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Nr 22S. 17. August 1847. Dienstag WW Dmtsche Allgeweitte Zeitttttg. ZWL »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Deutschland. sÄus Süddeutschland. Frankreich« Politik in Betreff Italien« und der Schweiz. — Kairisches UniversitätSwefen. — Graf v. Schönborn. * Mains. Da« Festmahl. Hr. Glaubrech. — Der Bundes tag. Da« Preßaeseh. ^treuHe«. **Kerlin. Der Polenproceß. K Königsberg. Die Schutzen- ailde. Die freie Gemeinde. Die Getreidevorräthe. Die Nernte. Feuer. Defterreich. Begnadigung. Dpanien. Der Heraldo. Proclamation. Hr. Pacheco. Der päpstliche Runtiu«. Da« neue Münzsystem. Grotzbrttannien. Die Königin. Der Großfürst Konstantin. Parla ments-Prorogirung. Die Wahlen. Repealverein. Irische Gewaltthätig- keiten. Fallissements. Elektrische Telegraphen. Der Great Britain. Duaakreich. Der'Herzog von Aumale. Tumult in Paris. Excesse in LroyeS. Hr. Baroche. Fehde zwischen dem Bischöfe von St.-Brieuc und Hrn. de Salvandy. Hr. Teste. Der Proceß Delasalle's gegen Granier de Cassagnac. Bankrott. Die Lyon-Avignoner Eisenbahn. Da«Dampf schiff Comte d'Eu. ** Paris. Hr. Bastiat. svelgien. Das neue Ministerium. Ernennungen. * Krüssel. Lütticher Plan. Die Colonie in Guatemala. Die Industrieausstellung. Niederlande. Generalstaaten. Prinz Heinrich. Hr. Druce. Schweiz. *Aus der westlichen Schweis. Die Lagsatzung. — Freispre chung in Bern. — Der Sondcrbund. Italien. kam. Morichini. Reformen. Der Haß gegen die Deutschen. Sicherungsmaßregeln. Griechenland. Athen- Grivas. KalergiS. Die Albanesen. Personalnachrichten. Wissenschaft und «nnft. ch Leipzig. Die erste deutsche Tonkünstler- versammlung. ** Leipzig. Theater. -Kandel und Huduftrie. »Leipzig. Börsenbericht. * Leipzig. Gene ralversammlung der Livorno-Florenzer Eisenbahn. — Die Magdeburg- Leipziger Eisenbahn. — Frequenz der Leipzig-Dresdner-, Magdeburg- Leipziger- und - Halberstädter Eisenbahn. — Leipzig. Ankündigungen. De »»tsch land. ^Aus Süddeutschland, 12. Aug. Ihr pariser **-Correspcn denk hat wiederholt und zuletzt in Nr. 22Z das Verfahren Frankreichs in Betreff der Vorgänge in Italien und der Schweiz mit einander »«glichen und einen Widerspruch darin gefunden, dessen Ausgleichung er nur in dem Interesse Frankreichs findet, das eben in Italien Schutz, in der Schweiz Hemmung der Reform fodere. So viel Frankreich anlangt, «nd daß es in beiden Fällen nur seinem Interesse folge, mag er darin eben so Recht haben wie in seiner andern Behauptung, daß die französische Opposition, welche jetzt das Verfahren in Betreff der Schweiz miSbil- ligt, am StaatSruder auch keine andere Politik befolgen würde wie die der jetzigen Minister. Dagegen können wir ihm zuvörderst in Betreff der speciellen Beweggründe Frankreichs in der schweizer Sache Nicht beipflich- ten. Wir glauben nicht, daß Frankreich das Zustandekommen Einer grö ßern Republik in der Schweiz besorgt, und daß es ein solche« Zustande .kommen um des moralischen Eindrucks einer größern Republik in Europa willen oder wegen der stärker» Kraft eines so gestalteten SchwcizerstaatS fürchten würde. Einmal ist zur Zeit von einer solchen EinheitSrepublik in der Schweiz keine Rede; die Majorität protestirt selbst gegen die ihr gur Last gelegten CcntralisationSideen; sie will nur jetzt in einem cinzel- «en Falle so handeln, als wäre der Staatenbund etwas mehr Bundes staat als er ist; selbst die im fernen Hintergründe schimmernde Bundes revision würde, wenn sie zur Ausführung käme, schwerlich auch nur so weit gehen wie die von 1803 — 14 bestandene Mediationsacte Napo- leon'S; und dabei möchten, wenn es Ernst damit würde, noch manche Eantone von der Majorität zur Minorität übergehen. Zweitens kvüidc die projcctirte Föderatiorcpublik von höchstens 2'/, Mill. Menschen, welche seit langen Jahrhunderten ein Gedränge kleiner Republiken gebildet und jeden monarchischen Zug ihrer Geschichte längst verloren und vergessen ha ben, so wenig ein einflußreiches politisch-moralisches Präccdenö für Eu ropa sein, wie sie eS jetzt nicht gewesen sind, wie es das der weit bedeu tendem, auch gegen außen große politische Aufgaben verfolgenden Repu blik Venedig nicht gewesen ist. Dabei sehen wir noch davon ab, daß eine so zu Stande gebrachte Staatsgestaltung wahrscheinlich nicht ein anlocken des, sondern ein abschreckendes Beispiel bieten würde, sowie daß sich dieselbe wol allenfalls im augenblicklichen Anlaufe begründen ließe, ihre Behaup tung aber unter verschieden gearteten, verschieden redenden, verschieden glaubenden Stämmen eine langdaucrnde Reihe von innern Kämpfen Her vorrufen und die Wahrheit dcS alten Satzes bestätigen dürfte: vnio ost matvr clisoorckiarum. WaS aber die Kraft dieser EinheitSrepublik gegen außen betrifft, so hat eben die Zeit der MediatjonSacte bewiesen, daß Vereinigung nicht immer staik macht. Und damals hatte die Schweiz noch nicht so viel Renommisterei und Maulheldenthum in ihrer Mitte, was jederzeit ein Zeichen von Schwäche und Verfall ist. Die kleinen Ur cantone, oder Bern, Zürich, Genf haben oftmals allein mehr vermocht als damals die vereinigte Schweiz, und ein einzelner Centralpunkt ist leichter in auswärtige Abhängigkeit zu bringen als ein viclvcriheiltcs StaatS- leben mit Sah und Gegensatz, mit Beitritt und Opposition. Wen» Frankreich die gegenwärtige Bewegung und ihr letztes Ziel, was immer hin jene Einheitsrepublik in der Einbildung der cxaltirtcsten Köpfe sei» mag, mit Abneigung ansieht, so hegt eS nur die Besorgniß: daß eine solche Republik ein Herd des RadicaliSmuS werden und seine Obergewalt unfähig sein möchte, die zuchtlose Schar im Zaume und von vergeb lichen, aber immerhin ärgerlichen Attentaten auf die Ruhe der Nachbar staaten abzuhaltcn. ES fürchtet, daß sich die rohe, radikale Gemein heit von Basel-Land und Waadt und aus den Salons des Hrn. Och sendem über die ganze Schweiz verbreite und für Europa von einem blo ßen Skandal zu einer Belästigung werde, welche zwar keine Staaten stürzen, aber vielen Einzelnen Verderben bringen könnte. ' Auch den Vergleich zwischen Italien und der Schweiz halten wir zur Zeit nicht für zutreffend, und cs würde ein übles Vorzeichen für das Erstere sein, wenn er begründet wäre. In Italien, im Kirchenstaate we nigstens, handelte es sich von Seiten des Papstes um die Aufräumung zahlloser Misbräuche und Verderbnisse, neben treuer Erhaltung de» Grundcharakters der öffentlichen Einrichtungen. Es war eine Reinigung deS StaatSgcbäudcs, kein Umsturz. Damit mußte jeder Redliche sympa- thisircn, und diese Reform ist es, welche Frankreich zu unterstützen ge neigt war. Es scheint freilich jetzt, als wolle auch dort die erhitzte Par tei weit über die Grenzen treiben und benutze dazu die abenteuerliche Ein bildungskraft deS Volks und die Schwäche der Negierung. Solche Ucber- schrcitung würde die französische Negierung nicht beschützen. Indessen ist in Italien viel Strohfcuer, und die Sache schwerlich so schlimm, wie sie aussieht. Wäre das Regiment des Kirchenstaats nicht gar so erbärm lich gewesen, so würde eS auch nicht dazu gekommen sein, und wo der Italiener vernünftig behandelt wird, bleibt er ruhig. Den republikani schen Gelüsten steht in Italien schon die nationale Einhcitsidce entgegen. Die Schweiz aber ist längst über die Grenze vernünftiger Reform hin aus, und bei ihr handelt es sich nur um daS beschleunigte Jagen zu dem äußersten Extrem, zu welchem die einmal angenommenen, meist durch revo- lutionaire Gewallthat zur Herrschaft gebrachten Grundsätze drängen. — In einer Rede, welche der Rector dcr Universität Würzdurg bei einem Abschicdscommers dortiger Studentenverbindungen hielt, er wähnte derselbe unter Anderm, daß die nächsten Tage eine auf liberal ster Grundlage fußende Verordnung über das Studium der allge meinen Wissenschaften bringen dürften, welche gleichzeitig einen lebenskräftigen Einfluß auf das auS seiner Abgeschlossenheit heraustretende Fachstudium üben werde. Die Würzburger Zeitung sagt: „Ein seiner Zeit auch hier verbrei tetes Gerücht, Graf Clemens v. Schönborn sei erschossen im Walde gefunden worden, hat durch einen Correspondcntcn der Bremer Zeitung seinen Weg in die Presse gefunden. (Nr. 226.) Wir können ans guter Quelle versichern, daß die Nachricht aller Begründung entbehrt." * Mains, 14. Aug. Der Enthusiasmus für das bevorstehende große Abgeordnetenbanket in der neuen Anlage ist groß, aber kaum er klärlich. Oie jüngste hessische Ständeversammlung regt durch ihre Resul tate doch gewiß nicht zu Lust und Freude an, denn Rheinhessen hat in dieser Ständeversammlung sein seit fünfzig Jahren bewahrtes, lieb gewonnenes Civilgesetzbuch eingebüßl und jene herrlichen Institutionen dcr Civilche und des Familicnraths zum großen Theile verloren. Die Gesetze, die wir statt der verlorenen erhalten werden, müssen doch erst die Probe bestehen, während die alten von mehr als 5V Millionen Menschen bereits als Kleinode betrachtet wurden. Wo liegt also da der Grund zu großen Festlichkeiten? Man sagt, die rheinischen Abgeordneten hätten wacker für )ie linkrheinischen Institutionen gekämpft und wären nur der Ueberzahl der cnscitigen Abgeordneten unterlegen; für diesen consequentcn Kampf müß- tcn die Vertreter Rheinhessens geehrt werden. Diese Ansicht ist richtig, allein Verehrung finden mehre Abgeordnete bereits hinreichend in ihre» Wahlbezirken, und an Zweckcssen hat eS seit der Heimkehr der Abgeord neten auch nicht gefehlt, wozu also noch ein Collcctio-Zweckrssen in der Provinziqlhauptstadt? Man muß also annchmen, daß das große Fest- >ankct noch einen andern Grund hat, und eS hält nicht schwer, denselben aufzufinden. Vor allen Dingen liegt demselben eine Protestation gegen