen, und namentlich scheint dies von dem österreichischen Cabinct gellen zu müssen. Man muß wenigstens Dergleichen aus der Nachricht (Nr. 08) schließen, daß eine Note des Fürsten ».Metternich an de» österreichischen Gesandten in Konstanlinopel gelangt sei, welche den selben anwcise, die Interessen Griechenlands gegen die Anfoderungen der Pforte un,d die Einflüsse gewisser europäischer Mächte nachdrücklich wahr- zunc^mcn. Wäre dies wirklich der Fall, so hätte man allen Grund, über diese veränderte Ansicht sich zu freuen und ihr die gebührende Geltendma chung zu wünschen; und wäre diese Acnderung eine Folge der Mitthei- lungcn und Aufschlüsse des österreichischen Gesandten in Athen, Hrn. Pro- kcsch v. Osten, der erst vor kurzem von Wien auf seinen Posten zurückge- kchrt ist (Nr. S!>), so wäre dies nicht der geringste Dienst, den dieser, mit den Zuständen des Orients und den Verhältnissen in Griechenland wohlbekannte und dabei wohlmeinende Staatsmann Griechenland und Deutschland erweist, und der vielleicht bestiiMt ist, einer neuen, von der heutigen Zeit gefederten Politik gegen Griechenland die Bahn zu brechen. — Nach dem Nürnberger Corrcspondenten hat das Ministerium Mau rer die Leitung des Gesetzgebungßwerks selbst übernommen. Sämmt- liche Mitglieder der Commission, mit Ausnahme des Präsidenten und des Professors Arndts, aber mit Zutritt des Oberappcllationsraths Molitor, bleiben als Ministerialrcferentcn im Fache der Gesetzgebung arbeitend. — Die Thcuerungszulagen sind, mit einigen Modifikationen, um drei Monate verlängert worden. — Aus Baiern vom 4. April versichert die Karlsruher Zeitung: „Die Gnüchte von einer Acnderung unserer Preßverhältnisse durch Frei- gebung der periodischen Presse über die innern Angelegenheiten und durA Erlnffung einer neuen Censurinstruction für die auswärtige Politik werde» sich vorläufig nicht verwirklichen. Man scheint vielmehr die den Zeitungen durch Anweisung der Sensoren zu einem mildern Verfahren gewährte Er leichterung in so lange für genügend zu halten, bis eine definitive Rege lung der Prcßangelegenhcit im Wege der Gesetzgebung eintreten kann. Wann diese erfolgen wird, ist freilich noch unbestimmt, doch dürften, was die innere Politik betrifft, auf dem nächsten Landtag in dieser Beziehung Einleitungen getroffen werden." Dresden. Am 22. März wohnte Prinz Albert einer Sitzung im Criminalscnate des Obekappellaüonsgcrichls bei, wobei ihn der Prä sident des Gerichtshofs, wirkl. Geheimrath vr. v. Langenn, mit folgen den Worten begrüßte: .,,Mit Freude und mit vaterländischem Hochgefühl begrüßen wir Ew. Königl. Hoh. in unserer Mitte. Ich darf hinzufügen, daß für mich noch ganz besonders dieser Augenblick ein rührender und feierlicher sei. Mir ward die Ehre zu Lheil, Ew. Königl. Hoh. Jugend zu leiten, Ihnen in einigen Dis- ciplinen Unterricht zu crtheilcn; jetzt sehe ich Sie, mein geliebter Prinz, hcrangewachsen, jetzt sehe ich meine Hoffnungen theils erfüllt, theilS der Er füllung immer mehr cntgegenreifen, es sind dies Hoffnungen für Fürst und Vaterland. Ew. Königl. Hoh. ist noch in frischem Andenken, wie oft die Gerechtigkeit und die Rechtspflege Gegenstand unserer Gespräche, unserer Studien waren; ich freue mich, daß ich heute mit vollster Wahrheit, mit Beifall meines Gewissens, als Vorstand des obersten Gerichtshofs unserS Vaterlandes, in Gegenwart meiner collcgialischen Freunde sagen darf, daß der Gerechtigkeit nie anders gedacht ward, al« daß sie sei eine Basis alles StaatslebenS, ein guter Schild für Fürst und Volk. Ew. Königl. Hoh. Geist und Herz waren früh erfüllt mit der ewigen Wahrheit, daß man Heil dem Könige rufen könne, dessen Thron ruht auf Gerechtigkeit, Heil dem Volke, welches regiert wird von einem gerechten Könige. Früh wurden Sie, mein Prinz, geführt zu den Tafeln Klio's, wo Diejenigen, welche Gerechtigkeit übten, umgeben sind mit ewigem Stcrnenkranz, und Die, welche der Ge rechtigkeit absagtcn, im Schatten der Nacht stehen. Wo die Iustizpflege sich nicht selbständig bewegt, wo der Richter den reinen Richterstab beugt vor Ansehen der Person und aus Rebenrücksicht, da welkt die Blüte de« Landes, da zieht ein das Verderben, da erbleicht der Glanz des Thrones, da erlischt der Ruhm des Volk«. Schwert und Wage, die« sind die Anfänge unserer Fürsten; und wie unsere Väter dem Banner der Markgrafen von Meißen au« dem Hause Wettin und dem Feldruf unserer Kurfürsten de« heiligen Reichs deutscher Nation folgten, so suchten und fanden sie auch ihr Recht bei und unter ihren Fürsten; und wenn cs eine Zeit gab, wo man zweifeln. mochte, ob das gute Recht noch seine Herrschaft habe, so verschwand diese Zeit